Martin Sixsmith
steht auf dem kleinen Friedhof des irischen Klosters. Vor ihm liegen
ungepflegte, zum Teil zugewachsene Gräber. Er kniet sich nieder und schiebt das
Gestrüpp vor den Grabsteinen beiseite. Er liest die Namen der jungen Frauen,
eine von ihnen wurde nur 14 Jahre alt. Auch Kinder liegen hier begraben, nur wenige Stunden oder Wochen alt. Sollten Philomenas Geschichten über das
Kloster wahr sein? Dass junge, verstoßene Frauen und Mädchen hier ihre
unehelichen Kinder bekommen haben? Und einige im Kindbett verstarben?
Überlebende Kinder ins Ausland verkauft wurden? Kinderhandel? Über Jahrzehnte?
Das wäre
unvorstellbar.
-
Spoilerwarnung –
Dieser Beitrag enthält Hinweise auf die Handlung
Biancas
Blick:
Die
zugrundeliegende Geschichte des Films ist tatsächlich wahr.
Und sie hat
sich tausendfach im Irland der 50er und 60er Jahre ereignet.
Mit
"The Lost Child of Philomena Lee" schrieb der Journalist Martin Sixsmith 2009
Philomenas Geschichte nieder.
Philomena
Lee, eine fast 70-jährige Irin, sucht seit 50 Jahren nach ihrem zur Adoption freigegebenen und ins
Ausland verkauften Sohn. Sie bekam ihn Anfang der 50er Jahre in einem irischen
Kloster. Martin Sixsmith, der von ihrer Geschichte
erfährt, erklärt sich bereit, mit Philomena auf die Suche zu gehen und die
Geschichte ihres Sohnes und auch ihre eigene aufzuarbeiten.
Judi Dench
war sich der Verantwortung ihrer Rolle der Philomena durchaus bewusst. Der Film
deckte ein lange verschwiegenes Kapitel des irischen Adaptionsrechts auf, das unter dem
Schutz der katholischen Kirche und des Staates durchgezogen wurde, und gab es zur Diskussion
frei.
Darüber
hinaus nutzten Tausende adoptierte Kinder den Film als Sprungbrett, um erneut
nach ihren leiblichen Eltern zu suchen. Forderten geradezu von Dench, dieses
Thema bei jedweder Gelegenheit anzusprechen und anzuprangern.
Die
Telefonleitungen irischer und amerikanischer Adoptionsbüros drohten kurz nach
anlaufen des Films zusammenzubrechen, der ehemalige Kinderhandel begann zu
einem Politikum zu werden.
PHILOMENA,
eine kleine Independent-Produktion, erhielt durch Mundpropaganda eine enorme
öffentliche Beachtung und wurde neben DIE QUEEN zu Stephen Frears
erfolgreichstem Film.
Der Film
erzählt die Geschichte der Philomena Lee, allerdings sehr ausschnitthaft. Die historischen Hintergründe reisst er nur an. Wenn der Abspann läuft,
ist man nicht nur berührt, sondern auch neugierig. Wie real sind die
Hintergründe? Wie verlief Philomenas Leben nach dem Kloster? Wie konnte es zu
dem geschilderten Menschenhandel kommen? Und wie fand er ein Ende?
The Lost Children – der wahre Hintergrund
Irland in
den 50er und 60er Jahren:
Junge
Frauen, die uneheliche Kinder erwarten, werden regelmäßig von ihren Familien
verstoßen. Scham und einen schlechten Leumund wollen die erzkatholischen
Familien möglichst vermeiden. Uneheliche Kinder gelten als Sünde und moralische
Verfehlung. In Klöstern, so meinen Eltern und Verwandte, wären ihre Töchter
gut aufgehoben. Sie könnten Buße tun und sich vielleicht sogar von ihrer Schuld
reinwaschen.
Die
Klostervorsteherinnen nehmen die Mädchen auf, erklären mehrmals, wie gottlos
die jungen werdenden Mütter gehandelt hätten und beschwören sie, niemandem etwas
zu sagen. Wohl wissend, dass das, was folgen würde, rechtlich und moralisch
äußerst fragwürdig ist.
Philomena Lee ist
sechs Jahre alt und hat fünf Geschwister, als ihre Mutter 1940 stirbt. Ihr
Vater bleibt allein mit den Kindern und fühlt sich überfordert. Er schickt
Philomena auf ein katholisches Internat.
Dann trifft
sie 1952, gerade achtzehn Jahre alt, auf einer Kirmes einen Jungen. In einer
Zeit und einem Land, in dem schon das Sprechen über Kondome und Verhütung
verboten ist, dauert es nicht lange und sie wird schwanger.
Das
Internat schiebt sie ins Mutter-Kind-Heim der Sean Ross Abbey in Tipperary ab.
Sie berichtet von einer schweren Geburt, in der ihr jegliche Schmerzmittel
vorenthalten wurden. Ihr Kind, Anthony, lag in Steißlage und musste
dementsprechend gedreht werden. Die Schmerzen, so die Mutter Oberin, seien die
Strafe Gottes für ihr lasterhaftes Verhalten und Philomena müsse sie ertragen.
Je schlimmer, desto besser!
So oder
ähnlich finden in jener Zeit Geburten in vielen irischen Klöstern statt. Nicht
selten sterben die jungen Mütter, da ihnen – wenn überhaupt - nur die nötigsten
Medikamente zur Verfügung gestellt werden.
Die katholische
Kirche, damals mächtiger als der Staat, unterstützt das Vorgehen in den
Klöstern. Immerhin hält auch sie die unehelichen Mütter für
"Degenerierte", die zulassen müssen, dass andere, gläubige und
unfehlbare Familien ihre Kinder aufziehen. Verkauft werden die Kinder in die
zahlungskräftigen USA, unter dem Deckmantel des Waisentums.
Der Staat
zahlt den Klöstern einen Pfund pro Woche und Mutter in ihrer Obhut, sowie gut
zwei Pfund für jedes Kind. Sie müssen nur sicherstellen, dass die Mütter drei
Jahre im Kloster arbeiten. Die jungen Mütter müssen sich darüberhinaus während
dieser drei Jahre um ihre Kinder kümmern. So aber entsteht häufig eine enge
Bindung zwischen Mutter und Kind, die durch die Trennung jäh und schmerzhaft zerrissen
wird.
Zwar könnten
die jungen Mütter ihre Kinder behalten, allerdings müssten sie dafür 100 Pfund
zahlen, was ihnen praktisch unmöglich ist. Unterstützung ihrer Familien können
sie nicht erwarten.
Die
potenziellen Eltern aus den USA müssen
bestimmte Bedingungen erfüllen, die vertraglich festgelegt sind:
Sie müssen
fromm sein, dürfen nicht verhüten und müssen versichern, dass die Kinder nur
katholische Schulen besuchen werden.
Dieser
Kinderhandel dauert Jahrzehnte an.
Ausgerechnet
ein deutsches Boulevardblatt macht ihm ein Ende.
Nachdem der
Hollywoodstar Jane Russell ein irisches Kind adoptiert, findet eine öffentliche
Diskussion statt – und eine Recherche. Bald erklingt der Vorwurf, sie habe das
Kind „gekauft“. Irland und seine Klöster stehen plötzlich am Pranger. Um das Schlimmste
zu verhindern, lockert der Staat den „Adoption Act“: Auch in Irland dürfen die
Kinder nun adoptiert und nicht nur in Pflege genommen werden wie bisher.
Außerdem müssen
die Kleinen jetzt mindestens ein Jahr alt sein und die Orden dürfen keine
Gebühren mehr verlangen. Geld fließt trotzdem weiter - in Form großzügiger
Spenden. Die leibliche Mutter muss sich schriftlich mit der Adoption
einverstanden erklären – auf Druck der Klosterleitung.
Nachdem Philomenas
Kind in die Staaten adoptiert wird, schicken die Nonnen sie in ein Heim für
schwererziehbare Mädchen. Sie absolviert eine Ausbildung zur Krankenschwester
in der Psychiatrie, heiratet zweimal und bekommt zwei Kinder. Erst 2004 vertraut
sie ihre Geschichte ihrer Familie an.
Heute nutzt
sie die mediale Aufmerksamkeit der Buchverfilmung. Ihr wichtigstes Anliegen
ist die Freigabe der Adoptionsakten, damit Familien sich wiederfinden können.
Gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie das „Philomena Project“ gegründet und
arbeitet eng mit der Adoption Right’s Alliance zusammen. Noch heute sind die Akten
unter Verschluss.
Die
Verfilmung hält sich recht genau an die Buchvorlage und erlaubt sich nur hier
und da einige künstlerische Freiheiten. So kam es beispielsweise nie zu einer
Rechtfertigung seitens der Klosterführung wie am Ende des Films gezeigt (meiner
Meinung nach eine der wenigen dramaturgischen Schwächen des Films).
An genau
diesen, nicht der Wahrheit entsprechenden, Filmsequenzen ereifern sich die
Filmgegner (vornehmlich aus katholischen Kreisen) und argumentieren, der
gesamte Film, und somit auch die Vorlage, sei eine Lüge, die mit erfundenen
Einzelschicksalen versuche, die gesamte katholische Kirche in Verruf zu
bringen.
Marcos
Blick:
PHILOMENA
ist einer jener Filme, die auf einer wahren Begebenheit beruhen, und damit
sowohl die Vorteile, als auch die Nachteile genießen, die so etwas mit sich
bringt.
Die
Vorteile einer wahren Begebenheit liegen auf der Hand: Eine Geschichte „wirkt“
automatisch stärker, besser und hält länger nach, wenn man die ganze Zeit im
Kopf behält: „Wow, das ist wirklich
jemandem passiert!“ Das ist der einzige Grund, weshalb jeder Film und jedes
Buch um diese magischen Worte buhlt: „Basierend auf einer wahren Geschichte“.
Die
Nachteile liegen darin, dass die Realität meist ziemlich langweilig ist – und
jeder von uns sie die ganze Zeit um sich hat. Wer ins Kino geht oder den
Fernseher einschaltet, will gar keine
Realität. Aber ihm gefällt die Vorstellung, ein Abbild der Realität vor sich zu
haben.
Wenn der Film die Wirklichkeit nur unterbieten kann
In einem
Fall wie PHILOMENA ist das nicht ganz unkompliziert. Der Film suhlt sich zwar
in seinen realen Wurzeln, zelebriert aber die filmische Dramatisierung. Gerade
die Endszene zeugt von dem Problem: Wenn es darum geht, den „Bösewicht“ des
Films hervorzuzaubern, muss man eben doch wieder zur Fiktion greifen. Nicht
weil der reale Bösewicht nicht böse genug wäre, sondern weil er in eine
handliche Form gegossen werden muss. Was liegt da näher, als eine verbitterte
Nonne, die auch noch eine Brille tragen muss, damit man sie über 50 Jahre im
Gedächtnis behält!
PHILOMENA
wäre nicht weniger dramatisch, wenn der Film eine erfundene Geschichte erzählen
würde. Im Gegenteil, vermutlich wäre alles noch viel dramatischer geworden.
Trotzdem ist es erstaunlich, welche Haken und Kreise gerade die Wirklichkeit in
der Suche der Philomena Lee geschlagen hat. Und das ist eine der Stärken des
Films: Viele Momente, die besonders herausragen, sind (oder wirken wie!) ein
Abbild der Realität. Etwa die hinreißend realistisch langgezogene Fahrt am
Flughafen, welche die meisten Regisseure aus dramaturgischen Gründen
vermutlich stark gekürzt hätten.
Die deutlich
fiktiven Momente sind tatsächlich die schwächsten des Films. Das zeugt von der
Kraft der Ursprungsgeschichte, und auch von der Kraft des Drehbuchs, das Steve
Coogan aus der Buchvorlage gezimmert hat.
Dem
Anschein nach hat er dabei auch die Figur des Martin Sixsmith etwas angepasst.
So zweifelnd und zynisch wie im Film stellt sich der Reporter im Buch offenbar
gar nicht dar.
Judi Dench
füllt die unerzählten Stellen mit ihrem Spiel
© SquareOne/Universum |
Bedauerlich
(aber vertretbar) ist vor allem die Verknappung des Films. Viele Infos und Details werden, wenn überhaupt, nur kurz erwähnt. Das Ergebnis ist, dass das Kloster und die
Nonnen zu einem Bösewicht zugespitzt werden, welcher, gelinde gesagt, einer
Zeichentrickserie entsprungen sein könnte. Die stets grimmig dreinschauende,
eifersüchtige Nonne war es also! Super! Hier fragt man sich: Wenn sich der Film
so wenig Raum nimmt, einen Bösewicht aufzubauen, weshalb dann überhaupt die
Mühe machen?
Natürlich
hätte es den Rahmen des Films gesprengt, den wirklichen Bösewicht einzubinden
und das gesamte irische Kinderhandelssystem der 50er und 60er Jahre
auszuführen, das in seiner Tragweite an die „Stolen Generations“ der australischen
Aborigines erinnert.
Der Film
tut gut darin, sich auf Philomenas Suche zu konzentrieren.
Dennoch
wirkt die abschließende Kritik am Kloster und den Nonnen so überzeichnet und
nach dem Motto: „Irgendeinen Bösewicht brauchen wir ja“, dass ich die Kritik
der Katholischen Kirche an dem Film fast nachvollziehen kann.
Hier wäre
weniger mehr gewesen! Die Laufzeit die man Schwester Hildegard schenkt hätte
man der Schilderung des Systems schenken können. Ich kann den Versuch
nachvollziehen, den Bösewicht zu vermenschlichen, um ihn greifbarer zu machen. Aber
hier erzählt das Ende des Films die Geschichte des Martin Sixsmith zuende.
Nicht Philomenas. Man will dem Zuschauer zwanghaft einen Grund bieten für all
das Leid und Unrecht, das geschehen ist. Und das wirkt in diesem Fall leider
plakativ und unorganisch. Hier hätte es besser funktionieren können,
tatsächlich schlicht das gesichtslose System noch deutlicher anzurütteln.
Dabei starb die "echte" Schwester Hildegard lange vor Sixsmith' Besuch im Kloster, der die dortigen Nonnen darüber hinaus als äußerst freundlich und entgegenkommend beschrieb - wie gesagt, die Realität ist meist langweilig.
Dabei starb die "echte" Schwester Hildegard lange vor Sixsmith' Besuch im Kloster, der die dortigen Nonnen darüber hinaus als äußerst freundlich und entgegenkommend beschrieb - wie gesagt, die Realität ist meist langweilig.
Dem Film
gelingt es wunderbar, das Problem des Kinderhandels anzusprechen und anzureißen. Uns hat er sehr
neugierig gemacht, mehr über die „Lost Children“ zu erfahren. Aber erzähltechnisch
war der ganze Schlusspunkt nicht besonders geschickt aufgebaut. Die
Konfrontation am Ende schreit zu sehr: „Schaut, wir sind ein Film!“, und wirkt
um so schwächer, weil der eigentliche emotionale Höhepunkt des Films direkt
davor erreicht wird: Judi Denchs Ausdruck, als sie sich wieder dem Fernseher
zuwendet, ist herzzerreißend.
Überhaupt
ist es vor allem Denchs Spiel, das dem Film seine Wucht gibt. Der Film mag sich
über Philomenas Geschichte ausschweigen, aber Dench spielt die Frau so
pointiert, mit winzigen Mimiken und Gesten ebenso wie mit großen, fast schon
slapstickhaften Auftritten, dass man im Laufe des Films einen Eindruck gewinnt
und die Figur tatsächlich kennenlernt – auch das ein Grund, weshalb das
Drehbuch funktioniert.
© SquareOne/Universum |
Aus Arch Stanton’s Grab
The Good:
Lange vor Madonna und Angelina Jolie gab es bereits einen anderen Star, der versuchte, sich notleidender Kinder im Ausland anzunehmen. Insgesamt drei Kinder adoptierte Jane Russell, vor allem weil sie selbst nach einer schlampig durchgeführten Hinterhof-Abtreibung keine Kinder mehr bekommen konnte. Anders als im Film besuchte sie zwar nie Philomenas altes Kloster, sondern suchte sich ihre Kinder eher über informelle Privatkontakte (Was zu oben erwähntem Skandal führte), trotzdem setzte sie sich immer für Adoption und Adoptionsrechte ein.
Und ein besonderes Funfact:
Auch Peter Herman, der im Film den Pete Olsson spielt, hat mit seiner Frau mittlerweile zwei Kinder adoptiert. Herman ist dabei der Schwiegersohn von Jayne Mansfield - genau der Schauspielerin, die - auch im Film - immer wieder mit Jane Russell verwechselt wird.
Und ein besonderes Funfact:
Auch Peter Herman, der im Film den Pete Olsson spielt, hat mit seiner Frau mittlerweile zwei Kinder adoptiert. Herman ist dabei der Schwiegersohn von Jayne Mansfield - genau der Schauspielerin, die - auch im Film - immer wieder mit Jane Russell verwechselt wird.
The Bad:
Nicht wirklich schlecht, aber mindestens auffällig, ist die Tatsache, dass der Film mit echten Aufnahmen von Anthony arbeitet. Immer wieder sind alte Heimvideoaufnahmen zu sehen. Die meisten davon sind nachweislich extra für den Film erstellt, allerdings befinden sich auch echte Aufnahmen des adoptierten Jungen darunter.
Das ist zwar eine schöne Geste, kann einen als Zuschauer eines Films, der ja Realität fiktionalisiert, durchaus irritieren und mit einem unangenehmen Gefühl zurücklassen. Denn mit einem Mal heisst es nicht mehr: "Wow, das ist alles wirklich jemandem passiert", sondern "O Gott, das ist dem wirklich alles passiert."
Übrigens bietet der Film einen kleinen, entlarvenden Blick in die Medienwelt: Sixsmith' bissiger Kommentar über "Human Interest" Storys ist weder übertrieben, noch weit hergeholt. Nicht-Journalisten mögen sich ins Gedächtnis rufen, dass etwa die Doku-Soaps, die aktuell den Fernsehnachmittag überfluten, durchaus unter dem Begriff "Human Interest" produziert werden ...
Das ist zwar eine schöne Geste, kann einen als Zuschauer eines Films, der ja Realität fiktionalisiert, durchaus irritieren und mit einem unangenehmen Gefühl zurücklassen. Denn mit einem Mal heisst es nicht mehr: "Wow, das ist alles wirklich jemandem passiert", sondern "O Gott, das ist dem wirklich alles passiert."
© SquareOne/Universum |
The Ugly:
Ein
weiterer irisch-katholischer Skandal waren die „Magdalene Laundries“. Die Kloster-Wäschereien
dienten als Mischung aus Gefängnissen und Folterlagern der Erziehung junger
Mädchen und Frauen. Eine berühmte „Maggie“ war etwa Sinead O’Connor, die mit
Fünfzehn anderthalb Jahre lang dort schuften musste und zwar nicht ihren
Glauben verlor, aber mit dem öffentlichen Zerreißen eines Papstbildes und
anderen Aktionen immer wieder die katholische Kirche angriff.
1993 fand
man auf einem zum Verkauf stehenden Klostergelände 155 anonym verscharrte
Frauenleichen – 155 ehemalige Insassinnen, die Joni Mitchell zu ihrem Song
„Magdalene Laundries“ inspirierten. Erst 2013 gab es eine offizielle
Entschuldigung des irischen Premiers, und einen staatlichen Entschädigungsfond
für die Überlebenden – auch staatliche Stellen unterstützten das System und
profitierten von den Wäschereien.
Die
Vorkommnisse wurden 2002 in dem populären und sehr umstrittenen Film DIE
UNBARMHERZIGEN SCHWESTERN von Peter Mullan verarbeitet.
Vermutungen
zufolge führte am Ende weniger die Liberalisierung des Landes zum Niedergang
der Magdalene Laundries und zur Schließung der letzten Wäscherei im Jahr 1996,
sondern schlicht die Verbreitung der Waschmaschine.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr seid unserer Meinung? Ihr seht was anders? Wir freuen uns über eure Ansichten, über Lob und Kritik! Aber bitte seid nett zu uns. Und zueinander!