08.06.14

Ghostbusters (USA 1984)

Könnte man Filmjahre wie Weinflaschen sammeln und verkaufen, 1984 wäre einer der edelsten und wertvollsten Jahrgänge Hollywoods. In kaum einem anderen Jahr erblicken so viele moderne Klassiker die Leinwand wie 1984.
Doch heute, dreißig Jahre später, hat keiner dieser Klassiker eine nach wie vor so lebhafte Fangemeinde und so einen Platz im Bewusstsein der Filmgemeinde wie GHOSTBUSTERS.
Der überragende Erfolg des Films ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, die 1984 in perfektem Timing, und unter dem Einfluss eines dramatischen Todesfalls, kulminiert. GHOSTBUSTERS ist der Höhepunkt und Durchbruch einer völlig neuen Art von Comedy, die sich damit endgültig etabliert.
© 1984 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved.
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Marcos Blick:

Bis in die Sechziger und Siebziger hinein sind Kinokomödien vor allem das Produkt gut geschriebener Drehbücher. Man erarbeitet visuell komische Szenen, die, im korrekten Timing gefilmt, die Zuschauer zum Lachen bringen. Etwa mit Slapstick, was schon Charlie Chaplin berühmt macht.
Daneben gibt es Komödien, die durch Wortwitz leben. Diese sind seit Beginn der Filmgeschichte vom Theater abgeleitet, wo in der Regel komische Situationen konstruiert werden und die Dialoge auf Missverständnissen oder prekären Umständen fußen, um dadurch Komik zu erzeugen.
Komik ist also das Ergebnis harter Arbeit und idealen Timings, wahlweise im Slapstick oder in geschliffen geschriebenen Dialogen wie etwa in Billy Wilders Komödien oder den Filmen von Jerry Lewis.

Die neue Komik aus dem Ärmel


Diese Tradition beginnt in den Sechzigern aufzuweichen. Während in Europa Stars wie Peter Sellers beginnen, ihre Auftritte auf der Bühne und im Film mit Improvisation, Schlagfertigkeit und einem gewissen Maß an Schadenfreude zu würzen, und diese Fähigkeiten auch auf die Leinwand übertragen (etwa in DR. SELTSAM oder DER ROSAROTE PANTHER), und in Amerika zumindest Bob Hope ein wenig dem freien Comedy-Stil frönt, gründen Studenten in Chicago Ende 1959 die "Second City Improvisations-Theatergruppe".
Es ist die erste Theatergruppe, die sich von festen Texten, Akten, dramatischem Aufbau und Ähnlichem lossagt. Im Geist der aufkommenden Beatnik- und Hippie-Generation haben einige Studenten erkannt, wie kreativ und witzig sie sich auf der Bühne austoben können, und dass sie den „Alltagshumor“ auch vor Publikum präsentieren können.
Mit einem Mal besteht die Kunst der Komik nicht mehr darin, tage- und nächtelang am richtigen Blickwinkel, dem richtigen Timing, dem richtigen Rhythmus, der richtigen Mimik und der richtigen Wortwahl zu arbeiten und zu feilen. Plötzlich besteht die Kunst in der Schlagfertigkeit und Improvisation. Kurzfristig auf den Spielpartner zu reagieren und einen klugen Spruch, eine smarte Erwiderung, eine pfiffige Beleidigung zu finden. Das, was Kinder schon seit Generationen im Spiel tun, wird mit einem Mal Publikumswirksam.
Die Second City Theatergruppe schlägt ein wie eine Bombe, vor allem unter Studenten. Die Zahl der Stars, die ihr schließlich entsteigen, ist kaum zu zählen. Ihr Erfolg erschafft eine gänzlich neue Form der Unterhaltung, die vorher allenfalls sporadisch aufkommt: Stand-Up-Comedy.

Es dauert nicht lange, und die Spielart der Theatergruppe schwappt zunächst nach Kanada über, wo sie die Fernsehsendung Second City TV auf den Weg bringt und damit Stars wie John Candy und Rick Moranis gebärt, und später auf ganz Amerika. Die neue Art des schlagfertigen Humors kommt 1962 zunächst mit Johnny Carsons legendärer TONIGHT SHOW ins Fernsehen. Noch ist die Zeit nicht reif für einen Massenerfolg, aber Johnny Carsons charmanter Stand-Up Humor wärmt das Publikum auf.
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Von der Bühne auf den Bildschirm


Allerdings ist Carson bereits über Vierzig, und in Chicago brennen die zwanzigjährigen Nachwuchs-Stars darauf, ihren wilden, frechen College-Humor endlich entfesseln zu können. Mitte der Siebziger erhalten sie ihre Chance. Der kanadische Produzent Lorne Michaels will eine völlig neue Form der Sketch-Show ins Fernsehen bringen und findet in einigen ehemaligen Mitgliedern der Second City Theatertruppe willige Mitstreiter.
NBC nimmt sich des Formats an und verändert damit alles, was auf dem Bildschirm, und später auf der Leinwand, zu sehen sein wird!
Am 11. Oktober 1975 flimmert die erste Folge von SATURDAY NIGHT LIVE über die Bildschirme (Noch unter dem Titel NBC’S SATURDAY NIGHT – der heute bekannte Titel entsteht erst 1977). Und in der ersten Folge mit dabei: Die Second City Veteranen Dan Aykroyd, John Belushi und Bill Murray.
Aykroyd und Belushi stehen fortan im Auge dieses Orkans, der durch die Comedylandschaft fegt. Die beiden sind wie füreinander gemacht, kreieren bereits in der Second City endlose Sketche und Parodien und können sich nun landesweit im Fernsehen austoben. Nie zuvor haben sich zwei Komiker derart frech, teilweise garstig und politisch unkorrekt, über Stars, über Macken und Fehler lustig gemacht, haben skurille Charaktere erschaffen, Sketche geschrieben, die komplett gegen den Strich gehen. Während in England MONTY PYTHON’S FLYING CIRCUS mit jeder Folge den Britischen Humor umgestaltet und vertieft, erschaffen Aykroyd und Belushi ihren ganz eigenen: kreativ, derb, rotzfrech, aber immer sympathisch. Niemand kann derart geschickt aus unsympathischen Figuren soviel Humor und Sympathie herauslocken wie Aykroyd und Belushi. Und schon bald revolutionieren sie gemeinsam das Kino.

John Landis‘ Kinorevolution


Federführend für diese Revolution ist Regisseur John Landis, der mit drei Filmen in drei Jahren nahezu im Alleingang das Kino umwälzt!

1977 bringt er zunächst ein Konkurrenzprodukt in die Kinos: Mit KENTUCKY FRIED MOVIE bietet er einer zweiten Improvisationstruppe eine Plattform: Das Kentucky Fried Theater wird kurz zuvor von den drei  Collegefreunden David und Jerry Zucker sowie Jim Abrahams gegründet, die von Peter Sellers und Monty Python inspiriert wurden.
KENTUCKY FRIED MOVIE ist der erste Sketch-Film überhaupt, und er bietet Zucker, Abraham and Zucker die Möglichkeit, sich erstmals auf ihr parodistisches Potential einzuschießen, das sie später weltberühmt machen soll.
Der Film wird ein veritabler Erfolg und ein Kulthit unter Studenten: frech, böse, witzig. Wie John Landis‘ Filme es immer bleiben werden.
Mit diesem seinem ersten großen Film empfiehlt Landis sich vor allem für ANIMAL HOUSE, dem ersten Film aus den Reihen einiger Second City Veteranen. Diese haben sich beim Magazin „National Lampoon“ eingenistet, einem in den Siebzigern von Harvard-Studenten gegründeten, äußerst populären Humor- und Satireblatt. Es steigt zeitweise zum größten Konkurrenten des etablierten MAD Magazines auf.
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Mit ANIMAL HOUSE wagt das Blatt sich 1978 ins Kino, und wieder erschafft John Landis etwas völlig Neues: Die College-Komödie!
In ANIMAL HOUSE kulminiert die gesamte neue Comedybewegung, die auf den Campussen von Chicago, Harvard, Wisconsin und anderswo ihren Anfang genommen hat: All der Humor, die kumpelhaften Beleidigungen, der schlüpfrige Witz, die Schadenfreude gegenüber anderen, den die Second City in überspitzter Form auf die Improvisationsbühne gebracht hatte, wird in einer orgiastischen Komödie zelebriert, die das zügellose Leben in der Studentenverbindung bis ins Maßlose übersteigert.
Der Film wird, erneut, ein Kulthit, besonders unter Collegestudenten, und verschafft einem ganzen Lebensgefühl Ausdruck.
Mehr noch, es erschafft ein Lebensgefühl, denn fortan geben College-Komödien die Art vor, wie das Leben in einer Studentenverbindung auszusehen hat. (Und das tun sie bis heute, wie aktuelle Erfolge wie BAD NEIGHBORS zeigen!)

Wie neuartig diese Form von Filmhumor ist, zeigt sich in den Schwierigkeiten, die das deutsche Kino mit ANIMAL HOUSE hat. Es kann den Film einfach nicht einordnen. Nicht nur wird der Film aufgrund seiner derben Szenen geschnitten und erst ab 18 freigegeben, vor allem weiß man nicht, wo man ihn in der deutschen Komödienlandschaft unterbringen soll. In einer Zeit, in der die deutsche Komödie mit ihren Klamotten immer alberner und flacher wird, bekommt die amerikanische Komödie immer schärfere Zähne. Man folgt also dem deutschen Plattheits-Gebot und jagt das bahnbrechende Werk gekürzt, ohne Jugendfreigabe und mit dem Titel ICH GLAUB‘, MICH TRITT EIN PFERD (ohne Ausrufezeichen, dafür mit Komma!) in die Kinos.

Dann endlich folgt John Landis‘ dritter Streich: Nachdem John Belushi in ANIMAL HOUSE erstmals auf der Leinwand zu sehen ist, versucht er 1979, mit seinem alten Kumpel Dan Aykroyd einen Hit im Kino zu landen. Doch 1941 – WO BITTE GEHT'S NACH HOLLYWOOD zündet nicht. Das Drehbuch von Robert Zemeckis und die Regie von Steven Spielberg sind zu stringent und passen nicht zu John Belushis brachialem Humor. Die Mischung ist unverdaulich.
John Landis passt deutlich besser in ihr Konzept. 1980 bringen die drei gemeinsam zwei der beliebtesten Figuren der SATURDAY NIGHT LIVE auf die Leinwand: Die BLUES BROTHERS!

Der Film wird ein Gigant und erneut ein sofortiger Kulthit unter Studenten. Darüber hinaus beweist er, dass die freche, improvisierte Szenen-Comedy des Second City Theaters nicht nur in Sketch- oder Szenenfilmen wie KENTUCKY FRIED MOVIE oder ANIMAL HOUSE funktioniert, sondern tatsächlich auch in einem echten, dazu halbwegs düsteren Kinofilm. Zwar ist auch BLUES BROTHERS noch immer von einer relativ episodialen Struktur und weist keine klassische Storyline auf, doch Aykroyd und Belushi spüren, dass ihr Humor auch in einem Spielfilm untergebracht werden kann.
Augenblicklich machen sie sich daran, das mit ihrem nächsten Film zu beweisen. In DIE VERRÜCKTEN NACHBARN versuchen sie, ihren pointierten Humor in eine Nachbarschaftsstreit-Komödie zu integrieren (Noch ein mittlerweile klassisches Genre – ich erwähne noch einmal BAD NEIGHBORS!). Doch das Script kommt nicht von ihnen, und erneut zündet ihr Humor nicht unter den fremden Einflüssen und der stringenten Struktur des Films.
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Also entscheidet Dan Aykroyd, ihnen wieder einen gemeinsamen Film auf den Leib zu schreiben! Ihm schwebt eine Science-Fiction-Komödie vor, in einer Zukunft, in der Geisterjäger wie Polizisten und Notärzte dringende Notfälle bearbeiteten.
Doch mitten im Schreibprozess geschieht das Unfassbare: John Belushi, der wie so viele Genies nicht ohne Drogen leben kann oder will, stirbt an einer Überdosis.

Die Comedy-Szene ist geschockt und erstarrt. John Belushi galt als einer der bissigsten und talentiertesten unter ihnen, als Genie und vielversprechendstes Mitglied des Second City Clubs.
Der plötzliche Tod seines engsten Freundes und Partners wirft Dan Aykroyd in eine tiefe Krise (Es ist auffällig, dass er fortan mehr und mehr Gewicht zulegt) und das Drehbuch für seine Komödie GHOST SMASHERS weit zurück.

Der Retter in der Not


Schließlich erhält er Schützenhilfe von einem anderen ehemaligen Mitglied des Second City Theaters.

Harold Ramis, der seit seiner Schulzeit Sketche und Witze schreibt und nach dem Theater als freier Witzeautor unter anderem für das „National Lampoon Magazine“ schreibt, hat das Drehbuch für ANIMAL HOUSE maßgeblich mitverfasst.
Seither beweist er ein todsicheres Gespür dafür, den Humor und die Stars der Second City Truppe auf die Leinwand zu bringen, auch wenn er seiner Struktur aus der Collegekomödie treu bleibt: Immer wieder geht es um anarchische Helden, die sich gegen Regeln und das Establishment auflehnen – und immer ist es Second City Mitstreiter Bill Murray, dem er die Rollenzüge vorgibt (Denn ein Bill Murray lässt sich keine Texte schreiben!).

Schon ihr erster Film MEATBALLS (Deutscher Verleihtitel: BABYSPECK UND FLEISCHKLÖßCHEN) wird 1979 ein Erfolg und überträgt die College-Anarcho-Komödie ins Sommercamp (Zack, nächstes Genre erschaffen: Die Sommercamp-Komödie!) Für CADDYSHACK, ihren Angriff auf die versnobte Golfplatz-Elite, holen sie sich mit Chevy Chase eine weitere SATURDAY NIGHT LIVE Ikone der ersten Stunde mit an Bord, und Harold Ramis führt erstmals sogar Regie.
Schließlich folgt 1981 der beliebte STRIPES (Mit dem erneut deutschen Hilflosigkeitstitel ICH GLAUB‘ MICH KNUTSCHT EIN ELCH! – diesmal ohne Komma, aber mit Ausrufezeichen!), der 1981 ebenfalls ein Erfolg wird und, schon wieder, ein Genre begründet: Die Army-Klamotte, die einen frechen Tunichtgut in die Grundausbildung steckt um die Ausbilder aufzumischen.

MEATBALLS und STRIPES werden dabei von dem einzigen Regisseur inszeniert, der neben John Landis ein Gespür für den Second City Humor aufweist: Ivan Reitman. Der Kanadier hat früher bereits einmal mit Landsmann Dan Aykroyd beim kanadischen Fernsehen gearbeitet, war aber vor allem als Produzent von ANIMAL HOUSE mit der Truppe in Berührung gekommen.
Nun hängt er sich, gemeinsam mit Autor Harold Ramis, an Aykroyds geplanten Film über futuristische Geisterjäger dran. War der Film zunächst noch als klassisches Second City Stück gedacht, mit Dan Aykroyd, John Belushi, John Candy und SATURDAY NIGHT LIVE Star Eddie Murphy, erlebt das Projekt eine Fülle von Änderungen und Rewrites, bevor schließlich auch Bill Murray an Bord kommt und die Handlung als Entstehung der Geisterjäger in der Gegenwart erzählt.
Das aufgepimpte Ectomobil aus Ghostbusters II.
© 1989 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved.
Als GHOSTBUSTERS schließlich produziert wird, das ist aus dem Rückblick klar, ist es der Höhepunkt einer seit 15 Jahren andauernden Revolution der Comedyszene.
GHOSTBUSTERS ist der erste Film, der all die frechen, spritzigen College-Comedians, ihre Sprache und ihren Humor, in einen echten Spielfilm überträgt. Das, was in 1941 – WO BITTE GEHT'S NACH HOLLYWOOD und DIE VERRÜCKTEN NACHBARN noch nicht funktionieren wollte, gelingt endlich.
Die Filme des Improvisations-Theaters haben sich von Sketch-Paraden wie KENTUCKY FRIED MOVIE über inhaltlich lose verbundene Szenen-Sketche wie in ANIMAL HOUSE oder MEATBALLS über rudimentäre Handlungsstränge wie in BLUES BROTHERS und STRIPES entwickelt und präsentieren mit GHOSTBUSTERS das erste Werk, das den Anarcho-Humor der Truppe in eine durchgängige Handlung gießt.
Dabei ist auch GHOSTBUSTERS ein Werk höchster Improvisation! Zwar existiert ein Drehbuch, allerdings wird, wie es bei einem derartigen Impro-Cast zu erwarten ist, nahezu der gesamte Film am Set kreiert. Bill Murray spricht, wie üblich, keine einzige geschriebene Zeile, sondern improvisiert nahezu durchgängig und macht in der Regel was er will. Harold Ramis, der den Egon Spengler nur spielt, weil kein Schauspieler gefunden wurde, der die Rolle passend ausfüllen kann, erfindet mit Co-Autor Dan Aykroyd und Regisseur Ivan Reitman viele Szenen, Gags und Situationen spontan und am Set. Kurz: Der ganze Film ist eine einzige, grob geplante Vorstellung einer perfekt eingespielten Truppe aus dem Improvisationstheater, der erst am Schneidetisch zu einer Handlung vervollständigt wird.

Die Erkenntnis, dass das funktioniert, und der überragende Erfolg des Films lösen die endgültige Wandlung der Kinokomödien aus (ironischerweise ist nur BEVERLY HILLS COP in diesem Jahr als Komödie erfolgreicher; der Film, der Eddie Murphy den Durchbruch bringt, nachdem er aus GHOSTBUSTERS ausgestiegen ist).
Die wilden Impro-Parodisten vom Campus sind erwachsen geworden und haben einen Ton gefunden, der im Kino funktioniert! Vor großem Publikum. Ein Film, der nicht mehr nur andere College-Studenten begeistert wie die bisherigen Filme zwischen KENTUCKY FRIED MOVIE und BLUES BROTHERS, sondern einen Familienfilm, der alle anspricht.

Eine College-Komödie mit Weltuntergang


Dabei ist auch GHOSTBUSTERS im Kern „nur“ eine College-Komödie. Das Genre, das den Kampf zwischen „Nerds“ (Eierköpfen) und „Jocks“ (Sportskanonen) erfunden hat, ist seit ANIMAL HOUSE ohnehin unschlagbar populär. GHOSTBUSTERS hebt das Ganze einfach auf eine neue Ebene: Hier geht es um drei Vollnerds, die an Übersinnliches glauben, von der Uni fliegen, von einem garstigen Stadtbürokraten gegängelt werden und am Ende nicht nur die Welt retten, sondern auch mit Laserwaffen rumspielen dürfen und sogar das Mädchen kriegen!
Es ist kein Film über Helden. Es ist ein Film über Underdogs, die zu Helden werden! Nicht umsonst ist der größte der Nerds, der von Ramis gespielte Dr. Egon Spengler, die beliebteste und „coolste“ Figur des Films. Spengler sammelt Sporen und Schimmelpilze, stellt komplexe Berechnungen im Kopf an und erklärt sie mit süßen Snacks. Er ist blind für die Flirtversuche der heißen Sekretärin. Er ist ein eine jener Figuren, die in jeder College-Komödie den halben Film mit dem Kopf im Klo und der Unterhose in der Arschritze verbringen würde. Hier ist er der coole Typ, der die Welt rettet.
Damit nimmt der Film alles vorweg, was 16 Jahre später die Krimireihe CSI so populär machen soll: Nicht die harten Jungs mit dem Gewehr und der Pistole sind die Helden und retten die Welt, sondern die klugen Wissenschaftler im Hintergrund lösen den Fall und kriegen das Mädchen.
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Das wirkt sympathisch und spricht fortan jede Generation von klugen Jungs und Mädchen an. Der coole Nerd mit dem Laser-Pack, der Geister jagt, wird in den Achtzigern plötzlich zum Traumberuf! (Das Mädchen ist übrigens zunächst als Model angelegt. Es ist eine interessante Nebennote, dass Sigourney Weaver, die 1979 mit ALIEN der erste weibliche Actionheld der Filmgeschichte wird, sich dagegen ausspricht und ihre Rolle in etwas deutlich gediegeneres wie eine Cellistin umschreiben lässt. Ihr passender Kommentar: Dadurch wirkt es realistischer, dass sie sich mit den Jungs einlässt!)

Die Erben der Ghostbuster


Was auf GHOSTBUSTERS folgt, ist ein Comedy-Boom! Egal, ob die Stars des Second City Theaters und der SATURDAY NIGHT LIVE Truppe, wie Chevy Chase, John Candy, Eddie Murphy, Bill Murray oder Dan Aykroyd, mitspielen, egal ob die Filme des National Lampoon, wie DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE (Auf englisch NATIONAL LAMPOON’S VACATION), oder ob die Parodien der Zucker, Abraham, Zucker Truppe, die mit TOP SECRET, DIE NACKTE KANONE, oder HOT SHOTS die Massen begeistern: Eine neue Form der Comedy ist geboren. Auch Comedy Stars wie Mel Brooks, Billy Crystal, Tom Hanks oder Whoopie Goldberg, die nicht dem College-Club der Improtheater angehören, werden von der neuen Comedy-Welle mitgetragen und zu Superstars.

Und bis heute ist die Welle nicht verebbt. Die Gründungsväter der Bewegung, von John Belushi und Dan Aykroyd bis zu Harold Ramis, John Landis, Ivan Reitman und Bill Murray, beeinflussen ganze Generationen von Komikern. Noch heute sind es die Truppen um Adam Sandler, um Ben Stiller oder um Judd Apatow, um Kristen Wiig oder Tina Fey, welche die Bewegung fortführen.
Ihr Humor hat sich gewandelt, der frische, freche, rotzige Humor der späten Siebziger und frühen Achtziger wirkt heute beinahe angestaubt, also muss ein neuer, frischerer, rotzigerer Humor her. Diese Wandlung wird weitergehen, doch den Grundstein legt ein kleines Studententheater in Chicago im Jahr 1959. Und den Durchbruch verschafft eine kleine Geisterkomödie namens GHOSTBUSTERS im exquisiten Hollywood-Jahr 1984.

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