Nachwuchsstar, Sexsymbol, Junkie,
Skandalqueen, Ehebrecherin, Actionstar, Oscargewinnerin, Matriarchin,
Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin, Produzentin, Stilikone,
Sonderbotschafterin und leuchtendes Vorbild für den Feminismus –
in einem Alter, in dem andere Schauspielerinnen allmählich in der
Versenkung verschwinden, beginnt Angelina Jolie, sich mehr und mehr
zu festigen.
Mittlerweile gilt Jolie als eine der
mächtigsten Frauen Hollywoods, als eine der wenigen kompletten
Allrounderinnen des Kinos, und könnte sich als eine der größten
Hoffnungen erweisen, die Stellung der Frauen im männlich
beherrschten Hollywood dauerhaft zu festigen.
Angelina Jolie ist eine der letzten
großen Diven unserer Zeit.
Biancas Blick:
Angelina Jolie selbst sagt von sich einmal: „Ich fühle mich getrieben. Egal wie viel ich tue, ich habe immer das Gefühl, ich müsse noch mehr schaffen.“ Einer der Gründe dafür ist womöglich der lange Leidensweg ihrer Mutter, der Jolie die Kürze und Bedeutung des Lebens klar macht.
Angelina Jolie selbst sagt von sich einmal: „Ich fühle mich getrieben. Egal wie viel ich tue, ich habe immer das Gefühl, ich müsse noch mehr schaffen.“ Einer der Gründe dafür ist womöglich der lange Leidensweg ihrer Mutter, der Jolie die Kürze und Bedeutung des Lebens klar macht.
Dabei braucht sie lange, um ihren
eigenen Platz im Leben zu finden, und die ersten Jahre sind nicht nur
holperig, sondern geradezu stürmisch. Lange glaubt niemand, dass aus
dem wilden, unbändigen Starlett jemals mehr werden könne als
irgendeine tragische Schlagzeile in den Gazetten. Doch Jolie
wird – mit Talent und beiden Beinen fest im Leben – alle Spötter
und alle Fans überraschen.
Das Schauspiel-Gen im Blut
Jolie wird am 4. Juni 1975 in Los
Angeles geboren und hatte vermutlich nie eine andere Wahl, als
Schauspielerin zu werden.
Ihr Vater ist der Schauspieler Jon
Voight, der mit ASPHALT COWBOY und CATCH 22 einer der berühmtesten
Vertreter des „New Hollywood“ war und bis heute gut im Geschäft
ist.
Jolies Mutter, Marcia Lynne
„Marcheline“ Bertrand, war ebenfalls Schauspielerin, lernte im
Lee Strasberg Institute, schaffte es aber nie, sich zu etablieren und
gab ihre Karriere später zu Gunsten der Kinder auf.
Jon Voight und Marcheline Bertrand
lassen sich 1978 nach nur sieben Jahren scheiden. Voight soll
Bertrand mehrfach betrogen haben. Angelina Jolies Verhältnis zu
ihrem Vater ist seitdem nachhaltig gestört. Jahrelang meidet sie den
Kontakt, zu sehr schmerzen sie die Verletzungen, die ihr Vater ihrer
Mutter zugefügt hat. Sie weigert sich auch, sich mit dem
erfolgreichen Namen „Voight“ leichteren Zutritt zu Hollywood zu
verschaffen und beschränkt ihren Namen auf das „Jolie“ (deutsch:
hübsch).
Quelle: DVD "Hackers" © MGM Home Entertainment |
Erst auf Drängen ihres dritten
Ehemanns Brad Pitt lässt sich Jolie nach dem Tod ihrer Mutter zu
einer Versöhnung mit ihrem Vater überreden.
Der Tod ihrer Mutter – sie stirbt
2007 an Eierstock- und Brustkrebs – und der damit einhergehende
Kampf ums Überleben prägen Angelina Jolie zutiefst. Die Erfahrung
wird sie später zu drastischen Schritten verleiten und eine
Diskussion über Selbstbestimmung hervorrufen, die es in dieser Form
noch nicht gegeben hat.
Gegen die Wand und durch sie hindurch
Jolie distanziert sich schnell von der
Annahme, dass ihr Vater und sein Oscar für SIE KEHREN HEIM sie zur
Schauspielerei gebracht hätten. Es sei ihre Mutter gewesen, die
Angelina Jolie und ihren Bruder regelmäßig mit ins Kino nahm.
Als ihre Mutter nach Los Angeles zieht
und Jolie dort die Grundschule besucht, muss sie sich oft für ihre
wohlhabende Herkunft rechtfertigen. Jolie beginnt, bestimmte
Verhaltensweisen zu entwickeln, die sie noch jahrelang verfolgen
werden: Sie geht in den Angriff – gegen andere und gegen sich
selbst. Sie kauft sich Second-Hand-Klamotten, um ein Statement zu
setzen und beginnt darüber hinaus, sich selbst zu verletzen. Später
sagt sie zu jener Phase: „Ich sammelte Messer und hatte immer
bestimmte Dinge um mich. Aus irgendeinem Grund war das Ritual, mich
selbst zu schneiden und die Schmerzen zu spüren, vielleicht sich
lebendig zu fühlen und ein Gefühl der Befreiung zu verspüren,
irgendwie therapeutisch für mich.“
Nach der Highschool beginnt Jolie, am
Lee Strasberg Institute zu lernen und verschreibt sich dem Method
Acting. Sie wirkt in kleineren Bühnenproduktionen mit und arbeitet
als Modell.
Als sie den Fernsehfilm GIA angeboten
bekommt, zweifelt Jolie aufgrund der Rolle stark.
Sie kennt sich selbst zu gut und
erkennt die Gefahr, sich bei ihrem Method Acting in der Rolle des
drogenabhängigen Modells Gia zu verlieren. Sie fürchtet, selbst in
den Abgrund zu stürzen, denn Jolie tut alles, was sie macht, mit
vollem Einsatz, bringt sich immer voll und ganz, mit Herz und Seele,
ein. Das zeichnet sie künstlerisch zwar aus, gefährdet sie aber
auch für lange Zeit.
Die Kinoelfen sterben aus
1993 beginnt die Filmkarriere der
Angelina Jolie, zunächst mit zwei kleinen Kurzfilmen. In CYBORG 2,
WITHOUT EVIDENCE und vor allem dem seinerzeit extrem populären
Cyberthriller HACKERS spielt sie jeweils größere Rollen, schafft es
auch dank ihres Aussehens aufs Cover, und macht sich so einen ersten
Namen. Vor allem die sinnliche Schönheit der knapp Zwanzigjährigen bleibt in
Erinnerung.
Bei den Dreharbeiten für HACKERS lernt
Jolie auch den Briten Jonny Lee Miller kennen und meint, in ihm eine
verwandte Seele gefunden zu haben. Die beiden heiraten, und es sagt
viel über die junge Angelina Jolie aus, dass sie bei der Heirat schwarze
Lederhosen trägt und ein weißes T-Shirt, auf dessen Rückseite sie
mit ihrem eigenen Blut Jonnys Namen geschrieben hat.
Quelle: DVD "Hackers" © MGM Home Entertainment |
Dafür nimmt ihre Karriere langsam
Fahrt auf. Nach FOXFIRE, LIEBE UND ANDERE... und PLAYING GOD spielt
sie in dem Fernsehfilm WALLACE und heimst einen Golden Globe ein. Mit
ihrer fantastischen Darstellung in GIA – PREIS DER SCHÖNHEIT, den
sie trotz aller Selbstzweifel dreht, wiederholt sie das Kunststück
ein Jahr später. Nun kann Hollywood nicht mehr wegschauen – denn
Jolie, unangepasst und provozierend wie sie sich gibt, ist vor allem
eins: Eine unglaublich talentierte Schauspielerin, die in ihren
Rollen alles gibt und bis zur Selbstaufgabe spielt. Und sie
beherrscht die Klaviatur von Drama über Komödien bis zu Action.
Endlich kommen die großen Rollen:
LEBEN UND LIEBEN IN L.A., DER KNOCHENJÄGER und natürlich ihr erster
künstlerischer Durchbruch in DURCHGEKNALLT.
Dieser ist die beinahe perfekte
Verkörperung des Paradigmenwechsels in Hollywood: Jolies Partnerin,
die Produzentin und (eigentliche) Hauptdarstellerin Winona Ryder, der
gigantische Star der späten 80er und 90er Jahre, kommt mit ihrer
zarten, elfenhaften Darstellung nicht gegen die kraftvoll, drastisch
und überragend aufspielende Jolie an.
Jolie spielt die vom Wahnsinn
getriebene „Irre“ eindrucksvoll und schafft es, ihrer im Kern
unsympathischen und gefährlichen Figur am Ende Herz und Verzweiflung
angedeihen zu lassen. Die Zeit der Elfen in Hollywood ist vorbei.
DURCHGEKNALLT wird Ryders letzte große Rolle, Jolie hingegen erhält
zu Recht den Oscar und endlich die goldene Eintrittskarte nach
Hollywood. Und sie tauscht sie gegen einen Testosteron-Rausch ein!
Auf die Action, fertig los...
Jolie nutzt ihre hart erarbeitete
Anerkennung, um sich als Actionstar zu etablieren.
Zunächst testet sie sich bei
Action-Superproduzent Jerry Bruckheimer aus und tritt in dem Nicolas
Cage-Vehikel NUR 60 SEKUNDEN auf. Doch mit ihrem nächsten Film wird
sie endgültig zum Superstar, verkörpert sie, die stets von den
Männern für ihren Blick und ihre sinnlichen Lippen bewunderte
Schauspielerin, eine der ersten großen weiblichen
Videospiele-Starlets: Lara Croft! In TOMB RAIDER bietet sie dem
Publikum, vor allem dem männlichen, gleich den doppelten feuchten
Traum und schafft mit Bravour, was kaum einer für möglich gehalten
hätte: Sie kreiert einen weiblichen Actionhelden, sexy und stark,
selbstbestimmt, brutal und dennoch menschlich. Sie trainiert für
diese Rolle hart, denn Lara Croft muss sich vor allem glaubhaft in
Stunts und Actionsequenzen zur Wehr setzen.
Zu Beginn des neuen Jahrtausend ist
Angelina Jolie der Star Hollywoods, noch dazu der einzig weibliche,
der nicht auf Liebeskomödien oder junge Geliebte abonniert ist,
sondern sich auf Augenhöhe mit den Männern messen lassen darf,
sowohl auf der Leinwand als auch dahinter.
Nur privat strauchelt sie weiter.
Während sie mit TOMB RAIDER die Welt erobert, ist sie in zweiter Ehe
mit Billy Bob Thornton verheiratet, doch sie wiederholt den Fehler
ihrer ersten Ehe. Thornton ist ein ähnlich Getriebener wie sie
selbst, und das Paar wird zum gefundenen Fressen der Gazetten. Jeder
der beiden trägt einen Anhänger um den Hals, in dem er einen
Tropfen Blut des anderen aufbewahrt, und ihr ganzes Leben wird in
all seiner Extremität äußerst offen ausgetragen: Wilde
Sexgeschichten, wilder Drogenkonsum, ein wildes Partyleben. Jolie und
Thornton leben das, was 90er Filme wie TRUE ROMANCE oder NATURAL BORN
KILLERS immer als wildes freies Leben propagiert haben. Gemeinsam
probieren beide alles aus, jagen auf der Überholspur des Lebens
dahin und geradewegs auf eine Mauer zu.
Von der Selbstzerfleischung zur Selbstfindung
Jolie wird in der Öffentlichkeit wegen ihrer wilden Unangepasstheit, die weit über jedes „Girlietum“ der
90er Jahre hinausgeht, äußerst kritisch beäugt: Angelina Jolie –
das ist die Unersättliche, die mit ihren Filmpartnern Affären beginnt, die
Verrückte, die bei der Oscarverleihung ihren Bruder hingebungsvoll
und deutlich zu erotisch küsst, die Wahnsinnige, die das Blut ihres
Ehemannes um den Hals trägt oder mit Blut bekritzelte T-Shirts ihr
Eigen nennt. Sie ist die unangenehme, die unangepasste Action-Frau,
die in Filmen Männer verdrischt und so gar nicht
weiblich-verletzlich auftreten mag.
Frauen lehnen sie ab, Männer hingegen
fühlen sich zu dieser Frau, die sich stets so stark und selbstbestimmt gibt,
enorm hingezogen. Angelina Jolie ist attraktiv, sinnlich, und nimmt sich,
was sie will – ohne Rücksicht auf Verluste. So scheint es
zumindest.
Allerdings bringt ihr der Dreh zu TOMB
RAIDER auch persönliche Erleuchtung, und sie macht eine Erfahrung,
die ihr Leben grundlegend verändern wird. Der Film wird zu großen
Teilen im bitterarmen Kambodscha gedreht, wo Jolie am Rande des Sets
mit den Ärmsten der Armen konfrontiert wird. Ähnlich wie
Jahrzehnte zuvor Audrey
Hepburn bei ihrem Dreh zu GESCHICHTE EINER
NONNE in Afrika, ist Jolie, die sich als Teenager immer für ihren
Reichtum geschämt hat, entsetzt von dem was sie dort sieht, und es
lässt sie nicht mehr los. Angelina Jolie hat ihre Bestimmung
gefunden: Sie verschreibt sich dem humanitären Engagement und
adoptiert 2002 ein mit Maddox ein kambodschanises Waisenkind - ihre erste von später drei Adoptionen.
2001 unternimmt sie eine 18-tägige
Reise durch Kambodscha, Pakistan und Afghanistan und begutachtet die
Bedingungen der Flüchtlingslager vor Ort. Sie besteht in diesem
Zusammenhang darauf, alle für diese Reise anfallenden Kosten selbst
zu übernehmen und ist erschüttert über das Elend und die
Lebensbedingungen der Menschen! Jolie spendet eine Million Dollar
Soforthilfe und lässt sich bei den Helfern unterbringen, teilt mit
ihnen Unterkunft und Essen – fernab aller Hotels und jeglichen
Komforts.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigt
sich bei der Genfer Konferenz von ihrem Einsatz so beeindruckt, dass
es Jolie im August 2001 zur Sonderbotschafterin erklärt. Jolie sagt
in diesem Rahmen:
„Wir
können uns nicht vor Informationen verschließen und die Tatsache
ignorieren, dass es Millionen von Menschen auf der Welt gibt, die
leiden. Ich möchte helfen. Ich glaube nicht, dass ich mich dabei von
anderen Menschen unterscheide. Ich denke, wir wünschen uns alle
Gerechtigkeit und Gleichheit, eine Chance für ein Leben mit
Bedeutung. Wir alle würden gerne daran glauben, dass uns jemand
beistünde, sollten wir einmal in eine schlechte Situation geraten.“
Es scheint fast so, als würde Jolie
ihre inneren Wunden nach außen kehren und heilen lassen wollen –
wenn sie sich selbst nicht helfen kann, ist sie bemüht, anderen zu
helfen.
Quelle: DVD "Gia" © HBO Studios |
Vielleicht liegt es an Jolies neuer
Aufgabe, ihrem neuen Lebensinhalt, der sich so drastisch von dem
zuvor gelebten Leben unterscheidet. Vielleicht brauchte sie das wilde
Leben nicht mehr, um sich wertvoll zu fühlen
In jener Zeit verschlechtert sich das
Verhältnis zu ihrem Vater drastisch. Jolie lässt den Namen „Voight“
aus allen offiziellen Unterlagen streichen, und heißt nun offiziell
auch bürgerlich „Jolie“. Ihr Vater unterstellt ihr daraufhin
ernsthafte emotionale Schwierigkeiten. Mit dieser Annahme liegt er
gar nicht so falsch, denn Jolie sucht sich noch immer. Sie ist
getrieben, will etwas erschaffen, verarbeiten, verzeihen, helfen,
und verwickelt sich dabei zusehends.
Quelle: Blu Ray "Salt" © Sony Pictures Home Entertainment |
Ins Abseits katapultiert
Für Jolie ist es eine Zeit des
Umbruchs, und wie jeder gute, jeder nachhaltige Umbruch wird es die
vermutlich stürmischste Zeit ihres Lebens.
2004 beginnt sie, sich selbst mehr und
mehr zu finden, entgleitet sich dabei aber auch zusehends. Sie bleibt
zwar einer der Top-Stars Hollywoods, immer für Schlagzeilen gut,
jetzt Mutter eines Kindes und weitet ihr humanitäres Engagement
immer weiter aus, als etwas passiert, das sie zum ersten Mal in ihrem
Leben in der Öffentlichkeit schlecht dastehen lässt: Sie verliebt
sich. Und wie!
Quelle: Blu Ray "Mr. & Mrs. Smith" © STUDIOCANAL |
Und in diese populäre Sauberehe drängt
sich ausgerechnet der Wildfang Angelina Jolie. Die Munkeleien beginnen bereits früh. Pitt und
Jolie stehen für die Action-Komödie MR. & MRS. SMITH vor der
Kamera und die Gerüchteküche brodelt. Haben sie oder haben sie
nicht?
Ja, sie haben!
Kurz darauf wird bekannt, dass Pitt
seine Frau verlässt, und ab sofort mit Angelina Jolie zusammen ist.
Das Chaos ist perfekt. Die Ehe zwischen Pitt und Aniston wird
geschieden und ein weltweiter Sturm der Entrüstung ergießt sich
über Angelina Jolie. Ehezerstörerin, Schlampe, Egomanin,
Geisteskranke ... Es gibt keine Beleidigung, die nicht neben ihrem
Namen zu finden wäre. Ihr Image ist vollkommen zerstört. Was Drogen
und wilde Ausschweifungen nicht geschafft haben, hat ihre Liebe
erreicht: Man hasst Angelina Jolie. Auch die Beteuerungen Brad
Pitts, seine Ehe mit Aniston sei bereits schwer angeschlagen gewesen,
helfen nicht.
Dem Sturm folgt die Ruhe
Kaum hat sich der Sturm ein wenig
gelegt, folgt der nächste, wenn auch in aller Stille. 2007 stirbt
Jolies Mutter an Krebs, was sie weit zurückwirft. Alte
Verhaltensweisen treten wieder auf: Selbstverletzung,
Selbstzerstörung und Selbstvorwürfe. Jolie magert ab, ist nur noch
ein Schatten ihrer selbst.
Mit Hilfe und auf Drängen ihres neuen
Partners (den sie erst nach zehn Jahren Ende 2014 heiratet!) sucht
Jolie endlich wieder den Kontakt zu ihrem Vater und findet ihre
Lebensmitte. Voight und Jolie sprechen zwar seither wieder
miteinander, eine Hochzeitseinladung erhält der Vater 2014 aber
immer noch nicht.
Quelle: Blu Ray "Mr. & Mrs. Smith" © STUDIOCANAL |
In WANTED und SALT (ein zweiter Teil
ist angekündigt) wird sie in den darauffolgenden Jahren erneut die
Actionfahne hissen. Doch sie ist, trotz aller Skandale, im
Hollywoodolymp angekommen. Rollen wie in Eastwoods Meisterwerk DER
FREMDE SOHN bringen Jolie nicht nur erneut eine Oscarnominierung ein,
sondern zeigen ihre enorme künstlerische Bandbreite.
2014 spielt sie in MALEFICENT eine
verstoßene und hasserfüllte Elfe und begeistert damit
Groß und Klein - wenn auch nicht unbedingt am Set, wie eine hinreißende Anekdote belegt.
Nachdem alle Kinder, die zum
Casting für den Part der jungen Prinzessin erschienen sind, vor Angst
schreiend die Flucht vor der maskierten Jolie ergreifen (Sie selbst hatte darauf bestanden, so bedrohlich zu wirken wie die Zeichentrick-Vorlage),
erhält ihre kleine Tochter Vivienne die Rolle, denn sie erkennt ihre Mutter
trotz der Maske und will sofort mit ihr spielen, statt vor ihr
wegzulaufen.
Schauspielerisch ist Angelina Jolie da
angekommen, wo sie hinwollte: Sie kann sich trotz ihres Alters ihre
Rollen auswählen und kann schlicht alles spielen. Sie bekommt
Dramen, aber auch Actionfilme und gelegentlich eine Komödie
angeboten. Dabei ist sie längst nicht mehr auf die Arbeit angewiesen,
kann sich aussuchen, wofür sie ihre Energien aufwendet (Woraufhin sie nur noch alle paar Jahre etwas dreht), verdient
dabei Millionengagen, die ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie
sichern, sowie ihr weiterhin die Möglichkeit geben, hohe Spenden zu zahlen.
Quelle: Blu Ray "Maleficent" © Walt Disney Home Entertainment |
Gemeinsam haben sie mittlerweile sechs
Kinder, drei adoptierte und drei eigene, und auch wenn die Presse
sich über die angeblich „katastrophalen“ und „chaotischen“
Bedingungen im Hause Jolie-Pitt aufregt und lustig macht, scheinen
die zwei ihr Leben gut zu meistern und sich gegenseitig künstlerisch
und emotional stetig zu befruchten.
Regisseurin mit sozialem Gewissen
2007 erfüllt Jolie sich einen lange
gehegten Wunsch: Sie realisiert ihren ersten eigenen Film. Die
Dokumentation A PLACE IN TIME beschreibt das Geschehen an 27
verschiedenen Orten der Welt innerhalb einer Woche. Colin Farrell,
Hilary Swank, Jonny Lee Miller und Jude Law spielen darin mit.
2010 beginnen dann die Dreharbeiten zu
Jolies erstem Film als Regisseurin: IN THE LAND OF BLOOD AND HONEY
schildert die Liebesgeschichte einer Bosnierin und eines Serben in
den Zeiten des Bosnienkrieges 1992 – 1995. Jolie schreibt das
Drehbuch und inszeniert große Sequenzen vor Ort, besetzt das Drama
mit serbischen, bosnischen und kroatischen Schauspielern, die den
Krieg selbst noch erlebt haben. Als die Thematik des Films die Runde
macht (fälschlicherweise wird der Serbe als Vergewaltiger der
Bosnierin genannt), wird Jolie vorübergehend die Drehgenehmigung
entzogen, so dass sie nach Budapest ausweichen muss. Nachdem der
Irrtum allerdings aufgeklärt ist, wird der Dreh in Serbien
fortgesetzt.
Im April 2012 ernennt die bosnische
Hauptstadt Sarajevo Jolie zur Ehrenbürgerin. In der
Begründung heißt es, sie habe mit ihrem Regiedebüt IN THE LAND OF
BLOOD AND HONEY dazu beigetragen, ein Stück Geschichte zu wahren und
„die Prinzipien der Menschlichkeit, Demokratie, ebenso wie die
Toleranz und die Solidarität von Menschen unterschiedlicher
ethnischer Herkunft, Religion und kulturellem Hintergrund zu
schützen.“
Quelle: Blu Ray "In the Land of Blood and Honey" © Universum Film |
2012 erhält der Film eine Golden Globe
Nominierung als Bester nicht-englischsprachiger Film.
Angelina Jolie findet sich. Mehr und
mehr. Der Sturm in ihr legt sich.
Am 16. November 2013 erhält Jolie,
mittlerweile weltweit hochgeachtete Menschenrechtlerin, bei den
Governors Awards in Los Angeles den Jean Hersholt Humanitarian Award
(„Ehrenoscar“), der ihr humanitäres Engagement u. a. als
Sondergesandte des UN-Flüchtlingshochkommissariats auszeichnet.
Nach dem Erscheinen von IN THE LAND OF
BLOOD AND HONEY beteiligt sich Jolie zusammen mit dem britischen
Außenminister William Hague an einer zweijährige Kampagne gegen
Vergewaltigung als Kriegstaktik, die im Juni 2014 mit einer
Gipfelkonferenz in London abgeschlossen wird. Ziel der Kampagne ist
es, die Verdrängung und Banalisierung des Themas zu beenden und die
Weltgemeinschaft zum Engagement gegen sexuelle Gewalt in Konflikten
aufzurufen.
2014 wird Jolie unter anderem dafür
von Queen Elizabeth II. mit dem Ordenszeichen Honorary Dame Commander
des Most Distinguished Order of St. Michael and St. George geehrt –
sie ist nun „Dame“ Angelina Jolie.
Quelle: Blu Ray "Wanted" © Universal Pictures Home Entertainment |
2014 liefert sie mit UNBROKEN ihren
zweiten Film ab. Das Budget ist ungleich größer als in ihrem Debüt,
und erneut ist ihr Thema äußerst engagiert. Jolie verehrt die
Hauptfigur Zamperini, den sie persönlich kennenlernt, zutiefst, was
man dem Werk in jeder Szene anmerkt. Leider wird das filmisch zur
Schwäche, denn so lässt sie jeden Zweifel und Mehrdimensionalität
an der Figur fallen und inszeniert ein etwas verkitschtes Heldenepos,
dem Ecken und Kanten fehlen.
Heiß erwartet
wird nun ihr anstehendes Ehedrama BY THE SEA, in dem das Paar
Jolie-Pitt nach MR. & MRS. SMITH erstmals wieder gemeinsam vor
der Kamera steht. Regie, Produktion, Drehbuch und Hauptrolle:
Angelina Jolie. Selten zuvor hatte eine Frau derart viel Einfluss auf
einen großen Hollywoodfilm. Auch hinter den Kulissen ist Jolie
mittlerweile zur Grand Dame Hollywoods gewachsen
Ich will leben!
Dabei scheut sie auch heute nicht den
großen Auftritt und den großen Skandal, wenn sie für ihre Sache
eintritt. Das wurde zuletzt mit ihren drastischen, von ihr bewusst in
die Öffentlichkeit gezogenen Operationen deutlich.
Angelina Jolies Mutter und Tante sind
qualvoll an Krebs gestorben, beides hat Jolie hautnah miterlebt. Sie
litten, wie auch Jolie, an einer Genmutation, aufgrund derer das
Brustkrebsrisiko bei 50%, das Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken
bei über 80% liegt.
2013 sorgt Jolie mit ihrer
Entscheidung, sich vorbeugend beide Brüste amputieren zu lassen, um
ihr Brustkrebsrisiko zu vermindern, für Furore, zumal sie diese an
sich so private Entscheidung öffentlich macht. Dabei steht sie als
eine der Ersten für selbstbestimmte medizinische Intervention ein,
was nicht hoch genug zu loben ist. Angelina Jolie zeigt auch mit
diesem Schritt ein hohes Maß an sozialem Gewissen, fegt Zweifler und
Gegner dieser Methode hinfort und erzwingt eine bitter nötige,
öffentliche Debatte. Zudem will sie anderen Frauen Mut machen, will
für das Thema sensibilisieren und überhaupt ein Forum schaffen.
Auch hier unterstützt ihr Mann sie in vollem Umfang.
2015 der nächste Schritt: Angelina Jolie lässt sich vorbeugend die Eierstöcke entfernen, nachdem ihre Entzündungswerte erschreckend in die Höhe gesprungen sind.
2015 der nächste Schritt: Angelina Jolie lässt sich vorbeugend die Eierstöcke entfernen, nachdem ihre Entzündungswerte erschreckend in die Höhe gesprungen sind.
„Ich sagte mir selbst, bleib ruhig,
sei stark – und dass ich keinen Grund habe, zu fürchten, dass ich
meine Kinder nicht aufwachsen sehen, oder meine Enkel nicht mehr
kennenlernen würde“, sagt Jolie kurze Zeit später.
Sie will leben!
Quelle: Blu Ray "Wanted" © Universal Pictures Home Entertainment |
Angelina Jolie hat sich gefunden. Nach
Jahren des Umherirrens, der Suche, der Rückschläge, scheint sie nun
endlich dort angekommen zu sein, wo sie immer hinwollte: Sie ist in
allen Belangen selbstbestimmt! Sie hat in ihrem Ehemann und in ihren
Kindern Stützen gefunden und mindestens sieben gute Gründe,
weiterzuleben.
Und sie weigert sich, das, was ihr
wichtig ist, für sich zu behalten. Sie will Hoffnungsträgerin für
Frauen beim Film sein, und bietet mit ihrem Status als eine der mächtigsten
und bestverdienendsten Frauen in Hollywood dafür jede Menge
Identifikationsfläche. Sie ist Sonderbotschafterin und soziales
Gewissen von Millionen Menschen.
Aber vor allem ist sie eine liebende
Mutter und Ehefrau, die weiß, dass sie nur das wirklich besitzt, was
sie sich selbst erarbeitet hat.
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