So, das Oscarfieber steigt, und wir
sind mittendrin. Hasst oder liebt uns dafür, aber dieses Jahr wird
es, trotz aller Favoriten, ein spannendes Jahr, das einige
potentielle Überraschungen oder Kopf an Kopf Rennen mit sich bringt.
Grund für uns, zu schauen, wer unserer
Ansicht nach den Goldjungen mit nach Hause nimmt, und wer ihn,
vielleicht davon abweichend, verdient hat!
© 2016 Academy of Motion Picture Arts and Sciences |
Die 88. Academy Awards bergen einigen
Sprengstoff. Die #OscarsSoWhite Beschwerden gehen in die zweite
Runde. Nur führt diesmal nicht Neil Patrick Harris als Host durch die Show, sondern
Chris Rock. Und der hat eine spitze Zunge, wenn es um Rassismus in
Hollywood geht, wie er zuletzt 2012
bei der Ankündigung zum besten Animationsfilm bewies, wo
er mit Bezug auf seine Rolle in MADAGASCAR und Eddie Murphys Rolle in
SHREK so schön feststellte: „In der Welt der Animationsfilme kann
man alles sein, was man will. Bist du eine fette Frau, kannst du eine
schlanke Prinzessin spielen. Bist du ein kleiner Schwächling, kannst
du einen riesenhaften Gladiator spielen. Wenn du ein Weißer bist,
kannst du ein arabischer Prinz sein. Und wenn du ein Schwarzer bist,
kannst du einen Esel oder ein Zebra spielen.“
Bereits 2005 gab Chris Rock als Host
den Oscars jede Menge frisches Blut, nachdem die Show zuletzt über eine
Dekade lang abwechselnd von Whoopie Goldberg, Billy Crystal und Steve
Martin präsentiert worden war und die Zuschauer immer weiter schwanden. Rock sorgte bereits im Vorfeld für
einige Skandale, etwa, indem er kurz nach seiner Ernennung zum Host
den Oscar heftig kritisierte: „Der Humor kommt viel zu kurz und es
sind nicht besonders viele Schwarze beteiligt. Wieso sollte ich
das also gucken? Wegen der Kleider? Ehrlich, kein heterosexueller
Mann, der nicht in der Unterhaltungsbranche arbeitet, guckt die
Oscars. Kein einziger.“
Am Ende präsentierten sich die Oscars von 2005 unter Rocks Leitung als die bislang letzte wirklich sehenswerte Show. Wir haben also jede Menge Hoffnung, dass Rock, der sein Konzept nach der Bekanntgabe der überwiegend weißen Nominierten noch einmal umgeschrieben hat, auch dieses Jahr den Pfeffer ins Kodak Theater bringt, den die Show so dringend nötig hat.
Am Ende präsentierten sich die Oscars von 2005 unter Rocks Leitung als die bislang letzte wirklich sehenswerte Show. Wir haben also jede Menge Hoffnung, dass Rock, der sein Konzept nach der Bekanntgabe der überwiegend weißen Nominierten noch einmal umgeschrieben hat, auch dieses Jahr den Pfeffer ins Kodak Theater bringt, den die Show so dringend nötig hat.
Anders als die letzten beiden Jahre, wo
in nahezu jeder Kategorie ein haushoher Favorit feststand, der auch
beinahe ausnahmslos abgeräumt hat, zeigt sich die Nominiertenliste
dieses Jahr ein wenig spannender. Das liegt vor allem daran, das in
den meisten Fällen durchweg herausragende Leistungen nominiert
wurden, die allesamt einen Preis verdient hätten. Wir wagen dennoch
eine Prognose, und stellen für jede Kategorie unseren Favoriten vor,
sowie, wer den Preis unserer Ansicht nach verdient hätte.
Bester Film
Wird gewinnen: THE REVENANT
Soll gewinnen: THE BIG SHORT oder RAUM
Eine unglaublich spannende Liste!
BRIDGE OF SPIES, BROOKLYN und THE MARTIAN laufen hier dieses Jahr nur auf der Außenbahn mit und gehören vermutlich noch am wenigsten in die Runde.
Sollte MAD MAX: FURY ROAD den Preis mitnehmen, wäre das eine mittelschwere Sensation, aber es wäre immerhin denkbar.
Die restlichen Filme, THE REVENANT, RAUM, SPOTLIGHT, und THE BIG SHORT liegen jedoch nahezu gleichauf. Jeder der Filme ist auf seine Art ein Meisterwerk, und grundsätzlich ist keiner davon als klarer Favorit auszumachen: THE REVENANT überzeugte bei den Directors Awards, SPOTLIGHT bei den Actors Awards und THE BIG SHORT bei den Producer Awards.
Sollte MAD MAX: FURY ROAD den Preis mitnehmen, wäre das eine mittelschwere Sensation, aber es wäre immerhin denkbar.
Die restlichen Filme, THE REVENANT, RAUM, SPOTLIGHT, und THE BIG SHORT liegen jedoch nahezu gleichauf. Jeder der Filme ist auf seine Art ein Meisterwerk, und grundsätzlich ist keiner davon als klarer Favorit auszumachen: THE REVENANT überzeugte bei den Directors Awards, SPOTLIGHT bei den Actors Awards und THE BIG SHORT bei den Producer Awards.
Dennoch war THE REVENANT nicht nur der
größte finanzielle Erfolg aus der Reihe, sondern er hat auch bei
jedem großen Preis abgeräumt. Aktuell scheint er also der
Juryliebling zu sein, auch wenn die Kritiken weniger begeistert waren als
bei SPOTLIGHT, THE BIG SHORT oder RAUM. Sollte er gewinnen, wäre
er allerdings der erste Beste Film, der im gleichen Jahr nicht mal
eine Drehbuchnominierung erhalten hat!
Auch wenn wir THE REVENANT lieben,
waren für uns persönlich THE BIG SHORT und RAUM am Ende
jedoch die besseren Filme. THE BIG SHORT, weil er die Grenzen des gewohnten
Filmemachens gesprengt hat, und RAUM, weil er mit so geringen Mitteln
und so viel Cleverness eines der berührendsten emotionalen
Erlebnisse des Jahres auf die Leinwand gebracht hat.
Beste Regie
Wird gewinnen: Alejandro G. Inarritu
Soll gewinnen: George Miller
Zusammen mit den Besten Dokumentarfilmen die
vielleicht spannendste Kategorie des Jahres. Hier müssen wir beinahe
aufs Raten zurückgreifen, denn ehrlich gesagt: Alle fünf Kandidaten
haben den Preis verdient. Wir wissen nicht, wann diese Kategorie
zuletzt dermaßen ausgeglichen war, dass jeder Nominierte absolut
preiswürdig ist.
Inarritu liegt unserer Ansicht nach ein
Nasenhärchen weiter vorne, nicht zuletzt, weil er bereits die Preise
der Directors Guild und den BAFTA gewonnen hat. Aber wie gesagt:
Möglich wäre hier alles.
Wünschen würden wir den Preis jedoch George Miller. Auch wenn wir uns tief vor den Leistungen der anderen drei verneigen, und den Oscar ebenso Adam McKay (THE BIG SHORT), Tom McCarthy (SPOTLIGHT) und Lenny Abrahamson (RAUM) gönnen würden, ist es der Wahnsinn, was George Miller mit siebzig Jahren aus seinem gut vierzig Jahre alten MAD MAX-Franchise noch herausgeholt hat. In diesem Alter noch einen so kompromisslosen Genrefilm zu drehen, der voll und ganz den Nerv der Jugend trifft, ist eine Leistung, die einfach gewürdigt werden muss.
Wünschen würden wir den Preis jedoch George Miller. Auch wenn wir uns tief vor den Leistungen der anderen drei verneigen, und den Oscar ebenso Adam McKay (THE BIG SHORT), Tom McCarthy (SPOTLIGHT) und Lenny Abrahamson (RAUM) gönnen würden, ist es der Wahnsinn, was George Miller mit siebzig Jahren aus seinem gut vierzig Jahre alten MAD MAX-Franchise noch herausgeholt hat. In diesem Alter noch einen so kompromisslosen Genrefilm zu drehen, der voll und ganz den Nerv der Jugend trifft, ist eine Leistung, die einfach gewürdigt werden muss.
Bester Hauptdarsteller
Wird gewinnen: Leonardo DiCaprio
Soll gewinnen: Leonardo DiCaprio
In dieser Kategorie erwartet uns dieses
Jahr auf jeden Fall eine Sensation. DiCaprio ist zum ersten Mal in
seiner Karriere absoluter Topfavorit. 25 Mal wurde er bereits
für seine Rolle in THE REVENANT ausgezeichnet, darunter ausnahmslos
alle großen Preise: Die SAG-Awards, der BAFTA, der Golden Globe.
Sollte DiCaprio tatsächlich nicht
gewinnen, wäre das ebenfalls eine kleine Sensation und würde
vermutlich für einen öffentlichen Aufschrei der Academy gegenüber führen.
Hinzu kommt, dass die Konkurrenz dieses
Jahr eher schwach ist. Matt Damon, Eddie Redmayne und Michael
Fassbender waren allesamt solide, kamen aber nicht an die Leistung
ihrer beiden Konkurrenten heran. DiCaprios Hauptrivale ist nämlich
Bryan Cranston für seine Darstellung des herrlich verschrobenen
Autors Dalton Trumbo in TRUMBO. Cranston hat ohne jeden Zweifel einen
Oscar verdient, und wir könnten mit der Entscheidung leben. Dennoch
wünschen wir DiCaprio den Preis.
Auch wenn viele Kritiker die Meinung
vertreten, er habe schon bessere Rollen gespielt und sei dafür leer
ausgegangen, oder bemängeln, dass mit einer Würdigung DiCaprios nur
wieder der Schauspieler gewinnt, der für seine Rolle körperlich am
meisten gelitten hat, sehen wir das anders.
DiCaprio gibt selbst
an, ihn habe an THE REVENANT gereizt, dass er kaum Dialog habe, und
das macht seine Leistung so enorm. Er trägt einen zweieinhalbstündigen Film, mit knapp zehn Dialogzeilen, die meiste Zeit ohne
Anspielpartner, und ganz und gar allein, und lässt einen als
Zuschauer durchgängig mitleiden, packt und fesselt einen, mit nichts
als purem körperlichem Spiel. Das mag nicht so plakativ sein, wie
etwa seine Darstellung in THE WOLF OF WALL STREET, doch für uns bleibt es
tatsächlich und auch außerhalb der harschen Drehbedingungen die
beste Leistung des Jahres.
© Twentieth Century Fox |
Beste Hauptdarstellerin
Wird gewinnen: Brie Larson
Soll gewinnen: Brie Larson
Ein bisschen landen wir hier wieder in
der Kritik, der DiCaprio sich ausgesetzt sieht. So hat Brie Larson sich
vor den Dreharbeiten zu RAUM sechs Monate nicht der Sonne ausgesetzt,
um einen entsprechend blassen Teint für den Film zu haben.
Auch Larson geht als klare Favoritin
ins Rennen. Wie DiCaprio hat sie bisher alle großen Preise
abgeräumt: SAG-Awards, Golden Globe, BAFTA, und unzählige andere.
Auch hier ist die Konkurrenz eher
schwächelnd. Jennifer Lawrence als Mop-Erfinderin in JOY wurde wohl
nur aus Gewohnheit nominiert, Cate Blanchett in CAROL vielleicht
ebenso. Saoirse Ronan liefert in BROOKLYN eine wunderbare Darstellung
ab, bleibt aber hinter den beiden Favoritinnen zurück.
Denn neben Brie Larson konnte nur noch Charlotte Rampling wirklich überzeugen. Der Altstar ist ebenfalls längst überfällig für einen Oscar, und dies ist ihre erste Nominierung. Sie könnte als Überraschungssiegerin aus dem Rennen gehen, und hätte den Preis ganz klar verdient.
© Universal Pictures Germany GmbH |
Denn neben Brie Larson konnte nur noch Charlotte Rampling wirklich überzeugen. Der Altstar ist ebenfalls längst überfällig für einen Oscar, und dies ist ihre erste Nominierung. Sie könnte als Überraschungssiegerin aus dem Rennen gehen, und hätte den Preis ganz klar verdient.
Dennoch hat uns Brie Larson in RAUM
einfach noch mehr begeistert. Die Figur muss unglaublich schwer zu
spielen gewesen sein, was auch deutlich wird, wenn Larson erklärt,
wie viel Mühe und Leid ihr die Vorbereitung eingebracht hat, und das
Ergebnis ist einfach herzzerreißend. Für uns die klare Favoritin,
die für ein echtes Meisterwerk den Oscar verdient hat.
Bester Nebendarsteller
Wird gewinnen: Sylvester Stallone
Soll gewinnen: Sylvester Stallone
Der erste Skandal dieser Kategorie ist,
dass Jacob Tremblay nicht einmal nominiert ist. Für uns war die
schauspielerische Leistung des mittlerweile Zehnjährigen in RAUM
nämlich die eigentlich beste des Jahres, und der junge Tremblay
konnte auch bereits eine Menge Nominierungen und Preise dafür
abräumen.
Aber er ist nun einmal nicht dabei,
also müssen wir mit dem leben, was wir haben, und da gibt es für
uns dieses Jahr kein Vorbeikommen an Sylvester Stallone.
Auch wenn es viel Kritik gibt, er
spiele seit vierzig Jahren dieselbe Rolle, ändert das nichts daran,
dass er sie in CREED einfach dermaßen sensationell gut spielt, dass
es uns ebenfalls das Herz zerrissen hat. Rocky Balboa bleibt
Stallones Paraderolle. Für viele junge Filmfans mag die Vorstellung,
dass Stallone einen Oscar verdient, absurd sein, doch schon für
seinen Durchbruch, ROCKY von 1977, war er zwei Mal nominiert. Trotz
all des Mülls, den er in der Zwischenzeit abgeliefert hat, der immer
wieder auch von wenigen Highlights gesprenkelt wurde (etwa COPLAND)
beweist er in weiten Abständen immer wieder, dass irgendwo in diesem
Action-Altstar ein irre guter Schauspieler steckt. Zumindest, wenn es
um den Italian Stallion geht.
© Warner Bros. Pictures |
Es ist zwar ironisch, dass der einzige
Weiße in einem schwarzen Film wie CREED Chancen auf einen Oscar hat,
doch tatsächlich fanden wir die restlichen Leistungen im Film nicht
überragend.
Viel Konkurrenz hat Stallone ebenfalls
nicht. Christian Bale ist toll in THE BIG SHORT, reicht aber an
Stallones Leistung nicht ran. Ein kleiner Überraschungssieg wäre
bei Mark Rylance möglich, der für seine Rolle in BRIDGE OF SPIES
bereits etliche Preise gewonnen hat. Mark Ruffalo und Tom Hardy sehen
wir trotz guter Leistungen leider viel zu weit außen auf dem
Gelände, um wirklich etwas zu bewegen.
Beste Nebendarstellerin
Wird gewinnen: Alicia Vikander oder
Kate Winslet
Soll gewinnen: Jennifer Jason Leigh
Eine weitere spannende Kategorie. Top
Favoritin ist Alicia Vikander für ihr sensationelles Spiel in THE
DANISH GIRL, und Himmel, wir sind voll dafür! Für uns war das mit
Abstand die beste Leistung, die wir dieses Jahr gesehen haben, und
bei allen Schwächen, die THE DANISH GIRL hatte, hat Vikander ihn nahezu im
Alleingang zu unserem Top-Film 2015 gemacht. Schon direkt nach dem
Kinobesuch im Oktober hatten wir den Wunsch, dass Vikander doch dafür bitte den
Oscar mitnehmen soll, und so freut es uns, dass sie aktuell als
Favoritin ins Rennen geht.
Für sie spricht auch, dass sie letztes Jahr viel Staub in Hollywood aufgewirbelt hat, mit gleich mehreren guten Rollen (etwa in EX_MACHINA), und dass ihre Rolle im Grunde die Hauptrolle war, und mit Abstand die bewegendste des ganzen Kinojahres. Die Academy wird vermutlich all das belohnen wollen, zumal es voraussichtlich der einzige Oscar für THE DANISH GIRL bleiben wird.
Kleines statistisches Funfact: Vikander konnte den Critics Choice Award und den SAG-Award für ihre Rolle einstreichen. Bis auf eine Ausnahme (Kathy Bates in MIT ALLER MACHT) hat bisher jede Schauspielerin, die diese beiden Preise bekam, auch den Oscar mitgenommen.
Kate Winslet gilt jedoch als beinahe
ebenbürtige Mitfavoritin. Verständlich, immerhin konnte sie für
ihre Rolle in STEVE JOBS den BAFTA und den Golden Globe einheimsen.
Auch sie liefert eine sagenhafte Show in STEVE JOBS ab, und hat es
dabei deutlich schwerer, sich durchzusetzen. Mit 40 Jahren ist sie
zudem beinahe die „alte Dame“ in dieser Kategorie, was ihr unter
Umständen ebenfalls einen kleinen Sympathiebonus zutragen kann.
Für sie spricht auch, dass sie letztes Jahr viel Staub in Hollywood aufgewirbelt hat, mit gleich mehreren guten Rollen (etwa in EX_MACHINA), und dass ihre Rolle im Grunde die Hauptrolle war, und mit Abstand die bewegendste des ganzen Kinojahres. Die Academy wird vermutlich all das belohnen wollen, zumal es voraussichtlich der einzige Oscar für THE DANISH GIRL bleiben wird.
Kleines statistisches Funfact: Vikander konnte den Critics Choice Award und den SAG-Award für ihre Rolle einstreichen. Bis auf eine Ausnahme (Kathy Bates in MIT ALLER MACHT) hat bisher jede Schauspielerin, die diese beiden Preise bekam, auch den Oscar mitgenommen.
© Universal Pictures |
Die restlichen Nominierten haben kaum
Chancen: Rooney Mara bleibt in CAROL zu blass und Rachel McAdams konnte
mit SPOTLIGHT der Award Season nicht ihren Stempel aufdrücken.
Für uns ein kleiner Wunschkandidat ist
Jennifer Jason Leigh. Zum einen liefert sie eine hervorragende
Leistung in THE HATEFUL EIGHT ab, die uns erst beim zweiten Mal
richtig ins Auge fiel, weil der Film sie in den Hintergrund stellt, zum anderen ist sie ebenfalls längst
überfällig für den Preis. Ihre Verdienste als
Charakterdarstellerin sind nicht zu zählen, und wir würden ihr den
Oscar von Herzen wünschen. Die Chancen stehen dieses Jahr jedoch
denkbar schlecht.
Bester abendfüllender Dokumentarfilm
Wird gewinnen: AMY
Soll gewinnen: AMY oder WHAT HAPPENED, MISS SIMONE?
Soll gewinnen: AMY oder WHAT HAPPENED, MISS SIMONE?
Eine sagenhaft starke Kategorie. Neben der Regie vielleicht die stärkste des Jahres. Jeder
Film auf der Liste hätte den Preis verdient. Erneut eine Kategorie,
die keine Verlierer kennt, und bei der wir mit jedem Gewinner leben
können.
WINTER ON FIRE: UKRAINE'S FIGHT FOR
FREEDOM hat es vermutlich noch am schwersten, und auch THE LOOK OF
SILENCE scheint uns zu sperrig zu sein. CARTEL LAND liefert einen
packenden Einblick in ein sehr amerikanisches Thema, das die Academy
möglicherweise noch begeistern könnte.
Doch spätestens seit 2013 TWENTY FEET
FROM STARDOM den Topfavoriten THE ACT OF KILLING ausstechen konnte
ist klar: Musikdokus sind und bleiben der Renner bei den Oscars und
räumen fast immer ab. Und dieses Jahr gibt es gleich zwei davon.
AMY hat dabei die Nase vorn: Ein junges, talentiertes Mädchen, das sich zu Tode drogt. Verschwendetes Talent ist etwas, das die Academy schnell begeistert. Noch dazu eine Engländerin, so dass es nicht vor der eigenen Haustür geschehen ist.
Ein Sieg für WHAT HAPPENED, MISS
SIMONE? würde da mehr Eigenkritik zeigen, denn in dem Porträt der
Sängerin und Bürgerrechtlerin kommen die USA nicht gut weg.
Alles in allem ist die Situation ein wenig bedauerlich –
vier Dokus, die sich mit Themen beschäftigen, die ein ganzes Land
veränderten, und am Ende gewinnt die etwas überlange Geschichte
einer Sängerin, die die Finger nicht von den Drogen lassen
konnte.
Spannende Kategorie, aber ein wenig nachdenklich lässt sie uns zurück.
Spannende Kategorie, aber ein wenig nachdenklich lässt sie uns zurück.
Bester Animationsfilm
Wird gewinnen: ALLES STEHT KOPF
Soll gewinnen: ALLES STEHT KOPF
Soll gewinnen: ALLES STEHT KOPF
Die sicherste Kategorie des ganzen
Abends! Erst ein einziges Mal hat ein Stop-Motion Film gewonnen, und
noch nie ein nicht-englischsprachiger Animationsfilm, und erst ein
einziges Mal ging Pixar bei einer Nominierung leer aus. Mittlerweile
sitzt so gut wie jeder Pixar-Mitarbeiter in der Academy. Zudem haben
Pixar dieses Jahr den besten Film ihrer Karriere vorgelegt.
Quelle: Blu Ray "Alles steht Kopf" © Walt Disney Home Entertainment |
Der ebenfalls hervorragende ANOMALISA
läuft als kleiner Geheim- oder Wunschfavorit, hat aber maximal
Außenseiterchancen.
Für uns geht das aber auch in Ordnung,
denn ALLES STEHT KOPF ist und bleibt generell ein Meisterwerk und einer der besten Filme
des Jahres, der selbst in der Königsdisziplin eine Nominierung
verdient gehabt hätte. Jedenfalls noch eher als THE MARTIAN.
Bester ausländischer Film
Wird gewinnen: SON OF SAUL, evtl.
MUSTANG
Soll gewinnen: ???
Schande über uns, wir haben bisher
keinen einzigen der hier nominierten Filme gesehen, von daher geben
wir keinen persönlichen Liebling an. SON OF SAUL geht als Topfavorit ins Rennen,
und hat gefühlt bisher alles abgeräumt, was es abzuräumen gab.
Auf den letzten Metern wurde das
ungarische KZ-Drama allerdings von einem französischen Jugendfilm eingeholt.
MUSTANG (hier gerade am Donnerstag angelaufen) hat zuletzt jede Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen und
könnte den Favoriten unter Umständen auf der Zielgeraden noch
überholen.
Beste Kamera
Wird gewinnen: THE REVENANT
Soll gewinnen: THE HATEFUL EIGHT
Eine weitere Kategorie mit
Sensationspotential. Sollte Favorit Emanuel Lubezki tatsächlich den Preis
einheimsen, wäre er der erste Kameramann, der drei Jahre in Folge
den Oscar mitnimmt, zuletzt für GRAVITY und BIRDMAN. Seine
Kameraarbeit in THE REVENANT ist makellos und grandios und wird ihm vermutlich
den Preis bescheren. Doch genau aus diesem Grunde sind wir ein wenig
dagegen.
An Lubezkis Brillanz haben wir uns mittlerweile irgendwie gewöhnt, und so großartig seine Plansequenzen auch sind, sehen wir wenig Weiterentwicklung darin.
An Lubezkis Brillanz haben wir uns mittlerweile irgendwie gewöhnt, und so großartig seine Plansequenzen auch sind, sehen wir wenig Weiterentwicklung darin.
© Universum Film GmbH & Co. KG |
Für uns hat damit Robert Richardson in
THE HATEFUL EIGHT die beste Leistung des Jahres erbracht. Immerhin
hat er ein seit fünfzig Jahren totes Kamerasystem wieder zum Leben
erweckt und unter denkbar ungünstigen Bedingungen eingesetzt. Noch
dazu hat er in Tarantinos Rachewestern wirklich tolle Bilder
gezaubert. Für uns der klare Favorit dieses Jahr. Wir sind gespannt,
ob die Academy das am Ende ebenso sieht.
Die restlichen Kandidaten, CAROL, MAD
MAX: FURY ROAD und SICARIO haben zwar solide bis großartige Arbeit geleistet, und Roger Deakins ist ebenfalls längst überfällig, doch sie alle
konnten im Vergleich zu ihren zwei exzentrischen Kollegen
keine klare Duftmarke setzen.
Bester Filmschnitt
Wird gewinnen: THE BIG SHORT
Soll gewinnen: MAD MAX: FURY ROAD
Hier gibt es ein spannendes Kopf an
Kopf Rennen. Beide Filme leisten Enormes im Schnitt, THE BIG SHORT
fällt dabei noch stärker auf, weil der Film durch die Art des Schnitts
immer wieder in die Form des Erzählens eingreift, weshalb er als
Topfavorit gilt.
Leider haben wir einige üble
Anschlussfehler ausgemacht, weshalb wir den zwar etwas simpleren,
aber eben auch saubereren Schnitt in MAD MAX: FURY ROAD vorziehen.
Bestes Make Up and Hairstyling
Wird gewinnen: THE REVENANT
Soll gewinnen: THE REVENANT
Die Kategorie ist mit 3 Nominierten ein
bisschen kleiner, und niemand spricht wirklich über DER
HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND.
MAD MAX: FURY ROAD liefert tolle Masken, doch uns haben die Wunden, die wilden Frisuren, und das „Eis im Bart“ in THE REVENANT deutlich stärker leiden lassen. Fünf Stunden saß DiCaprio täglich in der Maske, und man sieht es auch. Hier wurde sagenhafte Arbeit geleistet, die für uns den Oscar mehr als verdient hat. Die Chancen stehen aber Fifty/Fifty.
MAD MAX: FURY ROAD liefert tolle Masken, doch uns haben die Wunden, die wilden Frisuren, und das „Eis im Bart“ in THE REVENANT deutlich stärker leiden lassen. Fünf Stunden saß DiCaprio täglich in der Maske, und man sieht es auch. Hier wurde sagenhafte Arbeit geleistet, die für uns den Oscar mehr als verdient hat. Die Chancen stehen aber Fifty/Fifty.
Beste Ausstattung
Wird gewinnen: MAD MAX: FURY ROAD
Soll gewinnen: BRIDGE OF SPIES
Sehr schwere Kategorie. Alle
Nominierten waren herausragend. Uns gefiel BRIDGE OF SPIES hier noch
am besten, weil die Ausstattung der Hauptgrund dafür war, dass man in den Film
hineingezogen wurde. Die Academy wird aber am Ende die fantasievollen
Autokreationen aus MAD MAX: FURY ROAD ehren, und auch damit können
wir leben.
Beste Filmmusik
Wird gewinnen: Ennio Morricone
Soll gewinnen: Ennio Morricone
Eine sehr frustierende Kategorie. Ennio
Morricone hat bislang noch keinen Oscar gewonnen und wird wohl so
schnell auch keine Chance mehr bekommen. Damit gilt er als
Topfavorit. Die Academy wird ihn ziemlich sicher auszeichnen, und
Himmel, es wird auch Zeit, deshalb stehen wir voll dahinter.
Frustrierend ist es dennoch, denn ehrlich gesagt: Morricones Soundtrack zu THE HATEFUL EIGHT ist leider ziemlich blass und repetitiv, und beileibe nicht sein bester. Ein typischer Fall von „Richtiger Gewinner, falscher Film“.
Jóhann Jóhannsons Soundtrack von SICARIO war für uns das einzig Gute an dem Film und hätte den Preis vermutlich deutlich mehr verdient. Hier könnte es eine Überraschung geben, und auch John Williams werden geringe Chancen eingeräumt, wir halten die Sache mit Morricone aber für sicher.
© Universum Film GmbH & Co. KG |
Frustrierend ist es dennoch, denn ehrlich gesagt: Morricones Soundtrack zu THE HATEFUL EIGHT ist leider ziemlich blass und repetitiv, und beileibe nicht sein bester. Ein typischer Fall von „Richtiger Gewinner, falscher Film“.
Jóhann Jóhannsons Soundtrack von SICARIO war für uns das einzig Gute an dem Film und hätte den Preis vermutlich deutlich mehr verdient. Hier könnte es eine Überraschung geben, und auch John Williams werden geringe Chancen eingeräumt, wir halten die Sache mit Morricone aber für sicher.
Bestes Sound Editing
Wird gewinnen: MAD MAX: FURY ROAD
Soll gewinnen: MAD MAX: FURY ROAD
MAD MAX: FURY ROAD gilt hier als
Topfavorit, und irgendwie zu Recht. Der Sound ist Bombe. Ebenfalls Chancen hat
STAR WARS – DAS ERWACHEN DER MACHT, einfach, weil Science Fiction
Filme immer beim Sound abräumen.
Bestes Sound Mixing
Wird gewinnen: STAR WARS – DAS
ERWACHEN DER MACHT
Soll gewinnen: STAR WARS – DAS
ERWACHEN DER MACHT
Hier pokern wir ein bisschen. Da MAD
MAX: FURY ROAD und STAR WARS – DAS ERWACHEN DER MACHT relativ
gleichauf liegen, könnte die Academy diese beiden ohnehin eng
verwandten Preise auf beide Filme aufteilen.
Wir sind aber nicht zu stolz um
zuzugeben, dass wir an dieser Stelle zum großen Teil raten.
Übrigens: In beiden Kategorien könnte
THE REVENANT den zwei Favoriten die Show stehlen!
Beste visuelle Effekte
Wird gewinnen: STAR WARS – DAS
ERWACHEN DER MACHT
Soll gewinnen: THE REVENANT
Eine weitere, sehr schwere Kategorie.
Insgeheim gilt MAD MAX: FURY ROAD als Favorit, obwohl dieser so gut
wie keine Spezialeffekte besitzt, und wenn, dann nicht besonders
gute. Wir sind der Ansicht, dass in dieser Kategorie nicht das beste
Stuntwork ausgezeichnet werden sollte, auch wenn es am Ende vielleicht so kommt.
STAR WARS – DAS ERWACHEN DER MACHT
hat hier vor allem dadurch gute Chancen, dass er der einzige
bunte Sci-Fi-Streifen ist, und weil es der wertvollste Award ist, für den
er nominiert ist. Die Academy wird hier also vermutlich versuchen,
den Film damit zu ehren, zumal STAR WARS hier auch traditionell gewinnt.
© Twentieth Century Fox |
Für uns gehört der Preis aber
eindeutig THE REVENANT. Nicht nur sind sämtliche Spezialeffekte
aller anderen Filme eher Standard als überragend, vor allem sind sie nicht so packend eingebaut wie in THE REVENANT. Außerdem sind sie in
THE REVENANT oftmals unsichtbar, was gute Effekte für uns auszeichnet. THE REVENANT hat zu Recht bereits bei den Special Effects Awards ordentlich abgeräumt. Die
Bärenszene allein hätte den Preis verdient.
Nein, wir bleiben dabei: THE REVENANT soll diesen Award bekommen, doch alle drei Filme liegen so dicht gleichauf, dass unser Gewinnertipp am Ende eher ein Bauchgefühl ist.
Nein, wir bleiben dabei: THE REVENANT soll diesen Award bekommen, doch alle drei Filme liegen so dicht gleichauf, dass unser Gewinnertipp am Ende eher ein Bauchgefühl ist.
Bestes Kostümdesign
Wird gewinnen: MAD MAX: FURY ROAD
Soll gewinnen: THE REVENANT
Meist gewinnen hier mittlerweile historische, klassische Filme,
doch MAD MAX: FURY ROAD und THE REVENANT stechen dieses Jahr einfach zu deutlich
hervor. Vermutlich sind die Kostüme in MAD MAX: FURY ROAD
einfach schriller, so dass sie die Nase vorn haben. Uns haben sie
auch gefallen, die düsteren, dreckigen Pelzklamotten in THE REVENANT
haben uns allerdings schlicht und ergreifend noch eine Spur besser gefallen.
Bestes Originaldrehbuch
Wird gewinnen: SPOTLIGHT
Soll gewinnen: ALLES STEHT KOPF
Ebenfalls eine enorm starke Kategorie,
bei der STRAIGHT OUTTA COMPTON als Überraschungssieger hervorgehen
könnte, doch die besten Chancen hat SPOTLIGHT, der bislang jeden
Preis in dieser Kategorie abgeräumt hat. Außerdem wäre das die
Chance, Tom McCarthy dafür zu entschädigen, dass er nicht die
beste Regie erhält.
Für uns das beste Drehbuch des Jahres
war allerdings ALLES STEHT KOPF. Es war clever, frisch, originell und
schafft es, ein unvorstellbar komplexes Thema humorvoll und
herzerwärmend in einen bunten, cleveren Trickfilm umzusetzen.
Ähnliches gilt für EX_MACHINA, aber ALLES STEHT KOPF hat uns
einfach mehr Freude bereitet und den Oscar daher unserer Meinung nach mehr als verdient.
Bestes adaptiertes Drehbuch
Wird gewinnen: THE BIG SHORT
Soll gewinnen: THE BIG SHORT oder RAUM
Auch hier gilt, dass die Academy
eventuell Lenny Abrahamson oder Adam McKay ein Trostpflaster für den
nicht gegebenen Regieoscar zusprechen könnte.
Tatsache ist aber, dass THE BIG SHORT
die beste Buchadaption seit – immer ist. Ein Sachbuch derartig
frisch, originell, spritzig und grandios umzusetzen, daran darf die
Academy nicht vorbeigehen, das muss einfach mit dem Oscar bedacht
werden. Es gab dieses Jahr keine bessere Buchadaption.
Ein wenig wünschen würden wir den
Oscar allerdings auch RAUM, der ein bezauberndes Drehbuch geschaffen
hat, voll schöner Ideen und Figuren, und die Konstellationen des
Romans zwar dezent umgestaltet, aber dabei durchaus aufgewertet hat.
Für uns ebenfalls eine herausragende Leistung, und sollte THE BIG
SHORT wirklich leer ausgehen, darf der Preis nur an RAUM gehen.
©Paramount Pictures |
Falls ihr Favoriten habt, teilt sie
gerne mit uns. Ansonsten wünschen wir euch viel Spaß und Vergnügen
beim Mitraten und den 88. Academy Awards.Wir hoffen, dass es so spannend wird, wie wir glauben. Am Montag sind wir klüger.
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