30.12.15

Kinokritik: Star Wars - Das Erwachen der Macht (USA 2015) - Mission erfolgreich gescheitert

Der siebente STAR WARS Film, DAS ERWACHEN DER MACHT, ist und bleibt ein Phänomen. Natürlich ist es nicht überraschend, dass der Film sämtliche Rekorde bricht. Was hingegen überraschend ist – zumindest aus unserer Sicht –, ist die große Befriedigung, die er den Fans bringt. Wobei – vielleicht auch wieder nicht. Denn Disney geht mit seinem Reboot der Sternensaga auf Nummer Sicher. Leider sind wir davon nur teilweise begeistert.
© The Walt Disney Company Germany GmbH

23.12.15

Kinokritik: Carol (USA 2015) - Der eiskalte Kritikerliebling

Manchmal geschieht einem als Filmkritiker etwas Seltsames.
Da erscheint ein Film, der in Lobeshymnen ertränkt wird. Der sämtliche Preise abräumt, der auf Festivals für Begeisterungsstürme sorgt, und über den niemand ein einziges Wort verliert, das weniger als eine dahinschmelzende Liebeserklärung ist.
2015 ist CAROL dieser Film. Umso größer war unsere Vorfreude. Und umso größer ist unsere Verwunderung nach dem Abspann, darüber, einen seltsam kalten, künstlichen, gefühlsleeren Film gesehen zu haben, der uns nur bedingt gefallen hat. Dabei ist CAROL durchaus ein gut gemachter Film. Trotzdem kann er einem Zuschauer Probleme bereiten. Wir wagen einen Erklärungsversuch.
© Wilson Webb  DCM

20.12.15

Kevin – Allein zu Haus (USA 1990)

Es ist Weihnachten. Das Haus steht leer und ruhig – bis auf den kleinen Jungen, der sich gewünscht hat, dass seine Familie verschwindet. Und bis auf die beiden zwielichtigen Gestalten, die versuchen, einzubrechen. Doch die Feuchten Banditen haben nicht mit der Beharrlichkeit und dem Einfallsreichtum von Kevin gerechnet! Fertig ist der Riesenspaß für die ganze Familie.
© Twentieth Century Fox

10.12.15

Porträt: Frank Sinatra – Megastar auf Wunsch, Filmstar wider Willen

Er ist einer der größten Megastars der Welt. Nicht nur im Kino, vor allem auf den Bühnen dieser Welt findet er sein Publikum. "Frankie Boy", "Ol' Blue Eyes" - der umtriebige Schwerenöter hat viele Spitznamen und fasziniert bis heute. Von seiner schmerzhaften Geburt über Karrieretiefs und unnachahmliche Comebacks auf der Leinwand, bis hin zu seinem Tod, der die Welt erschüttert. Ladys and Gentlemen: Mister Frank Sinatra
Quelle: DVD "The Concerts of the Americas" © Universal Music

06.12.15

Schöne Bescherung (USA 1989) - Die Weihnachts-Kultkomödie fürs Herz

Das wahnwitzigste Weihnachten der Filmgeschichte beginnt Ende der Sechzigerjahre: Das Weihnachtsfest der Familie Griswold.
Denn als 1989 der Weihnachtsfilm SCHÖNE BESCHERUNG in die amerikanischen Kinos kommt, markiert er einen Schlusspunkt für zwei der erfolgreichsten Comedygeschichten Amerikas: Des Megastars Chevy Chase und der Witzzeitung „National Lampoon.“ Und dieser Schlusspunkt wird, dank John Hughes' Erinnerungsvermögen, noch einmal so richtig besinnlich.

© Warner Home Video

29.11.15

Edward mit den Scherenhänden (USA 1990) – Ein ungewöhnlicher Weihnachtsklassiker

Siehst du, bevor er zu uns kam, hat es niemals geschneit. Aber danach tat es das. Ich glaube, wenn er jetzt nicht da oben wäre, würde es sicher nicht schneien ...
Manchmal siehst du mich noch im Schnee tanzen …

© Twentieth Century Fox

26.11.15

Star Wars (USA 1977) - George Lucas' Krieg um Macht und Erfolg

STAR WARS - gäbe es den Film nicht bereits, müsste man ihn erfinden. Und unsere Welt wäre eine andere ohne ihn. Kein anderer Kinofilm hat unsere westliche Gesellschaft in den letzten 40 Jahren so geprägt, wie George Lucas' von Anfang an auf Megaerfolg getrimmtes Fantasy-Spektakel. Dabei ist STAR WARS vermutlich der durchschnittlichste und unkreativste Streifen, der je gedreht wurde. Und das sogar mit Absicht. Wir schauen einem Film unter die Haube, der, so lächerlich er auch ist, die Welt erobert und sie sich Untertan gemacht hat! Und wir fragen uns: Wieso eigentlich?
© Twentieth Century Fox

09.11.15

Kinokritik: Spectre (GB 2015) - James Bonds Tradition als Enttäuschung oder Konzept?

 JAMES BOND: SPECTRE ist da, und scheint das Publikum ein wenig zu spalten. Begeisterung hier, Enttäuschung dort. Auch wir sind uns diesmal uneinig und fragen uns daher: Ist SPECTRE ein missglücktes Agenten-Psycho-Drama wie es das moderne Kino braucht oder ein gelungenes Stück Spaß-Kino voller Nostalgie? Außerdem warten wir mit einer gewagten Theorie auf!
© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

04.11.15

James Bond jagt Dr. No (GB 1962) - Atomkraft, Rache und Snobismus

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, wusste schon Hermann Hesse.
Als Albert Romolo Broccoli und Harry Saltzman sich 1962 daran machen, eine kleine, britische Romanreihe um einen Gentleman-Spion fürs Kino zu adaptieren, können sie nicht ahnen, dass sie Kinogeschichte schreiben werden.
JAMES BOND JAGT DR. NO wird der Startschuss der langlebigsten und erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten – ein Stück Zeit- und Kulturgeschichte, das sich in seiner Wirkungsgeschichte mit Shakespeare auf einer Stufe sehen darf. Und es beginnt ganz klein und ein wenig albern.
Quelle: DVD „James Bond jagt Dr. No“ © Twentieth Century Fox
Jetzt auf Blu Ray und DVD

29.10.15

Porträt: Winona Ryder – Aufstieg und Fall einer Kinoelfe

Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre führt im Kino kein Weg an ihr vorbei: Winona Ryder ist der vielleicht größte Filmstar der Welt und beherrscht das Kino einer ganzen Generation, prägt die „Generation X“ wie keine andere.
Männer wie Frauen, Junge wie Erwachsene, alle fühlen sich gleichermaßen von ihrer Leinwandaura angezogen, sind fasziniert von ihrer Weiblichkeit und doch kindlichen Ausstrahlung.

Ryder pfeift auf die Ratschläge ihrer Agenten und spielt, worauf auch immer sie Lust hat: kettenrauchende Taxifahrer, mordende Teenager, leicht bekleidete Vampir-Geliebte oder suizidale Borderlinerin – immer wieder brilliert sie mit Feingefühl und stillem Understatement.
Jeder männliche Hollywoodstar steht einmal an ihrer Seite, die größten Regisseure jener Jahre reißen sich um Ryder, den Weltstar. Man schreibt ihr etliche Rollen auf den Leib, und der Druck führt sie ein ums andere Mal an den Abgrund.
Quelle: DVD "Durchgeknallt" © Sony Pictures Home Entertainment

21.10.15

Zurück in die Zukunft II (USA 1989) – Der größte Feiertag der Filmgeschichte

Das war's. Wir haben die Zukunft erreicht.
Als die Autoren und Produzenten sich 1989 daran setzen, den überaus erfolgreichen Zeitreisehit ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mit zwei Fortsetzungen zu versehen, ahnen sie nicht, dass eine ihrer Schnapsideen tatsächlich weitreichende Folgen haben wird. Sie erfinden den wichtigsten Tag der Filmgeschichte: den 21. Oktober 2015.
Quelle: DVD „Zurück in die Zukunft II“ © Universal Pictures Germany GmbH

30.09.15

Porträt: Zum Tode James Deans - Wie sein Mythos auferstand

Am 1. Oktober 1955 läuft eine Nachricht durch Radio und Fernsehen, die die Jugend Amerikas bis ins Mark erschüttert: Ihr Leinwandidol James Dean ist am Tag zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Der Tod des jungen Schauspielers, der erst einen Film ins Kino gebracht hat, soll erst der Anfang eines Mythos werden, den es so nur einmal gibt.
Wie konnte der Tod eines nur wenig bekannten Schauspielers ein solches Phänomen hervorrufen? Was bewirkte sein Tod bei den nachfolgenden Generationen von Jugendlichen? Wieso gilt Dean bis heute als Ikone, schmückt noch immer Jugendzimmer und wirkt als Werbefigur?
Wir haben den September dem Wirken James Deans gewidmet – in unserem letzten Betrag werfen wir einen Blick zurück auf den tragischen und so folgenreichen Tod des Schauspielers.
Quelle: DVD "Giganten" © Warner Home Video

28.09.15

Retrospektive: Jugendrebellion im Kino - Das Erbe des James Dean

Jugend – Kino – Rebellion. Drei Begriffe, die spätestens seit 1955 untrennbar miteinander verbunden sind. Schon immer sind Kino und Film ein Spiegel der Gesellschaft, eine Zeitkapsel sozialer Werte und Normen. Doch spätestens mit James Deans verzweifeltem Auftritt in … DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN wird das Kino auch zum Megaphon der Jugend. Zu ihrer Stimme und ihrem Werkzeug auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Im zweiten Teil unseres James Dean gewidmeten Monats werfen wir einen kurzen Blick auf den Film als Ausdruck der rebellischen Jugend.
Quelle: DVD "Uhrwerk Orange" © Warner Home Video

17.09.15

Kinokritik: Everest (USA 2015) - Abenteuer Alltag am dritten Pol

8848 – eine geradezu magische Zahl, die schon Kinder mit einem ganz bestimmten Punkt unserer Erde in Verbindung bringen: dem Gipfel des Mount Everest.
Jener eine Quadratmeter, der sich so klar von allen anderen auf der Erde unterscheidet, ist einer der am schwersten zugänglichen Punkte auf der Landmasse unseres Planeten. Das macht ihn zu einem der gefährlichsten Orte der Welt – und gleichzeitig einem der faszinierendsten. Der Abenteuerfilm EVEREST versucht, Faszination und Gefahr eines einzigartigen Ortes spürbar zu machen – mit Erfolg. 
© Universal Pictures

10.09.15

... denn sie wissen nicht was sie tun (USA 1955) – Hollywood und der Generationen-Konflikt

Den diesjährigen September widmen wir James Dean und seiner Bedeutung, die - bei einem so kleinen Werk verständlich - weit über die Leinwand hinausgeht. Den Anfang macht sein vermutlich einflussreichster Kinofilm!

"Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"

Quelle: DVD "...denn sie wissen nicht was sie tun" © Warner Home Video

08.09.15

Porträt: Die tausend ungehörten Stimmen des Peter Sellers

Das Chamäleon. Der Mann mit Tausend Gesichtern. Das größte komödiantische Genie des Jahrhunderts. Peter Sellers wird in seiner Heimat England noch heute geradezu verehrt. Es heißt über ihn: „Peter Sellers ist eines dieser selten komödiantischen Genies, die völlig hinter ihren Figuren verschwinden, die dem Publikum keinen Hinweis darauf geben, wer sie im wahren Leben sind.“
Tatsächlich ist der "echte" Peter Sellers selbst den meisten Engländern fremd, so selten erlebt man ihn. Dabei ist er in seiner erfolgreichsten Zeit in England beinahe so populär wie die Beatles.
"Peter Wer?", fragt man jetzt vielleicht. Wie kann es sein, dass einer der berühmtesten Komiker der Welt in Deutschland höchstens als trotteliger Inspektor Clouseau bekannt ist?
Quelle: DVD "Der Rosarote Panther kehrt zurück" © Universal Pictures Germany GmbH

28.08.15

Maggie (USA 2015) - Das melancholische Zombie-Experiment

Mit MAGGIE erscheint gerade ein Zombiefilm, der deutlich mehr Aufmerksamkeit erregt als die meisten anderen Filme seiner Zunft. Zum einen liegt das an seinem Hauptdarsteller: Arnold Schwarzenegger in einem kleinen Independent-Drama, noch dazu ganz wehrlos trotz seiner körperlichen Kraft? Ein Weltstar auf Abwegen.
Daneben spaltet der Film auch mit seinem Inhalt: ein ruhiges, betuliches Familiendrama aus dem Zombieversum – keine Horden, keine Kopfschüsse, kein blutiger Kampf ums Überleben. Kann so was funktionieren?
© Splendid Film

20.08.15

Kinokritik: Southpaw (USA 2015)

Bäm! SOUTHPAW ist einer jener Filme, die das aktuelle Kino so nötig hat wie sonst kaum etwas. Nicht, weil er so überragend wäre - tatsächlich ist der Film bestenfalls Mittelmaß -, sondern weil er zeigt, dass gutes, lohnendes Kino weiterhin in dem immer kleiner werdenden Spannungsfeld zwischen Mega-Blockbuster und Arthouse-Perle existieren kann. SOUTHPAW zelebriert, durchaus unterhaltsam, die Macht des Durchschnitts.
© TOBIS Film

17.08.15

Porträt: Sean Penn - Der Menschenrechtler im Käfig

Du erschaffst dir einen Käfig, basierend auf der Wahrheit und deinem Sinn für die Facetten des Charakters, die die Geschichte erzählen. Wenn du deinen Job gut machst, was ich zu verschiedenen Zeiten meines Lebens mit wechselndem Erfolg geschafft habe, kannst du dich innerhalb dieses Käfigs ziemlich frei bewegen.
Quelle: DVD "Carlito's Way" © Universal Pictures Germany GmbH

15.07.15

Porträt: Donald Sutherland - Der treue Idealist

Du hast den Zuschauern gegenüber die Verpflichtung, eine Art Wahrheit zu liefern. Es ist ein leidenschaftliches Unternehmen. Voller Wunder, Glücksgefühle, aber auch sehr viel Angst davor, zu scheitern oder zu enttäuschen. Davor, dass du deinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wirst, dass du die Wahrheit nicht findest, oder dass sie die Menschen nicht erreichen wird. Dann wärst du ein Versager.

Quelle: DVD "Eine ganz normale Familie" © Paramount Pictures Home Entertainment

13.07.15

Kinokritik: Terminator: Genisys (USA 2015) - Terminator Ex Machina

Tja, nun ist er da, der neue TERMINATOR: GENISYS – und wir sind, das nehmen wir vorweg, eher weniger begeistert.
Immerhin – von vier Alt-Franchises, die dieses Jahr neu befeuert werden, haben sich zwei bisher ordentlich geschlagen (MAD MAX: FURY ROAD und JURASSIC WORLD). Wie STAR WARS VII sich machen wird, erfahren wir im Dezember. Nur für die Reihe rund um den beliebten Terminator war der Neustart leider nix.

© Paramount Pictures

29.06.15

The Terminator (USA 1984) - Der unsichtbare Megaerfolg

Jetzt begreifen Sie doch endlich. Dieser Terminator ist da draußen. Mit dem können Sie nicht verhandeln. Und mit dem können Sie auch nicht vernünftig reden. Er fühlt weder Mitleid, noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor Nichts halt machen, vor gar nichts, solange Sie nicht tot sind.
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

16.06.15

Victoria (D 2015) - Die Stunde nach dem Sensationserfolg

"Ich hatte schon früh das Gefühl, dass VICTORIA irgendetwas werden wird, und alle, die daran beteiligt waren, würden es nicht bereuen, in diesen Wahnsinn einzusteigen."

© Senator Film

15.06.15

Tagebuch eines Skandals (GB 2006) - EinFilmVieleBlogger

EinFilmVieleBlogger lautet die Devise, unter der uns die hochgeschätzten Kollegen des unbedingt empfehlenswerten Blogs schoener-denken.de aufgefordert haben, ein britisches Thriller-Drama der etwas anderen Art unter die Lupe zu nehmen.

In TAGEBUCH EINES SKANDALS kollidieren mit Judi Dench und Cate Blanchett zwei der absoluten Topstars des aktuellen Kinos, und während es leicht fiele, die zwei Dauerkartenbesitzerinnen für eine Oscarnominierung darstellerisch zu unterfordern, dürfen sie hier die volle Bandbreite ihres Könnens aufbieten.
Am Ende ist es der Film selbst, der unter den Forderungen seiner Geschichte ein wenig einknickt.

© Twentieth Century Fox Home Entertainment

11.06.15

Das verlorene Wochenende (USA 1945) - Hollywood entdeckt den Alkholismus

1945 erobern Familiendramen wie MILDRED PIERCE oder Schmachtfetzen wie DIE GLOCKEN VON ST. MARIEN und NATIONAL VELVET die Leinwand.
Doch es ist auch das Jahr, in dem ein österreichischer Regisseur Hollywood einen ganz neuen Filmschwerpunkt schenkt. Mit DAS VERLORENE WOCHENDE liefert Billy Wilder Hollywoods erstes Alkoholikerdrama ab, das - bedauerlicherweise - noch heute, 70 Jahre nach Erscheinen, außergewöhnlich nuanciert und detailgetreu daherkommt.
© Universal Pictures Home Entertainment

02.06.15

Porträt: Angelina Jolie – Hollywoods getriebene Diva wird 40

Nachwuchsstar, Sexsymbol, Junkie, Skandalqueen, Ehebrecherin, Actionstar, Oscargewinnerin, Matriarchin, Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin, Produzentin, Stilikone, Sonderbotschafterin und leuchtendes Vorbild für den Feminismus – in einem Alter, in dem andere Schauspielerinnen allmählich in der Versenkung verschwinden, beginnt Angelina Jolie, sich mehr und mehr zu festigen.
Mittlerweile gilt Jolie als eine der mächtigsten Frauen Hollywoods, als eine der wenigen kompletten Allrounderinnen des Kinos, und könnte sich als eine der größten Hoffnungen erweisen, die Stellung der Frauen im männlich beherrschten Hollywood dauerhaft zu festigen.
Angelina Jolie ist eine der letzten großen Diven unserer Zeit.
Quelle: Blu Ray "Der fremde Sohn" © Universal Pictures Home Entertainment

29.05.15

Jurassic Park (USA 1993) - Als die Computer laufen lernten

1993 läuft mit JURASSIC PARK einer der letzten großen Familien-Blockbuster. Hollywood erfüllt der Welt einen Menschheitstraum – und belebt die Dinosaurier wieder zum Leben.
Knapp 16 Minuten Film verändern die Welt grundlegend. Nicht nur liefert Steven Spielberg einen packenden Technothriller ab und schenkt der Welt das CGI, sondern er bestimmt auf alle Zeit grundlegend das Bild, das die Menschen sich von der Urzeit machen.
© Universal Pictures Home Entertainment

21.05.15

Mad Max: Fury Road (USA/AUS 2015) - Der beste schlechte Film des Jahres

Seit einer Woche begeistert MAD MAX: FURY ROAD das Publikum. Die Resonanz ist überwältigend, und auch wir haben uns nach Sichtung des Films begeistert geäußert. Und noch immer halten wir ihn für unbedingt sehenswert.
Dabei haben wir uns damals schon gefragt: Wieso eigentlich?
© Warner Bros.

15.05.15

Kinokritik: The Babadook (AUS 2014) - Wenn der Horror in uns liegt

Psycho, Alien, Diabolique, and now THE BABADOOK… I’ve never seen a more terrifying film than THE BABADOOK. It will scare the hell out of you as it did me.
- William Friedkin


Auch wenn Friedkins Begeisterung eine Spur übers Ziel hinausschießt - THE BABADOOK ist ein kleines Meisterwerk des psychologischen Thrillers.
Nach der amerikanischen Premiere auf dem Sundance Filmfestival 2014 landet der Film schnell auf den Listen der „Must Sees“ großer amerikanischer Entertainment-Zeitungen wie Entertainment Weekly. 
© Capelight Pictures

12.05.15

Mad Max II - Der Vollstrecker (AUS 1981)

Wortkarge Helden, die eher schießen als zu reden, sind ein klassischer Westernmythos, vor allem befeuert durch Stars wie Clint Eastwood und Sergio Leone.
1981 startet ein Film seinen Siegeszug, der diese Art Held in eine, vielleicht nicht allzu ferne, postnukleare Zukunft transportiert.
Mit MAD MAX II – DER VOLLSTRECKER erlebt das Franchise um den wortkargen, leidgeprüften Ex-Cop Max Rockatansky seinen Zenit – und erschafft ein ganzes Genre, das bis heute fasziniert: die Punk-Apokalypse.
© Warner Home Video

30.04.15

Porträt: Orson Welles - Der Mann, der vier Jahre König war

Orson Welles - der Name erinnert an die Höhepunkte einer einmaligen Karriere: "Krieg der Welten" und CITIZEN KANE.
Welles gilt bereits als Universalgenie, als Urgewalt, Visionär und Egomane, als Besessener, Spieler und Strippenenzieher, da ist er gerade einmal 20.
Fest steht: Er schreibt Filmgeschichte. Sein CITIZEN KANE gilt bis heute als bester Film aller Zeiten. Welles ist ein Wunderkind, ein Genie. Und doch halten sein Einfluss und die Sonderstellung, die er für seinen Erstling erhält, nur wenige Monate.
Sein Absturz wird lang, hart und schmerzvoll. CITIZEN KANE markiert bereits mit 26 Jahren seinen Zenit, von dem Debakel um den Film erholt sich das Wunderkind nie wieder.
Er revolutioniert das Theater. Das Radio. Das Kino. In drei Bereichen macht er sich unsterblich - und hat dafür gerade einmal vier Jahre Zeit, bevor er in den ewigen Kampf gegen seine Schulden, und für seine künstlerische Eigenständigkeit gerät, für die er sich den Rest seines Lebens verkauft.
Quelle: DVD "Macbeth" © STUDIOCANAL

28.04.15

Citizen Kane (USA 1941) Teil 2: Das Kunstwerk

CITIZEN KANE ist einer jener Filme, über deren Titel jeder Cineast früher oder später stolpert. Begriffe wie „Meisterwerk“, „Jahrhundertfilm“ oder sogar „Bester Film aller Zeiten“ sind dabei noch dezente Beinamen, die man Orson Welles‘ Regiedebüt anhängt.
Dass es den einen besten Film aller Zeiten nicht geben kann, liegt auf der Hand. Umso mehr stellt sich die Frage, wie CITIZEN KANE diesen Nimbus erhalten konnte. Was genau macht CITIZEN KANE überhaupt so ungewöhnlich, so bewundernswert, so unterhaltsam?
Denn, soviel steht fest: Es ist einer der besten je gedrehten Filme!
© STUDIOCANAL

23.04.15

Citizen Kane (USA 1941) Teil 1: Der Mogul

CITIZEN KANE ragt wie ein Gebirge aus der Filmlandschaft heraus.
Weit sichtbar überstrahlt er hundert Jahre Filmgeschichte, von jedem Punkt des cineastischen Universums aus zu sehen. CITIZEN KANE ist ein Titan, ein weithin strahlendes Leuchtfeuer der Kunst – aber auch ein in die Wolken ragendes Mahnmal.
Denn CITIZEN KANE ist auch ein Grabstein, der trutzige Zeuge einer Schlacht, die den Boden erbeben ließ. Der Ort, an dem die fleischgewordene Hybris, der Kampf zweier Götter, oder solcher, die sich dafür hielten, ihre Opfer forderte.
Wer nun meint, diese Einführung sei vielleicht ein wenig zu dramatisch, der kennt nicht den Kampf, der hinter den Kulissen um CITIZEN KANE tobte. Hier rangen, buchstäblich, zwei der größten Egos der amerikanischen Öffentlichkeit miteinander - unerbittlich. Ausgelöst durch ein 24-jähriges Wunderkind, das sich in seiner Selbstüberschätzung mit dem einst mächtigsten Mann der Welt anlegte: dem Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst.
Bild ist gemeinfrei

07.04.15

Flammendes Inferno (USA 1974) - Der Höhepunkt des Katastrophenfilms

Ein guter Film braucht einen guten Bösewicht – diese Binsenweisheit ist so alt wie die Kunst des Erzählens.
Doch immer wieder gelingt es findigen Erzählern, ganz ohne Finsterling ein packendes Drama zu inszenieren – statt Gangstern und eifersüchtigen Neidern müssen die Helden mit den größten aller Gegner auskommen: Mutter Natur und Vater Technik. Plötzlich kämpfen sie gegen Erdbeben, Meteore, Flugzeugunglücke und sinkende Schiffe. In den Siebzigern erlebt der „Katastrophenfilm“ seine erste Blütezeit – und erreicht seinen Höhepunkt mit FLAMMENDES INFERNO.
© Warner Home Video

04.04.15

Frohe Ostern UND Blog-Parade

Endlich Ostern!!

Heute gibt es ein kleines Osterpräsent für uns und euch: Unser freundlicher Kollege Michael Scharsig von Der Filmtipp hat uns für eine Blog-Parade nominiert. Thema: „Überfällige Buchverfilmungen“.

Da wir über die Feiertage eh nichts Großes vorhaben, bedanken wir uns herzlich für die Nominierung und spannen euch nicht länger auf die Folter!
© der Collage: Duoscope - Der etwas andere Filmblog

30.03.15

Porträt: Warren Beatty - Hollywoods letzter Allrounder

Warren Beatty dreht in 40 Jahren "nur" 23 Filme. Doch was für welche!
Vier Filme, die er selbst inszeniert, erhalten zusammen 7 Oscars bei 29 Nominierungen und Dutzende weitere Preise. Als Produzent und Drehbuchautor erhält er weitere sechs Oscars bei 24 Nominierungen plus Auszeichnungs-Kleinkram.
Über Jahrzehnte ist Beatty einer der einflussreichsten und berühmtesten Stars Hollywoods.
Dennoch hält sein Ruhm nicht an. Während andere Stars seiner Zeit, wie Robert Redford und Clint Eastwood, immer noch als Schauspieler, Regisseur oder Produzent aktiv sind und das Filmgeschäft voranbringen, ist Beatty völlig von der Bildfläche verschwunden und mittlerweile in Vergessenheit geraten. Zurecht? Wer ist der Mann, der Hollywood jahrzehntelang prägt?
Quelle: DVD "Bugsy" © Sony Pictures Home Entertainment

24.03.15

German Angst (D 2014) - Blutige Wiederbelebung deutscher Horrortradition

Nein, bescheidene Ziele kann man den Machern der deutschen Horroranthologie GERMAN ANGST wirklich nicht vorwerfen. Sie wollen nicht weniger, als den Staffelstab wieder aufnehmen, den das deutsche Kino einst fallenließ, als es weltweit für seine fantastischen Horrorfilme wie DER GOLEM, DAS CABINET DES DR. CALIGARI und NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS berühmt war, bis das Dritte Reich kam, und Deutschland fortan nur noch Klamauk und alberne Komödien auf die Leinwand brachte. Aber kann man die einst großen Horrorwerke des deutschen Expressionismus' sehenswert in die Moderne übertragen?
© 2013 Kowakowski Films

18.03.15

Still Alice (USA/FR 2014)

Guten Morgen. Es ist eine Ehre, heute vor Ihnen zu sprechen. Die Dichterin Elizabeth Bishop schrieb einst: "Die Kunst des Verlierens ist nicht schwer zu beherrschen, denn es scheint, dass soviele Dinge dazu bestimmt sind verloren zu gehen, dass ihr Verlust wahrlich keine Katastrophe ist." Ich bin keine Dichterin, ich bin nur ein Mensch, der an früh einsetzendem Alzheimer erkrankt ist, und als dieser Mensch lerne ich die Kunst des Verlierens jeden Tag. Ich verliere meine Orientierung, ich verliere Gegenstände, ich verliere Schlaf. Aber vor allem verliere ich meine Erinnerungen ...
© Polyband

23.02.15

Wir brabbeln noch - Duoscope feiert 1. Geburtstag

Happy Birthday to us!
Heute vor einem Jahr sind wir mit unseren ersten Artikeln online gegangen! Seither hat sich viel bewegt. Wer Zeit und Lust auf Zahlen hat, darf gerne reinkommen und mit uns ein bisschen Feiern. Kuchen steht in der Küche!
© Duoscope - der etwas andere Filmblog

20.02.15

Kinokritik: Whiplash (USA 2014) - Der Preis der Perfektion

Dass man auf einem Konservatorium nicht den Spaß seines Lebens findet, sollte einem der Name bereits sagen. Was der junge Schlagzeuger Andrew dort allerdings durchlebt, erweist sich als eines der sehenswertesten, straffsten und mitreißendsten Psychoduelle seit langer Zeit. WHIPLASH reißt seine Zuschauer in die Tiefen des menschlichen Ehrgeizes, in einen packenden Kampf um die Menschlichkeit und die bedingungslose Liebe zum Jazz.
© Sony Pictures

18.02.15

Porträt: Macht und Makel des Oscars (Teil 2: Der Charme des goldenen Ritters - Die Oscars)

Oscar. Dieser sagenumwobene Name steht für den begehrtesten Filmpreis der Welt.
Doch was macht die Faszination dieser kleinen Goldstatuette aus? Was ist ihr Mehrwert, und hat sie überhaupt einen? Für jeden Filmschaffenden steht der Gewinn eines „Oscars“ als großer Traum am Horizont. Aber nutzt der Preis seinen Gewinnern wirklich etwas? Sind es wirklich nur „Trends“ und „Fehlentscheidungen“, die die Oscarvergabe bestimmen? Und gibt es ihn am Ende doch, den vielgerühmten „Oscarfluch“?
Quelle: DVD "In & Out" © Universum Film GmbH

09.02.15

Porträt: Macht und Makel des Oscars (Teil 1: Hollywoods Elite-Club – Die Academy)

Er gilt als der größte und bedeutendste Filmpreis der Welt – der Oscar! Ein Ritterschlag für jeden Filmschaffenden, Einzug in den Olymp einer Profession, die höchste Auszeichnung und Anerkennung, die es zu erringen gilt.
Zeitgleich ist er einer der umstrittensten Preise der Welt – manche Kritiker werfen ihm vor, statt der Qualität der Filme vor allem ihre politischen oder sozialen Umstände zu berücksichtigen. Die anderen beklagen, dass der Gewinn eines Oscars hauptsächlich das Ergebnis einer erfolgreichen Marketingkampagne sei, und der Preis daher nur ein kurzlebiger Beliebtheitswettbewerb.
Doch was genau ist er nun, der Oscar? Um das zu ergründen, werfen wir einen Blick hinter die glamouröse Fassade, direkt auf das Wesen des mächtigsten Filmpreises der Welt.
© Duoscope - der etwas andere Filmblog
Marcos Blick:

Um den Oscar und seine Ambivalenz zu verstehen, muss man vor allem die Organisation verstehen, die hinter dem Oscar steht: Ein elitärer Club, der sich nur ungern in die Karten schauen lässt: die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences!

Louis B. Mayers erste 36


Die Academy ist das Kind einer der aufregendsten Zeiten Hollywoods: der späten Zwanziger!
1927 befindet sich das erste filmkünstlerische Mekka der Welt im Wandel. Das Medium „Film“ entwickelt sich gerade von einer experimentellen Vergnügungsform zu einem millionenschweren Geschäft. Zwanzig Jahre lang haben Träumer und Unerfahrene das Medium bevölkert, und in Europa tun das kreative Innovatoren wie die deutschen Expressionisten oder der findige Brite Alfred Hitchcock noch immer.

In Los Angeles aber wächst eine ganze Stadt aus der kargen Wüste, die nur ein Thema kennt: Leinwand-Unterhaltung. Hier sammeln sich die Stars und Starletts aus aller Welt. Autoren tippen an klackernden Schreibmaschinen ihre Drehbücher auf billiges Papier, Regisseure brüllen durch blecherne Flüstertüten ihre Befehle an Schauspieler, die auf verdorrtem Boden vor Kulissen aus Segeltuch und Holz mit vollem Körpereinsatz herumhampeln –Tonfilm ist allenfalls eine Spielerei, der wenig Zukunft unterstellt wird, und alles muss körperlich vermittelt werden. Kameramänner kurbeln den Film noch per Hand durch ihr Gerät, die Drehzeit für ein Werk beträgt etwa eine Woche, viele Stars bringen 20 oder 30 Streifen im Jahr heraus, und am Ende rennen Hunderte von Vergnügungssüchtige in die Kinos, vor allem in den Großstädten New York, Chicago, New Orleans, und genießen für 25 Cent einen der Streifen. 

Das einst wilde Treiben, bei dem noch wenige Jahre zuvor jeder mit etwas Zeit und Geld irgendeinen Film drehen konnte, ist vorbei: Hollywood organisiert sich. Studios reißen die Stars an sich, und damit auch die lukrativen Filme, und beginnen, ihre Werke selbst zu vertreiben – womit sie den bisherigen Zentralvertrieb der MPCC untergraben. Autoren stellen Regeln auf, um dem Publikum den immer gleichen Kick zu geben. Kurz: Aus der Kunstmetropole wird eine Traum“fabrik“!
Hollywoods aufregendste Zeit: Die Zwanziger! Filmemachen ist noch immer ein Abenteuer und für viele ein Experiment. In diesen Jahren wird das "moderne" Hollywood geboren. Es sind die Anfänge der "Traumfabrik"!
Quelle: DVD "The Artist" © EuroVideo Medien GmbH
Allerdings fehlen dieser Fabrik noch jede Menge Regeln: Weder gibt es einheitliche Techniken, noch geregelte Arbeitszeiten oder -löhne. Noch muss jeder, der den Weg ins Filmgeschäft sucht, eigene Erfahrungen sammeln, eigene Fehler machen – und alleine auskommen.
Genau daran möchte Louis B. Mayer, frischgewählter Chef der Metro-Goldwyn-Mayer Studios, etwas ändern.

Mayer ist vermutlich einer der bedeutendsten Köpfe, die je in Hollywood gewirkt haben. Später wird er das „Star-System“ erfinden, das einzelne Schauspieler gezielt zu Stars aufbaut, um die Zugkraft in Filmen auszubauen. Doch 1927 ist der erfahrene Filmemacher noch auf der Suche nach Möglichkeiten, das Filmgeschäft zu optimieren und weiterzubringen – vor allem die künstlerische Seite.
Ihm schwebt eine zentrale Instanz vor, eine Organisation, die sich um die Filmkünstler bemüht, sie unterstützt und das Medium weiterentwickelt. Vor allem möchte er die Arbeitssituation unter Kontrolle bringen.
Er bespricht sich mit einigen Kollegen, und schließlich steht das Konzept: Mayer will einen Eliteclub gründen, in der die erfahrensten und kreativsten Köpfen des Filmgeschäfts auf jährlichen Banketten in entspannter Runde Probleme und Lösungen das Filmgeschäft betreffend besprechen. Bald hat er einen Namen für seinen Club: „Academy of Motion Pictures Arts and Sciences“ – „Akademie für Filmkünste und -wissenschaften“.

Im März 1927 lädt er 36 der wichtigsten Filmschaffenden Hollywoods zu einem Bankett und offenbart ihnen seine Pläne. Noch an diesem Abend werden alle Anwesenden zu Gründungsmitgliedern der Academy, darunter Legenden wie Harold Lloyd, Mary Pickford, Cecil B. DeMille, Irving Thalberg oder Douglas Fairbanks, der auch zum ersten Präsidenten der Academy bestimmt wird.
Am 6. Mai 1927 trifft sich die Academy erstmals offiziell – da ist die Mitgliederzahl bereits auf 230 gewachsen. Die Arbeit kann beginnen.

Die Arbeit der Academy


Und die Arbeit der Academy kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.
Wie von Mayer erträumt, beginnt die Academy die Erfahrungen von Filmemachern zu bündeln und zu systematisieren. Anfangs kümmert sie sich, wie von Mayer erwünscht, vor allem um Arbeitsfragen. Sie hilft bei Vertragsverhandlungen, vermittelt Erfahrungen und Werte und erarbeitet Vertragsstandards.
1929 kooperiert die Academy mit der University of Southern California und gründet die erste Filmschule Amerikas – erstmals kann das Filmemachen direkt und wissenschaftlich erlernt und diskutiert werden. Dazu gehört auch, dass die Academy als erste das gesammelte Wissen übers Filmemachen überhaupt zu Papier bringt. Sie entwickelt die ersten Lehrbücher und Lehrtechniken, mit denen das Filmemachen vom Erfahrungsberuf zum Lehrberuf wird, und macht die Kunst damit allgemein zugänglich. Die Nachwuchsförderung bleibt der Academy ein Anliegen, weshalb sie ab den Siebzigern auch Oscars für Studentenfilme vergibt.
Awardgewinner erhalten - so wurde es uns erzählt - eine Ladung Oscarstatuetten aus Ton, die sie ans Team verteilen können. Hier (m)ein entsprechender "Team-Oscar" für den Kurzfilm DIE ROTE JACKE, der 2003 den Studentenoscar gewann und 2004 in der Kategorie "Bester Kurzfilm" nominiert war.
© Duoscope - der etwas andere Filmblog
Und in noch einem Punkt leistet die Academy Pionierarbeit: Sie sammelt als erste Organisation Filmcredits und beginnt, Filme zu katalogisieren. Sie macht das Werk der Filmschaffenden nachvollziehbar. In den Bibliotheken der Academy lagert seit den Dreißigern alles, was heute in der IMDb zu finden ist.
Die Academy stellt ihren Mitgliedern einen Kinosaal zur Verfügung, der immer auf dem neuesten Stand der Technik gehalten wird – Technik, die die Academy überhaupt erst ermöglicht!

Denn neben der künstlerischen Seite fördert sie vor allem die technische Entwicklung. Sie lobt Preise und Stipendien aus, fördert Entwicklungen mit Beratung und Finanzmitteln. So gut wie jede moderne Technikerrungenschaft des Kinos,vor allem für die Arbeit am Set, bestehend ist auf die Bemühungen der Academy zurückzuführen, wurde von ihr subventioniert oder zumindest ausgezeichnet.

Für seine Mitglieder bietet die Academy bis heute jede Menge Möglichkeiten zum Austausch: Kongresse, Workshops, Diskussionsrunden – immer und überall geht es bei der Arbeit der Academy darum, das Filmemachen künstlerisch weiterzubringen, den Nachwuchs zu fördern, die Möglichkeiten zu erweitern, und die Liebe zum Film und seine Geschichte zu bewahren.
Um Letzteres zu leisten, vollendet die Academy aktuell den Bau eines riesigen Museums, das 2017 eröffnet werden soll, und die Entwicklung des Films gut sichtbar konservieren und erfahrbar machen will.

Eintritt in den Elfenbeinturm


Die Zwecke und Ziele der Academy sind unstrittig ehrenwerte und können nur begrüßt werden. Das macht es umso erstaunlicher, dass die Academy immer wieder auch angefeindet wird.

Um das zu verstehen, muss man auf die Kehrseite des Gründungsgedanken von Louis B. Mayer zurückkommen, der seine Academy nicht nur als Fortschritts- und Weiterentwicklungsinstrument begriff, sondern eben auch als äußerst elitären Verein.
In Mayers Konzept fiel und stand alles mit der Prämisse, dass Fortschritt im Film nur von denen erreicht werden könnte, die zur Elite gehören. Und in der Gedankenwelt der Academy ist „Elite“ gleichzusetzen mit „Erfolgreich“.
Dieser elitäre Grundgedanke macht es unglaublich schwer, überhaupt Mitglied der Academy zu werden!

Wie in elitären Clubs üblich, tritt man nicht durch eine Bewerbung bei, sondern durch eine Empfehlung. Um das Empfehlungssystem der Academy zu verstehen, muss man sich kurz den Aufbau der Academy anschauen.

In ihren Anfangstagen ist die Academy in fünf Zweige aufgeteilt, in die sich ihre Mitglieder aufspalten: Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Techniker und Autoren.
Mittlerweile sind daraus siebzehn Zweige geworden, etwa Kameramänner, Schnitt, Musik, Sound, Kostüm, Kurzfilmer, Dokumentarfilmer oder, seit 2013, Casting Directors. Die Zweige bilden die Basis der Academy und arbeiten unabhängig voneinander. Jeder Zweig wird von seinem eigenen, jährlich gewählten Präsidium geleitet.
Drei Präsidiumsmitglieder jeden Zweigs werden alljährlich in das sogenannte „Board of Governors“ gewählt. Diese 51 Mitglieder führen die Academy als Ganzes – und sie sind es, die jedes Jahr im März die Einladungen verschicken.
Douglas Fairbanks, Sr. wird 1927 zum ersten Präsidenten der Academy gewählt. Die Wahl findet jährlich statt, eine Person darf maximal vier Amtszeiten innehaben. Erste Präsidentin wird 1941 Bette Davis, die aber nach zwei Monaten hinwirft. Aktuell ist Cheryl Boone Isaacs (aus dem PR-Zweig) Präsidentin der Academy. Sie ist erst die dritte weibliche Leitung der Academy und die erste Afroamerikanerin an der Spitze.
Quelle: Blu Ray "Der schwarze Pirat" © dtp entertainment AG
Wie aber erhält man nun eine der begehrten Einladungen? Dafür gibt es zwei Wege.
Der eine führt über den Oscar: Jeder Künstler, der für einen der Academy Awards nominiert wird, erhält automatisch eine Einladung Mitglied zu werden!

Der zweite Weg ist etwas aufwendiger: Zwei Mitglieder (aus demselben Zweig) können dem „Board of Governors“ Neumitglieder für ihren Zweig empfehlen.
Allerdings kann nicht einfach jeder Filmschaffende empfohlen werden. Jeder Zweig hat feste Statuten, die ein Aspirant erfüllen muss. Die Vorgaben sind von Zweig zu Zweig unterschiedlich, erfordern jedoch in der Regel, dass Kandidaten bereits mehrfach erfolgreich im Vorspann(!) von kommerziellen Filmen genannt werden müssen. Manchmal wird eine vieljährige Berufserfahrung vorausgesetzt, oder eine nennenswerte Produktion innerhalb der letzten wenigen Jahre.
Erfüllt ein Kandidat diese Bedingungen, können zwei Academy Mitglieder eine Empfehlung aussprechen (häufig mit einem Empfehlungsschreiben). Einmal im Jahr bespricht das „Board of Governors“ diese Empfehlungen. Sie fällen die letzte Entscheidung darüber, ob die Kandidaten die letzte Bedingung erfüllen: „Ein Filmschaffen, das den hohen Ansprüchen der Academy entspricht“. Befindet das „Board of Governors“ alle Voraussetzungen als erfüllt, lädt es den Künstler ein, Mitglied in der Academy zu werden.
So kommen, bis vor Kurzem, knapp 130 Einladungen im Jahr zusammen. Die Einladungen werden seit 2004 per Presseerklärung herausgegeben, die exakte Mitgliederliste bleibt hingegen Spekulation.

Die Regularien zeigen schnell: Die Academy ist ein Spiegel der (vor allem) amerikanischen Filmwelt: Nur wer in Hollywood erfolgreich ist und lange Bestand hat, wird überhaupt eingeladen.
So erklärt sich auch der immer wieder bemühte „Skandal“, den eine Studie der LA Times 2012 auslöst, als sie ermittelt, dass die knapp 6.000 Mitglieder der Academy zu 94% weiß, im Schnitt 62 Jahre alt und zu 77% männlich sind. Das ist keine Verschwörung, es ist die Folge eines Auswahlprozesses, der jahrelange Erfahrungen voraussetzt, durch lebenslange Mitgliedschaft begünstigt wird und Dank des Empfehlungssystems Seilschaften bevorzugt. Gewisse Parallelen zu Politiker-Logen sind hier durchaus erkennbar!

Die meisten „jungen“ Mitglieder finden sich im Schauspieler-Zweig, was nur logisch ist. Anders als in den anderen Zweigen finden sich immer wieder auch einmal Teenager, die die Bedingungen erfüllen, oder durch eine Oscar-Nominierung in die Academy eingeladen werden. Eines der jüngsten Mitglieder, die je der Academy beigetreten sind, ist Anna Paquin, die 1994 den Oscar für die beste Nebenrolle in DAS PIANO erhält und mit elf Jahren Mitglied wird. Sie erinnert sich daran, dass sie es genossen habe, im Zuge der Oscarverleihungen all die Filme nach Hause geschickt zu bekommen, die in ihrer Heimat Neuseeland erst Monate später erschienen, und die sie in ihrem Alter noch gar nicht offiziell hätte sehen dürfen. Als sie später an einigen Veranstaltungen teilnimmt, erkennt sie jedoch schnell, dass sie vor allem mit älteren Herren in einem Raum sitzt.

Allerdings ist sich die Academy der Kritik an ihrer Zusammensetzung bewusst und beginnt gegenzusteuern! Im Versuch, die Realität der Filmwelt in ihre eigenen Reihen aufzunehmen, will man die diese mit mehr Vielfalt ausstatten. Auffällig ist, dass die Anzahl neuer Einladungen in den letzten Jahren auf ca. 270 pro Jahr gestiegen ist. Man bemüht sich um „andere“ Typen, wozu spanische und mexikanische Filmemacher gehören, aber auch Jungstars wie Lupita Nyong’o oder Barkhad Abdi, der mit nur einem einzigen jemals gedrehten Film eingeladen wird.
Natürlich geschieht so ein demographischer Wandel nicht über Nacht. Experten meinen, dass er allerdings bereits zu beobachten sei, wenn etwa Filme wie DISTRICT 9 oder BEASTS OF THE SOUTHERN WILD bedacht werden, „klassisches Oscarfutter“ wie SAVING MR. BANKS oder THE BUTLER aber außen vor bleiben.
Im Jahr 2000 erhält Haley Joel Osment eine Oscarnominierung für THE SIXTH SENSE und wird in die Academy eingeladen. Mit zwölf wird er eines der jüngsten Mitglieder, obwohl sein Eindruck auf die Filmwelt überschaubar bleibt. Über die Sinnhaftigkeit der Mischung aus "jungen Wilden" und "alten Hasen" herrscht Uneinigkeit.
Quelle: Blu Ray "The Sixth Sense" © Walt Disney Studios
Und genau hier zeigt sich, wieso die Nominierungslisten der Oscars so wichtig: Mit der Frage, wen die Academy Mitglieder nominieren, ehren sie eben nicht allein die Qualität einer einzelnen Leistung, sondern sie setzen auch ein filmpolitisches Zeichen: Eine Nominierung für den Oscar ist der einzige Weg, junge, frische, „andere“ Talente in die Academy zu holen. Deshalb hagelt es Kritik, wenn die Academy einen Film wie SELMA im Jahr 2015 ignoriert, und weder den schwarzen Schauspieler David Oyelowo noch die schwarze, (weibliche!) Regisseurin Ava DuVernay nominiert – die Academy bringt sich damit um die Möglichkeit, ihre Mitgliederreihen der Realität anzupassen. Und weder Oyelowo noch DuVernay erfüllen die Bedingungen für eine reguläre Empfehlung!

Der unbekannte Hollywood-Job


Dass die Academy ein Zusammensetzungsproblem hat, ist unleugbar. Aber wie ernst kann man nun die Vergabe des Oscars nehmen? Ist er wirklich nur ein durch Medienkampagnen erkaufbarer Preis, der lediglich als Werbemaßnahme für mittelmäßige Werke dient?

Das ist nicht völlig verkehrt – aber die Wahrheit ist, wie üblich, deutlich komplexer!
Eine beliebte Verschwörungstheorie besagt, dass Regisseure, die selbst Schauspieler sind, häufiger gewinnen, weil der große Schauspieler-Zweig der Academy ihnen ihre Stimme gibt. Dass diese Theorie nur bedingt haltbar ist, zeigt ein Blick auf die Regularien der Preisvergabe. Denn wie sonst auch, bleibt die Academy selbst bei den Academy Awards fast bis zum Ende streng innerhalb ihres Zweig-Systems.

Jedes Jahr schlagen die Mitglieder eines Zweigs diejenigen Künstler ihrer eigenen Profession vor, die sie gerne für einen Oscar nominieren würden. Aus diesen Listen erstellt das Präsidium des Zweigs eine Shortlist, die es seinen Mitgliedern vorlegt. Aus dieser Shortlist wählt der Zweig schließlich seine Favoriten – die am Ende die Nominierten in der entsprechenden Kategorie stellen.
Erst wenn die Nominierungen feststehen, wählt jedes Mitglied den seiner Ansicht nach preiswürdigsten Nominierten der einzelnen Kategorien!
So können Schauspieler zwar für Regisseure stimmen, legen aber nicht die Nominierungen fest.
Einzige Ausnahme: Die Nominierungen der Kategorie „Bester Film“ wird aus den Vorschlägen sämtlicher Academy Mitglieder zusammengestellt.

Am Ende gewinnt für gewöhnlich der Film, oder der Künstler, der die meisten Mitglieder für sich einnehmen kann. Und das bringt einen der unbekannteren Jobs Hollywoods mit sich: den Awards-Consultant!

In den Neunzigern verändert der umtriebige Produzent Harvey Weinstein das Oscar-Geschäft nachhaltig. Er hat ein Gespür für unbekannte, kreative Köpfe (etwa Quentin Tarantino) und für kleine, herausragende Filme, die allerdings kaum wahrgenommen werden. Er beginnt, mehr oder weniger elegant und dezent, zielgerichtete Kampagnen für seine Filme zu organisieren, um bei den Academy-Mitgliedern aufzufallen. Eine seiner frühen Methoden sieht ein Call-Center vor, das die Academy Mitglieder abklappert und Werbung für Weinsteins Filme macht.

Das ist mittlerweile tatsächlich verboten – dennoch entwickelt sich aus Weinsteins Bemühungen der Job des Award-Consultants. Diese, auch Oscar Strategists genannten, PR Strategen werden von Studios oder Stars angeheuert, um bestimmte Filme möglichst effizient vor den Augen der Academy-Mitglieder zu platzieren.
THE ARTIST ist einer der großen Gewinner des Awards-Consultings: Lisa Taback gelingt es, ihn den Academy Mitgliedern emotional besonders nahe zu bringen. Das macht ihn aber nicht zu einem schlechten Film oder den Preis zu einem "gekauften".
Quelle: DVD "The Artist" © EuroVideo Medien GmbH
Eine der bekanntesten Oscar-Consultants ist Lisa Taback, die das Geschäft in Harvey Weinsteins Produktionsfirma perfektioniert. Dort hat sie schon für PULP FICTION erfolgreich die Oscartrommel gerührt. Seither hat sie eine Menge Erfolge vorzuweisen: PRECIOUS, BABEL, CHICAGO, und besonders ihre großen Sieger mit WINTER’S BONE, SILVER LININGS, SHAKESPEARE IN LOVE, THE KING’S SPEECH und THE ARTIST. Aber auch ausländische Erfolge wie DAS LEBEN IST SCHÖN, KOLJA oder DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE gehen auf das Konto der umtriebigen PR-Dame.

Was aber tut ein Oscar Strategist? Lisa Taback stellt fest: „Die Leute denken immer, wir hätten ein Kontingent von Mitgliedern, denen wir sagen könnten, was sie ankreuzen sollen. Tatsächlich haben wir recht wenig direkten Kontakt. Wenn den Mitgliedern 80 Filme vorgelegt werden, können wir höchstens sagen: ‚Wir haben da diesen kleinen, tollen Film, schaut euch den doch einmal an, der ist es wirklich wert‘. Am Ende ist es unser Job, die Mitglieder dazu zu bringen, den Film zu sehen. Direkten Einfluss haben wir keinen.“
Sony Pictures‘ ehemaliger PR-Chef Steve Elzer ergänzt dazu passend: „Am Ende können diese Leute auch nur einen Schlachtplan ausarbeiten, um die Filme vor die richtigen Zuschauer zu bringen. Wenn es soweit ist, muss der Film selbst glänzen und ganz allein die Schwerstarbeit verrichten.“

Ein bisschen mehr versuchen Profis wie Lisa Taback aber schon. Natürlich wollen sie Aufmerksamkeit für die Filme erregen. Dazu beraten und organisieren sie Talkshowauftritte, Beiträge in Fachmagazinen und bemühen sich, interessierten Academy-Mitgliedern, die Mühe haben, eine Vorstellung der Filme zu finden, ihnen den Kinobesuch zu ermöglichen. Vor allem aber suchen sie einen Weg, die Filme zu emotionalisieren! Sie wollen die Filme in den Herzen der Academy verankern, und das Erlebnis möglichst intensivieren.

Dabei kann auch einmal ein Trick herhalten. Lisa Taback berichtet beispielsweise von ihrem Campaigning zu THE ARTIST, für den sie mit dem Versand der Probe-DVDs bis zum Stichtag der Wahl wartet – so will sie die Mitglieder „zwingen“, sich den Film auf der großen Leinwand anzuschauen, mit Publikum, was erfahrungsgemäß ein weit emotionaleres Erlebnis bietet als der stille DVD Genuss. Sie hält nichts davon, die Mitglieder mit teuren Essen und schicken Galas zu beeindrucken, für sie liegt der Erfolg eines Films auf der Leinwand: „Ich versuche nicht, die Filme als glorreich oder edel darzustellen, sondern sie für die Mitglieder zugänglich zu machen, sie den Film spüren zu lassen.“ 
Hier liegt der Kern dessen, was den Oscar ausmacht! Natürlich findet im Umfeld der Preisverleihung ein massives „Campaigning“ statt. Viele Studios und Filmemacher buhlen um die Aufmerksamkeit und Zuneigung der Academy-Mitglieder, die ihrerseits nicht auf dem Mond leben. Neben der Qualität stimmen die Mitglieder immer auch für das ab, was sie für unterstützenswert halten, oder was sie persönlich betrifft. Von daher spiegeln viele Entscheidungen der Academy durchaus andere Beweggründe wider als das reine Qualitätsmerkmal.
2015 (und auch 2016!) entbrennt eine Debatte darüber, dass in den großen Kategorien keine schwarzen Künstler nominiert wurden, vor allem für das oscarreife Drama SELMA. Hier verpasst die Academy eine gute Chance, die eigenen Reihen mit Diversität zu füllen.
Jetzt im Kino: "Selma" © STUDIOCANAL
Zwei schöne Beispiele findet man beispielsweise im „Bester Film“ Sieger 12 YEARS A SLAVE, der damit leben muss, dass sich einige Mitglieder outen, den Film zwar nicht gesehen zu haben, aber dennoch dafür gestimmt zu haben, weil er ein wichtiger Film sei.
THE ARTIST kann sich gegen Scorseses auch inhaltlichen Konkurrenten HUGO CABRET durchsetzen, weil es Lisa Taback nach eigener Aussage gelingt, ihn besser zu positionieren: „Der Schlüssel für den Sieg von THE ARTIST war, dass wir herausgestellt haben, dass der Film in Los Angeles gedreht wurde.“ Taback kann Charlie Chaplins Enkeltöchter Dolores und Carmen Chaplin dazu bringen, sich für den Film auszusprechen. Sie vermarktet THE ARTIST für die Mitglieder als ein Stück eigener Geschichte und „zu Hause“. Ein Film über die Filmkunst, die Filmliebe, über einen Schauspieler, über Los Angeles – den Großteil der Academy Mitglieder spricht das persönlich an, womit es ein guter Weg ist, sie dazu zu bringen, für den Film zu stimmen.

Am Ende allerdings sind es eben doch immer noch die Filme selbst, oder die künstlerischen Leistungen, die den Großteil der Academy-Mitglieder berühren und bewegen müssen. Das, und das hohe Maß an Schauspielern in der Academy, führt dann auch dazu, dass unter den Oscar-Gewinnern Filme über Künstler, darstellerisch schwere Rollen wie Behinderte, oder Filme über aktuelle oder emotionale Weltthemen, eben alles, was das einzelne Academy-Mitglied persönlich tangiert, so überproportional häufig vertreten ist.

Und was ist er nun, der Oscar?


Natürlich spiegeln die Oscars nicht die beste Leistung eines Filmjahres wider. Viele Oscarfilme sind nicht einmal finanziell besonders erfolgreich, und die großen Blockbuster, die im Sommer Milliarden einspielen, werden für gewöhnlich – wenn überhaupt – höchstens in den Nebenkategorien für ihre Effekte oder ihren Sound nominiert.
Aber der Oscar geht eben häufig an jene kleinen, stillen Filme, die gut gemacht sind – und dank eines guten Campaignings gut an die Academy verkauft werden. Am Ende gibt es immer eine Menge „Gewinner“ im Oscarrennen, denn schon die Debatte um die Oscar-Chancen eines Films oder eines Künstlers ist gute Werbung.

Lisa Taback erzählt, dass sie keinerlei Probleme damit habe, jedes Jahr für mehrere, konkurrierende Filme oder Stars zu arbeiten, aus einem ganz einfachen Grund: Sie liebe die Filme, für die sie arbeite. Ihr Liebe zu Independent-Filmen habe sie in die Branche gebracht, und sie freue sich, wenn sie einige besondere Perlen aus ihrem „Arthouse-Ghetto“ herausführen und wenigstens für einen Augenblick ins große Rampenlicht der Welt stellen könne. Jeden Besucher, den sie mit ihrer Arbeit für diese Filme zusätzlich ins Kino bewegen könne, scheint ihr ein Erfolg und eine Belohnung zu sein.
Für kleine, fantasievolle Randfilme wie BEASTS OF THE SOUTHERN WILD dient der Oscar als wundervolle Möglichkeit, ein überregionales Publikum zu finden. Das arbeitet den Zielen der Academy, "Neues" und "Künstlerisches" in die Filmwelt zu bringen, enorm zu.
Quelle: DVD "Beasts of the Southern Wild" © Ascot Elite Home Entertainment
Insofern ist jede Bewertung des Oscars korrekt:
Ja, der Preis ist ein hochwertiges Qualitätsmerkmal: Hunderte, oder tausende der erfahrensten und einflussreichsten Filmemacher der Welt entscheiden darüber, welcher Star und welcher Film einen Oscar erhält.
Ja, die Academy ist ein elitärer Club alter, weißer Männer, die sich seit Jahrzehnten selbst an der Spitze des Geschäfts halten – ehrenhaft ist ihr Versuch, diese Zusammenstellung allmählich anzupassen.
Ja, der Oscar ist ein Preis, dessen Vergabe massiv durch Werbung, Wahlkampf und Trendthemen beeinflusst wird, nicht allein dadurch, dass ein Film der erfolgreichste Film des Jahres ist. (Und ja, auf den persönlichen Lieblingsfilm einzelner Kinogänger nimmt er gleich gar keine Rücksicht!)
Ja, der Oscar ist ein wichtiges Marketinginstrument, denn er hebt kleine, unterfinanzierte Independent Filme aus der Masse heraus, präsentiert sie der Welt im Umfeld all dessen, was glamourös und strahlend ist, und bringt so mehr Zuschauer. (Daher spart er die großen Mainstreamfilme auch mehr oder weniger konsequent aus.)

Der Oscar ist all das: Film, Emotion und Geschäft – er ist das perfekte ambivalente Sinnbild für Hollywood, für die ambivalente Filmwelt allgemein, mit all ihren Facetten von Licht und Schatten, und vielleicht gerade deshalb der beste, der passendste, auf jeden Fall der wichtigste Filmpreis der Welt! 

Nutzt er denn was, der Oscar?


Die Meinungen sind auch hier gespalten. Manche sehen den Oscar als Krönung einer Karriere, andere als unbedeutende, kurzfristige Auszeichnung eines Einzelwerks. Wir gehen dieser Frage daher im zweiten Teil unseres Porträts nach: Macht und Makel des Oscars - Teil 2: Der Charme des goldenen Ritters - Die Oscars.