1993 läuft mit JURASSIC PARK einer der letzten großen Familien-Blockbuster. Hollywood erfüllt der Welt einen
Menschheitstraum – und belebt die Dinosaurier wieder zum Leben.
Knapp 16 Minuten Film verändern die Welt grundlegend. Nicht
nur liefert Steven Spielberg einen packenden Technothriller ab und schenkt der Welt
das CGI, sondern er bestimmt auf alle Zeit grundlegend das Bild, das die
Menschen sich von der Urzeit machen.
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JURASSIC PARK! Zwei Wörter, deren Gewicht die Erde mindestens so erbeben lassen wie die Schritte des T-Rex! Vermutlich weiß jeder Mensch unseres Kulturkreises, ganz gleich ob Kinoliebhaber oder nicht, ganz gleich, ob er vor oder nach dem Film auf die Welt kam, um die Bedeutung und das Gewicht dieses einen Films.
Und es stimmt – JURASSIC PARK ist einer der wichtigsten
Filme, die jemals gedreht wurden. Und vermutlich der einflussreichste. Und das
ist allen Beteiligten schon lange vor dem Kinostart bewusst.
Stop and Go Motion
Man fragt sich, was für ein Tag es gewesen sein mag, der das
Kino revolutionierte. Als Steven Spielberg jenen schicksalshaften Anruf erhielt, der
alles verändern sollte.
Im Januar 1992 befindet sich die Produktion von JURASSIC
PARK in der Klemme. Der Autor der Buchvorlage, Michael Crichton, hat ein
Drehbuch verfasst, das Steven Spielberg nicht zusagt. Dennoch läuft die
Vorproduktion bereits auf Hochtouren. Spielberg, der sich entschlossen hat,
„den realistischsten Dinosaurierfilm aller Zeiten“ zu drehen, heuert Stan
Winston an, dessen Kreaturen schon seit TERMINATOR und PREDATOR die Kinowelt
begeistern. Winston ist bereits dabei, Dinosauriermodelle zu erstellen, vor
allem den nahezu in Lebensgröße erschaffenen elektromechanischen T-Rex – eine
gigantische, animatronische Puppe aus Stahl und Hydraulik, die mit Schaumstoff überzogen
ist.
Zwar hat Spielberg mitbekommen, dass Computer sich
mittlerweile zum brauchbaren Effektwerkzeug mausern, und TERMINATOR 2 hat gerade bewiesen, welches Potential sie bergen, doch noch wurden sie nicht
wirklich zufriedenstellend eingesetzt.
Spielberg lehnt
Computergrafiken rundheraus ab - er fürchtet, die Bilder könnten aussehen wie
ein Computerspiel (die damals noch mit "nur" 256 Farben arbeiten und äußerst
grobpixelig und bunt sind), was ihm nicht realistisch genug scheint. Also bleibt er
auf vertrautem Gebiet und engagiert für Stan Winstons Team eine Legende: Phil
Tippet!
Auge in Auge mit dem Dinosaurier - ein Menschheitstraum wird wahr. Bis sie nach einem schnappen ... © Universal Pictures Home Entertainment |
Für JURASSIC PARK gibt Tippet, der bereits an zwei
vorherigen Dinosaurierfilmen gearbeitet hat (PREHISTORIC BEAST und DINOSAUR!),
sich besonders Mühe und erarbeitet erste Bewegungsabläufe. Es werden sogar
erste Szenen gedreht, die Winston und Spielberg bei der Visualisierung helfen
sollen.
Dann kommt der Anruf. Steven Spielberg wird von einigen
Technikern der umtriebigen Effektschmiede ILM (einst von George Lucas extra für
die damals unrealisierbaren Effekte in STAR WARS gegründet) in ihre Büros eingeladen - er solle sich da mal was anschauen.
Spielberg und Tippet folgen der Einladung und besuchen den
dritten großen Effektmagier der frühen
Neunziger, Dennis Muren. Dieser hat, ohne irgendeinen Auftrag, mit zwei Kollegen
bei ILM etwas ausgetüftelt. Sie wollen das Go Motion Verfahren komplett auf den
Computer auslagern!
Anders als in TERMINATOR 2, wo der Computer vor allem für Morphing
Effekte genutzt wurde, also um einen möglichst flüssigen Übergang von
Bild A zu Bild B darzustellen (mit damals atemberaubenden Ergebnissen!),
geht es diesmal darum, ein ganzes Lebewesen zu simulieren und künstlich
darzustellen.
Muren und seine Leute entwickeln ein System, bei dem sie ein
Drahtgittermodell erstellen, welches die Bewegungsabläufe vollführt. Dieses
überziehen sie mit Muskelschichten und Texturen, was dem ganzen ein plastisches
Aussehen gibt. So ersetzen sie Tippets Puppen und Figuren durch digitale
Objekte.
Die kurze Szene, die Muren seinen Besuchern zeigt, eine
Jagdsequenz von Dinosauriern, an deren Ende der T-Rex erscheint, lässt
Spielberg und Tippet mit offenen Mündern zurück. Der Legende nach blicken sie
sich an, und Tippet haucht nur: „Ich glaube, wir sind ausgestorben.“ Spielberg
verwendet den Satz später im Film.
Dabei hat Tippet recht. Mit TERMINATOR 2, vor allem aber
JURASSIC PARK, wird die Visualisierungskraft der Computer unter Beweis
gestellt. Hundert Jahre, nachdem George Méliès die ersten Stop Motion Versuche
unternommen hat, und siebzig Jahre nachdem Willis O’Brien mit DIE VERGESSENE
WELT und KING KONG UND DIE WEISSE FRAU der Technik zum Durchbruch verhalf, und gut
fünfzehn Jahre, nachdem Phil Tippet die Technik mit Go Motion perfektionieren
konnte, endet die Ära der aufwendigen Bild für Bild Effekte.
Der unverwechselbare Look, den die Achtziger-Spektakel dank
Go Motion entwickelt haben, endet 1993 mit JURASSIC PARK. Im Gegenzug erlebt
die visuell überragende, technisch viel einfacher umzusetzende CGI-Technik
ihren Aufstieg, und regiert bis heute das Kino. Heute sogar so weit, dass sie
mittlerweile viel Kritik einstecken muss und als „seelenlos“ betrachtet wird.
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Die neugefundene Welt
Die Wirkung, die JURASSIC PARK 1993 beim weltweiten Publikum
erzielt, ist heute gar nicht mehr nachzuvollziehen. Die Art, wie hier
Spezialeffekte umgesetzt werden, war neuartiger als alles, was es je zuvor gab.
Natürlich gab es schon immer fantastische Monster und
visuelle Tricks. Nicht zuletzt STAR WARS revolutionierte die Tricktechnik im
Film nachhaltig, was eine unüberschaubare Flut von Fantasy- und Sci-Fi-Krachern
in den Achtzigern nach sich zog. Aber genau hier lag die Begrenzung der Tricktechnik.
Spezialeffekte im Film, egal wie gut sie umgesetzt wurden, waren immer
als Spezialeffekte zu erkennen. Man war vielleicht erstaunt, wie hier die
Fantasien der Filmemacher realisiert wurden, aber es waren eben immer deutlich
erkennbare Fantasien. Entweder fantastische Welten, oder eben Welten aus den
Weiten des Universums.
Für künstliche Kreaturen galt das doppelt, denn es gab im Grunde nur drei Möglichkeiten, Monster oder Saurier im Film darzustellen: Die erste bestand aus der beliebten Stop Motion oder Go Motion. Eine zweite aus Menschen, die in Anzügen steckten. Eine dritte bestand aus dem Trick, echte Tiere in Großaufnahme aufzunehmen, und entsprechend „vergrößert“ in den Film einzukopieren.
Für künstliche Kreaturen galt das doppelt, denn es gab im Grunde nur drei Möglichkeiten, Monster oder Saurier im Film darzustellen: Die erste bestand aus der beliebten Stop Motion oder Go Motion. Eine zweite aus Menschen, die in Anzügen steckten. Eine dritte bestand aus dem Trick, echte Tiere in Großaufnahme aufzunehmen, und entsprechend „vergrößert“ in den Film einzukopieren.
In allen Fällen sah man jedoch, dass es unechte Wesen waren,
wodurch Hollywood genötigt war, ausschließlich fantastische Wesen umzusetzen.
Da man entweder mit echten Tieren arbeitete, oder mit Puppen/Kostümen, waren
den Effektspezis hier die Hände gebunden. Es wäre unmöglich gewesen, etwa mit
Go Motion ein echtes Tier, wie einen Löwen, nachzubilden. Der Zuschauer hätte
den Unterschied sofort erkannt, und die Illusion wäre in sich zusammengefallen.
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JURASSIC PARK macht der Menschheit ein Geschenk! Nach mehr
als 100 Jahren Dinosaurierforschung sehen die Menschen erstmals glaubhafte
Dinosaurier, die sich eben nicht wie
Puppen oder Effekte bewegten, sondern wie Tiere. Sie bewegen sich so, wie die Erwartungen der
Menschen es sich seit über hundert Jahren ausgemalt haben.
Dieser Effekt, dieser „fleischgewordene“ Menschheitstraum
rührt 1993 unzählige Menschen geradezu zu Tränen. Am meisten natürlich die
Kinder, in deren Fantasie die Saurier schon immer den größten Platz eingenommen
hatte.
Auf seine Art bietet Spielberg den Menschen eine Zeitreise
in die Urzeit und ermöglicht ihnen einen Einblick in eine Welt, den kein Mensch
je für möglich gehalten hätte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass kein
Mensch glauben kann, oder will, dass hier wirklich „nur“ Spezialeffekte am Werk
sein sollen, was Stan Winston zu der lakonischen Aussage verleitet: „Das ganze
Gerede über lebensgroße Dino-Modelle und ausgefeilte Computergrafiken ist nur
ein Werbetrick. In Wirklichkeit halten wir eine Horde von gut dressierten
Sauriern auf dem Studiogelände.“ Und ja, 1993 ist man geneigt, das für die
glaubwürdigere Erklärung zu halten.
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Bewegungsvorgaben
Leider hat Spielbergs Zeitreise-Trick noch eine weitere
Auswirkung, die seinerzeit niemand vorausahnen kann: Er bestimmt, vermutlich
bis ans Ende der Menschheit, die Vorstellung davon, wie Saurier sich zu bewegen
haben!
Man vergisst schnell, dass auch Spielberg und seine Effektprofis, ja selbst Autor Michael Crichton, eine Fiktion erschaffen haben! Sowohl der Kragen als auch die ätzende Spucke des Dilophosauriers etwa sind Hirngespinste Crichtons, um sein Buch spannender zu gestalten. Spielbergs Team doktert an den Größen ihrer Saurier herum und erfindet ihre Hautfarbe ebenso wie die Geräusche. Bis heute weiß niemand wirklich, wie die Haut von Sauriern aussah, oder welche Geräusche sie gemacht haben. Nicht einmal, wie sie sich bewegt haben, kann man mit Sicherheit sagen. Die Effektmagier von JURASSIC PARK orientieren sich zwar an realen Tieren (der Schrei des T-Rex ist eine Mischung aus Löwen, Schwänen, Pinguinen, Hunden, und einem halben weiteren Zoo), aber das hat Auswirkungen.
Man vergisst schnell, dass auch Spielberg und seine Effektprofis, ja selbst Autor Michael Crichton, eine Fiktion erschaffen haben! Sowohl der Kragen als auch die ätzende Spucke des Dilophosauriers etwa sind Hirngespinste Crichtons, um sein Buch spannender zu gestalten. Spielbergs Team doktert an den Größen ihrer Saurier herum und erfindet ihre Hautfarbe ebenso wie die Geräusche. Bis heute weiß niemand wirklich, wie die Haut von Sauriern aussah, oder welche Geräusche sie gemacht haben. Nicht einmal, wie sie sich bewegt haben, kann man mit Sicherheit sagen. Die Effektmagier von JURASSIC PARK orientieren sich zwar an realen Tieren (der Schrei des T-Rex ist eine Mischung aus Löwen, Schwänen, Pinguinen, Hunden, und einem halben weiteren Zoo), aber das hat Auswirkungen.
Einer der Besucher, die mit offenem Mund im Kino sitzen, ist Tim Haines. Der Film inspiriert den BBC Mann zu einer Fernsehsendung. Er will den aktuellsten Forschungsstand über die Urzeit ins Fernsehen bringen, indem er eine fiktive Tierdoku produziert, die 1999 als WALKING WITH DINOSAURS (auf Deutsch: DINOSAURIER – IM REICH DER GIGANTEN) läuft. Die Sendung, bei der man jede Sekunde darauf wartet, dass Heinz Sielmann um die Ecke kommt und die Saurier tätschelt, wird ein weltweiter Erfolg, kostet die Effektleute aber Nerven – keine ihrer Szenen wird zunächst akzeptiert. Immer heißt es, die Saurier würden sich „unnatürlich“ bewegen. Erst, als man die Bewegungsabläufe an JURASSIC PARK angleicht, werden sie akzeptiert.
Bis heute gibt JURASSIC PARK also den Takt vor, wenn es
darum geht, wie Dinosaurier „in echt“ auszusehen haben.
Die Sauriermacher
Allerdings hat es noch einen weiteren Grund, dass die JURASSIC PARK
Saurier als „echt“ angenommen werden – und den liefert Autor Michael Crichton.
Der versierte Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur hat schon 1981 den
Wunsch, ein Drehbuch über amoklaufende Saurier zu schreiben, allerdings findet
er keinen Zugang. Erst Ende des Jahrzehnts findet er seinen Aufhänger: Die
Gentechnik. Die steckt seinerzeit noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen und
verbreitet vor allem Angst und Schrecken unter den Menschen. Die Angst wird
sich bis in die Neunziger halten – Klone oder Furcht vor genetischer Auslese
liefern jahrelang guten Stoff fürs Kino, einer der letzten Filme aus dieser mittlerweile
längst überholten Panikmache ist das durchwachsene Sci-Fi Drama GATTACA.
Visionär Crichton aber findet eine andere fiktive Gefahr in
der Gentechnik. Crichton hat ein Gespür dafür, seine Science Fiction Thriller
stets so dicht an der Realität zu schreiben, dass sie immer glaubwürdig wirken.
Mit seinem Roman „Jurassic Park“ will er seiner Angst vor der
Gentechnik Ausdruck verleihen, die weltweit unkontrolliert erforscht wird, und
von der er fürchtet, jemand mit einem „Gott-Komplex“ könne sie missbrauchen.
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Das Ergebnis ist ein zwar fiktives, aber tatsächlich
denkbares Szenario dafür, wieso Dinosaurier plötzlich wieder auf unserer Erde
wandeln. Auch damit grenzt JURASSIC PARK sich von allen Vorgängern ab, in denen
Dinosaurier meist nur dann in der Jetztzeit auftauchten, wenn sie entweder an
einem abgelegenen Ort die Jahrmillionen überdauert haben (das „Vergessene Welt“
Szenario), oder wenn sie durch nukleare Katastrophen wiedererweckt wurden (Das PANIK
IN NEW YORK Szenario). Nachdem die Erde in den Achtzigern keine weißen Flecken
mehr aufweist, und auch die magischen Fähigkeiten, die der Atomkraft in den
Fünfzigern noch zugeschrieben wurden, sich als haltlos erwiesen haben, sind beides
unglaubwürdige Szenarien aus dem Reich des Fantastischen.
Gentechnik aber, ja, das ist Wissenschaft. Das ist
glaubhaft. Denn kann man nicht alles klonen, wovon man einmal den DNS-Strang
gefunden hat?
Das glaubhafte Szenario und Crichtons gut dramatisierter
Bericht liefern noch eine weitere Erkenntnis, über die sich zuvor nie jemand
Gedanken gemacht hat: Dinosaurier, die Freunde aller Kleinkinder, Dauergäste
auf Schlafanzügen, Bettwäsche und Kunststofffiguren, waren wilde Tiere und gnadenlose Räuber! Nie zuvor hatte jemand die sonst so mythologischen Tiere
als „schlichte“ Raubtiere geschildert. Mit einem Mal ging den Menschen auf,
dass es ja vielleicht gar nicht so toll wäre, wenn die Dinosaurier wiederkämen.
Crichton weiß um das Potential seines Romans und klappert
noch vor Erscheinen die Filmstudios ab. Die reißen sich um den Stoff. Am Ende
aber kommt es gar nicht zum großen Bieterkampf, denn Crichton trifft eine Wahl.
Zwar sind sowohl Universal, die Twentieth Century Fox und Warner an dem Stoff
interessiert, doch die angebotenen Regisseure geben den Ausschlag. Während
Warner den Film an Tim Burton geben will und die Fox mit Joe Dante lockt,
trumpft Universal mit Steven Spielberg auf.
Für Crichton ist das das ausschlaggebende Argument - zum einen ist er mit Spielberg befreundet, zum anderen erkennt er (und später auch Richard Attenborough, der für JURASSIC PARK erstmals seit gut zwanzig Jahren wieder vor die Kamera tritt), dass Spielberg die perfekte Wahl für den Stoff ist.
Auch Spielberg ist fasziniert, und er hat den Erfolg bitter nötig. Das einstige Wunderkind hat zuletzt mit ALWAYS einen veritablen Flop hingelegt, und mit HOOK selbst die Kritiker verschreckt, die den Film eine „pubertäre Peinlichkeit“ nennen. Zwar hat er seit DER WEISSE HAI keinen Thriller mehr gedreht, und keine Monster mehr losgelassen, doch es wird der Film werden, mit dem JURASSIC PARK immer wieder verglichen wird: „Der Weiße Hai mit Dinosauriern“ ist eine oft genutzte Floskel der damaligen Kritiker. Übrigens zurecht: Ähnlich wie bei seinem Monsterfilm von 1975 gelingt es Spielberg, die Saurier bereits furchteinflößend wirken zu lassen, bevor sie überhaupt zu sehen sind.
Auch Spielberg ist fasziniert, und er hat den Erfolg bitter nötig. Das einstige Wunderkind hat zuletzt mit ALWAYS einen veritablen Flop hingelegt, und mit HOOK selbst die Kritiker verschreckt, die den Film eine „pubertäre Peinlichkeit“ nennen. Zwar hat er seit DER WEISSE HAI keinen Thriller mehr gedreht, und keine Monster mehr losgelassen, doch es wird der Film werden, mit dem JURASSIC PARK immer wieder verglichen wird: „Der Weiße Hai mit Dinosauriern“ ist eine oft genutzte Floskel der damaligen Kritiker. Übrigens zurecht: Ähnlich wie bei seinem Monsterfilm von 1975 gelingt es Spielberg, die Saurier bereits furchteinflößend wirken zu lassen, bevor sie überhaupt zu sehen sind.
Der Angriff des T-Rex gilt bis heute als eine der besten Spannungsszenen aller Zeiten. Spielberg inszeniert die Sequenz nahezu perfekt, indem er das Monster langsam aufbaut und die Fantasie der Zuschauer mit einbezieht. Aber auch der Angriff selbst ist packend - nie zuvor hat sich jemand ausmalen können, wie es wäre, wirklich von einem T-Rex aufs Korn genommen zu werden. Das Kinopublikum kreischt und quiekt! Obwohl sich andere Filme, etwa Roland Emmerichs GODZILLA, stark an JURASSIC PARK orientieren, erreichen sie dessen Spannungsspitze nicht einmal annähernd. © Universal Pictures Home Entertainment |
Und Spielberg liefert ab. Mit JURASSIC PARK gelingt ihm
einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Nach nur neun Tagen hat er 100
Millionen eingespielt – einen Tag schneller als der vorherige Rekordhalter, Tim
Burtons BATMAN RETURNS. Bis heute ist JURASSIC PARK der erfolgreichste
Dinosaurier Film aller Zeiten, und vermutlich einer der letzten großen, die ganze Familie ansprechenden Kinoblockbuster überhaupt. Heute unvorstellbar: Als der schwer gehypte Film im September
1993 in Deutschland anläuft, hat er in den USA bereits einen viermonatigen
Siegeszug hinter sich! Der Film, und die Saurier, beherrschen für einen Sommer
tatsächlich wieder die Erde.
Seit BATMAN 1989 die Messlatte aufgelegt hat, versuchen die Studios stets, ihre Filme
optimal im Merchandising Markt zu verorten, und kein Film schafft das so
elegant und gleichzeitig plump wie JURASSIC PARK: Ein Film namens JURASSIC PARK
über einen Freizeitpark namens „Jurassic Park“, der Werbeartikel feilbietet –
nie zuvor konnte ein Film die eigenen Merchandising-Produkte direkt im Film
platzieren. Selbst das noch heute einprägsame Logo ist auf Kinoplakat und in
der Filmwelt absolut identisch!
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Aber auch Spielberg sollte neue Zeiten erleben. Der bisher
vor allem für seine fantasievollen Märchen- und Abenteuerfilme berühmte, „ewig
junge“ Regisseur beginnt noch während der Postproduction von JURASSIC PARK in
Europa mit den Arbeiten an seinem persönlichen Meisterwerk: SCHINDLERS LISTE
startet Ende 1993 in den USA. Mit zwei Filmen innerhalb eines Jahres hat
er sich endgültig in den Hollywoodolymp geschossen – und setzt erst einmal aus.
Erst mit VERGESSENE WELT: JURASSIC PARK bringt er 1997 wieder einen Film in die
Kinos, arbeitet jetzt aber Schlag auf Schlag. Mit AMISTAD (1997) und DER SOLDAT
JAMES RYAN (1998) gelingt Spielberg etwas, das kein Regisseur vor ihm je
geschafft hat: Er etabliert sich erfolgreich als Regisseur, der scheinbar
spielerisch sowohl packende Effektabenteuer, als auch dramatische historische
Stoffe umsetzen kann. Seither ist kaum ein Jahr ohne neues Spielberg-Opus
vergangen, sein bisher letzter Film, LINCOLN, beschert ihm seine siebente
Oscarnominierung als Regisseur.
Die Sachen mit dem Wasser
Der Dreh von JURASSIC PARK wird in etlichen Fällen von Wasser
bestimmt:
So entpuppen sich witzigerweise nicht die Saurier als
härteste Nuss des Films, sondern eine der ikonischsten Szenen der
Filmgeschichte: Ein Glas Wasser auf dem Armaturenbrett, dessen Schwingungen die
schweren Schritte des T-Rex ankündigen. (Denselben Trick verwendet er später
mit den Raptoren und einem Stück wackelnder Götterspeise!) Spielberg will
unbedingt einen Effekt, der die Wucht des Monsters ankündigt, bevor man es zu
sehen bekommt. Die Tüftler am Set sagen zu, finden aber lange keinen Weg, das ganze
umzusetzen. Dann kommt die Eingebung: der Effekttechniker stellt ein Glas Wasser
auf seine Gitarre und zupft die Seiten. Bingo! Am nächsten Tag montieren sie die
Gitarrenseiten unter das Armaturenbrett und können so einen der berühmtesten Effekte der Kinogeschichte kreieren.
Der Dilophosaurus bewegt sich im ganzen Film nicht. Der als animatronische Figur und als Handpuppe zusammengebaute Saurier kann einfach nie glaubhaft Gehbewegungen umsetzen. Dafür wird die Szene, in der er einen der Parkangestellten anfällt, für Spielberg einfach nicht nass genug. Er will die Schlammlawine im Hurricane so nass haben wie nur irgend möglich. Am Ende leeren seine Mitarbeiter sämtliche umliegenden Hydranten über dem Set aus, doch
Der Dilophosaurus bewegt sich im ganzen Film nicht. Der als animatronische Figur und als Handpuppe zusammengebaute Saurier kann einfach nie glaubhaft Gehbewegungen umsetzen. Dafür wird die Szene, in der er einen der Parkangestellten anfällt, für Spielberg einfach nicht nass genug. Er will die Schlammlawine im Hurricane so nass haben wie nur irgend möglich. Am Ende leeren seine Mitarbeiter sämtliche umliegenden Hydranten über dem Set aus, doch
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Und auch der animatronische T-Rex leidet unter dem Wasser –
der Schaumstoff saugt sich im künstlichen Regen rasend schnell voll, wodurch
die ohnehin extrem schwere Figur nur noch behäbiger wird. Im Ergebnis lässt sie
sich nur noch ungenau steuern, was Stan Winston allerdings akzeptiert. „So
wirkte der Rex lebendiger“, ist sein simpler Kommentar.
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Aus Arch Stanton’s Grab
The Good:
Natürlich sind die Dinos die Stars in JURASSIC PARK. Aus
diesem Grund heuert Spielberg seinerzeit auch „etablierte, aber nicht allzu
bekannte Stars“ für seinen Monsterthriller an. Niemand soll den wahren Stars
die Show stehlen. Was man dabei kaum wahrnimmt: Von den gut 122 Minuten, die
JURASSIC PARK läuft, sind gerade einmal 16 Minuten Dinosaurier zu sehen. Und obwohl
der Film für seine Verwendung von CGI Effekten berühmt wird, sind es nicht
einmal 5 Minuten, die mit dieser Technik gefüllt werden.
Tatsächlich sind es vor allem Stan Winstons animatronische
Figuren, die dem Film seine Glaubwürdigkeit geben. In vielen Raptorenszenen
stecken übrigens Menschen in den Kostümen und spielen in „Ski-Abfahrtshaltung“
die cleveren Räuber, so etwa auch in der berühmten „cleveres Kerlchen“-Szene.
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Übrigens war sich Michael Crichton über die Unstimmigkeit seines
Logos bewusst. Immer wieder wurde er darauf angesprochen, weshalb er einen „Jurassic
Park“ mit dem Skelett eines Tyrannosauriers, also einem König der Kreidezeit
schmückte. Crichton sagte stets, ihm sei das bewusst, aber es sähe einfach am
besten aus.
The Bad:
Heute gilt die Erkenntnis, dass die Vögel die direkten
Nachfahren der Saurier sind, als gesichertes Wissen. Ende der Achtziger ist es
nur eine etwas verspukte Theorie, die Crichton für seinen Roman jedoch
aufgreift und anspricht.
Der Film hingegen orientiert sich gänzlich am klassischen
Saurierbild, und geht recht eigene Wege. Die Raptoren sind viel zu groß, die
Dilophosaurier sehr freimütig verändert und auch die Vogeltheorie findet zwar
Verwendung, wirkt aber dennoch eher halbherzig umgesetzt.
Die Fortsetzungen hingegen wachsen mit dem Kenntnisstand der Saurierforschung.
JURASSIC PARK löst einen echten Run auf die paläontologische Forschung aus,
deren Mittel und finanziellen Unterstützungen enorm anwachsen. Schon bald ist
auch die Vogeltheorie erhärtet. In VERGESSENE WELT: JURASSIC PARK finden
bereits einige neue Erkenntnisse Platz, und im oft zu unrecht geschmähten
JURASSIC PARK III haben die Raptoren sogar ein paar Federn – sind dafür aber
nahezu lächerlich intelligent.
So sind die Filme in sich sehr inkonsistent, und verlieren
leider auch mehr und mehr ihren „realistischen“ Hintergrund – die Fiktion der
Filme tritt immer deutlicher hervor.
Außerdem löst der Film eine heftige Diskussion zur Jugendfreigabe aus. Trotz menschenfressender Monster und einiger heftiger Szenen ringen die Verleiher eine Jugendfreigabe ab 12 Jahren durch, was hierzulande auch bedeutet, dass Kinder in Begleitung ihrer Eltern in den Film dürfen. Der Grund ist klar: Dinosaurier sind Kindersache, selbst wenn sie hier ungewohnt bösartig und unniedlich dargestellt werden. Obwohl sich die Diskussion im Sande verläuft fragt man sich, ob und wieviele traumatisierte kleine Kinder der Film zurückgelassen hat.
Außerdem löst der Film eine heftige Diskussion zur Jugendfreigabe aus. Trotz menschenfressender Monster und einiger heftiger Szenen ringen die Verleiher eine Jugendfreigabe ab 12 Jahren durch, was hierzulande auch bedeutet, dass Kinder in Begleitung ihrer Eltern in den Film dürfen. Der Grund ist klar: Dinosaurier sind Kindersache, selbst wenn sie hier ungewohnt bösartig und unniedlich dargestellt werden. Obwohl sich die Diskussion im Sande verläuft fragt man sich, ob und wieviele traumatisierte kleine Kinder der Film zurückgelassen hat.
The Ugly:
Noch heute faszinieren die Effekte in JURASSIC PARK. Das liegt
vor allem daran, dass hier mit einer gesunden Mischung aus visuell nahezu
perfekten animatronischen Figuren aus Stan Winstons Schmiede und CGI gearbeitet
wurde. Jede einzelne Nahaufnahme zeigt eine von etlichen Puppenspielern
bediente Figur, nur in den seltenen Ausnahmen, in denen die Saurier in ihrer
ganzen Pracht zu sehen sind, werden sie als CGI dargestellt.
Heute wird ausschließlich mit CGI gearbeitet. Zwar wird
noch in JURASSIC PARK III mit der für die Reihe bewährten Mischmethode gearbeitet, für den bald
anstehenden JURASSIC WORLD steht aber zu befürchten, dass hier keine
animatronischen Figuren mehr genutzt werden.
Auch sonst hat sich viel gewandelt. Während in JURASSIC PARK
die Monster per se schon so ein Hingucker waren, dass es mehr als unterhaltend
war, wenn der T-Rex zehn Minuten lang einen Wagen angreift, verfällt man heute
in den Trott, ganze CGI Armeen aufeinander loszuhetzen. Ähnliches wird
vermutlich auch in JURASSIC WORLD vorkommen. Man darf daher gespannt sein, wie
der Film sich im Schatten seines Urahnen hält.
Welche Entwicklung JURASSIC PARK anstoßen würde, ist
rückblickend übrigens leicht zu erkennen: George Lucas, der 1993 immer noch nur davon
träumt, seine STAR WARS-Saga irgendwann möglichst effektlastig fortzuführen, ist von JURASSIC PARK
begeistert. Er weiß, dass die Tricktechnik nun endlich soweit ist, dass er
seinen Traum verwirklichen kann, und beginnt sofort mit der Arbeit an seiner
Prequel-Trilogie, die 1999 in die Kinos kommt, und den Beginn der seelenlosen
CGI-Blockbuster einläutet.
So erschafft JURASSIC PARK, der Film, der die Effektwelt revolutionierte, gleichzeitig die Bedingungen für alles, was sie heute, über zwanzig Jahre später, in die Krise treiben würde.
So erschafft JURASSIC PARK, der Film, der die Effektwelt revolutionierte, gleichzeitig die Bedingungen für alles, was sie heute, über zwanzig Jahre später, in die Krise treiben würde.
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