07.01.17

Kinokritik: Passengers (USA 2016) – Rape-Culture im All

Vom Marketing clevererweise als Thriller verkauft, entpuppt sich PASSENGERS, kaum dass er im Kino läuft, als etwas, das man gerne als „Romanze“ bezeichnen möchte.
Dass das am Ende wenig spannend geraten ist, können wir vorwegnehmen. Viel interessanter finden wir die Frage, ob ein Film sein musste, der dermaßen die Rape-Culture bedient und sich am Ende in dem Versuch ergießt, eine handfeste Männerfantasie als schmalzige Liebesgeschichte zu verkaufen.
© Sony Pictures Releasing GmbH

- Spoilerwarnung -
Wirklich clevere Wendungen weist PASSENGERS nicht auf, dennoch müssen wir für unsere Kritik etliche Handlungsdetails explizit ansprechen, die vom Marketing bisher sehr bewusst verschwiegen wurden. Wir spoilern also ordentlich. Wer den Film unvoreingenommen sehen möchte, geht ins Kino und kommt anschließend gerne nochmal wieder. Wir sind dann noch hier.

Marcos Blick:

PASSENGERS ist einer jener Filme, bei denen man sich als Kritiker viel weniger mit der Frage auseinandersetzen sollte, wie sie gemacht werden, und viel mehr mit der Frage ob man sie hätte machen sollen.

Wir wollen die „eigentliche“ Filmkritik daher schnell hinter uns bringen:
PASSENGERS ist eine leidlich spannende Weltraumromanze, die inhaltlich definitiv nicht genug Fleisch für einen abendfüllenden Spielfilm mitbringt, und daher besonders im Mittelteil immer wieder ernsthaft langweilt. Dafür gibt es gute Effekte, den einzig echten "Infinity-Pool", den kürzesten Auftritt, den Andy Garcia je hatte und zwei Hauptdarsteller, die jeder für sich eine ganz passable Leistung erbringen, dem schwächelnden Drehbuch und dem sterilen Setting aber nicht wirklich Leben einhauchen können und leider auch nicht ausreichend Chemie besitzen, um als „Leinwand-Couple“ wirklich zu überzeugen.
Da nimmt es kein Wunder, dass das Marketing versucht hat, die dröge Geschichte mit einem vermeintlichen Thrillerplot etwas aufzupimpen. Leider nicht die erste oder einzige Marketingabteilung, die 2016 bemüht war, einen Plot mit dem Gehalt eines Blümchenkaffees, mit einigen handfest vorgetäuschten Suggestionen aufzupimpen und die Zuschauer mit völlig falschen Erwartungen ins Kino zu schicken. THE NICE GUYS und vor allem ROGUE ONE haben da beispielsweise bereits gute Vorarbeit geleistet.
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Nachdem das Wie vom Tisch ist, widmen wir uns also der Frage, ob man einen Film wie PASSENGERS heutzutage noch drehen musste oder drehen sollte.
Und dafür, das sei nochmal vorweg erwähnt, spoilern wir wie die Pest! Letzte Warnung an alle, die den Film noch nicht kennen!

Die Frauen und Hollywood


Die jüngst verstorbene Carrie Fisher wurde ihr Leben lang nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Frauen in Hollywood immer noch eine untergeordnete Rolle spielten. Dass etwa „Schönheit wie eine Errungenschaft“ behandelt würde, obwohl sie schlicht „Ein Nebenprodukt von Zeit und DNS“ ist.
Und jeder aufmerksame Zuschauer weiß, dass jede weibliche Schauspielerin eine klar gesetzte Grenze für das Ende ihrer Karriere hat: Spätestens ab 40 ist Schluss mit dem Leben als Star, und selbst die größten Namen verschwinden im „40er-Loch“.

Seit Jahrzehnten kämpfen Feministinnen gegen minderwertige Frauenrollen in Filmen an, in denen sie als „Damsel in Distress“ missbraucht werden, lediglich als Belohnung oder Zankapfel der Männer dienen, in denen sie Probleme nicht selber, sondern bestenfalls mit männlicher Hilfe lösen können. Frauen als dem Mann untergeordnete Figuren oder bessere Requisite sind und waren im männlich dominierten Hollywood immer schon ein Ärgernis, das seit zwei, vielleicht drei Jahrzehnten immer offener angesprochen wird.
Und mit Erfolg! Weibliche Rollen werden immer stärker. 2016 zeigte sich als ein Jahr, in dem Hollywood deutlich mehr gute, starke, interessante und abwechslungsreiche Rollen für Frauen bot als für Männer.
Auch wenn einige peinliche Ausrutscher dabei waren wie ROGUE ONE, in dem die vermeintliche weibliche Hauptfigur sich am Ende dann doch wieder nicht selber helfen, sondern von ihrem männlichen Vorgesetzten retten lassen musste. Aber gut …

Die wahre Geschichte


In diesen Diskurs schlägt PASSENGERS ein wie ein Script, das im filmischen Mittelalter zusammengeschustert wurde.

Man stelle sich folgende Geschichte vor:

Ein einsamer, etwas verschrobener Mann lebt allein in seinem Keller, unfähig, ein soziales Leben aufzubauen. Angesischts eines Lebens in Einsamkeit kehrt er ein letztes Mal an die Oberfläche zurück, wo er sich eine Frau aussucht. Er stalkt sie, findet alles über sie heraus, was er herausfinden kann, ohne sie anzusprechen, und eines Tages … entführt er sie in seinen Keller.
Er beraubt sie ihrer Wünsche, ihrer Zukunft, ihrer Träume. Eine Rückkehr zur Oberfläche ist für die Frau nicht möglich, und schließlich fügt sie sich in ihr Dasein als im Kellergefangene.
Irgendwann beschließt sie, sich aus Langeweile mit ihrem Entführer zu beschäftigen, verliebt sich in ihn, und beide pimpern sich ordentlich durch den Keller.

Bis der Frau irgendwann wieder einfällt: Hey, ich wurde ja von dem Kerl entführt! Sie ist ein bisschen sauer auf ihren Entführer und will nicht mehr mit ihm reden. Aber ihr Entführer ist ein Mann, also will er davon nichts wissen, und bedrängt sie so lange, bis sie ihm zuhören muss.
Die Frau macht aber das einzig sinnvolle und schickt ihren Entführer zum Teufel. Bis … ja, bis der Keller einzustürzen droht. Da die Frau keine Ahnung von Kellern hat, muss der Mann den Einsturz verhindern, was ihm gelingt, wobei er sich jedoch schwer verletzt.
Und plötzlich wird der Frau klar, dass sie den Mann liebt?
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Am Ende findet sie einen Weg, allein aus dem Keller zu fliehen und steht vor der Wahl: Zurück in ihr altes Leben und ihre Wünsche verwirklichen, oder mit ihrem Entführer allein im Keller zu bleiben bis an ihr Lebensende. Und natürlich, weil die Geschichte eine Romanze ist, bleibt sie, und beide leben ein glückliches, zweisames Leben.

Klingt das nach einem sinnvollen Film, der seine weibliche Figur ernst nimmt? Nach einem Film, der heutzutage gedreht werden sollte?
Im Grunde nicht. Aber man hat den muffigen Keller gegen ein hübsches, glänzendes Raumschiff getauscht und ihn trotzdem gedreht.
Warum?

Wie kommt man auf sowas?


Damit wir uns nicht falsch verstehen: PASSENGERS hat wenigstens den minimalen Anstand, seine moralische Verwerflichkeit auch anzusprechen. Er nimmt sich verhältnismäßig viel Zeit, das verwerfliche Verhalten des tatsächlich versehentlich erwachten männlichen Passagiers auch als verwerflich zu bezeichnen, und er gibt sich eine Menge Mühe, die unsinnige Reaktion der entführten Frau irgendwie nachvollziehbar zu machen. Und dennoch gelingt es dem Film bis zum Abspann nicht, seine schmuddelige Moral abzuschütteln. Auch wenn der Film sich am Ende damit aus der Verantwortung zu stehlen versucht, dass die Frau sich ja schlussendlich selbst dazu entscheiden würde, beim Mann zu bleiben, da sie ja auch wieder hätte gehen können, wird der Zuschauer das unangenehme Gefühl nicht los, dass hier eine extrem frauenfeindliche Entführungsgeschichte ordentlich aus dem Ruder gelaufen ist.
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Aber damit sind wir wieder beim Wie. Ja, PASSENGERS gibt sein Bestes, aus der moralisch fragwürdigen Ausgangssituation möglichst sauber herauszukommen und es gelingt ihm, mit gaaaaanz viel Augen zudrücken, und auf extrem wackeligen Beinen, irgendwie aus der Sache rauszuwinden.

Aber das ändert nichts an der Frage: Warum?
Klar, die Geschichte wurde von Männern entwickelt und von einem männlichen Autor geschrieben. Aber wie kann man sich das vorstellen? Sitzt da ein Mann grübelnd an seinem Schreibtisch, kaut auf einem Stift und denkt sich: „Wie erzähle ich die Geschichte eines Mannes, der eine Frau entführt, und zwar so, dass sie sich am Ende in ihn verliebt und bei ihm bleibt? Wie erzähle ich das bloß? Hmmmm?“

Was bewegt einen Menschen, so eine Geschichte zu erzählen? Oder anders gesagt: Muss eine solche Geschichte erzählt werden? Braucht es das? Hat sich irgendwann irgendjemand mal hingestellt und gesagt: „Hey, wisst ihr, was uns noch fehlt? Wir brauchen noch einen Film mit ausgeprägtem Stockholm-Syndrom, kann da mal jemand eine Romanze draus machen?“
Zumindest ist reichlich Stoff für potentielle Fortsetzungen vorhanden: Ein Vergewaltigungsopfer, das sich in ihren Peiniger verliebt, das Opfer einer Zwangsheirat, das merkt: 'Hey, der Kerl ist dufte, mir geht’s prima', oder vielleicht ein Stalking-Opfer, das sich denkt: Uh, der liebt mich aber offenbar wirklich, das muss ein feiner Kerl sein! Andererseits, für Letzteres haben wir dank TWILIGHT und FIFTY SHADES OF GREY schon mehr als genug Zelluloid aufgebracht. Ja, ich stelle PASSENGERS mit diesen Wunderwerken des Feminimus auf eine Stufe.
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Aber die Frage bleibt noch unbeantwortet: Musste das wirklich sein? Gab es denn keine Alternative?

PASSENGERS beginnt mit einer durchaus interessanten Grundprämisse: Eine Person strandet einsam auf einem Luxusliner. Daraus hätte man Hunderte, ach, Tausende spannende Geschichten basteln können. Warum also ausgerechnet eine in der Rape-Culture verankerte Entführungs-Lovestory? Die man auch noch verharmlost, indem man die Entführte dank einer offenen Referenz auf „Sleeping Beauty“ zum Dornröschen verklärt, das nur darauf wartet, von ihrem Prinzen wachgeküsst zu werden?
Hätte Jim Preston sich nicht ein, zwei Saufkumpane aufwecken können? Vielleicht einen anderen Passagier, der sich noch besser mit dem Schiff hätte auskennen können als er selbst? Was wäre gewesen, wenn Jim homosexuell gewesen wäre? Okay, der Film wäre nicht gedreht worden, aber das beweist ja wieder nur, welch tiefliegende, frauenfeindliche Mechanismen hier ablaufen.

Oder warum die Ausgangslage nicht einfach umkehren? Warum nicht die Frau erwachen lassen, die anschließend einen Kerl aufweckt. Bei dem Männerbild, das der Film vermittelt, hätte der Mann sich vermutlich wirklich noch bei ihr bedankt. (So sagt an einer Stelle eine andere männliche Figur völlig ironiefrei zu Jim: „Und ich hatte sie schon darum beneidet, hier mit Aurora festzusitzen.“ Ehrlich jetzt? Warum? Weil die zweisame Einsamkeit jedem Mann garantiert, dass er Aurora früher oder später knallen darf?)
Oder warum nicht eine Geschichte mit zwei Frauen erzählen? Man hätte ihnen ja keine lesbische Beziehung andichten müssen, hätte aber ebenfalls eine spannende Basis für tolle Geschichten gehabt.

Und selbst wenn man die Konstellation lässt wie sie ist – weshalb muss eine Romanze daraus werden? Es hätten alle anderen Möglichkeiten zur Verfügung gestanden.
Ganz ehrlich, Jim erweckt Aurora ausschließlich, weil er sie vögeln will, nichts anderes, da kann der Film noch so sehr in „Ich war so einsam und brauchte einen anderen Menschen!“-Monologen schwadronieren; Jims Ziel ist Sex, und er hatte 5000 Personen zur Auswahl, aus denen er sich wie aus einem Katalog seine Lieblingskandidation auswählt (auch wenn der Film das als schicksalshafte Zufallsbegegnung kaschiert), und weil das Objekt seiner Begierde schließlich allein mit ihm ist, kriegt er irgendwann seinen Willen. Und ja, das ist die gesamte Handlung des Films.
Wie einfach hätte man einen wirklich spannenden Film daraus machen können? Was wäre gewesen, wenn Jim ein wirklich unattraktiver Tunichtgut gewesen wäre, statt ein cool-fescher Chris-Pratt-Typ?
Oder was wäre gewesen, wenn sich
Aurora als eine ganz andere Frau als die auf den Videos entpuppt hätte? Als strunzdumme Betrügerin, oder als hochintelligente, elitäre Tussi? Wenn sie radikale Feministin gewesen wäre, oder sogar ein Saboteur, der die Kolonie hätte auslöschen wollen und sich nun in einer exquisiten Position findet, das ganze Projekt zum Scheitern zu bringen? Oder die durch das absichtliche Aufwecken einen irreperablen Hirnschaden davonträgt? Oder sich in den Bar-Androiden verliebt? Es wäre ein Leichtes gewesen, das Klischee aufzubrechen
das wollte man allerdings nicht.

Auch wenn Regisseur Morten Tyldum vollmundig erklärt: „Ich denke die meisten von uns, konfrontiert mit derselben Entscheidung, hätten dasselbe getan. Einen Film zu drehen, der den Leuten Raum lässt darüber zu diskutieren, was sie getan hätten – oder verziehen hätten – das ist der Kern faszinierenden Geschichtenerzählens“, auch dann ist PASSENGERS noch immer nichts anderes als eine sehr teure, sehr edel abgelichtete, sehr simple Männerfantasie, die alle Ecken und Kanten scheut.
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Denn anders als der Film und Morten Tyldum es so vereinfachend suggerieren, ist es eben keine zweiseitige Entscheidung. Es gibt hier keinen Münzwurf, der zwischen „Kopf – Selbstmord“ und „Zahl – Frau entführen und pimpern“ entscheidet.
Der Autor entscheidet, wie Jims Persönlichkeit angelegt ist, und welche Mittel ihm zur Verfügung stehen, und im Falle von PASSENGERS stellt der Autor sicher, dass alles, aber wirklich alles ignoriert wird, was gegen die Entführung einer Frau und ihr am Ende vermeintliches Einverständnis in Sex und Liebe sprechen würde.

Es ist in der amerikanischen Erotikbranche übrigens äußerst populär, Filmtitel und Hollywoodgeschichten immer wieder mit einem XXX zu versehen und als Pornoparodie nachzustellen. Stellt man nun Überlegungen an, wie die Pornoparodie „PASSENGERS XXX“ aussehen könnte, kommt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass man sich gar nicht weit vom Ausgangsmaterial entfernen müsste, weil der Film ohnehin etliche Topoi der auf Männerfantasien ausgerichteten Erotikbranche übernimmt. Das allein sollte einen stutzig machen. Aber irgendwie – hat es das nicht getan.

Von allen möglichen und denkbaren Geschichten, die man aus der Ausgangslage von PASSENGERS hätte machen können, wählt der Autor sehr bewusst und sehr gezielt genau diese: Eine Männerfantasie der Rape-Culture. Und ein Studio hat es abgesegnet, mit viel Geld ausgestattet, und ein ganzes Filmteam hat sich wochenlang sehr intensiv damit beschäftigt, das umzusetzen.
Es scheint, als wäre die Marketingabteilung die erste Instanz gewesen, die sich wirklich mal angeguckt hat, was da eigentlich produziert wurde, und verzweifelt gejammert hat: „Leute, das können wir nicht verkaufen! Ein Mann entführt eine Frau, und euch fällt nichts anderes ein als 'sie fügt sich, pimpert den Kerl und verliebt sich in ihn'? Da kriegen wir richtig auf den Deckel, wir müssen wenigstens so tun, als wäre das ein Thriller oder so.“

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass im gesamten öffentlichen Pressematerial nichts zu der wirklich mehr als fragwürdigen Moral, dem mehr als rückständigen Frauenbild, der Unterstützung der Rape-Culture und der ebenfalls fragwürdigen Notwendigkeit des Films zu finden ist.
Dass die Romanze am Ende auch noch überwiegend langweilig ist, hilft vermutlich auch nicht weiter.
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Und dass ausgerechnet Jennifer Lawrence, die sonst eher als kritische Stimme gegen die Ungleichbehandlung der Frauen in Hollywood bekannt ist, und mit Katniss Everdeen eine zwar nicht perfekte, aber bekannte weibliche Figur gegen die frauenfeindlichen Tendenzen Hollywoods verkörpert hat, sich hier als Sexobjekt zur Verfügung stellt  – und ja, auch die Kamera macht reichlich Gebrauch davon, sie genüsslich abzubilden –, ist dabei umso bedauerlicher.
Ihre Figur darf als Charaktermerkmal immerhin „Ich schreibe gern, wenn ich das Chrysler Building sehe!“ vor sich hertragen, bevor sie sich mit Jogging und Schwimmen wieder schlank und schön hält und ihren Entführer anhimmelt. Das sind übrigens ihre einzigen Hobbys: Schön sein und anhimmeln. Ihr Männe darf wenigstens rumsitzen, basteln, Bäume pflanzen und Whiskey trinken.
Erwähnten wir bereits die erbarmungsloss klischeehaften Geschlechterbilder des Films?

Fazit


Filme wie PASSENGERS braucht wirklich kein Mensch. Als Film wie er ist, ist er viel zu unspannend und uninteressant. Die vermeintlich „faszinierende“ ethische Ebene verkommt am Ende zu einem Stück Männerfantasie und Rape-Culture, und je länger man darüber nachdenkt, desto überzeugter kommt man zu dem Schluss: Nein, einen Film, der ein Frauenbild und eine Männerfantasie derartig zelebriert wie PASSENGERS, hätte man heutzutage nicht mehr produzieren müssen.

2 Kommentare:

  1. Nachdem ich mir deine Kritik durchgelesen habe, verstehe ich, warum du diesen Film nicht magst. Mir kam der gleiche Gedanke - ohne deine Kritik vorher gelesen zu haben - als ich den Film sah. Allerdings finde ich deine Analyse doch etwas überzogen. Ich hatte Mitleid mit dem Kerl, der ein Jahr allein im All rumschwebt und als einzigen Kumpanen eine Robotervariante eines Volleyballs zur Verfügung hat. Auch das moralische Dilemma wurde klar und deutlich. Jim hat sich drei Monate mit dem Gedanken gequält, was er machen soll. Sicherlich, er hätte es nicht machen sollen und er hätte auch einen anderen (männlichen?) Passagier aufwecken können, aber letzten Endes hat er Aurora zu nichts gezwungen. Er hat nicht gesagt: "Hey, wir sind die letzten zwei Menschen auf diesem Schiff. Wir sollten miteinander schlafen!". Sie hat das aus freien Stücken gemacht. Genauso wie sie sich aus freien Stücken für eine Trennung entschieden hat.

    Was mir allerdings nicht ganz einleuchten will, ist das Ende. - Spoiler ahead - Es gibt offenbar eine Möglichkeit wieder einzuschlafen. Anstatt, dass einer wenigstens überlebt, sterben beide? Das ergibt keinen Sinn. Wer würde lieber ein eintöniges Leben in einem Raumschiff führen anstatt ein zweites Leben auf einer Kolonie zu führen? Der Film geht davon aus, dass der Mensch Idealismus und persönliche Freiheit höher schätzt als das eigene Leben. Und das klingt tatsächlich eher überirdisch.

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    1. Okay, spannend. Dem entnehme ich, dass du einem Mann, der dich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen entführt und mehrere Male mit dir schläft, ohne dir zu beichten, dass er dich entführt hat, ebenfalls verzeihen würdest, weil du dich mittlerweile in ihn verliebt hast.

      Ich gestehe, ich bewerte das anders (denn ich persönlich wäre EXTREM sauer!), und mir kommt da schnell der Begriff "Stockholm-Syndrom" in den Sinn. :)

      Was das Ende betrifft: Der Film hat die Message, dass beide Passagiere sich am Ende dazu entscheiden, dass ein gemeinsames Leben auf dem Schiff mehr Wert hat, als ein Leben ohne den anderen auf dem Planeten, den sie ansteuern.
      Genau darum geht es. Nicht um "ein eintöniges Leben auf dem Schiff statt ein zweites Leben auf einer Kolonie", sondern um "Ein glückliches Leben an der Seite der großen Liebe, statt ein einsames Leben auf einer Kolonie."
      Aurora lässt all ihre Pläne sausen, und will lieber mit ihrer großen Liebe ihr Leben verbringen. Einer Liebe, die sie dadurch gefunden hat, dass er sie entführt und ihrem ursprünglichen Leben entrissen hat.
      Ich bemängel ja gar nicht die Entscheidung des Mannes, die ist nachvollziehbar und eine spannende Prämisse. Ich werfe dem Film die Reaktion der Frau vor, die sich durch ihre Reaktion zum willfährigen Opfer macht und sich WEGEN der Taten des Mannes auch noch in ihn verliebt! Das Problem ist nicht, dass der Kerl sie aufweckt, das Problem ist, dass sie ihm am Ende dankbar dafür ist!

      DAS bemängel ich. Dass Aurora am Ende ihre persönlichen Träume und Wünsche opfert, und die Träume und Wünsche ihres Entführers zu ihren eigenen macht.
      Mit Idealismus und persönlicher Freiheit hat das in meinen Augen nix zu tun, es ist einfach nur eine sehr, sehr pervertierte Form von "Liebe", die ich, erneut, mit dem Stockholm-Syndrom gleichsetzen würde.
      Der Film bewegt sich auch hier auf einer moralisch extrem fragwürdigen Linie, was du ja auch denkst, nur ziehst du diesen Schluss aus einem anderen Gedankengang als ich. :)

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