Den
diesjährigen September widmen wir James Dean und seiner Bedeutung,
die - bei einem so kleinen Werk verständlich - weit über die Leinwand
hinausgeht. Den Anfang macht sein vermutlich einflussreichster Kinofilm!
"Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
"Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
Quelle: DVD "...denn sie wissen nicht was sie tun" © Warner
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… DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN ist einer jener Klassiker, deren „Magie“ bereits beim etwas rätselhaften deutschen Verleihtitel beginnt. Wer den Film kennt, weiß, dass der Originaltitel REBEL WITHOUT A CAUSE den Kern der Geschichte wesentlich besser trifft. Weshalb wich man dann davon ab und nannte ihn nicht etwa „Rebell ohne Anlass“ oder noch schmissiger: „Grundloser Rebell“?
Schuld ist, wie nahezu immer in diesen
Fällen, das deutsche Marketing. Als der Film im März 1956 in die
deutschen Kinos kommt, meint man, dass man mit einem Bibelzitat
bessere Chancen habe. Also einigt man sich – vermutlich – auf das
Lukas-Evangelium, Kapitel 23, Vers 34, in dem Jesus seine Peiniger
vor seinem göttlichen Vater in Schutz nimmt.
Ein bisschen passt er ja auch, der
deutsche Titel, denn beiden Titeln ist die scheinbare Sinnlosigkeit
gemeinsam, die den gesellschaftlichen Ausbruch dreier Jugendlicher im Film bezeichnet. Sinnlosigkeit deshalb, weil die Jugendlichen
Jim, Judy und „Plato“, um die es geht, objektiv betrachtet doch
alles Wertvolle im Leben zu haben scheinen: Bildung, eine Familie und vor allem: Wohlstand.
Das Abbild der Jugend
1955 ist ein entscheidendes Kino-Jahr, denn
Hollywood entdeckt ein neues Genre: das Jugend-Drama.
Im Zentrum dieser Entdeckung steht ein
junger Schauspieler, der noch vor der Premiere des Films zu einem der
größten Mythen der Filmgeschichte werden wird, und der mit seinen
Rollen der verzweifelten und sich unverstanden fühlenden Jugend eine
Stimme gibt wie kein Schauspieler vor ihm. 1955 starten mit JENSEITS
VON EDEN und ... DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN die zwei Filme,
die ihn unsterblich und zum Sprachrohr einer ganzen Generation werden
lassen.
James Dean wird zum Inbegriff des
jugendlichen und hochsensiblen Rebellen, der nur eines will: geliebt
und verstanden werden.
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Jim Stark, dargestellt von James Dean,
versucht alles, um sich an seiner neuen Schule zu integrieren und
Freunde zu finden. Sein Vater ist in Jims Augen kein „richtiger
Mann“ – niemals bezieht er Stellung, er putzt, in Schürze, das Haus und lässt sich
herumschubsen. Jim fehlt, nach eigener Ansicht, die Orientierung,
eine Identifikationsfigur. Um sich einer Gruppe „Halbstarker“
anzuschließen (von denen ein immer wieder auftauchendes Mitglied von Dennis Hopper in seinem Kinodebüt gespielt wird!), nimmt er sogar an einem „Hasenfußrennen“ teil,
bei dem derjenige verliert, der als erster aus dem Auto springt, das
er auf einen tiefen Abgrund zusteuert.
Es kommt gezwungenermaßen zu einem
Unglück und Jim, Judy, ein Mädchen aus der Gang, das sich für
Jim interessiert, sowie der sensible „Plato“, der Jim ebenfalls
anhimmelt, flüchten in eine leerstehende Villa in den Hügeln vor der Stadt. Ihnen
auf den Fersen sind die Polizei und Mitglieder der Gang. In der Villa
spielen die drei für kurze Zeit „Heile Familie“, bevor sie
aufgespürt werden, und die Nacht einen verhängnisvollen Verlauf
nimmt.
Die Zuschauer werden Teil dieser
Gemeinschaft dreier Jugendlicher und beginnen, die Jugendlichen und
ihr Leid zu verstehen und das Lebensgefühl ihrer Elterngeneration in
Frage zu stellen.
Ein Jugenddrama mit
Generationenkonflikt der ersten Stunde.
Erste Gehversuche
Natürlich ist ... DENN SIE WISSEN
NICHT WAS SIE TUN nicht das erste Jugenddrama, das auf die Leinwand
kommt.
Bereits zwanzig Jahre zuvor erscheinen erste Filme, die die Belange von Jugendlichen in den Vordergrund rücken.
Bereits zwanzig Jahre zuvor erscheinen erste Filme, die die Belange von Jugendlichen in den Vordergrund rücken.
1932 etwa spielt Spencer Tracey in YOUNG AMERICA einen Apotheker, in dessen Drugstore eingebrochen wird. Doch statt den Jugendlichen Täter anzuzeigen, stellt er sich auf dessen Seite, da eine Besserungsanstalt die Kriminalitätsbereitschaft womöglich nur verstärken würde.
In YOUNG AMERICA bleibt die Betrachtung allerdings noch auf einen einzelnen Jugendlichen gerichtet – zwar detailliert und nachvollziehbar, aber noch findet sich hier kein Plädoyer für eine ganze Generation. Auch die Kritik am Gesellschaftssystem und dessen Umgang mit jugendlichen Straftätern bleibt rudimentär.
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BOYS TOWN ist in seiner Bedeutung als
Versuch eines differenzierten Jugenddramas nicht wegzudenken.
In DER WILDE terrorisiert 1953
schließlich Marlon Brando eine Kleinstadt mit seiner Motorradgang.
Hier positioniert sich erstmals eine Gruppe „Halbstarker“ gegen
rivalisierende Jugendgruppen und die Obrigkeit. Marlon Brando wird
mit Lederjacke und auf dem Motorrad sitzend zum Inbegriff des
aufbegehrenden Jugendlichen und zum klaren Vorbild einer Generation.
Der Konflikt entbrennt dabei unter den
Jugendbanden, die Polizei gerät hier nur zufällig zwischen die
Fronten.
Der Film bringt aber eine neue
Projektionsfläche auf, die in den folgenden Jahren Amerikas
Jugendkultur erobern wird: Die Halbstarken!
Wie entsteht ein Klassiker?
1944 erscheint das Buch “Rebel
Without a Cause: The Hypnoanalysis of a Criminal Psychopath” von
Robert M. Lindner. Zwar behandelt das Buch das Thema
Jugendkriminalität und deren Ursachen, hat aber außer der groben
Thematik nichts mit dem gleichnamigen Film zu tun.
Warner Bros. kauft die Filmrechte schon
kurz nach Erscheinen des Buches, dreht aber nur eine fünfminütige
Szene mit dem damaligen Superstar Marlon Brando. Anschließend liegt
der Film jahrelang brach. Man bekommt das Thema nicht sauber in den
Griff.
Stewart Stern schreibt 1954 für Regisseur Nicholas Ray ein Drehbuch und flechtet darin eigene Erfahrungen aus seiner Jugend ein. Und er geht einen konsequenten Schritt weiter, denn er beleuchtet den Konflikt der Jugendlichen und ihrer Elterngeneration noch differenzierter.
Stewart Stern schreibt 1954 für Regisseur Nicholas Ray ein Drehbuch und flechtet darin eigene Erfahrungen aus seiner Jugend ein. Und er geht einen konsequenten Schritt weiter, denn er beleuchtet den Konflikt der Jugendlichen und ihrer Elterngeneration noch differenzierter.
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Doch bei Sichtung der ersten Muster
erkennt Jack Warner das Starpotential von James Dean, dessen erster
Film JENSEITS VON EDEN gerade angelaufen ist und bereits lange
Warteschlangen vor den Kinos entstehen lässt. Er ordnet einen
Neudreh in Cinemascope an, also in Farbe. Das Drama landet plötzlich
ganz oben auf der Prioritätenliste. Der Rest ist Geschichte.
... DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN
wird einer der erfolgreichsten Filme der 50er Jahre und bis heute
einer der bedeutendsten Filme überhaupt – ein enorm wichtiges
Zeitdokument und Gesellschaftsporträt des Amerikas der 50er Jahre –
stetig verbunden mit dem Namen James Dean.
Woher all die Wut?
Der Film und seine Geschichte treffen
einen Nerv, und die Jugend direkt ins Zentrum ihrer Hilflosigkeit.
Aber wie kann das sein, wo doch die Figuren vermeintlich alles haben,
vor allem Wohlstand?
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt
sich in den USA (wie auch in anderen Teilen der Welt) eine breite
gehobene Mittelschicht, die reich genug ist, ihren Kindern eigene
Autos und Motorräder zu spendieren, die infolgedessen als
Statussymbole der Jugendlichen fungieren. Ebenso sind die Eltern
dieser Familien reich genug, sich Liebe und Respekt zu erkaufen, neue
Standards zu setzen und sich ihrer Verantwortung somit stetig zu
entziehen.
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Noch keine Männer oder Frauen, doch auch keine Kinder mehr, sondern ein Entwicklungsschritt dazwischen, versuchen sie in gesellschaftsunkonformem Verhaltensweisen die Aufmerksamkeit der Elterngeneration auf sich zu lenken. Trinken, Prügeln, Vandalismus und laut dröhnende Motorräder oder Autos, Zeichen von emotionaler Hilflosigkeit, bringen die Eltern hingegen zur Verzweiflung.
Zwei unverstandene Fronten prallen
aufeinander und sorgen weltweit für Aufsehen und Schlagzeilen.
Was ist 1955 neu?
In diesem Umfeld nun erscheint ...DENN
SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN und versucht erstmals, die Belange und
Gefühle der Jugendlichen verständnisvoll in den Vordergrund zu
rücken, die Elterngeneration hingegen kritisch zu hinterfragen. Nie
zuvor hat sich jemand so für die Jugend eingesetzt.
In Nicholas Rays Werk sind die drei
Jugendlichen Jim, Judy und Plato nicht per se kriminell, sondern
lediglich unverstandene, nach Vorbildern und Liebe suchende junge
Menschen, die in einer sie nicht auffangenden Welt Orientierung
suchen.
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Jim sucht nach einer
Identifikationsfigur, er möchte nach dem Vorbild eines Vaters leben
und sein eigenes danach gestalten. Doch Jims Vater hängt im Joch
seiner Frau (hier bemerkt man deutlich die patriarchalischen 50er
Jahre und die damit verbundenen gesellschaftlichen Rollen – der
Mann ist schwach, da er sich der Frau unterordnet) und agiert nicht
als verantwortungsvoller Vater, der sich für seinen Sohn gegen seine
Frau durchsetzt. So begehrt Jim in seinem Verhalten immer mehr gegen
die Schwäche seines Vaters auf und macht durch Trunkenheit und
Gewalttätigkeit auf sich aufmerksam. Seine Eltern wollen den
dahinterliegenden Grund nicht sehen (oder können es schlichtweg
nicht) und ziehen stattdessen immer wieder mit ihrem Sohn um oder
versuchen, ihn durch teure Geschenke ruhigzustellen. Orientierungslos
und ohne Identifikationsfläche spiegelt Deans Figur die Haltung
vieler Jugendlicher der damaligen Zeit wider.
Judy ist gerade 16 Jahre alt geworden, kein Mädchen mehr, aber auch noch nicht ganz Frau. Sie eckt ihrerseits stets bei ihrem Vater an, der mit der Halbwüchsigkeit seiner attraktiven Tochter nicht umgehen kann und die körperlichen Liebesbekundungen und Streicheleinheiten, die sie noch wenige Monate zuvor erhielt, komplett streicht. Vielleicht aus Angst, vielleicht aus Unbehagen – in jedem Fall ist ihm die erwachsende Weiblichkeit seiner Tochter zutiefst unangenehm. Judy hingegen fühlt sich ungeliebt und verlassen und möchte ihrerseits auf sich aufmerksam machen: sie schließt sich der Gruppe um „Buzz“ an, dem Anführer einer gewaltbereiten Gang, die randalieren, zerstören und einfach vor Nichts und Niemandem Respekt haben. Hier wird sie wahrgenommen und fühlt sich integriert.
Judy ist gerade 16 Jahre alt geworden, kein Mädchen mehr, aber auch noch nicht ganz Frau. Sie eckt ihrerseits stets bei ihrem Vater an, der mit der Halbwüchsigkeit seiner attraktiven Tochter nicht umgehen kann und die körperlichen Liebesbekundungen und Streicheleinheiten, die sie noch wenige Monate zuvor erhielt, komplett streicht. Vielleicht aus Angst, vielleicht aus Unbehagen – in jedem Fall ist ihm die erwachsende Weiblichkeit seiner Tochter zutiefst unangenehm. Judy hingegen fühlt sich ungeliebt und verlassen und möchte ihrerseits auf sich aufmerksam machen: sie schließt sich der Gruppe um „Buzz“ an, dem Anführer einer gewaltbereiten Gang, die randalieren, zerstören und einfach vor Nichts und Niemandem Respekt haben. Hier wird sie wahrgenommen und fühlt sich integriert.
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Ins Gedächtnis gebrannt
... DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN
wartet mit großartigen Innovationen und Kniffen auf, die 1955
geradezu revolutionär sind.
Allein die gesamte Eingangssequenz auf
der Polizeistation lohnt ein genaues Hinschauen. Denn erst im Verlauf
des Films wird deutlich, wie gut sie die Hauptcharaktere, ihre
Belange und Verwicklungen einführt. Alle drei Protagonisten befinden
sich zeitgleich auf dem Revier, kennen sich aber nicht. Sie sind
aufgegriffen worden, weil sie herumgestreunt sind, Tiere erschossen
oder sich schlicht betrunken haben. Der Kniff dabei ist, dass sie
hier noch völlig aneinander vorbei agieren, sich gegenseitig quasi
nur „aus dem Augenwinkel“ wahrnehmen, und auch nur wenig
Interesse für den anderen aufbringen – sie sind noch viel zu sehr
auf sich selbst konzentriert. Die Kamera wandert gekonnt von einem
Verhörzimmer zum nächsten und wieder zurück und erst zum Finale
des Films erkennt man, dass hier bereits die Leben der drei
Jugendlichen aufgegriffen wird, deren Schicksal sich in den nächsten
gut 24 Stunden so eng miteinander verweben wird.
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Deans Blue Jeans, sein weißes T-Shirt
und die knallrote Jacke entwickeln sich zu einem regelrechten
Markenzeichen unter Jugendlichen. Sein Outfit wird der
Verkaufsschlager der 50er Jahre. Ein Zeichen der Zugehörigkeit und
Verbundenheit. Das ikonische Outfit wird zu Beginn des letzten
Drittels geradezu nebenbei eingeführt und bleibt doch stark im
Gedächtnis haften. Zwar gab es schon vorher Filmkostüme, die sich
zu Verkaufsschlagern entwickelten (etwa Elizabeth Taylors weiße
Robe, die Edith
Head für EIN PLATZ AN DER SONNE entwirft), aber noch nie gelang
das mit einem männlichen Kostüm. Bis 1955!
Besonders die rote Jacke hielt sich auf
Jahre in den Schaufenstern der Herrenausstatter.
Während die Kampf- und
Rebellionsszenen der Jugendlichen untereinander heute eher trivial
und angestaubt wirken, sind die Momente zwischen Jim, Plato, Judy und
ihren Familien noch heute zutiefst beeindruckend. Mit nur wenigen
Strichen wird die Distanz zwischen den Generationen deutlich, die
verfahrene Situation zweier verhärteter Fronten, die sich nicht
aufeinander zubewegen können. Erstmals portraitiert ein Film hier
die Eltern nicht als die Personen, die alles wissen, die über
Allmacht verfügen oder wenigstens das letzte Wort. Hier sieht man
die Eltern verständnislos, unfähig, mit den Veränderungen zurecht
zu kommen, überfordert und in ihren alten Mustern festgefahren. Die
Sympathien – und am Ende auch die Kompetenz! – liegen in diesem
Film eindeutig auf Seiten der rebellischen Jugend. Ein Novum!
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Übrigens: In der allerletzten Szene
des Films sieht man noch einen Reporter auf das Planetarium zugehen.
Dies ist ein Cameo-Auftritt des Regisseurs Nicholas Ray.
Tod eines Idols – Geburt eines Mythos'
Zusammen mit JENSEITS VON EDEN legt
James Dean hier den Grundstein für eine Legende, die bis heute fortwährt.
GIGANTEN wird 1956 sein dritter und letzter Film und festigt seinen
Ruf als „Stimme der Jugend und Rebellion“.
1955 gilt James Dean zusammen mit
Marlon Brando als der perfekte Vertreter einer orientierungslosen und
unglücklichen Generation. Montgomery
Clift, der dieses Bild bereits Ende der 40er bietet, ist zu
diesem Zeitpunkt bereits schwer alkoholabhängig und kann niemandem
mehr als Vorbild dienen.
Mit JENSEITS VON EDEN realisiert Elia
Kazan ebenfalls ein frühes Jugenddrama und entdeckt den bereits
erprobten Theaterschauspieler Dean für den Film. Und schon in seinem
Erstling zeigt Dean unter Kazan seine beste Performance und heimst zu
Recht eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller ein (verliert
aber gegen Ernest Borgnine als MARTY).
Innerhalb von nur anderthalb Jahren
dreht Dean drei große Filme, die allesamt zu den Klassikern
Hollywoods zählen: JENSEITS VON EDEN, ... DENN SIE WISSEN NICHT WAS
SIE TUN und GIGANTEN.
Noch während des Drehs zu GIGANTEN
verunglückt Dean tödlich bei einem Autounfall. Die Filme ... DENN
SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN und GIGANTEN kommen erst nach seinem Tod
in die Kinos und hinterlassen verzweifelte Jugendliche, die nicht
begreifen, dass ihr Idol, ihre „Stimme“, bereits tot sein soll.
Es dauert nur wenige Monate, bis sich
der „Mythos James Dean“ festigt. So intensiv spiegelt er sein
Publikum von der Leinwand wider.
Die Beziehung zu Marlon Brando ist dabei vermutlich etwas mehr als nur Zufall. Brando ist seinerzeit eher genervt von Dean. Beide sind Vertreter der noch immer neuen Method Acting Technik (genau wie Clift), und Dean sucht immer wieder Kontakt zu Brando, den er als sein großes Vorbild begreift. Brando sieht in Dean hingegen vor allem einen Nachahmer seines eigenen Spiels. Und nicht ganz unberechtigt. In seiner Autobiografie findet Brando klare Worte: „Ich weiß, es kann schwer für ein problembeladenes Kind wie James Dean sein, dem plötzlichen Ruhm und dem ganzen Trubel gerecht zu werden, die Hollywood um ihn herum hochgezogen hat. Ich hab das bei Marylin Monroe miterlebt, und ich kannte es auch aus eigener Erfahrung. Mit dem Versuch, mich zu imitieren, glaube ich, wollte Jimmy nur einen Weg finden, mit seiner Unsicherheit klar zu kommen, aber ich sagte ihm, das sei ein Fehler.”
Doch als er GIGANTEN sieht, ist auch er
zutiefst beeindruckt und bescheinigt Dean, am Ende seinen eigenen
Stil gefunden und seine beste Leistung abgegeben zu haben.
Abgesang und Auferstehung
Obwohl … DENN SIE WISSEN NICHT WAS
SIE TUN ein enormer Erfolg wird, auch und gerade für die
Schauspieler, wird keiner von ihnen glücklich.
James Dean stirbt kurz nach dem Dreh
24-jährig bei einem Autounfall. Natalie Wood, die sich mit ... DENN
SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN als „erwachsene“ Schauspielerin
empfiehlt und im Anschluss mit WEST SIDE STORY, DER SCHWARZE FALKE
und FIEBER IM BLUT in den 60ern zu einem der größten Stars
Hollywoods avanciert, stirbt 1981 mit gerade einmal 43 Jahren bei
einem Bootsausflug mit ihrem Mann Robert Wagner (mit dem sie bereits
das zweite Mal verheiratet ist). Bis heute ist unklar, was genau in
jener Nacht auf dem Meer geschah. Ist sie angetrunken ins Wasser
gefallen und ertrunken? War es Mord, Selbstmord, oder ein anderer
Unfall?
Sal Mineo, der Plato spielt, stirbt mit
nur 37 Jahren. Nach ... DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN hat er
kleine Auftritte in GIGANTEN, EXODUS, CHEYENNE und DIE GRÖßTE
GESCHICHTE ALLER ZEITEN, dann wird es ruhiger um ihn. Er outet sich
1972 offen als bisexuell. 1976 hat er mit der Darstellung eines
schwulen Einbrechers in der Theaterkomödie P.S. Your Cat Is Dead
einen so großen Erfolg, dass das Stück mit ihm verfilmt werden
soll. Doch kurz vorher wird Mineo von einem Räuber auf dem Heimweg
erstochen. Auch dieser Fall ist nicht eindeutig geklärt.
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1991 dreht Paula Abdul ihr Musikvideo
zu „Rush, Rush“ nach Motiven des Filmklassikers. Der Song
beherrscht monatelang die internationalen Charts und
sofort ist der Film wieder in aller Munde. Statt James Dean und
Natalie Wood spielen Paula Abdul und Keanu Reeves die
Hauptcharaktere. Eine wunderbare Liebeserklärung an einen Klassiker!
Tom Petty verballhornt den Titel in einer Textzeile seines Charthits
„Into the Great Wide Open“ hingegen zu „Rebel without a clue“.
Die Nachkommen und das Coming-Of-Age-Drama
Jugenddramen haben seit … DENN SIE
WISSEN NICHT WAS SIE TUN einen stetigen Aufschwung erlebt.
1960 folgt mit DIE HALBSTARKEN das
deutsche Pendant zum amerikanischen Original und Karin Baal und Horst
Buchholz avancieren zu deutschen Topstars. Das Bild, das der Film
zeichnet, wird in den folgenden Jahren zum festen Topos der 50er und
60er Jahre im Hollywoodkino, die Auseinandersetzung zwischen
Jugendlichen und ihren Eltern rückt dabei aber immer stärker in
den Hintergrund.
Erst in den 80er Jahren erlebt die
Thematik ein Comeback.
STAND BY ME und THE OUTSIDERS
beispielsweise nehmen deutliche Anleihen an das Jugenddrama von 1955.
Orientierungslose Jugendliche, oft aus zerrüttetem Familien oder
unsicheren Verhältnissen, die nach Liebe und Verständnis suchen,
finden sich zusammen, um eine brisante Situation zu bewältigen, um
daraus zu wachsen, und sich weiterzuentwickeln.
Der Unterschied hierbei ist, dass es
sich nicht, wie 1955, vordergründig um einen Generationenkonflikt
handelt, sondern dass die Perspektive sich immer stärker auf die
Jugendlichen konzentriert und so das Coming-Of-Age-Drama zu seinen
Glanzzeiten führt.
Quelle: DVD "...denn sie wissen nicht was sie tun" © Warner Home Video |
“Ich denke, die
eine Sache, die dieser Film zeigt, und die völlig neu ist, ist die
psychologische Unverhältnismäßigkeit dessen, was die Kinder von
ihren Eltern verlangen. Klar, die Eltern machen viel falsch, aber
auch die Kinder haben eine Menge Arbeit in der gemeinsamen Beziehung
zu leisten.”
Und Roger Ebert, der wohl bekannteste Filmkritiker Amerikas, fügt 2005 hinzu:
Und Roger Ebert, der wohl bekannteste Filmkritiker Amerikas, fügt 2005 hinzu:
“Aufgrund der Art, wie
etwas Seltsames, beinahe Unheimliches ganz knapp unter der Oberfläche
der melodramatischen Geschichte zu brodeln scheint, aufgrund der
Sonderbarkeit von Deans manieriertem Spiel und Mineos narzisstischem
Selbstmitleid, aufgrund der Ahnungslosigkeit des Vaters des Helden,
aufgrund all dieser offensichtlichen Makel ruft … DENN SIE WISSEN
NICHT WAS SIE TUN ein viel größeres Interesse hervor, als wenn er
sauberer und kantenfreier inszeniert worden wäre. Man spürt eine
Energie, die versucht empor zu brechen, Gefühle, unbeobachtet, aber
drängend.”
In jedem Fall ist … DENN
SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN bis heute ein Klassiker. Nicht nur, weil
er das Bild einer Generation prägt, und mit James Dean einen
möglicherweise unsterblichen Mythos schuf, sondern weil die
psychologische Tiefe des Films bis heute beeindruckt. Und um so mehr,
je bewusster man sich macht, in welcher Zeit er gedreht wurde.
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Ich persönlich finde den Film hoffnungslos überbewertet. Dean spielt mit einer unheimlichen Präsenz, aber ist doch reichlich zu alt für seine Rolle. Mineo hat seine Momente, überspielt jedoch, wie Wood viel zu häufig. Wie schon erwähnt wirkt einiges auch ziemlich abgestaubt und unlogisch. Auch in den 50ern hat sich kein Mensch 10 Minuten nachdem Tod des Partners, der neuen Liebe hingegeben. Das Dean durch diesen Film zur Ikone wurde ist nachvollziehbar, das der Film zum Klassiker wurde hingegen nicht.
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