29.06.15

The Terminator (USA 1984) - Der unsichtbare Megaerfolg

Jetzt begreifen Sie doch endlich. Dieser Terminator ist da draußen. Mit dem können Sie nicht verhandeln. Und mit dem können Sie auch nicht vernünftig reden. Er fühlt weder Mitleid, noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor Nichts halt machen, vor gar nichts, solange Sie nicht tot sind.
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Jetzt auf Blu Ray und DVD
Marcos Blick:

Alles beginnt mit einem Traum!
Gerade erst hat James Cameron seinen ersten Spielfilm, PIRANHA II, abgedreht, als er in Italien krank wird. Von Fieber geplagt, erwacht er nachts aus einem Alptraum. In jener Zeit grübelt der junge, kanadische Special Effects Künstler, der für Roger Corman gearbeitet hat, und mit PIRANHA II seine erste grauenvolle Regie-Erfahrung machte, darüber nach, einen Horrorfilm zu drehen. Ihm schwebt ein günstiges Slasher Movie im Stile von John Carpenters HALLOWEEN vor.
In jener fieberdurchwirkten Nacht, so erzählt es die Legende, träumt Cameron von einem Roboter-Torso, der sich mit zwei Küchenmessern in den Händen aus einem Flammenmeer zieht.
Es ist der Anfang des modernen Action-Films.

Der Ein-Dollar-Film


Cameron hat schon in den frühen Siebzigern als Modellbauer und Matté-Maler bei diversen Horror- und Effektfilmen mitgearbeitet, und bei dieser Arbeit auch die junge Produzentin Gale Anne Hurd kennengelernt. Sie ruft er am Tag nach seinem Traum an, und pitcht ihr seine Idee eines Horror-Sci-Fi Films. Hurd ist interessiert, so dass Cameron sich augenblicklich auf den Weg nach L.A. macht, um ein erstes Treatment zu verfassen.
Er verkauft Hurd die Rechte an der Story für einen Dollar und ein Versprechen: Sollte Hurd den Film produzieren, dürfe Cameron Regie führen – Hurd schlägt ein.
Doch beiden steht ein langer Kampf bevor, denn zunächst glaubt niemand an ihre Idee, nicht einmal Camerons Agent. Er weigert sich, das Treatment irgendwo anzubieten, hält die Idee von Zeitreisen und Killercyborgs für albernen Schwachsinn – und wird von Cameron gefeuert.
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Auch sonst ist niemand wirklich an dem Stoff interessiert, was nicht verwunderlich ist. Die Story ist, gelinde gesagt, purer Trash! Noch immer hat es Science-Fiction schwer. Sieben Jahre nach STAR WARS wird umso deutlicher, dass es nur zwei Sorten von Sci-Fi gibt: Die Space Opera, die vor allem Kindern gerecht werden soll, und die dystopische, clevere Metapher, die vor allem der Gegenwartskritik dient. Letztere gilt allerdings trotz einiger weniger Erfolge wie ALIEN oder BLADE RUNNER als kommerziell wenig erstrebenswert. Camerons Idee will sich hingegen als unterhaltsamer, ernsthafter Sci-Fi Film für Erwachsene verkaufen – und dafür gibt es keinen Markt.

Schließlich wendet sich Hurd an zwei ehemalige Freunde, die sie und Cameron noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Roger Cormans Filmschmiede kennen. Beide arbeiten mittlerweile bei Orion Pictures, einer auf kleinere und trashigere Filme spezialisierten Produktionsfirma. Ihnen gefällt der Stoff, und sie geben grünes Licht für den Vertrieb, solange sie das finanzielle Risiko nicht alleine tragen müssen.
Doch mit einem Vertrieb im Rücken findet Hurd schließlich auch einen Geldgeber in der britischen Produktionsfirma Hemdale, die schon öfter Filme produziert hat, die später von Orion vertrieben wurden.
So kommen knapp 4 Millionen Dollar zusammen (die später auf 6,5 Millionen erhöht werden), mit denen Cameron seine Vision realisieren kann. Zum Vergleich: die JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES verfügten zwei Jahre vorher noch über ein Budget von über 18 Millionen Dollar!

Er hat die Leute zu Tode erschreckt


Als Cameron beginnt, sein Script zu schreiben, muss er sich schon bald von seinen kühnsten Träumen verabschieden. Obwohl viele Elemente seiner Haupthandlung schon früh stehen, bleibt ein Aspekt unrealisierbar: Er will zwei „Terminators“ in der Zeit zurückschicken, die sich bekämpfen, einen aus Stahl, und einen aus flüssigem Metall. Doch die Tricktechnik seiner Zeit ist bereits mit dem Stahl-Cyborg nahezu überfordert, flüssiges Metall in Menschenform ist 1984 vollkommen undenkbar.

Dafür hat Cameron schon bald seinen Terminator gefunden: Lance Henriksen, mit dem er bereits in PIRANHA II zusammenarbeitet, ist perfekt für den Part. Cameron hat den Terminator als „Infiltrierungs-Einheit“ erschaffen, als Person, die nirgendwo auffällt, sich überall einschmuggeln kann, ein Niemand. Henriksen bringt genau diese Form von „Alltäglichkeit“ mit, und beginnt sofort, sich in die Rolle zu vertiefen. Er konzipiert den Terminator als eine Art riesiges Insekt, als Gottesanbeterin. Er beginnt, sich die Zähne mit Gold- oder Silberfolie zu überziehen, und schleicht nachts im Mantel durch die Stadt, klettert Feuertreppen und Fassaden hinauf, um sich in die Rolle einzufühlen. Oder wie Mit-Autor Bill Wisher es ausdrückt: „Er hat seine Nachbarn ziemlich in Furcht versetzt.“
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Mit dieser Einstellung sichert er dem Film auch seine Existenz: Als Cameron den Termin bei Hemdale hat, der ihm die Finanzierung sichern soll, lädt er Henriksen zur Unterstützung ein. Henriksen erscheint ein wenig früher im Büro: Mit Goldfolie auf den Zähnen, das Gesicht voller aufgeschminkter Schnitte und in zerschlissener Ledermontur stürmt er durch die Türen, setzt sich in den Wartebereich und regt sich nicht mehr.
Die Büroangestellten sind zu Tode erschrocken, und nur noch Sekunden davon entfernt, die Polizei zu rufen, als auch Cameron endlich eintrifft und die Situation entschärft. Immerhin: Der Einsatz und die Begeisterung von Regisseur und Hauptdarsteller überzeugen Hemdale, das Projekt zu unterstützen.

Leg ich mich halt mit ihm an


Deutlich problematischer wird die Suche nach dem Helden der Geschichte. Orion Pictures wünscht sich O.J. Simpson in der Rolle des Kyle Reese, Hurd liebäugelt mit Sting(!), Hemdale hingegen hat eine andere Idee: Der junge, aufstrebende neue Held am Kinohimmel, Arnold Schwarzenegger, könne mit der Figur des Kyle Reese sein Rollenspektrum ein wenig erweitern, so die Überlegung.
Cameron ist entsetzt. Das soll sein Held sein? Mit dem er eine Liebesgeschichte inszenieren soll? Das ist verflucht nochmal CONAN, DER BARBAR, kein verzweifelter, überforderter Soldat. Wenig begeistert muss Cameron sich trotzdem mit dem aufstrebenden Star treffen, und schmiedet einen „Plan“: Er hat fest vor, bei dem Treffen einen Streit vom Zaun zu brechen – auf die Art könne er seinen Geldgebern verkaufen, dass er niemals mit dem Mann zusammenarbeiten könne und wäre ihn los. „Ich werd mich mit ihm anlegen“, erklärt er seinem Team, und, nachdem ihm Schwarzeneggers imposante Figur wieder einfällt: „Wenn’s nicht gut läuft, kriegst du meinen Stuhl und du die Stereoanlage.“

Doch auch Schwarzenegger, der das Script gelesen hat, ist nicht überzeugt. Er findet die Figur des Terminators deutlich ansprechender und herausfordernder, will aber keinen Bösewicht spielen. Doch genau davon ist Cameron im Gespräch mit Schwarzenegger (deren einziger Streit am Ende darin besteht, dass beide jeweils die Rechnung für den anderen übernehmen wollen) schon nach kurzer Zeit überzeugt. Noch beim Essen beginnt er, auf einem Blatt Papier Arnolds Gesicht als Terminator aufzuzeichnen, und mit einem Mal fällt alles an seinen Platz.

Direkt in die Magengrube


Cameron ist jetzt überzeugt davon, dass der Film nur mit Schwarzenegger als Terminator funktionieren kann, selbst wenn das bedeutet, dass er von seinen ursprünglichen Plänen abweichen muss. Der Terminator ist, wie gesagt, als „unsichtbare“ Kampfmaschine konzipiert, als Imitation eines Menschen, die man nicht erkennen oder sehen würde, wenn sie direkt vor einem stünde. Schwarzenegger hingegen ist vieles, aber nicht unsichtbar, wenn er direkt vor einem steht.
Also konzipiert Cameron den Film ein wenig um, und gestaltet aus dem zuvor schlauen und immer wieder in der Menge verschwindenden Terminator die emotionslose, unaufhaltsame Kampfmaschine, die Schwarzenegger perfekt verkörpert.
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Cameron selbst ist sich des Logiklochs seines „unsichtbaren Infiltratoren“ bewusst und erklärt dazu: „Das ergab mit Arnold überhaupt keinen Sinn. Aber das schöne an Filmen ist, dass sie nicht logisch sein müssen. Sie müssen nur plausibel sein. Wenn man dem Publikum ein Kinoerlebnis bietet, das ihm direkt in die Magengrube fährt, ist es ihm egal, ob es unwahrscheinlich ist oder nicht.“

Schwarzenegger hat weiterhin Bedenken. Immerhin ist seine Karriere noch jung, er dreht parallel die Fortsetzung CONAN, DER ZERSTÖRER, will sich als Held aufbauen lassen. Und nun soll er plötzlich den Schurken spielen? Er zögert lange, lässt sich aber schließlich von der Ansicht überzeugen, dass DER TERMINATOR schließlich nur ein kleiner Low Budget Film ist, den nicht viele Leute sehen werden, und der daher keinerlei Einfluss auf seine Karriere haben wird. Also sagt er zu.

Schwarzenegger wird als erster Darsteller fest gecastet. Damit hat der Film seinen „Star“, und Cameron und Hurd können für den Rest des Film darauf achten, passende Schauspieler zu finden, statt klingender Namen. Für den Helden Kyle Reese entscheidet man sich schnell für eine sehr untypische Besetzung: Michael Biehn spielt für gewöhnlich eher Schönlinge und Liebespartner, tritt vornehmlich in Schmonzetten auf, bringt jedoch die gewünschte Verletzlichkeit und Körperlichkeit in die Figur des Kyle Reese mit ein, während Linda Hamilton vor allem dadurch überzeugt, dass sie eben nicht nur eine brauchbare Scream-Queen ist, sondern als Mädchen von nebenan überzeugt, die im Laufe der Handlung über sich hinauswächst.
Und auch für den etwas unglücklichen Lance Henriksen findet Cameron noch eine Rolle: Die des smarten Polizisten Hal Vukovich.

Das weiße Alien


Das behutsame, aus allen Genreregeln ausbrechende Casting des Films ist dabei nur ein Grund für dessen überragenden Erfolg. Der andere ist Camerons Gespür für Actionfilme, mit dem er das Genre revolutioniert.
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THE TERMINATOR ist vermutlich die konsequente Weiterführung der nägelzerstörenden Thriller DER WEISSE HAI und ALIEN. Wie in DER WEISSE HAI sind die Helden in TERMINATOR mehr oder weniger inkompetent. Sarah Connor hat keinerlei Erfahrung, keinerlei Ausbildung, und ist vollkommen hilflos. Ihr Beschützer Kyle Reese ist zwar ausgebildet, jedoch in einer Zeit gefangen, in welcher er keine kompetenten Waffen gegen die Bedrohung hat. Hinzu kommt, dass seine Chancen mit jedem Aufeinandertreffen kleiner werden, denn während der Terminator selbst durchgehend leistungsfähig bleibt, wird Reese immer mehr und mehr verwundet, immer müder und erschöpfter.

Damit verfolgt der Film dieselbe Ausweglosigkeit wie ALIEN: Er legt die gesamte Handlung zu Gunsten des Bösewichts aus. So wie der Xenomorph in ALIEN derart gestaltet war, dass ihm niemand etwas anhaben konnte (etwa durch das Säureblut), ist auch der Terminator absolut unfehlbar. Keine Szene macht das deutlicher als die, in welcher er im Alleingang ein ganzes Polizeirevier niederwalzt – In diesem Film ist keine Hilfe, keine plötzliche Lösung für Sarah Connor zu erwarten!

Der gesamte Film ist auf ein Scheitern der Helden ausgelegt, und nur mit übermenschlicher Kraft und unter großen Opfern gelingt es Connor und Reese, zu triumphieren – also derselbe ungleiche Machtkampf wie schon in DER WEISSE HAI und ALIEN.

Die gebrüllte Handlung


Der zweite Aspekt, der seinerzeit revolutionär ist: Cameron wirft das gesamte vertraute Konzept gängiger Actionfilme um, in welchen zunächst der Held eingeführt wird, anschließend der Schurke, und in einem dritten Schritt der Konflikt.
Stattdessen überlässt er die Zuschauer von Anfang an der stark eingeschränkten Perspektive der völlig ahnungslosen Sarah Connor. Mir ihr zusammen taucht der Zuschauer in das gesamte Drama rund um Zeitreisen und den großen globalen Maschinenkrieg der Zukunft ein.
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Und wie Cameron seine Geschichte erzählt! Für Cameron gilt von Anfang an nur eine Regel: Vollgas! Er gönnt seinen vor der unaufhaltsamen Kampfmaschine fliehenden Helden so gut wie keine Pause, und die wenigen Pausen die es gibt, verwendet Cameron wahlweise für narratologisch bedeutsame Flashbacks in die hoffnungslose Zukunft, oder aber für die so wichtige Liebesgeschichte des Films – die tatsächlich funktioniert, was sie neben Camerons smarter Regie vor allem der Chemie zwischen den Darstellern Hamilton und Biehn verdankt. (Was den Speed des Films betrifft, ist die Filmhistorie ein wenig unfair, da sie Spielbergs wenige Monate zuvor angelaufenen INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES als große Achterbahnfahrt seiner Zeit betitelt, obwohl TERMINATOR deutlich mehr Drive und Getriebenheit besitzt.)

Michael Biehn plaudert in einem Interview dazu aus: „Ich werde dauernd gefragt, wie es denn so gewesen wäre, mit Schwarzenegger zu drehen. Ich sage dann immer: Keine Ahnung! Wir haben nie zusammen gearbeitet. Es gab diese eine Szene, in der er am anderen Ende des Sets rumgefuchtelt hat, aber sonst sind wir uns nie über den Weg gelaufen. Meine Figur ist vor seiner geflüchtet – wenn wir jemals zusammen im Bild gewesen wären, wäre der Film zu Ende gewesen. Und als es soweit kommt, wird er von diesem riesigen Stahlskelett gespielt.“

Genau diese Dynamik strahlt der Film durchgehend aus: Er gibt eine nahezu durchgehende, 100 Minuten lange Verfolgungsjagd wieder, immer voran, immer nach vorne, immer schneller, wilder, immer abenteuerlicher. Camerons Kunstgriff, mit der er seine doch recht komplexe Hintergrundgeschichte einwebt, und für den ihm auch Michael Biehn dankbar ist: Er verknüpft die langwierige, trockene Exposition mit atemberaubenden Verfolgungsszenen. Ein ungeschickterer Autor und Regisseur hätte Reeses endlose Monologe über die Zukunft, John Connor, die Terminators und den ganzen Sci-Fi Kram in ruhigen Momenten erzählen lassen, während die Figuren ihre Wunden lecken. Cameron hingegen setzt seine Darsteller in einen Wagen, den er auf einem Anhänger voller Kameras in hoher Geschwindigkeit durch das nächtliche L.A. ziehen lässt, und lässt seine Schauspieler diese trockenen Handlungselemente ebenso atemlos und berauschend herausschreien, wie die Explosionen und Schüsse um sie herum. Ein Meisterwerk an Vermeidung von Langeweile, für einen Film, der zwar wenig Text, aber immer noch gut 15 Minuten erklärenden Monolog bereithält.
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Von Dino und schwarzer Technik


Dass überhaupt in L.A. gedreht wird, ist dabei allein die Schuld des großen Dino de Laurentiis. Der hat Schwarzenegger für die Fortsetzung CONAN, DER ZERSTÖRER unter Vertrag und ist unter keinen Umständen gewillt, ihn auch nur einen Tag frei zu stellen. Dabei sind die Dreharbeiten für TERMINATOR im Sommer 1983 in Kanada längst beschlossene Sache. Nach einer Krisensitzung entscheiden sich Cameron und Co., den Dreh solange auszusetzen, bis Schwarzenegger wieder frei ist. Sie wollen nicht auf ihn verzichten. Und so findet der Dreh erst im März 1984 statt, und diesmal mitten in L.A. Auch für Schwarzenegger wird das nicht unproblematisch. Seine Arbeit an CONAN, DER ZERSTÖRER wird von der Presse aufmerksam verfolgt, und man befragt ihn zu seinem Folgeprojekt, da man sich Sorgen macht, er könne nun als potentieller Bösewicht in einem trashigen Sci-Fi Exploitation Werk mitspielen und so seiner Karriere schaden. Schwarzenegger wiegelt das alles ein wenig ab: „Das ist nur so eine kleine Sache, bei der ich etwas aushelfe, das wird keine Woche dauern.“

Die neunmonatige Verzögerung hat immerhin den Vorteil, dass die Produktion sich auf nahezu alle möglichen Widrigkeiten vorbereiten kann – nur, um am Ende doch wieder alles umschmeißen zu müssen.
Eine Woche vor Drehbeginn verletzt sich Linda Hamilton den Knöchel und kann kaum gehen – in einem Film, den sie zur Hälfte damit zubringt, wegzurennen. Spontan wird der gesamte Drehplan umgeschmissen, und sämtliche Szenen, in denen Hamilton rennen muss, ganz ans Ende gelegt. Dennoch gelingen ihr diese Szenen nur mit immer wieder fest getapetem Knöchel und Schmerzmitteln, und wer aufmerksam hinschaut, wird ein deutliches Humpeln bei ihr feststellen.
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Trotzdem haben alle bei den Dreharbeiten durchaus Spaß. Schwarzenegger erlebt eine Episode, in der er in einem kleinen Diner zu Mittag isst – und vergessen hat, dass er noch in vollem Make up ist. Unter seiner Haut tritt deutlich das Metallskelett zu Tage, was die Gäste um ihn herum schwer verstört.
Der eigens für den Film gebaute Musikclub „Tech-Noir“ hingegen führt vor allem die Produktion in Versuchung. Der Laden, dessen Name gezielt für den Film gewählt wurde, um die Komponente der düster, schwarz (noir) und gefährlich gewordenen Technik (Tech) auszudrücken, wirkt auch nach dem Ende der dortigen Dreharbeiten äußerst einladend auf die Jugend von L.A. Am nächsten Tag will eine ganze Horde von ihnen dort feiern, und für eine Sekunde erwägt Hurd, die immer noch verzweifelt auf der Suche nach weiteren Geldern ist, den Laden einfach zu öffnen und ein wenig Eintrittsgeld zu kassieren.

Der Puls der Maschine


Neben den Effekten, für die Stan Winston und sein Team eine aufwendige Mischung aus Go Motion Sequenzen und einer animatronischen Puppe am Set erarbeiten, hilft vor allem die Musik dabei, den Film zu dem Meisterwerk zu machen, das er ist.
Komponist Brad Fiedel erinnert sich an den Moment, als Cameron ihm das Projekt anbietet: „Damals kamen andauernd irgendwelche Regisseure an, die mir von ihren Filmen erzählten. Sie erzählten von den großen Emotionen und tiefen Schichten ihrer Geschichten, von all der Magie und dem Zauber, den sie auf Film gebannt hatten. Dann starteten sie den Projektor und ich fragte mich jedes Mal: Wo ist der Film, von dem sie gerade erzählt haben? Als Cameron seinen Film laufen ließ, saß ich nach zehn Minuten da und dachte nur: Es ist alles da! Alles, wovon er erzählt hat. Ich glaube in einer Szene habe ich ein ‚O mein Gott!‘ gerufen.“
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Fiedel will den Film auf jeden Fall machen, und erhält auch den Zuschlag. Sofort begeistert er Cameron mit seiner Idee, den äußerst treibenden Synthy-Pop Soundtrack mit einem „mechanischen Herzschlag“ zu untermalen, der den Puls des mechanischen Menschen darstellen soll.
Fiedel hat, so Cameron und Hurd, den Kern ihres Films augenblicklich begriffen, und ihn tatsächlich mit einem (seinerzeit) modernen, stählern pochenden und gleichzeitig tieftraurigen Soundtrack geschmückt.

Die Maschine erobert die Welt


Dieselbe Begeisterung, die Fiedel erfasst hat, macht auch vor allen anderen Zuschauern nicht halt. Als die Dreharbeiten beendet sind (später müssen einige Szenen, wie der zugezogene Leichensack, Sarahs Endfahrt in die Wüste und selbst die ikonische Szene, in welcher der Terminator-Schädel zerquetscht wird, noch einmal im Guerilla-Filming-Style nachgedreht werden. Die fehlenden Genehmigungen bringen Cameron beinahe in ernste Schwierigkeiten), glauben Cameron und Hurd, einen ganz passablen Film gedreht zu haben.
Die Geldgeber von Orion und Hemdale haben allerdings wenig Interesse daran, einen Blick drauf zu werfen. Sie halten das Werk weiterhin für ein kleines Exploitation-Filmchen, das für junge Männer gedacht ist. Sie entwerfen eine lächerlich kleine Werbekampagne, die nahezu ausschließlich auf dieses Zielpublikum ausgerichtet ist, und wollen nach einem kurzen Eröffnungswochenende möglichst bald auf den Videomarkt.

Cameron und Hurd gelingt es jedoch, die Agenten von Biehn und Schwarzenegger dazu zu überreden, sich den Film anzuschauen. Das Ergebnis sind ein Jubelsturm und glühende Telefonleitungen. Beide Agenturen drängen Orion dazu, den Film unbedingt und unter allen Umständen der Presse vorzuführen – sie halten ihn für das Beste, was ihre Klienten bisher abgedreht haben.
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Widerwillig gibt Orion nach und setzt eine einzige, im Budget nicht vorgesehene Pressevorführung an – und entfacht damit einen weiteren Begeisterungssturm! Der Hollywood Reporter verlangt umgehend eine Fortsetzung und erklärt THE TERMINATOR zum besten Film seiner Art seit MAD MAX II – DER VOLLSTRECKER.

Die überschwängliche Presse – und das ebenso begeisterte Publikum – hilft: THE TERMINATOR startet am 26. Oktober 1984 in den amerikanischen Kinos – und überrascht die gesamte Branche. Mit 4 Millionen eingespielten Dollar wird er zum erfolgreichsten Film des Wochenendes, ein Ergebnis, das er am Folgewochenende mit 4,2 Millionen noch übertrumpfen kann – für einen blutigen, R-Rated Actioner ein erstaunliches Ergebnis. Innerhalb einer Woche hat er mehr als das Doppelte seines Budgets eingespielt, und ist noch lange nicht fertig. Am Ende spielt er weltweit beinahe 80 Millionen Dollar ein, und ist damit der achterfolgreichste Film des Jahres 1984. (Das, wie wir an dieser Stelle ausgeführt haben, als eines der besten und kreativsten Filmjahre Hollywoods betrachtet werden kann!)

Und was keiner, nicht einmal die Macher vorhergesehen haben: Der Film spricht das gesamte Publikum an! Nicht nur junge Männer rennen in den Film, sondern mindestens ebenso viele Frauen wollen den TERMINATOR sehen, der von allen Seiten für seine überraschend wirksame Liebesgeschichte gepriesen wird.
Darüber hinaus spricht der Film irgendetwas im gesamten Publikum an – eine Furcht vor dem Nuklearkrieg, aber auch eine Furcht vor der immer schneller fortschreitenden Technik, von der man fürchtet überrollt zu werden; von der man fürchtet, man könne die Kontrolle über sie verlieren.

Vor allem aber weiß Cameron, der manische Perfektionist, die Technik zu kontrollieren. Cameron weiß, dass Technik, Tricks und Spezialeffekte dazu da sind, ihm zu dienen. Und er nutzt sie als Unterstützung seiner Geschichte, nicht andersherum. Im Kern ist die Geschichte von THE TERMINATOR eine zutiefst simple, die Cameron atemlos schnell, elegant, kreativ und mit genau dem richtigen Maß an Effekten erzählt, um seinen Antagonisten ausreichend gefährlich wirken zu lassen.

Mit seiner Prämisse, dass im Grunde jeder Mensch auf der Welt in jedem Augenblick seines Lebens plötzlich wichtig werden könnte, dass er die Zukunft, das Wohlergehen, ja vielleicht sogar das Überleben der Menschheit in seinen Händen halten kann, bringt der Film etwas im Publikum zum Schwingen.
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Einer der Wenigen, die nicht allzu begeistert sind (obwohl er den Film „okay“ findet), ist der umtriebige und äußerst streitlustige Science Fiction Autor Harlan Ellison. Der hat in den Sechzigern zwei Episoden der Fernsehserie THE TWILIGHT ZONE verfasst, die sich beide mit Zeitreisen beschäftigen. Die erste, „Soldier“, erzählt von zwei verfeindeten Soldaten, die sich in der Gegenwart des Jahres 1964 bis aufs Blut bekämpfen, in der zweiten „Demon with a Glass Hand“ wird ein Mann 1000 Jahre in der Zeit zurückgeschickt, um in der Zukunft die Menschheit zu retten. Ellison verklagt Cameron unter dem Vorwurf des Plagiats. Als Orion sich für seine kleine Terminator-Produktion einem riesigen Rechtsstreit ausgesetzt sieht, wollen sie einen außergerichtlichen Vergleich mit Ellison. Cameron ist außer sich und will das verhindern, bis Orion ihm die Pistole auf die Brust setzt: Sollte es zur Verhandlung kommen, und Ellison Recht bekommen, müsse Cameron die Entschädigungssumme aus eigener Tasche zahlen.
Zähneknirschend gibt Cameron nach, und Ellison erhält neben einer nicht genannten Summe eine Anerkennung als Autor in allen späteren Kopien des Films. (Er wird als zweiter im Abspann genannt.)
Jahre später äußert sich Cameron trotz einer Klausel, die ihm den Mund verbietet, über den klagefreudigen Autor (der auch heute noch gerne Produktionsfirmen und Autoren Plagiate seiner alten Ideen vorwirft): „Ja, wir haben ihm damals etwas gezahlt. Harlan Ellison ist ein Schmarotzer, der mich am Arsch lecken kann.“

Der Terminator der Zukunft


THE TERMINATOR erschafft auf einen Schlag zwei Stars. Schwarzenegger profitiert von seiner Rolle als wortkarger Bösewicht (von dem es heißt, er sei der größte Spezialeffekt im Film: Wer Arnold hat, wird gewitzelt, brauche nichts anderes mehr, um glaubhaft zu zeigen, dass er eine unaufhaltsame Kampfmaschine sei) mehr als von all seinen bisherigen Versuchen als Held, und wird auf einen Schlag zum Megastar der Achtziger.
Und auch James Cameron hat bewiesen, welche unbändig kreative Kraft in ihm steckt. Wer ihn persönlich kennt, mag damals schon ahnen, welch große Karriere ihm bevorsteht, doch 1984 ist das noch schwer abzusehen. Noch bevor THE TERMINATOR zum Welterfolg wird, steckt Cameron bereits in den Vorbereitungen für seinen nächsten Film, mit dem er das Kino für immer revolutionieren sollte – am Set von ALIENS nimmt den jungen Low Budget Tricktechniker aus der Roger Corman Schmiede niemand wirklich ernst.

Doch das wird sich bald ändern. Denn nach ALIENS und der vom Studio bis zur Unkenntlichkeit zerschnittenen Kinofassung von THE ABYSS erfüllt sich Cameron mit seinem vierten Film endlich seinen Alptraum. In TERMINATOR 2 dreht er 1991 ein quasi Remake des ersten Teils. Die Tricktechnik ist endlich soweit, dass er sich seinen Terminator aus flüssigem Metall erfüllen kann, und auch das Budget ist endlich ein anständiges: TERMINATOR 2 wird der erste Film, dessen Budget die Schallmauer von 100 Millionen Dollar durchbricht.
Oder wie Cameron es im Gespräch mit Schwarzenegger ausdrückt: „Wir haben den ersten Teil damals für dieselbe Summe gedreht, die dein Wohnwagen im zweiten gekostet hat, oder?“
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Von 1984 an werden Schwarzenegger und Cameron zu zwei der erfolgreichsten und einflussreichsten Namen im amerikanischen Filmgeschäft. Drei Mal arbeiten sie zusammen, und ihre Namen bleiben für immer mit einigen der größten Kassenknüller ihrer Zeit verbunden.

Und der TERMINATOR? Er wird zu einer der bekanntesten und populärsten Filmfiguren unserer Zeit, kaum ein Cineast oder Actionfan, der zumindest die ersten beiden Filme nicht kennt, der nicht Brad Fiedels eingängige Titelmelodie mitsummen kann. Schwarzeneggers Onliner „I’ll be back“ wird zu seinem Markenzeichen, und Filmfans auf aller Welt können Kultzeilen wie „Komm mit mir, wenn du leben willst“, „Get out!“ oder Typenbezeichnungen wie T-800 und Cyberdine Systems Model 101 mitsprechen.
Zwei glorreichen Filmen (nach denen sich Mastermind James Cameron aus dem Franchise zurückzieht) folgt ein schwer umstrittener dritter Teil, eine passable Fernsehserie, ein allgemein als miserabel angesehener vierter Teil, etliche Videospiele (die meisten von Bethesda, von denen das erste, 1990 erschienen, das wohl kreativste ist) und bald, im Juli 2015, eine heißerwartete vierte Fortsetzung, die sich wieder ganz dem Original widmen soll – und die Geschichte kreativ umschreiben.

THE TERMINATOR ist ein weiterer cineastischer Höhepunkt, für den sich, wie schon bei ALIEN, unmessbares Talent mit viel Glück, grandioser Team-Kreativität und dem Mut der Verzweiflung sowie der Freiheit, an keine Erwartungen oder Vorgaben gefesselt zu sein, zusammenballten. Das Ergebnis ist einer der besten Sci-Fi Filme der Welt, ein Klassiker, der, wie sein Titelheld, unaufhaltsam, unzerstörbar, und schier gnadenlos ist.
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