01.07.22

Porträt: Tom Cruise – Der Preis der Furchtlosigkeit

Heute wird Tom Cruise oft als der letzte große Filmstar bezeichnet; die letzte Hollywood-Ikone. Und ja, er ist einer der letzten großen Stars, die schon in den Neunzigern allein mit ihrem Namen die Massen in die Kinos zogen, und das heute noch tun, die ihre Karriere aufbauten und die Spitze erklommen, und dort heute noch stehen. Und niemand steht länger – oder höher – an der Spitze als Tom Cruise, eine Legende unter den Kollegen, ein Garant für Kinoknüller, und doch auch immer wieder Zankapfel unter den Fans. Kaum ein Star polarisiert so stark wie Tom Cruise. Kaum jemand kommt ohne ein „aber“ aus, um Cruise zu beschreiben: „Ich mag ihn ja gerne, aber …“ Oder: „Ich mag ihn zwar nicht, aber …“

Und ja, es ist schwer, Tom Cruise gegenüber keine ambivalenten Gefühle zu haben.  Cruise ist überzeugter Scientologe und eckt immer wieder mit einer seltsam unnahbaren und zugleich hemmungslosen Art an.

Und doch legt Cruise eine Karriere hin, die ihresgleichen sucht – durch harte Arbeit, Begeisterung und eine Furchtlosigkeit, wie sie kein anderer Hollywood-Star mitbringt.

Quelle: DVD "Phantom Protokoll" © Paramount Home Entertainment

Marcos Blick:

Ein Porträt, zumindest wenn ich daran sitze, erfüllt eigentlich immer den Zweck, etwas über den Menschen zu erzählen, der hinter dem großen Namen steckt. Das kann, wie etwa bei Peter Sellers, durchaus zu der Erkenntnis führen, dass es gar keinen festen Menschen hinter dem Namen gibt.
Doch kaum ein Star macht es einem so schwer wie Tom Cruise, dessen hervorstechendste Eigenschaft darin besteht, komplett in einem Nebel aus Mythos, Gerüchten, Schein und Wirklichkeit zu verschwinden.

Tom Cruise gelingt das Kunststück, Dauergast in der Boulevardpresse zu sein, und sein Privatleben doch fast komplett aus der Öffentlichkeit zu halten. Nahezu alles, was man wirklich über ihn weiß ist das, was man aus seinen Filmen und seiner Arbeit über ihn erfährt. Und das bisschen, was er – vor allem in jungen Jahren – in Interviews von sich erzählt. Die biografischen Details sind daher schnell geklärt.

STETIGER WECHSEL


Thomas Cruise Mapother IV wird am 3. Juli 1962 in Syracuse, New York geboren. Er hat drei Schwestern, mit denen er engen Kontakt pflegt. Als er zwölf ist, trennt seine Mutter sich von seinem Vater, der sich daraufhin nie wieder meldet. Schon vorher ist die Familie oft umgezogen und Cruise besucht in seiner Schulzeit bis zu 15 Schulen. Cruise, seine Schwestern und Mutter leben fast mittellos und sind streng katholisch, und Cruise findet schon früh zum Glauben.
Mit 14 tritt er in ein Priesterseminar ein – nach eigener Aussage gar nicht, weil er Priester werden will, sondern weil es ihn reizt, in einem Internat zu leben, einem steten Wohnsitz.

Nach einem Jahr fliegt er, vermutlich wegen Alkohol, von der Schule. Er beginnt, sich für Sport an der Highschool zu interessieren, spielt Football und tritt dem Ringerteam bei, bis eine Verletzung auch diesen Pfad beschneidet. Andere Quellen berichten auch hier davon, dass er wegen Alkohol aus der Footballmannschaft geflogen sei.

Quelle: DVD "Lockere Geschäfte" © Warner Home Video

So oder so: In seinem letzten Schuljahr entdeckt Cruise das Schauspiel für sich und tritt der Theatergruppe seiner Highschool bei, wo er in „Guys and Dolls“ einen ersten Auftritt absolviert. Der Funke springt über.
Nach der Highschool versucht er, in New York als Theaterschauspieler Fuß zu fassen, schafft es aber nur zum Kellnerjob, woraufhin er die Küste wechselt, nach LA zieht und sich dort bemüht, Fernsehrollen zu ergattern. Die bekommt er zwar nicht (bis heute hat Cruise keine einzige Fernsehrolle gespielt!), dafür nimmt ihn aber Paula Wagner, eine ehemalige Theaterschauspielerin, die jetzt als Agentin arbeitet, für die renommierte Agentur CAA unter Vertrag.

Und es dauert nicht lang, bis Cruise voll aufdreht.

NUR KURZ EIN AUẞENSEITER


Vier Nebenrollen in zwei Jahren – mehr braucht Cruise nicht, um seine erste Hauptrolle zu ergattern, und sich damit direkt nach ganz oben in den Hollywood-Himmel zu schießen.

Einen ersten Geschmack liefert er 1981 mit achtzehn Jahren bei einem Kurzauftritt in der etwas spröden Romanze ENDLOSE LIEBE von Franco Zefirelli (der sich auf spröde Romanzen spezialisiert hat und fast nur Stoffe von Shakespeare, Opern oder viktorianische Liebesgeschichten inszeniert), wo er direkt blankziehen darf, um in knappesten Jeansshorts seine äußerlichen Qualitäten zur Schau zu stellen.

Quelle: DVD "Endlose Liebe" © Universal Pictures Germany GmbH

Noch im selben Jahr kann er in DIE KADETTEN VON BUNKER HILL ein bisschen mehr Qualität zeigen, noch dazu an der Seite von Timothy Hutton, der gerade erst den Oscar für seine Nebenrolle in Robert Redfords EINE GANZ NORMALE FAMILIE gewonnen hat, und 1981 einer der heißesten Jungschauspieler Hollywoods ist. Schon alleine das sorgt dafür, dass DIE KADETTEN VON BUNKER HILL außerordentlich erfolgreich wird, und Cruise hat (nachdem er den Machern so gut gefällt, dass sie seine Rolle ausbauen) ausreichend Screentime, um einen Eindruck zu hinterlassen. (Der Film bringt noch eine ganze Menge späterer (vor allem Fernseh-)Stars mit, darunter Sean Penn, Giancarlo Esposito, Evan Handler und Earl Hindman, den man hier mal ohne Gartenzaun vor dem Gesicht bestaunen darf.)

Seine dritte Nebenrolle gerät eher zur Pflicht als zur Kür: Anfang der 80er, im Fahrwasser von Kulterfolgen wie ICH GLAUB, MICH TRITT EIN PFERD oder PORKY'S, sind Komödien über junge Collegestudenten, die es mit Alkohol, Partys und Mädchen möglichst wild treiben, das damalige Pendant zu heutigen Superheldenfilmen, und auch Cruise kommt nicht an einer College-Komödie vorbei: DIE AUFREIẞER VON DER HIGHSCHOOL ist kein Film, den man gesehen haben muss, wenn man kein Komplettist ist, und trotzdem festigt er Cruises Namen bei der Zuschauerschaft, die ihn groß machen wird: junge Amerikaner, die möglichst hip und cool werden wollen, und diese Sehnsucht genüßlich auf Cruise projizieren.

1983 schließlich wird das Tom-Cruise-Jahr. Denn als Cruise 1983 schließlich in DIE OUTSIDER auftritt, ist er schon ein bekannter Name.
Und auch wenn DIE OUTSIDER – seinerzeit ein echter Kulthit und der erste große Streifen, der das „Brat Pack“ ins Rampenlicht rückt – ganz andere Namen groß macht als Cruise, ist der Film dennoch bedeutsam. Zum einen darf Cruise mit Emilio Estevez spielen, einem guten Freund aus seiner Highschoolzeit, mit dem er zwar mehr richtig zusammenarbeiten wird (zwei  spätere Cameos ausgenommen), dem er aber trotzdem immer eng verbunden bleibt.

Quelle: DVD "Die Outsider" © Studiocanal / Arthaus

Zum anderen zeigt Cruise hier bereits, was er für eine Filmrolle zu bringen bereit ist. So lässt er sich einen Zahnersatz entfernen, was zu seinem schrägen Schneidezahn führt, den er hier präsentiert, und er macht erstmals seine Stunts selbst. So auch die Saltos (vorwärts und rückwärts) von Autohecks.
Rob Lowe erinnert sich in einem Interview später, dass Coppola wollte, dass die Schauspieler Rückwärtssaltos lernen, dass Cruise aber der Einzige war, dem das gelang. „Es ist scheiße schwer zu lernen, und Tom war gnadenlos ehrgeizig. Am Ende konnte er als Einziger diese Rückwärtssaltos. Das ist total grundlos im Film. Er kommt aus dem Haus gelaufen und macht ohne jeden Grund einen Rückwärtssalto, einfach weil er es konnte.“

Schon damals fällt Cruise mit seinem unbedingten Willen auf, und seiner festen Überzeugung, ein Filmstar zu werden, denn Lowe erzählt noch mehr: „Es war das erste Mal, dass ich je im Plaza Hotel übernachtet habe. Wir checken ein und Tom findet raus, dass wir uns ein Zimmer teilen, und er rastet völlig aus. Was ich an der Geschichte so großartig finde ist, dass es manchmal Leute gibt, die schon immer so waren, wie sie sind, und dass diese Art sie dorthin gebracht hat, wo sie heute sind. Und die Vorstellung, dass ein 18-jähriger Schauspieler, der eine Winzrolle in ENDLOSE LIEBE hatte und so was wie die siebte Nebenrolle in DIE KADETTEN VON BUNKER HILL, mit dieser Attitüde herumläuft … Ich weiß noch, dass ich mir dachte: 'Wow, der Kerl meint es wirklich ernst.'“

Und Cruise meint es wirklich ernst: DIE OUTSIDER von 1983 wird die letzte Nebenrolle sein, die Cruise in den nächsten 16 Jahren spielt. (Und bis heute werden insgesamt nur noch drei Nebenrollen folgen.)

LOCKER IN DEN HIMMEL UND ZURÜCK


Denn ebenfalls 1983 gelingt Cruise mit einem bis heute an Kult kaum zu übertreffenden Auftritt der absolute Durchbruch: In LOCKERE GESCHÄFTE spielt er den Sohn reicher Eltern, der eine wilde Nacht voller Abenteuer durchlebt, und dabei einiges vorwegnimmt, was später in FERRIS MACHT BLAU deutlich jugendfreier wieder aufgenommen werden wird.
Neben der Sexszene mit Rebecca de Mornay ist es vor allem die Tanzszene zu Bob Segers Old time Rock and Roll, die das Publikum begeistert und bis heute überdauert.Warum ausgerechnet dieser Film Cruises Karriere begründet, ist Bestandteil zahlreicher Spekulationen. Wahrscheinlich ist aber, dass es etwas mit dem politischen Zeitgeist zu tun hat.

Quelle: DVD "Lockere Geschäfte" © Warner Home Video

1981 wird der erzkonservative Ronald Reagan zum Präsidenten gewählt und beginnt, das Land mit aller Macht zurück in die 1950er zu führen. Viele liebgewonnene liberale Freiheiten der 70er werden zurückgerufen oder eingestampft. Damit ist es vor allem die junge Generation der Teenager und Twentysomethings, die sich nach Idolen sehnen, die Jugendlichkeit, Aufgeschlossenheit und Zukunftsgewandheit verkörpern – und all das bietet Tom Cruise als Joel in LOCKERE GESCHÄFTE: Joel ist vermögend, er ist hemmungslos, er ist selbstbewusst, er lässt sich von den Erwachsenen nichts sagen, er hat Erfolg bei einer wunderschönen Frau. Kurz: Tom Cruise verkörpert all das, wonach das junge Amerika unter Reagans Rückwärtsgewandheit sich sehnt.

Dabei ist es gerade die völlig hemmungslose Tanzszene, die Kultstatus erreicht, und vermutlich auch Cruise direkt zu seinem ersten Starruhm verhilft. (Ironischerweise wird Cruise seine Karriere nicht nur mit einer Tanzszene begründen, sondern später auch wieder neu beleben.)

LOCKERE GESCHÄFTE wird der achterfolgreichste Film des Jahres und macht Cruise zum Star einer ganzen Generation.
Ab sofort findet sich der Einundzwanzigjährige auf Postern in zahllosen Teenagerzimmern wieder, ziert Titelblätter und tritt in Talkshows auf.

Und er zeigt, wie überlegt er (und seine Agentin Paula Wagner) vorgehen, denn auch wenn sie gewillt sind, Cruises Status als Teenyidol auszukosten, wollen sie ihn nicht in eine Rollenschublade stecken. So spielt Cruise zwar – noch immer 1983 – in DER RICHTIGE DREH noch einen Highschool-Footballer (und obwohl man Cruise immer wieder mit seiner Sportlichkeit in Verbindung bringt, bleibt es bis heute seine einzige große Rolle als Sportler), doch schon 1985 wechselt er komplett das Genre und spielt unter der Regie von Ridley Scott in LEGENDE die Hauptrolle in einem Fantasyfilm! (Auch das bis heute ein Unikum.)

Quelle: DVD "Legende" © 20th Century Fox

1986 schließlich erobert er nicht nur die amerikanischen Herzen, sondern wird weltweit zum Superstar, und zwar in der Rolle, die ihn wie keine andere definieren soll: Der draufgängerische Ausnahme-Pilot Pete „Maverick“ Mitchell in TOP GUN schießt Cruise mit dem Nachbrenner an die Spitze Hollywoods.
Auch wenn TOP GUN nüchtern betrachtet kein guter Film ist, ist er einer der wichtigsten in Cruises Karriere – nicht nur, weil er der erfolgreichste Film 1986 wird (insgesamt drei Mal wird Cruise bis heute den erfolgreichsten Film des Jahres anführen, und allein zwischen 1986 und 2005 acht Filme in die Top Fünf bringen) und Cruise, gerade mal fünf Jahre nach seinen ersten Leinwandauftritten, zum Star macht, sondern weil er den Schauspieler Cruise definiert.

Im Grunde hat Cruise, als 1985 die Vorbereitungen zu TOP GUN beginnen, noch keinen übertrieben hohen Status: eine Handvoll Achtungserfolge und den Status als Teenyidol, mehr kann Cruise nicht aufweisen. Und doch bringt er das von Rob Lowe schon vor Jahren beobachtete Selbstverständnis mit, ein Superstar zu werden.
Aus diesem Selbstbewusstsein heraus verlangt Cruise ein Mitspracherecht am Skript von TOP GUN – und erhält es auch. Cruise verschreibt sich mit Leib und Seele der Rolle des Kampfpiloten, so wie er es immer schon getan hat, doch erst unter den extremen Bedingungen, unter denen TOP GUN gedreht wird, wird diese Gewohnheit auch beim Publikum bekannt – und fortan Cruises Markenzeichen.

Quelle: DVD "Top Gun" © Paramount Pictures (Universal Pictures)
Niemand, so erfährt es jetzt die Welt, arbeitet härter und entschlossener an seinen Filmen als Tom Cruise! Niemand gibt mehr für seine Rollen und das Ergebnis! Abseits aller Method-Acting-Debatten gilt Cruise als der Schauspieler, der ganz und gar in seine Filme eintaucht und sich jede Eigenschaft seiner Figuren zu eigen macht.

Auch Val Kilmer erinnert sich: „Wir anderen hatten immer Spaß, sind was trinken gegangen, haben uns eine gute Zeit gemacht. Tom ist nie mitgekommen, er war wie ein Laser auf das eine Ziel fokussiert, das ihn antrieb: Der größte Actionstar der Welt zu werden.“
Mit TOP GUN ist Cruise am Ziel. Er ist ein weltweiter Star, noch dazu einer, dem man kreativen Einfluss erlaubt.
Schon für TOP GUN bekam Cruise zwei Millionen Dollar Gage, fast dreizehn Prozent des gesamten Budgets von 15 Millionen.
Der enorme Erfolg des Streifens erhöht seinen Marktwert beträchtlich, und so bietet ihm Paramount bereits 5 Millionen für eine Fortsetzung.
Doch Cruise lehnt ab.
Jetzt, wo er sein Ziel erreicht hat, ein Star zu werden, scheint er sich direkt das nächste zu setzen: Er will ein richtig guter Schauspieler werden.


EINE FRAGE DER LEHRE


Tom Cruise war nie auf einer Schauspielschule, sondern hat sich auch hier alles selbst erarbeitet oder, was wahrscheinlicher ist, viel aus sich selbst herausgeholt. Doch jetzt will der Posterboy, der All-American-Dream, nicht länger nur erfolgreich sein, sondern auch respektiert.
Was er zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Dieses Ziel zu erreichen wird deutlich schwieriger werden als der reine Erfolg. Und nicht wenige Kritiker würden sagen, dass es ihm bis heute nicht gelungen ist.

Doch Cruise zeigt keine Furcht. Statt sich für ein Vermögen erneut als Top-Star eines Films an den Steuerknüppel zu setzen, geht Cruise einen anderen Weg, und tritt einen Schritt zurück. Er unterschreibt für Martin Scorseses DIE FARBE DES GELDES, einer Fortsetzung von HAIE DER GROẞSTADT, und tauscht seine Hauptrolle im Rampenlicht für eine zweite Hauptrolle im Schatten einer Legende: Paul Newman.

Quelle: DVD "Die Farbe des Geldes" © Walt Disney

Auch wenn der Film (hervorragend fotografiert von Michael Ballhaus) heute eher als Newman-Film gewertet wird, und Cruise seltener damit in Verbindung gebracht wird, hat er eine enorme Wirkung auf Cruises Karriere. Schon während der Dreharbeiten nimmt der Altstar den jungen Schauspieler unter seine Fittiche – eine Freundschaft, die auch nach den Dreharbeiten Bestand hat, zumindest ist Cruise öfter bei Newman zu Besuch. Und Cruise lernt von seinem Kollegen nicht nur etwas über das Handwerk, sondern auch ein soziales Gewissen. Newman ist nicht nur für sein soziales Engagement bekannt, sondern auch politisch klar liberal eingestellt. Er macht Cruise klar, welche Wirkung ein eher konservativ und nationalistisch ausgerichteter Film wie TOP GUN hat – eine Lektion, die Cruise noch lange beschäftigen wird.

Obwohl Cruise, viel von Newman lernt, scheint er noch immer nicht genug zu haben. Nachdem er mit COCKTAIL seinen vielleicht schlechtesten Film überhaupt hinlegt (selbst Cruise bezeichnet den Film als: „Nicht mein Kronjuwel“), und einen kurzen, nicht im Abspann aufgeführten Cameo-Auftritt in YOUNG GUNS absolviert (er hat seinen Freund Estevez am Set besucht, und da er noch nie in einem Western mitgespielt hat, nutzt er die Gelegenheit, sich im finalen Feuergefecht erschießen zu lassen), lässt er sich direkt vom nächsten Charakterstar protegieren.

Denn obwohl Cruise offiziell der Star und die Hauptrolle in RAIN MAN ist, erregt der Film vor allem wegen Dustin Hoffmans Darstellung eines Autisten Aufmerksamkeit. Unabhängig von der Frage, ob die Darstellung einer Autismusspektrumsstörung nach heutigen Maßstäben angemessen ist oder nicht: Cruise arbeitet hier eng mit einem der bekanntesten und erfolgreichsten Method Actor seiner Zeit zusammen, der seine vermutlich schwerste Rolle überhaupt meistert. Und Cruise guckt sich vom Meister eine Menge ab.

Quelle: DVD "Rain Man" © MGM

(Tatsächlich ist Hoffman, der ursprünglich Charlie Babbitt spielen soll, und erst Interesse an Raymond zeigt, als er den Savant Leslie Lemke sieht, alles andere als begeistert von sich, und versucht wenige Wochen nach Drehbeginn verzweifelt, auszusteigen. Er schlägt Regisseur Barry Levinson sogar vor, ihm als Ersatz Richard Dreyfuss zu besorgen, weil er überzeugt ist, die schlechteste Leistung seiner Karriere abzuliefern.)

Was bei der ganzen Sache so erstaunlich ist: So furchtlos wie Cruise sich neben Größen wie Newman und Hoffman wagt, so erfolgreich ist er auch, denn es gelingt ihm, sich neben beiden zu behaupten. (Eine Kunst, die andere junge Stars nicht so gut hinbekommen, etwa Keanu Reeves, der in IM AUFTRAG DES TEUFELS neben Al Pacino recht alt aussieht.)

Und spätestens mit RAIN MAN findet er auch erste Anerkennung unter den Kollegen. So sagt etwa Altmeister Michael Caine später, dass Cruises Leistung in RAIN MAN zu einer seiner Lieblingsperfomances aller Zeiten gehört. „Tom hat das wundervoll gemacht. Dustin hatte die Rolle, die alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat“, doch Tom's Rolle erforderte viel Disziplin und die Verantwortung, den Zuschauer zu erklären, wie Raymond die Welt sieht, während er gleichzeitig zeigt, wie schmerzhaft es ist, die Grenzen des eigenen Bruders zu akzeptieren und eine familiäre Bindung zu ihm aufzubauen.

Am Ende wird RAIN MAN, an den beim Dreh niemand so recht glaubt, nicht einmal Cruise und Hoffman, nach einem etwas enttäuschenden Start mit nur 6 Millionen Dollar dank Mundpropaganda ein echter Kassenschlager (ähnlich wie DIRTY DANCING ein Jahr zuvor), zum zweiterfolgreichsten Film des Jahres und Gewinner von vier Oscars. Damit ist Tom Cruise bis heute der einzige Schauspieler, der (1988) im selben Jahr sowohl in einem oscarprämierten als auch einem mit der goldenen Himbeere ausgezeichneten Film mitspielt, denn während RAIN MAN den Oscar für den besten Film des Jahres erhält, verleiht man COCKTAIL die Himbeere für den schlechtesten Film des Jahres.

KLEINER MANN GANZ GROẞ


Man muss bedenken, dass Cruise selbst ebenfalls mit einem Handicap zu kämpfen hat, vor allem in den ersten Jahren seiner Karriere, als er noch gezielt daran arbeitet, zum Star zu werden: Ein Meter siebzig sind im Grunde gar nicht so wenig. Gut, es sind knapp zehn Zentimeter weniger als die Durchschnittsgröße der männlichen Bevölkerung. Aber es ist eben auch nicht winzig.
Und doch kommt man nicht um Tom Cruise herum, ohne über seine Größe zu sprechen, denn Cruise will nun mal Hollywood-Star werden. Und für einen Hollywood-Star sind 1,70 Meter tatsächlich eher klein geraten.

Quelle: DVD "Geboren am 4. Juli" © Universal Pictures Germany GmbH

Schon in der goldenen Ära Hollywoods wurden die männlichen Stars fast schon traditionell nach ihrer Größe ausgesucht. Immerhin mussten sie etwas verkörpern. Und auf der Leinwand mussten sie Präsenz haben. Wucht. Sie mussten buchstäblich „überlebensgroß“ sein – auf jeden Fall größer als die Schurken, die sie besiegten, und natürlich größer als die Frauen, die sie eroberten. Kurz gesagt: Stars waren echte Größen.
Selbst die, die es nicht waren, die schon zu ihren größten Zeiten eher dafür bekannt waren, etwas „klein geraten“ zu sein, wie zum Beispiel Humphrey Bogart oder James Dean, waren mit 1,73 Metern noch immer größer als Tom Cruise.

Rein nach Hollywood-Logik fehlte Cruise also immer schon ein gutes Stück zum echten Filmstar. Zum Film-“Helden“. Cruise, der nie einen Hehl daraus machte, wo er hinwollte – nämlich in die Titelrolle – musste also immer mit Co-Stars arbeiten, die größer waren als er – nicht zuletzt die Frauen, die er erobern durfte. Und wie soll man den Star des Films im Bild behalten, ohne dass man vom Co-Star nur noch die Brust sieht?

Das führte dazu, dass die Filmemacher immer ein bisschen schummeln mussten: Toms Co-Stars mussten in seltsamen Winkeln stehen, oder weiter hinten, durch Gräben laufen oder um Cruise herum, der erhöht stand. Die Liebesszene mit Kelly McGillis in TOP GUN absolviert Cruise in hohen Schuhen, weil seine Partnerin einen guten Kopf größer ist (was auf einem Promofoto des Films zu seltsamen Verrenkungen führt, damit sie etwas kleiner wirkt, während sie sich an ihn schmiegt).

Quelle: DVD "Top Gun" © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Es führt auch dazu, dass Cruise, wenn er neben anderen Schauspielern zu sehen ist, meist nur in einer halbtotalen erscheint, ohne Beine also.
RAIN MAN fällt schon deshalb in Cruises Œuvre auf, weil es einer der wenigen Filme ist, in denen man Cruise und seinen Partner immer  wieder mal in einer Totalen sieht, denn Dustin Hoffman ist tatsächlich nochmal drei Zentimeter kleiner als Cruise.

ABER JETZT BEWEIS ICH'S


Vielleicht arbeitet Cruise auch deshalb so hart wie kaum ein anderer für seine Filme und seinen Erfolg. Er hat für TOP GUN Motorradfahren und Fliegen gelernt, für DIE FARBE DES GELDES Trickbillard, für COCKTAIL die akrobatische Form des „Flair Bartending“. Und dank der Erfahrungen mit Newman und Hoffman arbeitet er jetzt nicht weniger hart daran, sein Schauspiel zu verbessern, und er tut, was er immer tut: Er sucht die Herausforderung … und dabei eine Gelegenheit, seinen eher rechtskonservativen Erfolg von TOP GUN auszugleichen.

Gegen jeden Widerstand ergattert er die Rolle des bekannten Antikriegs-Aktivisten Ron Kovic und dreht mit Oliver Stone GEBOREN AM 4. JULI.
Oliver Stone will unbedingt mit Cruise drehen (nachdem er ihn nicht in WALL STREET besetzt hat), doch das Studio sträubt sich, weil sie Cruise eine so schwere Rolle nicht zutrauen.

Quelle: DVD "Geboren am 4. Juli" © Universal Pictures Germany GmbH

Auch hier wieder gibt Cruise alles – er bleibt auch in den Drehpausen im Rollstuhl, und versucht, zusammen mit Oliver Stone, sogar ein Mittel zu finden, das seine Beine temporär lähmen kann, doch die Risiken dafür sind zu hoch.
Auch Ron Kovic ist anfangs zögerlich, lässt sich jedoch schließlich überzeugen.

Und Cruise zeigt, wozu er dank seiner harten Arbeit imstande ist. Er überzeugt Kritiker, Publikum, Studio, Ron Kovic (der Cruise für dessen Leistung seinen eigenen Bronze Star schenkt) und sogar die Kollegen in Hollywood, denn für seine eindringliche Darstellung erhält Cruise tatsächlich eine Oscarnominierung. Der Preis geht zwar an Daniel Day-Lewis, aber Cruise hat auch dieses Ziel erreicht: Er ist nicht länger nur ein Filmstar, sondern hat auch bewiesen, dass spielen kann.

Was folgt, ist eine seltsam schwerelose Zeit, in der Cruise einfach „da“ ist, ohne dass er eine echte Herausforderung erhält. Tatsächlich zeigen sich beim Publikum sogar erste Ermüdungserscheinungen, denn als er 1990 mit TAGE DES DONNERS auf die Leinwand zurückkehrt, murrt Roger Ebert, dass er es leid sei, dass Cruise in seinen Filmen immer dieselbe Formel bediene: Ein junger, talentierter, aber noch ungeschliffener Diamant, kommt in einen etablierten Betrieb, wird von einem älteren Mentor angeleitet und von einer größeren, reiferen, klügeren Frau dazu gebracht, sein Leben zu überdenken und sich am Riemen zu reißen, um so geläutert zu werden. Tatsächlich passt das perfekt zu Cruises größten Hits der letzten Jahre, TOP GUN, DIE FARBE DES GELDES, COCKTAIL und jetzt eben auch TAGE DES DONNERS.


Vielleicht auch deshalb wird TAGE DES DONNERS der letzte Film dieser Art. Mit IN EINEM FERNEN LAND liefert Cruise noch einen weiteren Unterhaltungsfilm ab, bevor er 1992 in EINE FRAGE DER EHRE, einem Ensemblewerk nach dem Theaterstück von Aaron Sorkin, nochmal versucht, eher sein schauspielerisches Talent in den Vordergrund zu rücken.
Wie immer gibt Cruise das Arbeitstier. Regisseur Rob Reiner erinnert sich jedenfalls, dass Cruise nach den Proben, wenn die anderen gegangen sind, oft noch lange am Set bleibt, um an seiner Rolle zu feilen.

Quelle: Blu Ray "Eine Frage der Ehre" © Sony PIctures Home Entertainment

Und auch hier wieder zeigt sich Cruise vollkommen furchtlos und wagt sich in ein direktes Schauspielduell mit einer Legende und: Jack Nicholson gilt zu jener Zeit als einer der besten Schauspieler der Welt (und erzählt immer wieder humorvoll davon, wie ehrfürchtig man ihm am Set begegnet sei), geehrt mit neun Oscarnominierungen, von denen er den Preis zweimal mitnehmen durfte. Und wieder gelingt es Cruise, mit der Legende mitzuhalten. Jack Nichsolson wird der größte Star, gegen den sich Cruise jemals behaupten muss, und er meistert diese Herausforderung mit Bravour. Der Lohn: Das Gerichtsduell der beiden so unterschiedlichen Hollywoodgrößen wird ein sagenhafter Erfolg und geht in die Kinogeschichte ein.

NIEMAND KONNTE MIR WIDERSTEHEN, NICHT EINMAL DU


In DIE FIRMA kehrt Cruise 1993 nochmal in einen Unterhaltungsthriller zurück, bevor er alles auf eine Karte setzt.
In den letzten zwölf Jahren hat Cruise fast alles erreicht: Er ist einer der erfolgreichsten und gewinnträchtigsten Stars Hollywoods, er hat eine Oscarnominierung, er spielt an der Seite von Legenden, hat künstlerischen Einfluss auf die Filme und dreht mit den berühmtesten Regisseuren ihrer Zeit: Sidney Pollack, Rob Reiner, Ron Howard, Oliver Stone, Barry Levinson, Martin Scorsese, Tony Scott, Ridley Scott, Francis Ford Coppola – die Liste liest sich wie das Who is Who der Regiestars (und die richtigen Regielegenden wie Brian de Palma, Michael Mann, Steven Spielberg und Stanley Kubrick kommen erst noch …), und doch hat der ehrgeizige Cruise noch nicht genug – denn noch immer fehlt ihm die Anerkennung, noch immer wird er nicht als Schauspieler wahrgenommen. Also geht er das größte Wagnis seiner Karriere ein, und übernimmt die Rolle, die ihn – buchstäblich – unsterblich machen kann … oder ihn die Karriere kosten.

Als die Öffentlichkeit erfährt, dass Tom Cruise, der Posterboy, berühmt für sein strahlendes Grinsen, seine jugendliche, freche Aura, seine unkontrollierte, energetische Ader, in der Verfilmung von INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR an der Seite von Brad Pitt den Vampir Lestat aus Anne Rices überaus erfolgreicher (man denke an Harry Pottersche Ausmaße hier!) Buchreihe „Chronik der Vampire“ spielen soll, geht ein Aufschrei durch die Fangemeinde – nicht zuletzt, weil die streitbare Autorin Rice selbst sich in Fernsehinterviews wenig begeistert zeigt.

Quelle: DVD "Interview mit einem Vampir" © Warner Bros (Universal Pictures)

Zwar attestiert sie Cruise, durchaus ein guter Schauspieler zu sein, aber eben in der Art von Filmen, die er macht. Unterhaltungsfilme. Sommerblockbuster. Nicht einmal kleine schauspielerische Perlen wie GEBOREN AM 4. JULI ändern daran etwas. Aber Lestat? Der Vampir erfordert Gravitas – eine Mischung aus Anziehung und Gefahr, aus Lebenslust und Lebensmüdigkeit. Lestat ist dunkel, aber verführerisch, strahlend, aber ein Schatten. Rice bezeichnet die Entscheidung für Cruise als „bizarr“ und zieht sich komplett aus der Produktion des Films zurück, weigert sich sogar, den Film während des Schneideprozesses zu sehen. (Tatsächlich wollte Rice die Rolle an Tom Hanks vergeben, nachdem sie PHILADELPHIA gesehen hatte, doch der ist nicht interessiert.) Und auch für das Studio ist Cruise nicht die erste Wahl. Doch nachdem Daniel Day-Lewis, der bereits zugesagt hatte, kurz vor Drehbeginn aussteigt und Johnny Depp ablehnt, erhält er seine Chance.

Dass die Autorin des Erfolgsromans (als der Film erscheint, zirkuliert gerade die 48. Auflage des in den Buchläden) dem Film aufgrund des Castings ihre Zustimmung entzieht, spricht sich rum wie ein Lauffeuer und sorgt für jede Menge Häme und Spekulationen seitens der Presse. Das alles erhöht den Druck auf Cruise enorm.

Schließlich gelingt es den Produzenten, Rice ein Videoband mit der Schnittfassung des Films zuzusenden, die sie sich anschaut. Was folgt, ist eine der größten öffentlichen Entschuldigungen der Filmhistorie. Anne Rice bucht eine zweiseitige Anzeige in der Vanity Fair und New York Times und veröffentlicht einen langen Brief, in dem sie Cruise in allen Details lobt. Sie seziert ganze Szenen, erklärt, wie perfekt Cruise die gebrochene, facettenreiche Figur Lestats trifft und erklärt, dass Cruise der beste Lestat ist, den sie sich je hätte vorstellen können. Sie bezeichnet Film und Cruises Darstellung als „Meisterwerk“. Außerdem nimmt sie ein kurzes Entschuldigungsvideo auf, das dem Film auf der ersten Video-Veröffentlichung vorangestellt wird.

Quelle: DVD "Interview mit einem Vampir" © Warner Bros (Universal Pictures)

Als der Film endlich erscheint, kann Cruise alle begeistern: Die Fans, die Kinogänger, die Lestat noch nicht kennen, und sogar seine Hollywood-Kollegen. Bis heute gilt Lestat als seine meisterhafteste Darstellung. Cruise beweist erneut, dass er nicht nur ein Star ist, sondern tatsächlich ein hervorragender Schauspieler.
Und doch – aus einem nicht so offensichtlichen Grund wird er noch immer weniger als Schauspieler wahrgenommen und mehr als Filmstar. Und es scheint, als würde Cruise sich endlich damit arrangieren, dass das auch immer so bleiben wird. Vielleicht reicht es ihm, es sich selbst bewiesen zu haben. Vielleicht reicht es ihm, der Filmstar zu sein, der „gezeigt hat, dass er auch schwere Rollen kann.“ Was es auch ist, Cruise wird nie wieder derart fokussiert versuchen, ins ernste Charakterfach zu wechseln sondern sich mit seinem seltsamen Hybridstatus zwischen „Posterboy“ und „Charakterdarsteller“ zu arrangieren.
Aber das bedeutet nicht, dass er sich keine neuen Herausforderungen sucht.

FÜHR MICH ZUM SCHOTTER


Elf Jahre lang haben Tom Cruise und seine Agentin Paula Wagner gezeigt, wozu sie gemeinsam imstande sind, als sie 1992 einen neuen Weg beschreiten: Paula Wagner verlässt die Agentur CAA und gründet mit Cruise zusammen die Produktionsfirma Cruise/Wagner Productions, und schon ihr erstes Projekt wird Cruises, hauptsächlich späte, Karriere massiv prägen.

1996 bringen sie unter der Regie von Brian de Palma die Kinoversion der überaus erfolgreichen 70er-Spionageserie MISSION: IMPOSSIBLE heraus.
Cruise spielt den jungen IMF-Agenten Ethan Hunt im Schatten einer weiteren Legende: Niemand geringeres als Jon Voight spielt Jim Phelps, die Hauptfigur der Serie, die den Staffelstab an den jungen Hunt übergeben wird.

Der clevere Thriller (noch weit entfernt von den heutigen Actionboliden des Franchises – gerade einmal fünf Schüsse werden im ganzen Film abgefeuert, kein einziger davon von Ethan Hunt) wird ein absoluter Megaerfolg und der dritterfolgreichste Film des Jahres. (Außerdem kann sich Cruise bei Emilio Estevez revangieren, der hier einen kurzen Auftritt am Filmanfang hat. Es wird Estevez' letzter Auftritt in einem großen Film, denn die Karriere des 80er-Stars befindet sich bereits an ihrem Ende.) Cruise verzichtet sogar auf einen Teil seiner 20-Millionen-Gage, um dafür am Einspielergebnis beteiligt zu werden. Es wird der erste Film, der Cruise als Produzenten aufführt, und schon hier macht Cruise all seine Stunts selbst.

Quelle: DVD "Mission: Impossible" © Paramount Home Entertainment

MISSION: IMPOSSIBLE ist voller ikonischer Szenen, etwa den Einbruch in den CIA-Datenraum, und auch Cruises nächster Film, ebenfalls 1996, wird bis heute immer wieder gerne zitiert: In JERRY MAGUIRE gelingt Cruise der Spagat zwischen Romcom und Sportlerdrama, und für seine Darstellung als Sportagent wird er tatsächlich zum zweiten Mal für den Oscar nominiert, wenngleich einige Kritiker ihren Spott nicht verhehlen können: Cruise, dessen Ruhm eben immer noch auf seiner enthemmten Darstellung in LOCKERE GESCHÄFTE beruht, und der sich in seiner ganzen Karriere (meist sehr erfolgreich) nie zu schade ist, vor der Kamera auch mal körperlich zu overacten, wenn es der Figur dient, spielt in JERRY MAGUIRE derartig zappelig, wild und entfesselt, dass zwischen „Typisch Cruise, kann keine Sekunde stillsitzen“ und „Eindringliche Darstellung als HB-Männchen“ eigentlich alles an schnippischen Kommentaren dabei ist.

Cruises wilde Art, die ihn einst berühmt gemacht hat (und deretwegen ihn sich niemand als Lestat vorstellen konnte) wird für den inzwischen 35-Jährigen langsam ein Problem.

Cruise hat gerade zwei seiner erfolgreichsten Filme abgeliefert, die ihm Millionen bescheren und eine zweite Oscarnominierung. Er ist Mitte Dreißig, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, kann sich seine Projekte aussuchen und fast alles verlangen, was er will. Er ist einer der größten Filmstars überhaupt.
Doch erneut wählt Cruise die Herausforderung – und diesmal überhebt er sich.

MIT OFFENEN AUGEN


Manche Spötter genießen die Ironie, Cruise vorzuwerfen, er sei mit weit geöffneten Augen in sein Verderben gerannt. Doch für den furchtlosen Schauspieler ist es keine Frage, als sich die Möglichkeit ergibt, mit dem legendärsten aller Regisseure zusammenzuarbeiten: Stanley Kubrick sucht ein Schauspielerehepaar, mit dem er in England EYES WIDE SHUT, die Filmversion von Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, realisieren kann. Und dieses Ehepaar findet er in Tom Cruise und Nicole Kidman.

Quelle: DVD "In einem fernen Land" © Universal Pictures Germany GmbH

Beide wissen, worauf sie sich einlassen – Kubrick ist berüchtigt für seine exzessiven Dreharbeiten, mit teilweise Hunderten Wiederholungen einzelner Einstellungen, seinen Psychospielen, mit denen er die Schauspieler traktiert, seinen ungezügelten Perfektionismus. Aber er hat auch einige der besten und berühmtesten Filme aller Zeiten abgeliefert, und die Chance, mit dieser Legende zu arbeiten muss Cruise nutzen. Später wird er sagen, dass ihm der Dreh nicht gefallen habe, er sich aber in den Hintern getreten hätte, die Chance nicht genutzt zu haben.

Cruise und Kidman unterzeichnen unbefristete Verträge – die Dreharbeiten sind erst beendet, wenn Kubrick sie für beendet erklärt. Sechs Monate sind für die Dreharbeiten angesetzt – da Kubrick in kein Flugzeug steigt, finden sie wie üblich in der Nähe von London statt, sodass Cruise und Kidman mit ihren Kindern nach England ziehen.
Am Ende werden sie über 15 Monate an dem Film arbeiten, darunter ein Abschnitt von 46 Wochen ohne Urlaub. Ihre Kinder entwickeln sogar einen englischen Akzent.

Quelle: DVD "Eyes Wide Shut" © Warner Bros (Universal Pictures)

Bis zu 200 Mal lässt Kubrick manche Szenen wiederholen (legendär ist, dass Kubrick 95 Wiederholungen davon dreht, wie Cruise durch eine Tür kommt), und er treibt einen Keil zwischen die beiden Hauptdarsteller, lässt sie isoliert voneinander drehen, verbietet ihnen, über ihre Arbeit zu sprechen, quartiert Cruise sechs Tage aus, während er Kidman eine Sexszene drehen lässt. Er will den Riss in der Beziehung des Filmpaares dadurch spürbar machen, dass er einen Riss im realen Ehepaar erzeugt. Cruise entwickelt ein Magengeschwür, das er jedoch vor dem Regisseur verheimlicht.
Es gibt Spekulationen, dass es diese Methoden – aber auch die endlos langen, fordernden Dreharbeiten – sind, aufgrund derer sich das Paar kurz nach Veröffentlichung des Films trennt.

Drei Jahre erscheint kein neuer Film mit Tom Cruise, weil er in England für Kubrick dreht. Erst 1999 kommt EYES WIDE SHUT in die Kinos. Vier Tage, nachdem Kubrick den fertigen Schnitt (ein paar Soundaufnahmen fehlen noch) an das Studio übergeben hat, stirbt der Regisseur völlig unerwartet an einem Herzinfarkt.
Dank seiner Stars legt EYES WIDE SHUT den besten Start hin, den Kubrick je hatte, doch insgesamt wird der Film eher gemischt aufgenommen und scheitert an den Kinokassen. Auch wenn er heute von vielen als Meisterwerk betrachtet wird, ist er 1999 nicht das, was das Publikum von einem Tom-Cruise-Film erwartet, und selbst Kubrick-Fans wissen nicht so recht, was sie mit dem Film anfangen sollen.

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Immerhin ein Gutes bringt der Dreh für Cruise, denn eines Tages kommt Paul Thomas Anderson ans Set, und bietet Cruise eine kleine Rolle in seinem Ensemblefilm MAGNOLIA an.
Ausgelaugt von der Erfahrung mit Kubrick sagt Cruise zu. Ihm gefällt die Idee einer kleineren Arbeit, bevor er sich an ein weiteres Großprojekt wagt.
Cruises Auftritt als Sex-Prediger in MAGNOLIA gilt bis heute als eine seiner kultigsten Rollen, und eine der wenigen, in denen tatsächlich fast einhellig sein Schauspiel gelobt wird.

Quelle: DVD "Magnolia" © Zweitausendeins

Berühmt ist auch hier eine Szene: Als Frank Mackey am Bett seines sterbenden Vaters sitzt, und ihn mit Vorwürfen überhäuft, sind Cruise und Anderson beide nicht recht zufrieden mit dem Ergebnis. Philip Seymour Hoffman, der ebenfalls in der Szene ist, erzählt später, dass Anderson schließlich vorschlägt, Cruise solle improvisieren, und seine eigenen Gefühle seinem Vater gegenüber verwenden, der die Familie nach der Trennung im Stich gelassen hat, und 1984 verstorben ist.

Die Szene wird so eindringlich, dass sie Cruise seine dritte Oscarnominierung, diesmal als Nebendarsteller, beschert und Hoffman schwer berührt – als Cruise zu schluchzen beginnt, ist es Hoffmans echte Reaktion, als er aus dem Hintergrund nähertreten will.
Doch auch dieses Mal geht Cruise leer aus, denn den Oscar für die Beste Männliche Nebenrolle erhält Michael Caine.
Caine, der den Preis zu Standing Ovations entgegennimmt, beginnt seine Dankesrede mit einem tröstenden Wort: „Tom, wenn du den gewonnen hättest, wären deine Gagen rasend schnell gesunken. Hast du eine Ahnung, was man Nebendarstellern bezahlt?“

Quelle: DVD "Knight and Day" © 20th Century Fox

MAGNOLIA wird Cruises letzter großer Hit für lange Zeit, denn ihm steht eine große Wende ins Haus.
Zwar liefert er mit MISSION: IMPOSSIBLE II, MINORITY REPORT und LAST SAMURAI nochmal äußerst erfolgreiche Blockbusterstoffe ab (M:I 2 wird der erfolgreigchste Film des Jahres 2000) und mit VANILLA SKY und COLLATERAL (sein bisher einziger Auftritt als Schurke!) nochmal denkwürdige Auftritte in schauspielerisch herausfordernden Dramen, doch Cruise bleibt Cruise – er hat sein Erfolgsplateau erreicht, ist beliebt und erfolgreich, die großen Herausforderungen und Entwicklungen bleiben allerdings aus.

JUMP THE SOFA


2005 wird das Jahr, in dem Cruises Karriere ihren großen Knick erleidet. Nicht durch seinen Auftritt in KRIEG DER WELTEN, seiner zweiten Zusammenarbeit mit Steven Spielberg und sein bis dahin einträglichster Film.

Nein, es sind Cruises private Auftritte, die ihm zu Verhängnis werden – zum einen durch seine unerschütterliche Überzeugung von Scientology, zum anderen durch sein seit jeher gespaltenes Verhältnis zum Publikum.
Denn eines schwingt seit seinen frühen Erfolgen mit: So beliebt Tom Cruise auch ist, so große Kassenerfolge er auch feiert, so sehr er auch als Filmstar vergöttert wird, und so beliebt seine Rollen auch sind – mit dem Schauspieler Tom Cruise wird das Publikum – bis heute – nie so richtig warm.

Woran mag das liegen?
Einer der Gründe ist mit Sicherheit seine immer schon offen zu Schau gestellte „Religion“.
Wie erwähnt, war Cruise bereits als Kind ein religiöser Mensch. Das wird umso deutlicher, als er in die selbsternannte „Scientology-Kirche“ eintritt.

Quelle: DVD "Geboren am 4. Juli" © Universal Pictures Germany GmbH

1985 lernt er die sechs Jahre ältere Schauspielerin Mimi Rogers kennen und heiratet sie ein Jahr später (mit Emilio Estevez als Trauzeuge). Rogers ist tief in Scientology verwurzelt: Ihr Vater war schon vor ihrer Geburt ein hohes Tier und gemeinsam mit ihrem Ex-Mann galt sie bereits in den 70ern als Top-“Auditorin“. Auch wenn es nie offiziell bestätigt wurde, geht man heute davon aus, dass Rogers Cruise bei Scientology einführt. Und der scheint dort recht schnell in den Rängen aufzusteigen.

In den späten 80ern und frühen 90ern, als Cruises Karriere richtig Fahrt aufnimmt, erzählt er immer wieder freimütig von seinen positiven Erfahrungen mit Scientology. Er erzählt, Hubbards Lehren hätten seine Legasthenie geheilt, und sie würden spirituelle Hilfe in Not bieten.
Doch schon damals ist Scientology, die zu jener Zeit versuchen, als Religion ernst genommen zu werden, in den USA äußerst umstritten, und Cruises offenherziger Umgang mit seiner Zugehörigkeit nicht unbedingt populär. Zudem wird sie ihm schon damals als Werbung ausgelegt.

Cruise und Rogers trennen sich 1990 aus bis heute nicht näher geklärten Gründen. Noch im selben Jahr heiratet er Nicole Kidman, mit der er in TAGE DES DONNERS erstmals zusammenarbeitet. Es heißt, Cruise hätte sie für den Film angefragt, weil er ihr Talent in dem Thriller TODESSTILLE erkannt hätte (und dass Kidman äußerst talentiert ist, steht außer Frage), doch später häufen sich die Gerüchte, dass Scientology dahintergesteckt haben könnte, und dass sie aus Cruise und Kidman das Hollywood-Traumpaar machen wollten, das sie in den Boulevardblättern schließlich wurden. Weitergedacht löste das auch Spekulationen aus, dass Scientology aus demselben Grund auch hinter der Trennung von Cruise und Rogers stecken könnte.
Nachweisen lässt sich nichts davon, und doch ist auffällig, dass Rogers kurz nach der Scheidung von Cruise offenbar aus Scientology austritt.

1992, während der Dreharbeiten zu EINE FRAGE DER EHRE, heuert Cruise die berühmt-berüchtigte Pressesprecherin Pat Kingsley an. Vierzehn Jahre lang wird sie Cruise vertreten, ihm Interviews und Fernsehauftritte verschaffen, seine Promotouren und offizielle Anlässe organisieren. Und immer wird sie es sein, die Cruise davon überzeugt, seine religiösen Überzeugungen nicht in der Öffentlichkeit zu thematisieren.

Quelle: DVD "Last Samurai" © Warner Bros (Universal Pictures)

Cruise und Kingsley haben jahrelang ein äußerst enges und freundschaftliches Verhältnis – fast jeder, der lange mit Cruise zusammenarbeitet berichtet davon, wie eng die Beziehung ist, selbst wenn sie rein beruflich bleibt –, doch zum Ende hin nimmt auch diese Beziehung Schaden.
Kingsley erkennt, dass Cruise die Dinge anders handhaben will, und vor allem, dass er wieder offener mit seiner Begeisterung für Scientology umgehen will.

2005, im Rahmen des erfolgreichen Starts von KRIEG DER WELTEN kommt einiges zusammen: Cruise beginnt, wieder offener über Scientology zu sprechen und wird deutlich aktiver und sichtbarer dabei, die Organisation öffentlich zu vertreten. Und er hat eine neue Frau: Nach der Trennung von Nicole Kidman 2001 (über deren Gründe ebenfalls wenig bekannt ist – manche vermuten wie erwähnt, dass die Dreharbeiten zu EYES WIDE SHUT eine Rolle spielen, andere glauben, dass Kidman nicht länger mit den Beschränkungen leben wollte, die Scientology ihr auferlegt) hat er in Rekordzeit eine neue Frau:
Im April 2005 trifft er Katie Holmes. Acht Wochen später verkünden die beiden ihre Verlobung, im Oktober, dass sie ein Kind erwarten. Suri Cruise wird im April 2006 geboren, und im November 2006 heiraten Cruise und Holmes.

Zwar vermuten auch hier wieder viele, dass Scientology ihre Finger im Spiel hätten, aber Cruise ist nicht davon abzubringen, der ganzen Welt seine wahnsinnige Liebe zu der mehr als sechzehn Jahre jüngeren Holmes zu gestehen. Und auch wenn es komplett zu Cruises immer schon furchtloser und überdrehter Art passt: Etwas an der Art, wie er in Oprah Winfreys Talkshow auftritt und seinen Liebesgefühlen freien Lauf lässt, wie er gar aufs Sofa hüpft vor Freude, etwas an der Art sorgt bei den Zuschauern für Unbehagen.

Quelle: DVD "Austin Powers in Goldständer" © Warner Home Video

Und das Publikum hat inzwischen eine ganz neue Art zur Verfügung, seinem Unbehagen Luft zu machen – eine Art, an die viele Stars sich erst noch gewöhnen müssen: Im Februar 2005 startet mit YouTube die erste große Videoplattform im Internet, und Cruises überdrehter Auftritt wird einer der ersten Hits der neuen Webseite. Weltweit verbreitet sich sein offenherziger Freudentaumel wie ein Lauffeuer und sorgt für Hohn, Spott und Verwirrung. Ist DAS der legendäre und coole Film- und Actionstar?

Es ist offensichtlich, dass viele Zuschauer Cruise seine Freude nicht ganz abnehmen. Und das führt zum zweiten Grund dafür, dass das Publikum nie ganz warm mit seinem Lieblingsstar wird.

THE MAKING OF …


Cruise mag ein beliebter Filmstar sein, aber etwas an der Art, wie der Schauspieler sich in der Öffentlichkeit gibt, erschien schon immer seltsam.
Denn natürlich war Cruises großer Erfolg das Ergebnis harter Arbeit, und damit eben auch kühler Berechnung. Und kein Aspekt aus Cruises Leben bleibt davon unbehelligt.
Da wäre sein Aussehen: Tatsächlich sieht der junge, 18-jährige Cruise ganz anders aus als der spätere Megastar aus TOP GUN. Das Gesicht wirkt runder, die Zähne etwas schiefer und etwas weniger weiß. Auf Twitter diskutieren Schönheitschirurgen seitenlang, wann Cruise wohl welchen Eingriff hat machen lassen. Tatsächlich wirkt sein Kinn schon bald schmaler, die Wangenknochen kantiger als noch in Cruises ersten Auftritten, in denen sein Gesicht sehr viel runder scheint.

Quelle: DVD "Minority Report" © 20th Century Fox

Aus seinen Zähnen hat Cruise nie ein Geheimnis gemacht – schon in DIE OUTSIDER sind sie gebleicht, und auf der Premiere von MINORITY REPORT trägt er sogar eine feste Spange. Auf Youtube beschäftigen sich Kieferorthopäden ausführlich mit Cruises Zähnen.

Doch auch an anderer Stelle wirkt Cruise immer ein wenig berechnend. So fällt auf, dass er in Interviews auf Fragen – vor allem, wenn sie etwas persönlicher Natur sind –, sehr lange überlegt, teilweise bis zu einer halben Minute, bevor er antwortet. Er ist sich also sehr bewusst darüber, wie seine Antworten wirken, bevor er sie gibt.
Und natürlich fällt auf, wie ambivalent Cruise mit seinem Privatleben umgeht. Denn während er so gut wie nie private Details verrät, lebt er – zumindest seit Nicole Kidman – seine Beziehungen immer sehr öffentlich aus. Schon früh vermuten Kritiker, dass Cruise sich auch hier der Außenwirkung bewusst ist, und diese konkret nutzt, dass er also seine Beziehungen geradezu inszeniert, um damit beim Publikum zu punkten.
Hinter vorgehaltener Hand muss Cruise immer wieder mit dem Gerücht leben, dass er homosexuell sei (etwas, was auch in EYES WIDE SHUT kurz aufgegriffen wird).

Es ist allgemein bekannt, dass Cruise am Set ein Kontrollfreak ist. Es ist eben jene harte Arbeit, die er von Anfang an in seine Karriere investiert. Cruise hat niemals etwas dem Zufall überlassen, hat immer genau gewusst, was er tut, und wie er seine Karriere vorantreibt. Das, und dass er immerzu mit derselben Zurückhaltung und Kontrolle in der Öffentlichkeit auftritt, vermittelt dem Publikum den Eindruck, dass auch seine öffentlichen Auftritte berechnend sind, und Teil seiner Arbeit und Karriereförderung.
Und eben deswegen nimmt es ihm niemand so recht ab, als er völlig enthemmt und entfesselt auf Oprah Winfreys Sofa herumtollt.

ICH WILL DIE WAHRHEIT!


War also alles nur gelogen? War alles nur inszeniert?
Das kann man nicht mit letzter Sicherheit sagen. Denn ja, Cruise ist ein kontrollierter, berechnender Vollprofi. Aber: Cruise ist und war auch immer schon extrem begeisterungsfähig.
Etwa als er nach einem Theaterstück in der Highschool beschließt, Filmstar zu werden. Oder als er erst nach New York und dann nach LA zieht, um ein Star zu werden. Als er der Einzige ist, der die Begeisterung aufbrachte, einen Rückwärtssalto zu lernen. Als er sich nach einem Testflug im Kampfjet davon überzeugen lässt, TOP GUN zu drehen. Als ihn Paul Newman dazu bringt, seine politischen Ansichten zu überdenken. Ja, auch seine Begeisterung für Scientology, die er seit 1990 öffentlich zur Schau stellt, wirkt weder gespielt noch inszeniert, sondern scheint von Herzen zu kommen.

Quelle: DVD "Barry Seal" © Universal Pictures Germany GmbH

Beruflich verfährt Cruise immer wieder nach demselben Motto: Er überlegt sich gut und bewusst, welches Projekt er als nächstes in Angriff nimmt – aber wenn er es annimmt, dann verschreibt er sich ihm mit Haut und Haaren. Er nimmt die Herausforderung ohne jeden Kompromiss an, egal ob er einen gelähmten Kriegsveteran spielt, einen facettenreichen Vampir oder den Gegenspieler von Jack Nicholson, egal, ob er zwei Jahre seines Lebens und seiner Karriere für Stanley Kubrick opfert oder in MAGNOLIA seine eigenen Gefühle als verlassener Sohn zur Schau stellt. Wann immer Cruise eine Rolle annimmt, eignet er sich dafür unermüdlich alles an, was die Rolle erfordert, seien das Flugkünste, Billardkünste, Schamlosigkeit oder das akrobatische Werfen von Cocktailshakern. Und mit derselben Kompromisslosigkeit steht Cruise auch zu seinen Leidenschaften, sei das Scientology, das Fliegen, seien Filmteams oder die Liebe zu seinen eigenen Stunts.
Wenn Tom Cruise etwas macht, dann aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen, und das zeugt, mehr als alles andere, von seiner enormen Begeisterungsfähigkeit.

War Tom Cruises liebestolle Freude über Katie Holmes also reine Berechnung? Gut möglich.
War sie ehrliche Begeisterung? Ebenfalls gut möglich.

Es ist diese Ambivalenz, die Cruise an den Tag legt, dieses Changieren zwischen totaler Kontrolle und unkontrollierter Begeisterung, die das Publikum immer wieder irritiert, denn die Leute wissen nie, ob Cruise es nun gerade ernst meint oder nicht.
Und vermutlich ist es dieser Mangel an Klarheit zwischen dem Star und seinen Fans, die ihn bis heute verfolgt. Dank dem er immer noch nur der Filmstar ist, und nie der gefeierte Charakterdarsteller wird, für den er durchaus das Talent mitgebracht hätte.

Quelle: DVD "Vanilla Sky" © Paramount Pictures

Sei es wie es ist: 2005 bricht Cruises Kartenhaus zusammen. Die Öffentlichkeit fremdelt mit seinen irritierenden Auftritten und der schnellen Verbindung zu Katie Holmes, die er so omnipräsent auslebt.
Darüber hinaus nimmt man mit Befremden sein verstärkt in die Öffentlichkeit gebrachtes Engagement für Scientology auf, was ernste Konsequenzen hat, etwa, als er Brooke Shields öffentlich dafür verurteilt, ihre postnatale Depression mit Medikamenten behandelt zu haben.
Die Presse veröffentlicht interne Videos mit Ansprachen von Cruise auf Scientology-Veranstaltungen, die andeuten, WIE hoch in der Hierarchie Cruise in der Organisation zu stehen scheint.

In diese Zeit fällt auch ein Streit mit den Machern von SOUTH PARK, die im November 2005 eine Folge ausstrahlen, in der sie recht unverhohlen darauf anspielen, dass sie Cruise für einen nicht geouteten Homosexuellen halten (oder zumindest spielen sie mit dem nicht tot zu kriegenden Gerücht).
Zum ersten Mal seit 24 Jahren verliert Cruises Karriere, die bislang nur eine Richtung kannte, nämlich nach oben, an Schub. Sein Stern beginnt, rapide zu sinken.

Quelle: DVD "Interview mit einem Vampir" © Warner Bros (Universal Pictures)

Steven Spielberg verkündet, nie wieder mit Cruise arbeiten zu wollen und Paramount trennt sich nach 14 Jahren von ihrem lukrativsten Star und wirft sein Produktionsstudio von ihrem Gelände. (Auch wenn man später herausfindet, dass das Studio wohl nur die Gunst der Stunde genutzt hat, weil es sich Cruise schlicht nicht mehr leisten konnte.) Und inmitten dieses Tumults feuert Cruise seine Pressesprecherin Pat Kingsley, denn er möchte die Dinge nun offensichtlich anders handhaben.

Die nächsten drei Jahre werden zu Cruises härtesten. MISSION: IMPOSSIBLE III wird zwar ein akzeptabler Erfolg, leidet aber deutlich unter Cruises angeschlagenem Image, und VON LÖWEN UND LÄMMERN – dem ersten Film, den Cruise und Paula Wagner produzieren, nachdem sie, motiviert durch den Rauswurf bei Paramount, das alte Studio United Artists aufgekauft haben, wird trotz Regie von Robert Redford, und obwohl Cruise nur eine Nebenrolle spielt, Cruises größter Flop, sowohl bei den Kritikern als auch dem Publikum.
Darüber hinaus beginnt er, schon sicher geglaubte Rollen wieder zu verlieren – zum Teil unter geradezu absurden Umständen. So gibt er etwa die Hauptrolle in dem Actionthriller SALT ab und wird durch Angelina Jolie ersetzt.

TROPIC DANCING


Doch Cruise wäre nicht Cruise, wenn er sich nicht aus diesem Loch herausarbeiten könnte. Er heuert jemand neues für die Pressearbeit an und fährt seine öffentlichen Aussagen und Auftritte zu Scientology wieder drastisch zurück (manche meinen, sogar auf Wunsch von Scientology, weil Cruises Imageschaden sich auf die Organisation auswirke).
Und dann kommt der Auftritt, mit dem er sich sogar mit dem Publikum wieder versöhnt – ironischerweise auch hier wieder, weil er völlig enthemmt und furchtlos etwas wagt, was er nie zuvor gewagt hat.

Quelle: DVD "Tropic Thunder" © Paramount Pictures

Als er seinen Freund Ben Stiller besucht, reicht der ihm das Script zu der ohnehin recht hollywoodkritischen Komödie TROPIC THUNDER. Cruise ist begeistert, bemerkt jedoch, dass im Film kein Produzent vorkommt. So entwickelt Cruise Stil und Aussehen des übergewichtigen, rotzigen Produzenten Les Grossman, improvisiert beim Make-up-Test ein paar Tanzbewegungen, und findet so in den fertigen Film – sein erster reiner Komödienauftritt seit LOCKERE GESCHÄFTE. (Sieht man von einem winzigen Cameo in AUSTIN POWERS IN GOLDSTÄNDER ab, in dem er sich selbst spielt und bereits viel von seiner späteren MISSION: IMPOSSIBLE-Reihe vorwegnimmt.).)

Der Lohn: In einem Film voller schräger Figuren und Geschichten, in dem selbst der sonst so mürrische Nick Nolte eine seiner irrwitzigsten Rollen spielt, kommt Tom Cruise mit einem nur wenige Minuten dauernden Auftritt als das Highlight heraus. Noch heute ist es vor allem sein absurder Produzent, der den Zuschauern des Films als erstes in den Sinn kommt. (Und die Gerüchte über einen Les-Grossman-Solofilm reißen nicht ab …)
Und so wie Cruises Tanz in LOCKERE GESCHÄFTE seine Karriere in begründet hat, bringt sein Tanz in TROPIC THUNDER sie wieder auf die Spur.
Was es auch ist, das seinen Charme dem Publikum gegenüber ausmacht: Hier versprüht er ihn in alle Richtungen.

OPERATION WALKÜRE bedeutet 2008 das Ende seiner Zusammenarbeit mit Paula Wagner, die sich anschließend aus dem gerade erst gegründeten United Artists Wiederaufbau zurückzieht (das damit hinfällig wird). Die meisten seiner noch kommenden Filme werden wieder zunehmend erfolgreich und schließen fast nahtlos an das an, was Cruise am besten kann: actionreiche, spannende Blockbuster mit ihm in der Hauptrolle: KNIGHT AND DAY, JACK REACHER, OBLIVION, EDGE OF TOMORROW, JACK REACHER: KEIN WEG ZURÜCK und BARRY SEAL werden allesamt gute bis sehr gute Kinoerfolge. Der Name Cruise zieht die Leute wieder ins Kino. (Auch wenn er nicht mehr so erfolgreich wird wie vor 2005.)

Das wird auch nicht durch einen weiteren seiner seltenen Flops geschmälert: Warum genau, vermag niemand zu sagen, aber der Versuch, mit DIE MUMIE ein Universal-Monster-Universum aus dem Boden zu stampfen (um etwas von dem Kuchen der Superhelden-Universen abzubekommen, die im Kino so erfolgreich laufen), scheitert auf ganzer Linie.

Quelle: DVD "Rock of Ages" © Warner Bros (Universal Pictures)

Ebenfalls für Aufsehen sorgt nochmal ein komödiantischer Auftritt als überdrehte Axl-Rose-Version Stacee Jaxx in ROCK OF AGES (Cruises erstes Musical – eine weitere Herausforderung, für die er singen und Gitarre spielen lernt), eine weitere Rolle, mit der er aus gewohnten Bahnen ausbricht, und seine bisher letzte Nebenrolle.

MISSION ERFÜLLT


Doch sein Opus Magnum wird wohl ein anderes.
Obwohl MISSION: IMPOSSIBLE III nicht annähernd so erfolgreich läuft wie die ersten beiden Teile, lässt Cruise sich überreden, noch einmal in die Rolle des Ethan Hunt zu schlüpfen, und liefert 2011 mit MISSION: IMPOSSIBLE – PHANTOM PROTOKOLL seinen bis dato erfolgreichsten Film überhaupt ab: Fast 700 Millionen Dollar spielt der Film ein, und mit seinem Stunt, an der Außenseite des Burj Khalifa hinaufzuklettern, sorgt Cruise für weltweites Aufsehen und seine wohl atemberaubendste Szene.

Angetrieben von dem Erfolg, beschließt Cruise, das Franchise zu einem der führenden Actionfranchises zu machen, und legt mit ROGUE NATION und FALLOUT zwei weitere hochspektakuläre Teile nach.
Es scheint, als habe Cruise seine Nische gefunden: Er verwandelt die großen Sommerblockbuster, mit denen er berühmt geworden ist, und für die ihn das Publikum schon immer am meisten geliebt hat, in eine Filmreihe, die für ihr Spektakel und ihre aufwendigen Actionsequenzen gefeiert wird und würzt sie mit dem, was allen anderen Konkurrenten fehlt: Tom Cruise, dem Tausendsassa, der schon immer alles, was er auf der Leinwand macht, tatsächlich erlernt hat. Der seine Stunts selbst macht.

Quelle: DVD "Mission: Impossible - Fallout" © Paramount Home Entertainment

Längst ist Cruise nicht mehr einfach nur der Star seiner Actionfilme, sondern ein Unique-Selling Point. Sein Wagemut und seine Furchtlosigkeit, immer schon das, was ihn ausgezeichnet hat, wird ebenso zum Bestandteil seiner Filme wie er selbst. Die Leute rennen nicht länger in Tom-Cruise-Filme, um ihren liebsten Posterboy zu sehen, sondern um zu sehen, welche irrwitzigen Stunts Cruise diesmal wieder vollführt. Sie wollen den Film ebenso sehen wie ihren liebsten Akrobaten. Und damit kann sich kein anderes Franchise, kein anderes Studio, kein anderer Star messen, sei es JAMES BOND oder FAST AND THE FURIOUS – spektakuläre Set-Pieces haben sie alle. Doch einen Star, der sich selbst an die Grenzen treibt und sich überlegt, womit er die Zuschauer, und sich selbst, diesmal überraschen kann – das ist in der Kinolandschaft einzigartig. Das bietet nur ein Tom Cruise.
Auch vierzig Jahre später sucht Cruise noch immer vor allem eins: die Herausforderung. Doch er hat aufgegeben, diese als Schauspieler zu suchen, sondern er sucht sie als Stuntman und Entertainer.

MAV IS IN THE AIR


2020 will Cruise noch einmal an den Anfang zurück. 34 Jahre nachdem er das Angebot abgelehnt hat, für fünf Millionen in einer Fortsetzung von TOP GUN mitzuspielen, weil er sich schauspielerisch weiterentwickeln will, ist er an dem Punkt angelangt, an dem er es noch einmal wissen will. Für TOP GUN: MAVERICK steigt er wieder ins Cockpit. Aufgrund der Corona-Pandemie verschiebt sich der Filmstart um zwei Jahre, erst im Mai 2022, kurz vor Cruises sechzigstem Geburtstag, kommt der Film in die Kinos – und bricht alle Rekorde.
Anders als die missglückte Vorlage bietet MAVERICK eine stringente Handlung, vernünftige Konflikte und Figuren, die über bloße Abziehbilder hinausgehen. Der absolut sehenswerte Actionreißer ist zum heutigen Zeitpunkt der erfolgreichste Film des Jahres, und bricht weniger als zwei Monate nach Kinostart die Marke von 1 Millarde Dollar – ein Novum für Tom Cruise, und damit sein erfolgreichster Film.

Quelle: DVD "Collateral" © Paramount Pictures

Nach über vierzig Jahren auf der Leinwand ist Tom Cruise, trotz seines gespaltenen Verhältnisses zum Publikum, trotz seiner Skandale und seiner ungebrochenen Begeisterung für Scientology, erfolgreicher als jemals zuvor. Cruise scheint sich gefunden zu haben, und hat sein Ziel mehr als erreicht – er ist nicht nur der erfolgreichste Filmstar der Welt, dessen Filme zusammen mehr als 10 Millarden Dollar erwirtschaftet haben, sondern mittlerweile ist er selbst eine Hollywood-Ikone.

Der Mann, der sich in jungen Jahren in den Schatten von Größen wie Paul Newman und Dustin Hoffman stellte, und sich auf der Leinwand mit einem Jack Nicholson duellierte, ist nun seinerseits eine Legende. Alec Baldwin gesteht, dass er die Rolle in ROCK OF AGES nur angenommen hat, weil er einmal mit Tom Cruise drehen wollte. Jeremy Renner erklärt, dass er schon immer davon geträumt hat, einmal mit Tom Cruise zu arbeiten. Und sie sind nicht die einzigen. Heute würde fast jeder Jungschauspieler die Gelegenheit ergreifen, einmal mit dem großen Tom Cruise zu drehen.

Quelle: DVD "Rock of Ages" © Warner Bros (Universal Pictures)

Und Cruise lässt es sich nicht nehmen, seine Co-Stars anzuleiten – in SEINER Art des Schauspiels. So berichtet Jake Johnson lange von den Dreharbeiten zu DIE MUMIE, und wie Cruise ihn beim Training angeleitet hat, wie er ihn motiviert hat, seine eigenen Stunts durchzuführen, und wie man als Actionheld sicher aber eindrucksvoll vor der Kamera agiert.
Cruise bietet den jüngeren Kollegen mit Vergnügen all das, was er selbst erhalten hat, und was ihn groß gemacht hat.

... UND NOCH VIEL WEITER


Mit inzwischen sechzig Jahren wirkt Cruise – auch das kein Zufall sondern das Ergebnis harter Arbeit – jung und fit wie immer, und seine anstehenden Projekte machen nicht den Eindruck, dass er es müde wird, das Publikum mit seinem ganz eigenen Spektakel zu begeistern.
Mindestens zwei weitere MISSION: IMPOSSIBLE Teile sind angekündigt, ebenso eine Fortsetzung von EDGE OF TOMORROW – und noch eine weitere Herausforderung für Tom Cruise, mit der er einmal mehr die Grenzen des Kinos verschieben will.
Denn Cruise plant, gemeinsam mit Elon Musks Firma SpaceX, als erster Star überhaupt, einen Film im Weltall zu drehen. Dafür soll die ISS im Dezember 2024 mit einem Modul ausgestattet werden, das ein kleines Filmstudio enthält.
Höher hinaus wird Cruise wohl nicht mehr kommen.

Quelle: Blu Ray "Tödliche Weihnachten" © Warner Bros (Universal Pictures)

Was lernen wir nun über Tom Cruise?
Schaut man sich seine Filme, seine Auftritte, seine Karriere an, so ergibt sich kein einfaches Bild. Ja, Tom Cruise ist ein ambivalenter Star. Er unterstützt bedingungslos eine hoch umstrittene Organisation wie Scientology – so wie er alles im Leben bedingungslos unterstützt, dem er sich verschrieben hat.
Und ja, er ist berechnend und kontrolliert, er arbeitet hart an seinen Filmen, an sich selbst und an seinem Status in der Öffentlichkeit, und oft fehlt ihm dabei der Funken „Natürlichkeit“, der viele andere Stars auszeichnet. Aber er ist eben auch einer der beliebtesten Schauspieler überhaupt – nicht unbedingt beim Publikum, aber bei den Kollegen.
Keiner, der mit Cruise zusammengearbeitet hat, findet je ein schlechtes Wort über ihn. Im Gegensatz hört oder liest man kein Attribut von den Kollegen so oft wie „the nicest guy“. Die Anekdoten dazu sind zahllos.
Kirsten Dunst berichtet, dass sie bis heute jedes Weihnachten von Cruise eine Torte geschickt bekommt. Pat Kingsley erzählt, dass Cruise stets und immer die Namen und Geburtstage all ihrer Verwandten kannte, und immer ein Geschenk geschickt hat. Als er persönlich in ihrem Büro erscheint, um nach vierzehn Jahren die Zusammenarbeit zu beenden, trommelt Pat noch einmal all die Mitarbeiter zusammen, die in den Jahren zuvor im Dienst von Cruise gearbeitet haben, und Cruise nimmt sich die Zeit, jeden davon („bis hin zu dem Jungen, der die Post verteilt“) persönlich zu begrüßen und sich zu bedanken.

Quelle: "Top Gun: Maverick" © Paramount Pictures

Als er bei der England-Premiere von KRIEG DER WELTEN für einen Fernsehstreich mit Wasser bespritzt wird, nimmt er sich die Zeit, dem „Journalisten“ zwar wenig begeistert, aber dennoch ruhig und höflich zu erklären, warum er das Verhalten unangemessen findet.
Und als er inmitten der Corona-Pandemie bei den Dreharbeiten zum neuen MISSION: IMPOSSIBLE einige Mitarbeiter erwischt, die sich nicht an die Abstandsregeln halten, wird zwar der Ton mitgeschnitten, wie er das Team wütend anbrüllt, doch selbst hier macht er klar, dass er wütend, ja fast verzweifelt ist, wie verantwortungslos er das Verhalten findet, wie viele Jobs an dem Dreh hängen, und welche Konsequenzen es hätte, wenn der Dreh abgebrochen werden müsste.

Und auch wenn er nicht mit jedem seiner Kollegen immer gut auskam (seine Differenzen mit Brad Pitt am Set von INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR sind legendär), gilt er unter Kollegen als einer der nettesten und besten seiner Zunft.

Vor allem aber weiß Cruise bis heute alle und jeden mit seiner Begeisterung anzustecken. Der Begeisterung für seine Filme, das Fliegen, seine Stunts. Immer wieder lädt der mittlerweile zum versierten Piloten gereifte Top-Star Freunde und Kollegen ein, mit ihm in die Luft zu steigen (wie etwa den Late-Night-Host James Corden im Zuge der Pressearbeit für TOP GUN: MAVERICK).

Tom Cruise wirkt heute fast wie ein Relikt einer vergangenen Ära. Der letzte „Leading Man“ – der letzte Star, der noch alleine einen Blockbuster tragen kann, wie sie vor dreißig Jahren die Massen in die Kinos zogen, die ein Spektakel boten, das auf Handarbeit beruhte statt auf CGI-Gewittern. Tom Cruise ist der letzte große Filmstar – und weit mehr als das. Er ist auch Pilot, Rennfahrer, Barmixer, Produzent, Stuntman – und vielleicht bald Raumfahrer.
Und vielleicht – ganz vielleicht – ist er noch fit genug, um als erster Hollywood-Star der Welt einen Film auf dem Mars zu drehen. Wir würden uns nicht wundern.

Quelle: DVD "Rock of Ages" © Warner Bros (Universal Pictures)

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die ausführliche Darstellung. Ich fand es sehr Informativ. Ich finde er ist eine ganz besondere Persönlichkeit denn er geht seinen Weg und glaubt an sich und das kann ja Berge versetzen. Und ich finde er hat eine ganz besondere Aura

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  2. Trotz aller Meldungen bleibt er noch immer ein guter Schauspieler;)

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