23.07.17

Retrospektive: Als der Weltkrieg Kasse machte - Die Ära der Kriegsepen im Kino

Über vierzig Jahre ist es her, dass Jahr um Jahr vor allem ein Thema das Publikum in Scharen in die Kinos zieht: Die großen, epischen Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Ardennenoffensive, „Operation Market Garden, Dünkirchen, Luftschlacht über England; überall stehen Brücken die erobert oder zerstört, gebaut oder verteidigt werden wollen, Helden im Siegestaumel und am Rande der Niederlage, Gefangenenlager, Attentate, Intrigen und jede Menge Tod.
Kein Star jener Zeit kann sich dem Phänomen entziehen, viele von ihnen spielen nicht nur in einem großen Weltkriegsfilm mit, sondern in mehreren – der Bedarf an Topstars ist sonst kaum noch zu decken.
Und was häufig in Vergessenheit gerät: Nicht wenige der Filme gehen durchaus kritisch mit dem Selbstbild der Aliierten um, und bemühen sich, statt stumpf-böse Nazis zum Kanonenfutter zu verarbeiten, wenigstens ansatzweise objektiv die Perspektive der Deutschen einzubeziehen.
Wir blicken zurück auf eine Ära des Kinos, die eine menschliche Tragödie ungeahnten Ausmaßes finanziell, wie auch philosophisch verarbeitet ...
Quelle: Blu Ray „Die Brücke von Arnheim“ © Twentieth Century Fox
Der Zweite Weltkrieg.
Kein anderes historisches Ereignis der Welt liefert auch nur annähernd so viel Stoff und Hintergrund für Geschichten im Kino wie der Weltenbrand, der die Erde sechs Jahre lang in den Abgrund stürzt.
Noch heute, mehr als siebzig Jahre nach Ende der Kampfhandlungen, dient der Zweite Weltkrieg als Kulisse für sämtliche Genres von Filmen: Dramen und Komödien, Actiongerummse und Arthouse-Kunstwerk, Liebesgeschichte und Racheepos, Spionagethriller und Horrorfilm, Science-Fiction-Klopper und Biopic. Nicht zu vergessen die unzähligen Dokumentationen, Kurzfilme und Serien, die in dieser Epoche spielen. Und zuletzt muss man die Holocaustfilme bedenken, die sich mit dem Massenmord an den Juden beschäftigen – ein ganz eigenständiges Genre, das aufgrund seiner schrecklichen Thematik sogar ausschließlich auf diese Ära konzentriert bleiben muss.

Und ein Ende ist nicht abzusehen. Mehr als tausend Titel aus aller Welt spielen in jenen wenigen Jahren, und noch immer erscheinen jedes Jahr wenigstens zehn neue Filme, die sich dem „Großen Völkerringen“ widmen.

Schon während des Krieges reizt das Thema zur filmischen Aufarbeitung: Als zwei der allerersten Filme des Zweiten Weltkriegs gelten die Propagandawerke IL GRANDE APPELLO aus Italien, und der deutsche VERRÄTER, beide von 1936, dem Jahr, in dem Italien mit der Besetzung Äthiopiens die erste Kampfhandlung des Krieges vollzieht, noch bevor dieser überhaupt zum „Welt“krieg wird.
Während die meisten Filme, die sich dem Thema widmen, heute eher wenig Aufmerksamkeit erhalten, steht mit Christopher Nolans DUNKIRK nun wieder ein Hollywood-Großprojekt in den Startlöchern, das für Furore sorgt.


Dabei ist die Faszination von und an DUNKIRK alles andere als ein neues Phänomen, weckt sie doch Erinnerungen an ein sechzig Jahre altes Genre: die großen, epischen Kriegs- und Schlachtenfilme, die Hollywood zwischen 1965 und 1980 in Serie ausspuckt, noch bevor das moderne Actionkino das Bedürfnis nach brachialer Gewalt im Kino mit Superhelden, Transformers und Piraten befriedigen konnte.
Quelle: Blu Ray „Der Soldat James Ryan“ © Paramount
Diese Retrospektive widmet sich jenen knapp zwanzig Jahren, in denen Hollywood den Zweiten Weltkrieg unter enormen Kosten und ebenso enormer Publikumsbeteiligung filmisch aufgearbeitet hat. Und dass die Hochzeit des Genres in die Sechziger und Siebziger fällt, ist dabei kein Zufall – nicht umsonst gilt Kino immer auch als Spiegel seiner Zeit. Es scheint, als habe sich Amerika im Schatten des beschämenden Vietnamkrieges noch einmal seiner militärischen Glanzzeit erinnert, in der man als Teil der alliierten Streitkräfte noch das klar umrissene, böse Nazi-Deutschland bekämpfte, statt selbst als „Babymörder“ beschimpft zu werden.
Keine Schlacht der Alliierten bleibt filmisch unbearbeitet. Mit Stars übersät, von einigen der hochklassigsten Regisseure ihrer Zeit inszeniert, liefert der amerikanische und britische Filmmarkt eine militärhistorische Anschauungsstunde der Extraklasse – meist in Überlänge.

Und so viel sei vorweggenommen: Der dramatische Abzug der britischen Truppen aus Dünkirchen findet sich ebenfalls darunter.

ROMMEL, DER WÜSTENFUCHS (USA 1951)


Natürlich entsteht kein Genre aus dem Nichts, so populär es auch werden mag, und auch der Weltkriegsfilm mauserte sich erst langsam zu dem Publikumsmagneten, der er schließlich wurde.

Vielleicht lässt sich ein Muster erkennen, wenn man betrachtet, wann genau das US-Kino begann, den Zweiten Weltkrieg filmisch zu verarbeiten. Während die Filme der Vierziger nämlich noch extrem propagandistisch geprägt sind, kann man heute festhalten, dass ROMMEL, DER WÜSTENFUCHS einer der ersten Kinofilme zum Zweiten Weltkrieg ist, in denen Hollywood sich etwas differenzierter mit der Thematik auseinandersetzt: sechs Jahre nach Kriegsende.
Auch der Vietnamkrieg findet seine filmische Verarbeitung vornehmlich in den Achtzigern und frühen Neunzigern, als unzählige „Nam“-Veteranen das Actionkino füllen, und auch die Irakkriege finden erst mit gut zehn Jahren Verzögerung ihren breiten Weg ins Kino und Fernsehen.


Erwin Rommel ist der erste deutsche General, der als Titelheld eines US-Films herhalten darf – ein Privileg, das er seinem hohen Ansehen bei den alliierten Streitkräften verdankt. Rommel war unter seinen Feinden beinahe respektierter als unter seinen eigenen Leuten, wohl auch, weil sich hartnäckig das Gerücht hält, er habe gegen Hitler gearbeitet. Der Film strickt daraus die Heldengeschichte eines gescheiterten Attentäters.

Noch eher als Drama verortet, spielen hier James Mason und Jessica Tandy unter der Regie von Henry Hathaway auf. Hathaway, heute kaum noch bekannt, lernt das Handwerk unter Größen wie Josef von Sternberg und Victor Fleming, und wird vor allem nach ROMMEL, DER WÜSTENFUCHS als Regisseur von John Wayne (er blieb den Heldengeschichten also treu) und Marylin Monroe bekannt.

DIE BRÜCKE AM KWAI (USA 1957)


Noch immer läuft sich das Genre erst warm, doch 1957 kommt die Initialzündung in die Kinos: DIE BRÜCKE AM KWAI. Das fast dreistündige Epos von David Lean wird zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres. Die Geschichte um britische Kriegsgefangene, die für die Japaner eine Brücke über den Fluss Kwai errichten sollen, berührt und polarisiert: Ist das nun Verherrlichung von militärischer Pflichterfüllung, oder dessen ironische Brechung?
Neben dem noch heute bekannten Lied, das die britischen Zwangsarbeiter so gerne pfeifen, wird vor allem Alec Guinness mit dem Film endgültig zum Weltstar.
Quelle: Blu Ray „Die Brücke am Kwai“ © Sony Pictures Home Entertainment
Der Film gewinnt sieben Oscars und empfiehlt David Lean als Meister fürs episch-historische Kino. Dieser folgt dem Ruf, und dreht mit LAWRENCE VON ARABIEN und DOKTOR SCHIWAGO zwei weitere Klassiker des historischen Kinoepos.
Gleichzeitig beweist er mit DIE BRÜCKE AM KWAI, dass entsprechende Kriegsepen beim Publikum, der Kritik und auf Preisverleihungen gut ankommen können. Womit er auch den Ton festlegt: So wie DIE BRÜCKE AM KWAI von Heldenhaftigkeit und Leidensfähigkeit erzählt, so werden das etliche der kommenden Filme zu imitieren versuchen, und schließlich ins pathetische überzeichnet werden.

DÜNKIRCHEN (GB 1958)


Spätestens jetzt wird deutlich, worin der große Unterschied zwischen den propagandistischen Hurra-Filmen des Zweiten Weltkriegs selber, den kurz nach dem Krieg gedrehten, oft noch bis oben hin mit Plattitüden und Heldenschablonen vollgestopften Actionfilmen und den differenzierten, dramatischen Weltkriegsfilmen der Sechziger und Siebziger liegt: Das Kino ist nicht mehr darauf angewiesen, von alliierten Heldentaten zu erzählen. Nach dem deutschen General Rommel und britischen Kriegsgefangenen widmet sich das englische Kino der vielleicht demütigendsten Niederlage der ersten Kriegshälfte:

Der überraschende Einmarsch Hitlers in die Beneluxstaaten sorgt dafür, dass die britischen und französischen Truppen am Strand von Dünkirchen eingekesselt werden. Bis heute überraschend bleibt Hitlers „Haltebefehl“, durch den es englischen Zivilisten gelingt, mehr als 300.000 eigene Soldaten auf die Insel zu evakuieren – lediglich ihre Ausrüstung bleibt zurück.
Die ebenfalls zurückgelassenen französischen Verteidigungskräfte und die Zivilbevölkerung fühlen sich hingegen im Stich gelassen – und verlieren jede Motivation. Zwei Wochen später kann Hitler beinahe kampflos Frankreich erobern.
Quelle: DVD „Dünkirchen“ © deutsche Heimvideoauswertung erfolgt Ende 2017 von STUDIOCANAL
Die hektische Evakuierung verleitet den gerade frisch ins Amt gewählten Winston Churchill zu seiner legendären „Wir werden an den Stränden kämpfen“-Rede.

Der Film mit Stars wie Richard Attenborough, John Mills und Barnard Lee wird einer der erfolgreichsten britischen Filme des Jahres, und erzählt erneut eine Geschichte von Heldenmut und Kameradschaftlichkeit – aber eben auch von einer großen, britischen Niederlage, die erst im Nachklang von Churchill zu einem motivierenden Sieg hochgepusht wird.
In England wie den USA erkennt man nun das Potential der kriegsbedingten Schlachten und Dramen fürs Kino. Die Bühne ist bereitet.


DIE KANONEN VON NAVARONE (GB/USA 1961)


Waren die bisherigen Streifen noch eher eigenständige Werke, die den Weg geebnet und Publikumsinteressen, sowie filmische Techniken ausgelotet haben, kann man DIE KANONEN VON NAVARONE getrost als ersten prototypischen Vertreter des späteren Schlachtenfilms betrachten, da er bereits alles mitbringt, was das Genre auszeichnet: Basierend auf dem Debütroman des späteren Bestsellerautors Aliastair MacLean, erzählt der Abenteuer-Kriegsfilm von einer kleinen Gruppe verwegener Soldaten, ihren verschlagenen deutschen Gegenspielern, und einem militärischen Ziel, das es zu beseitigen gilt: die titelgebenden Kanonen, die eine kleine Meerenge an den griechischen Inseln blockieren.
Quelle: DVD „Die Kanonen von Navarone“ © Sony Picctures Home Entertainment

Auch ist DIE KANONEN VON NAVARONE einer der ersten Filme mit echtem Top-Staraufgebot: Gregory Peck, David Niven, Richard Harris, Anthony Quinn (also schon lange vor ALEXIS SORBAS auf die Rolle des Griechen abonniert) und Gia Scala sind nur einige der populären Namen, die das Filmplakat zieren.

Neu ist, dass der Film die realen Geschehnisse deutlich stärker fiktionalisiert: Zwar orientiert sich die Handlung von Buch und Film bei den geschilderten Manövern an der realen Schlacht von Leros, doch schon die Kanonen aus dem Titel sind frei erfunden.

DER LÄNGSTE TAG (GB/USA/FR/D 1962)


DER LÄNGSTE TAG wird der erste megalomanische Superfilm des Weltkriegfilms – in allen Belangen!
Auf dem Kinoplakat späterer Aufführungen tummeln sich 42(!) Gesichter und Namen von Stars. Darryl F. Zanucks dreistündiges Megaepos über den D-Day, die Erstürmung des Strandes in der Normandie am 6. Juni 1944 (übrigens exakt vier Jahre und vier Tage nach der Flucht der Briten aus Dünkirchen) wird das erstes Weltkriegs-Filmprojekt der Superlative.

Zanuck zahlt dem Autor Cornelius Ryan beinahe 200.000 Dollar für die Buchrechte, und Ryan schreibt am Drehbuch mit. Weltweit arbeitet ein halbes Dutzend Regisseure an dem Streifen, in den USA, in England, Frankreich und Deutschland. (Für die deutschen Szenen zeichnet der populäre Nachkriegsregisseur Bernhard Wiki verantwortlich.)
John Wayne, Eddie Albert, Sean Connery (in seiner letzten Rolle vor JAMES BOND JAGT DR. NO), Paul Anka, Richard Burton, Ray Danton, Henry Fonda, Curd Jürgens, Roddy McDowell, Robert Mitchum, Gert Fröbe, Mel Ferrer, George Segal, Rod Steiger, Robert Wagner, Jean Servais oder Wolfgang Preiss sind nur einige, und die größten Stars, die in dem Film auftreten.

Ungewöhnlich ist, dass DER LÄNGSTE TAG einer der wenigen Schwarzweiß-Filme ist, die in dieser Form über eine Schlacht des Zweiten Weltkriegs gedreht werden, auch wenn 1994, anlässlich des 50. Jahrestags der Landung in der Normandie, eine kolorierte Fassung auf VHS erscheint.
Ebenfalls ungewöhnlich und ein Novum: Alle französischen und deutschen Schauspieler sprechen ihre Muttersprache und werden mit englischen Untertiteln versehen. (Gleichzeitig sprechen alle ihre Textzeilen auch auf Englisch ein, wodurch der Trailer und einige Einzelaufführungen mit einer gesamtenglischen Sprachfassung versehen werden können.)

Quelle: Blu Ray „Der längste Tag“ © Twentieth Century Fox

Der Film wird in quasi-dokumentarischer Form gedreht und gibt die vielfältigen Ereignisse dieses einen Tages ziemlich detailliert wieder. Und der Streifen wird überaus erfolgreich – für das taumelnde Studio Fox wird DER LÄNGSTE TAG einer der Titel, mit denen man sich von dem Kostendebakel CLEOPATRA erholen kann.

DÜNKIRCHEN, 2. JUNI 1940 (F 1964)


Die zweite filmische Aufbereitung des Dramas von Dünkirchen ist filmhistorisch vor allem deshalb interessant, weil es ein französischer Beitrag zu dem Thema ist.
Während die Evakuierung, Schrägstrich, Flucht für die britischen Soldaten eine Erlösung ist, wird den französischen Soldaten der Zutritt zu den Schiffen verwehrt. Sie blieben auf dem Kontinent gefangen.

DÜNKIRCHEN, 2. JUNI 1940 erzählt das Wochenende aus der Sicht vier französischer Soldaten, denen keine erlösende Rettung zuteil wird. Der Film ist einer der eher weniger bekannten des Regie-Schauspieler-Duos Henri Verneuil und Jean-Paul Belmondo.

Allerdings geht der Film mit der Geschichte deutlich freier um als sein britischer Vorgänger: Autor François Boyer ist eher an der Geschichte der Figuren, als an der Geschichte des Dramas von Dünkirchen gelegen, so dass der Film nicht allzu dicht bei den realen Geschehnissen bleibt.

EIN HAUFEN TOLLER HUNDE (GB 1965)


Ebenfalls einen erwähnenswerten Ausreißer stellt Sidney Lumets Drama EIN HAUFEN TOLLER HUNDE dar, über den der Regisseur selbst sagt: „Es gibt nicht besonders viel Handlung. Es geht nur um die Figuren. Eine Gruppe von Männern, Gefangene und Wärter gleichermaßen, getrieben von derselben Motivation: Furcht.“
Quelle: DVD „Ein Haufen toller Hunde“ © Crest Movies
Anders als alle Vorgänger und alle nachfolgenden Titel dieser Liste basiert der Film nicht auf einem Roman, sondern einem Theaterstück, und erzählt erneut von einer Gruppe Insassen in einem Gefangenenlager, diesmal in Nordafrika. Neben Sean Connery, der hier nach seiner Popcorn-Rolle JAMES BOND einen Auftritt in einem echten Drama wagt, finden sich auch Harry Andrews, Ossie Davis, Ian Henry, Roy Kinnear und Michael Redgrave im Cast.

Obwohl der Film einer der besten zu dem Thema ist, von den Kritikern mit Lob überschüttet wird und alle Stärken besitzt, die Lumets Meisterwerke wie DIE ZWÖLF GESCHWORENEN, SERPICO oder NETWORK auszeichnen, fällt er an den Kinokassen durch, und ist bis heute kaum bekannt.

DAS DRECKIGE DUTZEND (USA/GB 1967)


Nur zwei Jahre später erscheint der erste echte Megaerfolg des Weltkriegfilms: DAS DRECKIGE DUTZEND stellt die vielleicht konsequenteste Mischung aus Western-Tropen und Zweiter-Weltkriegs-Thematik dar. Inspiriert von dem realen Ereignis der „Filthy Thirteen“ (einer ganz normalen Einheit, die hinter feindlichen Linien Angriffe durchführte), erzählt der Actionstreifen von einem Spezialkommando, das hinter feindlichen Linien ein Schloss angreifen soll. Das Kommando besteht aus einer Reihe zum Tode oder lebenslänglicher Haft verurteilter Ex-Soldaten, denen für das Himmelfahrtskommando eine Straferleichterung winkt.

Der Streifen ist pures Testosteron-Kino: markige Kerle mit markigen Sprüchen, die sich erst gegenseitig, und dann den Nazis das Leben schwer machen. Mit Lee Marvin, Ernest Borgnine, Charles Bronson, Jim Brown, Telly Savalas, John Cassavetes, George Kennedy und Clint Walker hat der Film ebenfalls ein gutes Dutzend Stars im Aufgebot, und auch der seinerzeit noch eher unbekannte Donald Sutherland spielt hier in einer seiner ersten großen Kinorollen mit.
Ursprünglich soll John Wayne die Hauptrolle übernehmen, lehnt aber ab, weil seine Figur mit einer Britin schlafen soll, deren Mann auf dem Festland kämpft – Ehebruch ist ein No-Go für den „Duke“. Auch Jack Palance lehnt einen Auftritt ab, nachdem er zuvor vergeblich verlangt hat, dass man den Rassismus seiner Figur aus dem Drehbuch streicht.

Quelle: DVD „Das dreckige Dutzend“ © Warner Home Video

Regie führt Robert Aldritch, einer der versiertesten Abenteuer-Regisseure seiner Zeit.
Der Film wird ein absoluter Kassenschlager, der mehr als das Zehnfache seiner Kosten einspielt, Dutzende Nachahmer inspiriert und von 1985 bis 1988 drei Fortsetzungen fürs Fernsehen und den Videomarkt erhält – allesamt mit derselben Grundhandlung. Heute gilt der Film als Klassiker des Genres.

DAS SCHLOSS IN DEN ARDENNEN (USA 1969)


Spätestens mit dem Megaerfolg von DAS DRECKIGE DUTZEND ist der Weltkriegsfilm auf dem Höhepunkt angekommen. DAS SCHLOSS IN DEN ARDENNEN führt die Schablone gekonnt weiter: Ein Starregisseur (Sydney Pollack) hinter, und eine Starriege vor der Kamera – Burt Lancester, Peter Falk, Patrick O'Neal, Jean-Pierre Aumont, Bruce Dern, Scott Wilson, Astrid Heeren –, eine historische Schlacht (die Ardennenschlacht) und ein anständiges Abenteuer: Acht amerikanische Soldaten, eine Spezialeinheit, natürlich, die in einem belgischen Schloss Unterschlupf finden, und mit dem Hausherrn aneinandergeraten.

Was den Film auszeichnet, ist sein hohes komödiantisches Potential. Nicht nur sieht man die Soldaten über lange Strecken beim Nichtstun, Rumlungern und surrealen Sinnieren zu (so gänzlich anders als die Packen-wir-es-an-Filme der Jahre zuvor), sondern ein Soldat verliebt sich darüber hinaus in eklatanter Weise in einen VW Käfer … zudem sind die Männer mehr oder weniger desertiert, anstatt einen kriegsentscheidenden Auftrag zu erfüllen.

Filmhistorisch vielleicht weniger wertvoll, und dennoch ein sehenswerter und beinahe ironischer Beitrag zu dem sonst eher humorfreien Genre.

DIE BRÜCKE VON REMAGEN (USA 1969)


Zwei Jahre nach einem deutschen Fernsehfilm mit gleichem Titel kommt dieser Streifen in die Kinos, auch wenn dieser Film die Geschehnisse derartig stark fiktionalisiert, dass die Realität kaum mehr zur Fußnote gerät.

Anders, als dass hier John Guillermin einen seiner ersten großen Abenteuerfilme dreht (zu denen sich später noch FLAMMENDES INFERNO und das Remake von KING KONG gesellen) ist der Film keiner größeren Erwähnung wert, weswegen er nur erwähnt wird, weil er die Reihe historischer Schlachten im Kino komplettiert.

DIE LUFTSCHLACHT UM ENGLAND (GB 1969)


Ganz anders dieser Kandidat, der Filmgeschichte schreiben wird: Nicht nur stellt DIE LUFTSCHLACHT VON ENGLAND etliche Rekorde auf, und wartet mit einer erneut super-edlen Castliste auf, sondern er wird auch einer der größten finanziellen Flops des Genres!

DIE LUFTSCHLACHT UM ENGLAND setzt naturgemäß kurz nach den Ereignissen von Dünkirchen an. Nachdem Hitler das gesamte Festland um England herum erobert hat, liefern er und Churchill sich eine legendäre und erbitterte Schlacht über dem Ärmelkanal. Es ist der Stoff, aus dem Heldengeschichten gesponnen werden – die britische RAF (Royal Air Force) zieht einen großen Teil ihres noch heute gültigen Ruhms aus den Erfolgen dieser in der Geschichte einmaligen Konfrontation zweiter Staaten. „Die Schlacht um Frankreich ist vorbei, die Schlacht um England beginnt gerade erst“, wie Churchill es ausdrückt.
Quelle: Blu Ray „Luftschlacht um England“ © Twentieth Century Fox
Schon 1943 erscheint ein Dokumentarfilm gleichen Titels, der die Luftangriffe, und vor allem die Folgen für Englands Bevölkerung darstellt, und als Teil von Frank Capras WHY WE FIGHT-Propagandaserie erscheint.

Harry Saltzman, der Produzent, der JAMES BOND zum Leben erweckt, hat ehrgeizige Pläne. Insgesamt 100 Originalflugzeuge aus dem Krieg werden aus aller Welt zusammengekauft. (Man spricht davon, das Filmteam besitze „Die 35. größte Luftflotte der Welt“) ein gutes Viertel davon ist noch flugtauglich und wird für die aufwendigen Luftaufnahmen genutzt. Insgesamt erweist sich der Film als eines der größten und nachhaltigsten Projekte zur Restaurierung und Bewahrung alter Kampfflugzeuge, die je gestartet werden.

Das Prestigeobjekt – immerhin wird hier die Sternstunde der englischen Geschichte zelebriert, das, was Churchill in weiser Voraussicht schon zu Beginn „their finest hour“, ihre beste Stunde, nennt – lockt das absolute Who is Who der britischen Filmszene an: Laurence Olivier, Trevor Howard, Christopher Plummer, Susannah York, Michael Caine, Robert Shaw, Ian McShane, Edward Fox, Nigel Patrick, Michael Redgrave, Barry Foster. Auf deutscher Seite ist vor allem Curd Jürgens als Star vertreten.

Doch der Film floppt gnadenlos. Die Kritiker werfen ihm vor, langweilige Figuren durch langweilige Geschichten zu führen, inkonsistent und unübersichtlich zu sein. Immerhin die Flugsequenzen werden gelobt, wenn ihnen auch eine gewisse Redundanz vorgeworfen wird. Am Ende macht der Film gut zehn Millionen Dollar Verlust. Erst ein später Erfolg auf Video und DVD spült ihn nach langen Jahrzehnten in die Gewinnzone.

Heute besticht der Film vornehmlich durch seine historische Akkuratesse, und ist vor allem für freunde historischer Kampfflieger ein echtes Fundstück.

TORA! TORA! TORA! (USA/JP 1970)


Es ist verwunderlich, dass bis heute verhältnismäßig wenige Filme über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor existieren. Lange Jahre galt VERDAMMT IN ALLE EWIGKEIT als alleiniges Meisterwerk. 1970, als sich die stargespickten Militärschinken auf ihrem Höhepunkt befinden, gesellt sich mit TORA! TORA! TORA! ein unerwartet offengeistiger Kandidat hinzu.

Dazu gehört bereits die bewusste Entscheidung, den Film eben nicht mit Stars zu spicken. Zwar finden sich mit Martin Balsam, Jason Robards, Joseph Cotton oder James Whitmore auch hier etliche bekannte Gesichter, doch gerade die Japaner werden bewusst mit Amateuren besetzt. Die Macher wollen nicht von der Geschichte ablenken – und auch die ist ungewöhnlich.
Quelle: Blu Ray „Tora! Tora! Tora!“ © Twentieth Century Fox
Denn Produzent Darryl F. Zanuck, der mit DER LÄNGSTE TAG bereits eine umfassende Chronologie des D-Days ins Kino brachte, will diesmal eine nicht weniger detaillierte Wiedergabe des 7. Dezembers 1941 inszenieren. Noch dazu sucht er einen revisionistischen Ansatz, denn obwohl die für die Verteidigung Pearl Harbors zuständigen General Walter Short und Admiral Husband Kimmel quasi als Alleinschuldige für das Desaster herhalten müssen, degradiert und aus der Armee geworfen werden, ist Zanuck der Ansicht, dass beide gute Arbeit geleistet haben, und will unter anderem ihren guten Ruf wiederherstellen.

Die Produktion verläuft ähnlich gigantisch wie in DIE LUFTSCHLACHT UM ENGLAND: drei Jahre Vorbereitungen für acht Monate Dreh. Der Film soll den japanischen Streitkräften ebenso viel Raum lassen wie den amerikanischen – ein weiteres Novum seinerzeit –, und als Regisseur für die japanischen Sequenzen verpflichtet man Akira Kurosawa, der schon in der Vorproduktion und am Drehbuch mitwirkt. Wenige Wochen später, als Kurosawa noch kein brauchbares Material vorweisen kann, weil er amerikanische Arbeitsverhältnisse nicht gewohnt ist, wird er jedoch ersetzt.

Obwohl der Film im US-Kino floppt, wird er in Japan ein Riesenerfolg, und gelangt auf dem Heimvideomarkt zu neuen Ehren. Heute wird der Film für seine grandiosen Actionsequenzen und seine vielen historischen Details geschätzt. Mitte der Neunziger, kurz vor Michael Bays PEARL HARBOR, gilt TORA! TORA! TORA! noch als Hauptquelle für das Wissen vieler Amerikaner über den Angriff auf Pearl Harbor, und etliche kommende Weltkriegsstreifen nutzen Material aus dem Film.

PATTON – REBELL IN UNIFORM (USA 1970)


Es gibt nicht viele amerikanische Generäle, die derartig legendär sind wie General George S. Patton, und wer hätte den streitbaren Strategen wohl besser spielen können als George C. Scott?
Der Film zeichnet Pattons Karriere von Nordafrika bis zu seinen stillstehenden Panzern beim Vormarsch in Frankreich nach, und skizziert einen brillanten aber kompromisslosen Soldaten, der am Ende an seiner eigenen Hybris und seinen Anforderungen an die Militärführung und die eigenen Untergebenen scheitert.

Quelle: Blu Ray „Patton - Rebell in Uniform“ © Twentieth Century Fox
PATTON ist ein grandioses Biopic-Epos mit einem herausragenden George C. Scott – der zwar schon in Filmen wie HAIE DER GROẞSTADT oder DR. SELTSAM brilliert, hier aber seine Meisterleistung abliefert – und einer der wegweisenden Filme der Siebziger. Nicht nur, weil etliche Bilder (vor allem die Eingangssequenz, bei der Patton eine Ansprache vor der US-Flagge hält) Einzug in die Popkultur finden, oder weil der Film Richard Nixons Lieblingsfilm wird, den er sich immer wieder im Kino des Weißen Hauses zeigen lässt, sondern auch, weil der Film sieben Oscars gewinnt, darunter einen für den Hauptdarsteller. George C. Scott ist der erste Schauspieler, der die Annahme des Preises verweigert, weil er nichts von dem Wettbewerb wissen will, den solche Preisverleihungen unter Schauspielern auslösen. Er lehnt den Preis ab, weil er sich nicht in einem Wettstreit wähnt.
Außerdem beschert PATTON den ersten von inzwischen fünf Oscars für Francis Ford Coppola, der das Drehbuch (mit)verfasst hat, und seine Karriere damit erst richtig in Fahrt bringt.

SCHLACHT UM MIDWAY (USA 1976)


Mitte der Siebziger ist stargespicktes Katastrophen-Actionkino der Sorte FLAMMENDES INFERNO oder DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON das Nonplusultra im US-Kino, und irgendwie haben es die Schlachtenfilme über den zweiten Weltkrieg, die einst noch aufklärerischen oder verarbeitenden Charakter hatten, geschafft, in genau diese Nische zu gleiten.

Ein Paradebeispiel dafür ist DIE SCHLACHT UM MIDWAY. Schon 1942, während des Krieges, erscheint ein zumindest auf Deutsch namensgleicher Dokumentarfilm – doch während John Fords Dokumentation die tatsächlichen Kriegshandlungen darzustellen versucht, um in den USA Propaganda für den Krieg zu machen, erzählt Jack Smights Actionstreifen die Geschichte deutlich unterhaltungsfreundlicher. Berühmt wird der Film vor allem durch seinen exzessiven Gebrauch von Archivmaterial. Der größte Teil der Actionszenen ist aus Aufnahmen anderer Filme zusammengeschnitten, allen voran TORA! TORA! TORA!, aber auch John Fords Dokumentation von 1942.
Quelle: Blu Ray „Schlacht um Midway“ © Koch Media GmbH
Immerhin, das wenig gehaltvolle aber straff erzählte Actiongeballer kommt beim Publikum an und wird extrem erfolgreich. Dabei hilft vermutlich auch der illustre Cast, der mittlerweile obligatorisch ist: Charlton Heston, Henry Fonda (der, ironischerweise, bereits die Erzählerstimme in Fords Dokumentation übernommen hat), James Coburn, Glenn Ford, Hal Holbrook, Toshirō Mifune, Robert Mitchum, Cliff Robertson und Robert Wagner locken die Scharen ins Kinodunkel.

Der legendäre Soundtrack stammt übrigens von John Williams, und wird im Sensurround-Verfahren abgespielt, das bereits in ERDBEBEN zum Einsatz kam, und die Zuschauer durch niederfrequente Töne das Brummen der Motoren und der Geschützsalven besonders intensiv spürbar werden lassen soll.

DER ADLER IST GELANDET (GB 1976)


Mittlerweile ist von dem Genre der Schlacht- und Kriegsfilme über den Zweiten Weltkrieg keine große Steigerung oder Entwicklung mehr zu erwarten. Vier Jahre vor seinem Ende stagniert es, ist aber weiterhin äußerst populär und profitabel.
DER ADLER IST GELANDET gelingt es dennoch, ein paar Akzente zu setzen. Der cleverste Schachzug ist der, dass hier die Deutschen die Protagonisten sind – auch wenn sie größtenteils von Engländern gespielt werden. Die Idee: Eine Gruppe deutscher Schläfer in England, ein paar IRA-Terroristen und deutsche Fallschirmjäger verbünden sich in dem rein fiktiven, aber äußerst spannenden Unterfangen, Winston Churchill zu entführen.

Der Film basiert also auf keiner realen Schlacht, arbeitet sich aber an der Prämisse ab, dass das ja alles irgendwie hätte möglich gewesen sein können.
Der Film ist unterhaltsames Actionkino mit dem gängigen Staraufgebot: Michael Caine, Donald Sutherland, Robert Duvall, Jenny Agutter, Jean Marsh, Donald Pleasance, Anthony Quayle, Larry Hagman, Michael Byrne, Treat Williams, John Standing und Judy Geeson.

Erwähnenswert ist auch, dass dies John Sturges letzter Film ist, bevor er sich zur Ruhe setzt. Für den legendären Regisseur, der Meisterwerke wie EISSTATION ZEBRA, DIE GLORREICHEN SIEBEN, GESPRENGTE KETTEN oder VERSCHOLLEN IM WELTRAUM inszenierte, zwar kein perfekter, aber ein mehr als passender und sehenswerter Abschluss.

STEINER – DAS EISERNE KREUZ (GB/D/SFR 1977)


1977 endlich betritt ein Mann die Bühne, der längst überfällig war, und dem Genre, das wie für ihn gemacht scheint, seinen Stempel aufdrückt: Sam Peckinpah, der visionäre, kompromisslose Regisseur seiner Zeit, der sich vor allem durch Western- und Actionfilme einen Namen gemacht hat, und dessen Markenzeichen explizite, in Zeitlupe ablaufende Gewaltspitzen darstellen.

Peckinpah bleibt sich mit seinem Beitrag treu: STEINER – DAS EISERNE KREUZ ist einer der markantesten und nachhaltigsten Vertreter des Genres, wenn er auch in Vielem aus dem Rahmen fällt.
So ist STEINER einer der wenigen Filme, die an der Ostfront spielen – die Alliierten aus den USA oder England spielen hier nahezu erstmalig keine Rolle. Stattdessen wird die Geschichte zweier Wehrmachtsoffiziere erzählt, die sich bim Kampf gegen die Rote Armee in die Haare bekommen.

Quelle: Blu Ray „Steiner - Das eiserne Kreuz“ © STUDIOCANAL
Gerade in Deutschland entwickelt sich der Film zum populären Kultstreifen, nicht zuletzt durch die sich wenige Jahre später immer stärker verbreitende Heimvideo-Technik. Und obwohl die im zugrunde liegenden Roman abgehandelten psychologischen Konflikte abgeklappert werden, inszeniert Peckinpah den Krieg hier eher als „charakterförderndes Abenteuer“, wie das Lexikon des Internationalen Films es ausdrückt. Tatsächlich kann man dem Film ein gewisses Maß an Kriegsverehrung vorwerfen, allerdings ist Peckinpah dem Vorwurf der Glorifizierung und Verherrlichung von Gewalt beinahe seine ganze Karriere hindurch ausgesetzt.

Der Cast ist zwar etwas kleiner, aber gerade die Engländer sind mittlerweile beinahe routiniert darin, in Zweiter-Weltkriegs-Uniform aufzulaufen: James Coburn, Maximillian Schell, James Mason, David Warner, Klaus Löwitsch und Senta Berger befinden sich darunter.

DIE BRÜCKE VON ARNHEIM (GB/USA 1977)


Kurz vor Schluss gelingt dem Genre nochmal ein letzter Höhepunkt und einer seiner vielleicht besten Beiträge.
Richard Attenborough, der 1958 in DÜNKIRCHEN und 1963 in GESPRENGTE KETTEN bereits als Schauspieler in den Zweiten Weltkrieg ziehen durfte, legt hier seine erste große, erfolgreiche Arbeit als Regisseur vor. Und ein letztes Mal versammelt sich ein über alle Maßen illustres Staraufgebot vor der Kamera: Dirk Bogarde, Sean Connery (mal wieder), Ryan O'Neal, Maximillian Schell, Hardy Krüger, Gene Hackmann, Elliott Gould, Laurence Olivier, Liv Ullmann, Michael Caine, Robert Redford, Wolfgang Preiss, Hans von Borsody, James Caan, Anthony Hopkins, Denholm Elliott … gerade aus heutiger Sicht ein Who's Who an Alt- und Jungstars.

Auch inhaltlich gehört das dreistündige Epos zu den besten seiner Zunft: die „Operation Market Garden“, immer wieder einmal in Vorläuferfilmen angesprochen, insbesondere in PATTON (der bei dem Vorstoß der Alliierten eine besondere Rolle spielt), bezeichnet einen zehntägigen, massiven Versuch der Alliierten, den Westwall der Deutschen zu durchbrechen. Die bis dato größte je abgesetzte Luftlandetruppe der Geschichte trägt den Codenamen „Market“, die gleichzeitig ablaufende Bodenoffensive den Codenamen „Garden“.
Quelle: Blu Ray „Die Brücke von Arnheim“ © Twentieth Century Fox
Fast 40.000 Fallschirmjäger werden im September 1944 hinter den feindlichen Linien abgesetzt, und sollen den von Westen heranrückenden Bodentruppen den Weg ebnen. Die Schlacht konzentriert sich schließlich auf das Gebiet des Niederrheins und die darüber führenden Brücken, um die eine erbitterte Schlacht entsteht. Am Ende stehen sich Deutschland und die Alliierten an der Brücke von Arnheim in einem letzten, erbitterten Gemetzel gegenüber …

Der Film begeistert noch heute durch seine historische Detailgenauigkeit und dadurch, dass er die zehntägige Schlacht zwar ausführlich erzählt, man aber trotz der Menge an Protagonisten und Entwicklungen niemals den Überblick verliert. Zumal der Film die ganz realen Fehler und Katastrophen der Schlacht optimal für seine Dramaturgie zu nutzen weiß.
Insbesondere die Szenen der Fallschirmjäger bestechen durch akkurate Beschreibungen und gelten noch heute als beliebtes Pflichtprogramm unter Fallschirmjägern.

In den USA fällt der Film gnadenlos durch und wird, seinerzeit spektakulär, von den Oscars komplett ignoriert. Spötter behaupten, dem Publikum und der Academy gefalle nicht, wie selbstverständlich der Film die Fehler der amerikanischen Operationsplanungen offenlege. In Europa ist man weniger kritisch, und beschert dem Film einen bombastischen Erfolg. Bis heute ein absolutes Highlight des Genres und der bis dahin historisch vielleicht genaueste Film über eine Kampfhandlung des Zweiten Weltkriegs.

DER WILDE HAUFEN VON NAVARONE (GB 1978)


Der Abgesang des Genres wird spätestens ab dem Augenblick deutlich, als die ersten Fortsetzungen erscheinen. Dazu gehört auch DER WILDE HAUFEN VON NAVARONE, der, erneut auf einem Roman von Alistair MacLean basierend, den einst wegweisenden DIE KANONEN VON NAVARONE fortsetzt. Robert Shaw übernimmt die Rolle, die einst Gregory Peck innehatte, während Harrison Ford die Figur von Richard Harris übernimmt.
Auch sonst bleibt der Cast ein illustrer: Barbara Bach, Edward Fox, Franco Nero, Carl Weathers. Richard Kiel und Michael Byrne gesellen sich zu den beiden Hauptdarstellern. Regie führt Guy Hamilton, der schon DIE LUFTSCHLACHT VON ENGLAND inszenierte.
Quelle: Blu Ray „Der wilde Haufen von Navarone“ © Sony Pictures Home Entertainment
Diesmal verschlägt es die Jungs nach Jugoslawien, um einen Spion aufzuspüren. Der Film kommt weder von der Qualität noch der Ernsthaftigkeit an die Spitzenreiter des Genres heran. Und noch eine Entwicklung zeichnet sich ab: Neben den allgegenwärtigen Katastrophenfilmen wird das Actionkino der Siebziger, das von den Kriegsschinken bisher so formidabel bedient wurde, immer stärker von James Bond beherrscht. Das zeichnet sich deutlich in DER WILDE HAUFEN VON NAVARONE ab. Regisseur Guy Hamilton hat nach DIE LUFTSCHLACHT VON ENGLAND in Folge drei JAMES BOND Streifen gedreht, und setzt mit Richard Kiel und Barbara Bach unverhohlen zwei große Namen aus dem Bond-Universum ein. Nicht nur deshalb erinnert DER WILDE HAUFEN VON NAVARONE immer wieder an einen inoffiziellen Bond-Ableger.

Übrigens ist auch Roger Moore, der seinerzeit den Bond spielt, zwar nicht in diesem Film dabei, lässt sich aber sonst gerne in etlichen Kriegsfilmen der späten Siebziger und frühen Achtziger casten: DIE WILDGÄNSE KOMMEN, DIE SEEWÖLFE KOMMEN, FLUCHT NACH ATHENA,  BRÜLL DEN TEUFEL AN … Moore ist angesagt wie kein anderer Held der Zeit, und bestimmt maßgeblich die Entwicklung des Genres mit.

EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE (IT 1978)


Spätestens wenn der Italienische Kopien-Markt bessere Genrebeiträge beisteuert als die Originalproduzenten, sollte man aufmerken, wie es um das Genre bestellt ist. Das bewies bereits die Neuerfindung des Western durch die Italo-Varianten.

EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE besitzt keine Stars (vielleicht abgesehen von Raimund Harmstorf, Bo Svenson und Fred Williamson), ist jedoch als einer der letzten sehenswerten Genrebeiträge ebenso von Bedeutung, wie er es ist, sobald man seinen englischen Verleihtitel hört: THE INGLORIOUS BASTARDS.

Das peppige Actionspektakel bedient alles, was das Italo-Actionkino liebt: Zynismus, Machismo, jede Menge Blei, und eine saubere Prise Exploitation. Kein Wunder also, dass Quentin Tarantino den Film liebt, und sich davon zu einem seiner größten Klassiker inspirieren lässt.

THE BIG RED ONE (USA 1980)


Wie in kaum einem anderen Genre lässt sich in der Ära der Weltkriegsfilme der letzte Vertreter festmachen:

Samuel Fullers autobiographisch gefärbte Chronik der 1st Infantry Division (Spitzname: The Big Red One, wegen der roten Ziffer 1 im Wappen) ist für lange Zeit der letzte ernsthafte, seriöse Beitrag zu einem Genre, das fünfzehn Jahre lang das Kino beherrscht hat.
Von 1942 bis 1945 folgt der Film einer Scharfschützeneinheit durch diverse Szenarien des Krieges, von Nordafrika über die Landung in der Normandie bis zur Befreiung des Konzentrationslagers Falkenau.
Quelle: Blu Ray „The Big Red One“ © Warner Home Video
Der Film soll ursprünglich bereits Ende der Fünfziger realisiert werden, kann jedoch erst zwanzig jahre später in die Kinos kommen.
Die Kinofassung erscheint stark geschnitten, erhält jedoch gute Kritiken und ist relativ erfolgreich. Dennoch gibt es Klagen – Regisseur Fuller mag die Version nicht, und vielen ist sie zu flapsig und zu pathetisch. 2004, sieben Jahre nach Fullers Tod, erscheint eine gut 50 Minuten längere Fassung, die auf Fullers letzten Drehbuchentwürfen beruht, und dem Film deutlich mehr Tiefe und Substanz verleiht.

Mit einem allzu funkelnden Cast kann der Film allerdings nicht mehr aufwarten: Neben Lee Marvin und dem seinerzeit bereits überall bekannten Mark Hamill spielen kaum übermäßig bekannte Schauspieler mit.

Nachwehen und Neuanfang


Damit ist die Zeit der Schlachtepen des Zweiten Weltkriegs vorbei. Was folgt, sind die Kinder des Krieges; der Videomarkt, die Achtziger und der Vietnamkrieg bringen ihr ganz eigenes Genre hervor: den Söldner-Film!
Als Startschuss kann der 1978 noch im Fahrwasser der Erfolge von JAMES BOND und den anderen Weltkriegsfilmen erschienene DIE WILDGÄNSE KOMMEN gesehen werden. Für Fernsehen und Video entstehen etliche Fortsetzungen einstiger Klassiker: STEINER – DAS EISERNE KREUZ, 2. TEIL, DAS DRECKIGE DUTZEND 2-4, ZURÜCK VOM RIVER KWAI und was sonst noch.

Die einst gefeierten Stars der Blockbuster sind mittlerweile Altstars und lassen sich immer noch gerne in den zur billigen Ramschware verkommenen, filmischen Kriegslust casten, doch daneben steigen auch etliche neue Stars empor, allen voran vielleicht Chuck Norris, dessen MISSING IN ACTION-Reihe überaus populär wird.

Doch so wie knapp zehn Jahre nach dem großen Weltenbrand der Zweite Weltkrieg zu einem alles beherrschenden Thema im Kino wurde, so drängt sich nun, zehn Jahre nach dem Rückzug aus Saigon, der Vietnamkrieg mehr und mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung und des Publikums. Kriegsfilme spielen nun in Vietnam, jedoch nicht länger als glorioses Schlachtenepos mit Staraufgebot, sondern als kritischer Kommentar mit oft unbekannten Jungstars.
So frisch der Zweite Weltkrieg Mitte der Sechziger noch gewesen sein mag, so sehr ist er zwanzig Jahre später im Nebel der Geschichte versunken. Das zeigt sich auch daran, dass er immer öfter als Stoff für Science-Fiction-Zeitreisegeschichten wie DER LETZTE COUNTDOWN oder DAS PHILADELPHIA EXPERIMENT herhalten muss.
Quelle: Blu Ray „Der letzte Countdown“ © MVL - Medienvertrieb Lauenstein
Hinzu kommt, dass alles erzählt scheint – jede große Schlacht fand auf der Leinwand statt, jeder große Held und General wurde zelebriert, jede Entscheidung kommentiert, jede amerikanische oder britische Heldentat bejubelt. Die Deutschen wurden, wie die Japaner, teilweise dämonisiert, teilweise mit menschlichen Zügen versehen. Das Genre kann und konnte seine Seriosität ohnehin nicht länger aufrechterhalten.

Und, das darf man nicht vergessen: die schiere Masse an Filmen hat die Zuschauer abgenutzt, denn die hier angerissenen Titel stellen ja gerade einmal die Spitze des Eisbergs dar. Nicht einmal alle sehenswerten Klassiker konnten behandelt werden.
DUELL IM ATLANTIK fehlt ebenso wie DIE LETZTE SCHLACHT, GESPRENGTE KETTEN, DIE WÜSTENRATTEN, STOẞTRUPP GOLD, DIE KANONEN VON TOBRUK, DIE SCHLACHT AN DER NERETVA, DIE HÖLLE SIND WIR, SCHLACHT UM ANZIO, BLUTIGER STRAND, PAZIFIKGESCHWADER 214, AGENTEN STERBEN EINSAM, und, und, und. All die weiteren, weniger bekannten oder erfolgreichen B-Movies oder anderen Flops sind kaum zu zählen.

Und doch – das Genre erholt sich. 1998, fast zwanzig Jahre nach dem letzten großen Beitrag, erscheinen gleich zwei Filme, die dem Zweiten Weltkrieg ein filmisches Denkmal setzen, wie es zur Hochzeit des Genres undenkbar gewesen wäre: In DER SOLDAT JAMES RYAN inszeniert Steven Spielberg die Landung in der Normandie in einer nie zuvor gesehenen Eindringlichkeit, die amerikanische D-Day-Veteranen in Tränen aufgelöst und zutiefst schockiert aus dem Kinosaal fliehen lässt.
Fast zeitgleich kehrt Terrence Malick mit DER SCHMALE GRAT aus seinem zwanzigjährigen Exil zurück und inszeniert die Schlacht um Guadalcanal als eine philosophische Menschheitstragödie, wie man sie ebenfalls noch nicht gesehen hat.
Quelle: Blu Ray „Der Soldat James Ryan“ © Paramount
Dabei gilt: Während Spielberg auf unbekannte Jung- und Nebenstars setzt, die er um seinen Star Tom Hanks schart (Barry Pepper, Adam Goldberg, Vin Diesel, Giovanni Ribisi, Tom Sizemore, Edward Burns, Jeremy Davies, Paul Giamatti oder Matt Damon), schaufelt Malick wie einst in den Siebzigern jede Menge Top-Stars in sein Drama, oft in winzigen Rollen – Nick Nolte, Sean Penn, John Cusack, Elias Koteas, Adrien Brody, Woody Harrelson, John Travolta, George Clooney, John Savage –, die er mit wenigen Klein- und Jungstars wie Jared Leto, John C. Reilly, Ben Chaplin, Miranda Otto und Jim Caviezel aufpolstert.
Es ist die größte Staransammlung in einem Weltkriegsfilm seit DIE BRÜCKE VON ARNHEIM zwanzig Jahre zuvor.

Einen Hype wie einst lösen beide Filme nicht aus, und dennoch finden sich mit PEARL HARBOR, LETTERS FROM IWO JIMA oder INGLORIOUS BASTERDS wieder einige hochkarätige, oder zumindest edel fotografierte Beiträge im Kino, während BAND OF BROTHERS oder THE PACIFIC das Thema aufwendig im Fernsehen aufarbeiten.
Und auch 2017 scheint das Genre ungebrochen populär bei Produzenten und Publikum zu sein. Christopher Nolans schon jetzt gefeierter DUNKIRK, der einmal mehr auf den Strand am Ärmelkanal zurückkehrt, löst eine Begeisterung aus, wie sie angesichts der langen Geschichte des Genres seltsam erscheint. Und für 2018 oder 2019 ist bereits eine neue Version der LUFTSCHLACHT UM ENGLAND angekündigt, diesmal unter der Regie von Ridley Scott.
Es scheint, dass die Schlachten des Zweiten Weltkriegs uns erneut eine Weile in Atem halten werden. Und vielleicht ist das auch ganz gut so.
Quelle: Blu Ray „Der schmale Grat“ © Twentieth Century Fox

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