06.06.18

Augen der Angst (GB 1960) – Voyeurismus bis an die Schmerzgrenze

„Mike rechnete mit den Kontroversen, die der Film auslösen würde. Besonders beim Publikum. Doch erhoffte er sich mehr Wohlwollen auf Seiten der Kritiker. Als diese ihn ebenso beschimpften und verunglimpften, hat ihn das sehr mitgenommen. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hat. Was mich am meisten traf, war nicht die Kritik an seinem Film oder seine Enttäuschung darüber. Es war die Verbitterung, die ihn bis zu seinem Tod nicht mehr freigab und sein künstlerisches Schaffen maßgeblich beeinflusste.“
– Thelma Schoonmaker, Mike Powells Ehefrau und langjährige Cutterin Martin Scorseses anlässlich eines Interviews zum 50. Jubiläum des Films.
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Biancas Blick:

AUGEN DER ANGST gilt heute als ein Meisterwerk der Kinogeschichte. Nicht nur wegen der Kontroversen, die er bei seinem Erscheinen auslöst, sondern besonders durch die Thematik und Kompromisslosigkeit, mit der Regisseur Mike Powell die Geschichte und ihre Bilder inszeniert.
Liest man die Synopsis der zugrundeliegenden Handlung, scheint es sich um einen eher mittelmäßigen Psychothriller zu handeln, der mit altbekannten Themen seiner Zeit spielt.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht der unscheinbare Kameramann Mark Lewis, der in London einem scheinbar geordneten Leben nachgeht.
Nachts jedoch sucht er die Bekanntschaft von Prostituierten und Darstellerinnen pornografischer Filme, die er während seiner Engagements tagsüber kennenlernt, und ermordet sie auf grausame Art: Er ersticht sie mit einem zur Stichwaffe umgearbeiteten Stativ, während er die vor Angst entsetzten Gesichter mit der am Stativ befestigten Kamera einfängt. Marks Umfeld hegt keinen Zweifel an seiner Integrität, und so kann er sein Tun unbehelligt fortsetzen. Erst Helen, die Tochter seiner Vermieterin, schafft es, Gefühle in Mark zu wecken und bringt Verständnis für den einsiedlerisch lebenden Mann auf. Er öffnet sich ihr und erzählt von seinem Vater, der ihn für Forschungszwecke missbrauchte: Als psychiatrischer Wissenschaftler versuchte er einst, seinen Sohn in Angst und Schrecken zu versetzen, um die Reaktion in Bild und Ton festzuhalten. Helen ist entsetzt und abgestoßen. Mark, der innerliche Qualen leidet, und plötzlich erkennt, dass er enttarnt und in die Ecke gedrängt ist, sucht letztendlich den Freitod mit dem eigenen Stativ, um den Kreislauf seiner Angst zu beenden.
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Die thrillerhafte Thematik wirkt jedoch nur auf dem ersten Blick linear und konservativ. Denn Mike Powell geht einen Schritt weiter und thematisiert eine Obsession, die Sex und Gewalt auf seinerzeit neuartige Weise miteinander verknüpft, und macht den Zuschauer des Films zum beteiligten Voyer und Zeugen der Morde.
AUGEN DER ANGST, der erste bekannte Film, der die Herstellung eines „Snuff“-Filmes thematisiert (als „Snuff-Film“ bezeichnet man die filmische Aufzeichnung eines Mordes, der zur Unterhaltung des Zuschauers begangen wird), löst bei seinem Erscheinen eine kontrovers geführte Debatte aus. Die Kritiker sind entsetzt, das Publikum abgestoßen. Bei seiner Premiere wird der Film unter die „25 gefährlichsten Filme“ gewählt. Vielerorts wird er aus den Kinos zurückgezogen oder gar nicht erst gezeigt. Der Katholische Filmdienst urteilt sogar: „Krankhaft, abwegig und peinlich geschmacklos“.

Die Karrieren von Regisseur Mike Powell und Hauptdarsteller Karlheinz Böhm erleiden enorme Schäden, besonders Powell findet lange Zeit keine Geldgeber mehr für seine Produktionen.
Böhm, der mit AUGEN DER ANGST nach seiner idealisierten und realitätsfernen Rolle als Kaiser Franz Josef in der SISSI-Trilogie einen Imagewechsel vollziehen wollte, setzt erst 14 Jahre später wieder ein darstellerisches Glanzlicht in Rainer Werner Fassbinders brillantem Psychothriller MARTHA.
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Dabei wiegt auch schwer, dass Mike Powell sich bei der Besetzung des Mark Lewis mit Böhm gegen den Willen des Studios stellt, das Laurence Harvey oder Dirk Bogarde in der Rolle sieht. Doch Karlheinz Böhm, schüchtern, ruhig und sanft im Aussehen, passt für Powell perfekt in die Rolle des Mörders.

Martin Scorsese und sein Vorbild

Martin Scorsese ist seit seiner Kindheit ein Bewunderer Mike Powells. Mit acht Jahren sieht er das erste Mal dessen Film DIE ROTEN SCHUHE und ist begeistert. Was ihm damals noch nicht klar ist, ihm aber im Laufe seiner Karriere immer deutlicher wird, ist die Düsternis, in die Powell seine Werke kleidet. Die psychologischen Ebenen, das Spiel mit Farben. Getarnt als Märchen, ist DIE ROTEN SCHUHE ein psychologisches Drama, das sich auf mehreren Ebenen ansiedelt. Damit beeinflusst Powell Scorseses Werk bis heute. 2009 bringt Scorsese DIE ROTEN SCHUHE restauriert zu den Filmfestspielen nach Cannes und bekräftigt vielerorts seine tiefe Verbundenheit Powell gegenüber.

1979 verhilft Martin Scorsese AUGEN DER ANGST zur verdienten Rehabilitation: Er erwirbt eine Kopie und zeigt ihn auf dem New York Film Festival. Der Film wird begeistert aufgenommen und ab diesem Moment in verschiedenen Arthouse-Kinos gezeigt.
Durch den Erfolg wird auch ein Produzent und Freund Martin Scorseses auf den Film aufmerksam: Freddy Weintraub fasst den Entschluss, den britischen Streifen neu zu verfilmen, der das New Yorker Publikum so begeistert. Er nimmt sofort Kontakt mit Scorsese auf, damit dieser ihm den ominösen Indie-Erfolg einmal vorführt. Gemeinsam gehen die beiden in ein Lokalkino, das AUGEN DER ANGST zeigt. Doch nach der Vorstellung verwirft Weintraub seinen Plan mit den Worten: „Das kann man nicht besser machen!“
Das der Film bei seiner Veröffentlichung so abgelehnt wird, bedauert Scorsese bis heute. Er vermutet, dass das Publikum damals noch nicht bereit war, für solch einen realistischen Stoff und Perspektivwechsel. Der Film wecke Gefühle, die den Zuschauern Unwohlsein bereiteten, zum Beispiel, dass man von Mark Lewis und seiner Lebensgeschichte berührt wird. Obwohl Mark ein psychopathischer Serienmörder ist, fühlt man mit ihm, hat Mitleid. Undenkbar für die damalige Zeit! Wohl einer der Hauptgründe, dass das Publikum und Kritiker gleichermaßen geschockt und abgestoßen sind.

Scorsese betont, dass Powell seiner Zeit weit voraus war. „Heutzutage leben wir in einer Welt, in der wir überall gefilmt werden. Auf jede Straße ist eine Kamera gerichtet. Und wir nehmen es als normal hin. Wir werden jederzeit und überall beobachtet. Wir sind Voyeure unserer Zeit geworden. Doch vor 50 Jahren war das noch undenkbar und abstoßend.“

Brot und Spiele

AUGEN DER ANGST avanciert schließlich zu einem internationalen Klassiker des modernen Horrorfilms.
Um zu verstehen, weshalb der heute als Meisterwerk gefeierte Film damals so abgestraft und verdammt wurde, lohnt sich ein Blick in die Entstehungszeit und auf die Themen des Films genauer anzuschauen.

Das Britische Kino der 50er Jahre („Doldrums era“ = Flaute-Jahre) besticht mit lockeren Komödien, die national und international sehr erfolgreich laufen. Genannt seien hier die inzwischen 30-teilige CARRY-ON-Reihe, die 1958 ihren erfolgreichen Einstand gibt und erst 1992 ihr vorläufiges Ende findet oder auch die 7-teilige DOKTOR-Kinofilmreihe mit Dirk Bogarde.
Alec Guiness und Margaret Rutherford sind die damaligen Stars unter den Komödiendarstellern.
Locker-leichte Unterhaltung lautet die künstlerisch rückschrittige Antwort auf die stetig sinkenden Zuschauerzahlen des Kinos, die der Siegeszug des Fernsehens mit sich bringt.
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Ende der 50er Jahre erweitert sich das Angebot, das Zuschauer zurück in die Kinosäle locken soll: Die Hammer-Studios beginnen, statt ihrer bisherigen Spionage-Thriller nun Horrorfilme zu produzieren und werden damit zur größten Konkurrenz der allgegenwärtigen Komödien. FRANKENSTEINS FLUCH, YETI, DER SCHNEEMENSCH, DRACULA und FRANKENSTEINS RACHE stellen einige der umsatzstärksten Vertreter der Hammer-Studios dar.
Allen gemeinsam ist: Sie sind blutig, sie sind gruselig, fernab jeglicher Realität, ihre Protagonisten entspringen der Fantasy-Literatur und sie sind äußerst lukrativ an der Kinokasse.

Falsch verstandener Horror


In diesen Horrorfilm-Trend fällt AUGEN DER ANGST, der kein Film des Hammer-Studios ist, sondern zeitgleich mit den Horrorfilmen DAS SCHWARZE MUSEUM und DER ROTE SCHATTEN der Produktionsfirma Anglo Amalamated ins Kino gebracht wird, und als dritter Teil der "Sadian Trilogy“ gilt.

Wie die beiden Vorgänger, die sehr erfolgreich in den englischen Kinos laufen, gehört auch AUGEN DER ANGST zu dieser Reihe kleiner, schmutziger und sadistischer Filme und fährt im Fahrwasser der trendigen „Horror“-Filme, ohne selbst einer zu sein.
Der Trailer von AUGEN DER ANGST spielt bewusst mit Elementen des bereits vorhandenen Horrors, wie dunkle Schatten, Schreie, angstverzerrte Gesichter; er nennt Wörter wie „Killer“ und „Monster“ und zeigt einen „Carl Boehm“, der verrückt und verstörend wirkt und unschuldige Menschen tötet. „If you see him first – run for your life“, lautet die Devise.
Die Zuschauer jener Jahre erwarten einen Horrorfilm in Hammer-Tradition, bzw. in der Art von DAS SCHWARZE MUSEUM und DER ROTE SCHATTEN. Aber sie bekommen etwas ganz anderes!
AUGEN DER ANGST ist ein Psychothriller, der den Zuschauer zum Voyeur werden lässt (so wie Mark Lewis einer ist), ja, ihn regelrecht dazu degradiert. Hinzu kommt, dass die Geschichte keine Fantasywesen beschäftigt, sondern im Realismus fußt, also jederzeit und überall im Land geschehen könnte. Im Zentrum stehen Themen wie Voyeurismus (Skopophilie), Faszination des Todes, Hingabe an das Morbide, Wahnsinn, Seelenqual, Missbrauch und Prostitution.

Voyeurismus und Komplizenschaft


Regisseur Mike Powell gelingt etwas Außergewöhnliches, etwas, das zuvor erst einem Regiekollegen geglückt ist: Alfred Hitchcock. Beide Künstler zeigen in ihren Werken Menschen, die unaussprechliche Dinge tun, und machen den Zuschauer dabei zu einem Voyeur, einem heimlichen Komplizen, einem Gefährten des Mörders, der hofft, dass dieser für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen wird.
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Hitchcock beginnt mit dieser Prämisse bereits in DAS FENSTER ZUM HOF. James Stewart, durch ein gebrochenes Bein seiner Beweglichkeit beraubt, beginnt seine Nachbarn mit einem Fernglas zu beobachten. Er taucht dabei immer tiefer in die Abgründe sozialer Verflechtungen ab und wird auf diese Weise Zeuge eines grausamen Mordes. Hitchcocks filmische Entwicklung gipfelt in PSYCHO, der inhaltlich und strukturell dem direkten Vergleich mit AUGEN DER ANGST standhalten kann, und nur drei Monate nach AUGEN DER ANGST in den Kinos startet.

Unmittelbare Nähe


Hitchcock und Powell laden den Zuschauer ein, begierig zuzuschauen, wie der Mörder seine Opfer tötet. Das Publikum wohnt entsetzt, aber fasziniert, dem Geschehen bei, sitzt sicher im Kinosessel. Es wird zum Voyeur ohne – zumindest bei Hitchcock – dies zu bemerken und sich dessen schuldig oder angeklagt zu fühlen. Denn Hitchcocks Mörder in PSYCHO, Norman Bates, ist abstoßend, aber auch anziehend. Hitchcock bewahrt in PSYCHO den räumlichen Abstand, die Wand zum Kinopublikum wird nie durchbrochen.

Powell geht in seinem Film AUGEN DER ANGST konsequent einige Schritte weiter, als Hitchcock es getan hat: Der Zuschauer bleibt durchgängig beim Mörder, weicht ihm nicht von der Seite, das Publikum wird regelrecht eingesogen in den Strudel von Qual, Pein und Mord, kann nicht durchatmen, findet keine Ruhe. Es weiß von Beginn an, wer der Mörder ist, und ist dazu verdammt, ihm Schritt für Schritt zu folgen, das Geschehen zu erahnen und nichts tun zu können. Außer zuschauen.
Filmisch ist das brillant umgesetzt.
Powell wechselt gleich zu Beginn des Films in die „Ego-Perspektive“, das heißt, der Zuschauer wohnt dem ersten Mord an einer Prostituierten unmittelbar durch die Augen des Mörders bei, da dieser ihn durch seine Kamera filmt. Diese POV des Mörders ist nie zuvor als filmisches Mittel angewendet worden. Unmittelbar und direkt entfernt Powell die Wand, die der Zuschauer gewohnt ist. Er holt ihn aus der Sicherheit des Kinosessels und lässt ihn zu einer Art Mittäter werden.
Das ist neu und unverblümt.

Von der Sehnsucht des Bösen


Da in Powells Film keinTötungsakt selbst gezeigt wird (die Taten werden lediglich bis direkt vor den tödlichen Stoß begleitet) und kein Tropfen Blut fließt, ertappt sich der Zuschauer dabei, genau das geradezu herbeizusehnen, genau das sehen zu wollen, was nicht gesehen wird. Ein weiteres filmisches Mittel, das über Hitchcock hinausgeht, der die Morde des Normen Bates doch recht explizit zur Schau stellt. Powell führt Hitchcocks Suspense-Taktik hier konsequent weiter. Denn während der Zuschauer bei Hitchcock zum Komplizen wird, indem er hofft, dass Bates beim Verschwindenlassen von Beweisen erfolgreich wird, und dass der Wagen im Sumpf untergehen möge, ist es bei Powell der Gedanke der radikalen Zurschaustellung des Mordes selbst, den der Zuschauer miterleben will.
Wie bereits in DIE ROTEN SCHUHE spielt Powell mit der Farbgebung des Films. Die Farbe rot wird stets mit den Opfern in Verbindung gebracht, sei es durch ein Kleidungsstück oder ein Accessoire, und inszeniert. So fließt zwar kein Tropfen Blut, von Rot durchzogen ist der Film aber dennoch.

Sexuelle Perversion


Powell zeigt in AUGEN DER ANGST die Augen als Spiegelbild von Lust, Begehren und Angst. Augen sind vielfältig in Großaufnahmen zu sehen und zeigen in Perfektion die emotionale Befindlichkeit der Protagonisten. Der Zuschauer blickt dadurch in ein übergroßes Abbild seiner selbst und erfährt die Gefahr, die abstoßende Begehr, den Ekel, aus größtmöglicher Nähe.
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Wie Norman Bates, der sein erstes Opfer durch ein Loch in der Wand beobachtet und dabei genüsslich Erdnüsse isst, möglicherweise als Symbol für orale Befriedigung, wird auch Mark Lewis gezeigt, wie er sich durch das lüsterne Stieren auf den eigens durchgeführten und gefilmten Mord Befriedigung holt. Die Darstellung Powells ist aber insofern radikaler, als dass ein erlebter Orgasmus Mark Lewis' zumindest angedeutet wird, Lewis also tatsächlich sexuelle Befriedigung beim erneuten durchleben der Tat findet. (Mit Sicherheit auch den unterschiedlichen Zensurpraktiken zwischen den USA und England geschuldet, die hitchcock zu deutlich subtileren Bildern zwangen.)

Die zerstörte Kindheit


Gebettet wird das Drama um Mark Lewis, wie auch bei Hitchcocks PSYCHO, in einen wissenschaftlich fundierten Rahmen. Aufgrund erlebter Traumata wird die Psyche des Kindes so verändert, dass es später zum Mörder wird, fast so, als stünde es unter einer fremden Macht.
Bei PSYCHO, der sich an den realen Morden Ed Geins orientiert, ist es der Sohn, der durch die Übermacht der Mutter nach ihremTod ihr Leben, sowie auch ihre moralischen Werte, übernimmt und konsequent auslebt.
In AUGEN DER ANGST ist Mark nach der am eigenen Leib von seinem Vater durchgeführten Angstforschung von selbiger besessen und erregt und versucht, diese Befriedigung wieder und wieder zu durchleben. (Wie Hitchcock in seinen Filmen, hat auch Michael Powell einen Cameo-Auftritt. Er spielt Marks Vater in den alten Filmaufnahmen, die er Helen zeigt.)
Das Vorgehen, die Psychologie zu Rate zu ziehen und als stabiles Fundament zu nutzen, hebt die fiktive Geschichte auf ein vorstellbares Niveau, was auf die Zuschauer der 50er Jahre erschreckend wirkt.

Nacktheit und pornografischer Konsum


Powells AUGEN DER ANGST ist zudem einer der ersten Mainstreamfilme, in denen nackte Brüste zu sehen sind. Dabei werden sie so natürlich gezeigt, wie es für die Branche, in der Mark Lewis als Porno-Fotograf arbeitet angemessen ist. Die Protagonistinnen gehen ungeniert und offenherzig mit ihrer Freizügigkeit um, und auch hier erlebt der eine oder andere Zuschauer den Drang, länger und genauer hinschauen zu wollen. Er ist bei einem Fotoshooting schlüpfriger Bilder anwesend, so als hätte er selbst die Kampagne gebucht.

Zu Beginn des Films wird gezeigt, wie ein Mann in einem Laden „unter der Theke“ Schmuddelhefte kauft. Der Handel sowie der Konsum mit pornografischen Inhalten wird ebenso natürlich und alltäglich eingeführt, wie die Herstellung des Bildmaterials selbst. Wieder fühlt sich der Zuschauer ertappt.
Der Zuschauer wird zu einem Konsument von Qual und Schmerz, Mord und sexueller Befriedigung. Das, was später die cineastische Bearbeitung von „Snuff“-Filmen ausmachen wird, nimmt hier seinen Beginn.
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AUGEN DER ANGST gilt heute zu Recht als britischer Konter auf Hitchcocks PSYCHO, wenngleich beide Filme parallel entstanden. AUGEN DER ANGST ist in seiner Umsetzung noch radikaler als PSYCHO, sowohl inhaltlich, als auch visuell. Im Gegensatz zu PSYCHO, der einer von Hitchcocks finanziell erfolgreichsten Filmen ist, wird AUGEN DER ANGST allerdings von den Leinwänden verbannt. Gescheitert an einem Publikum, das noch nicht so weit ist, Film auch als Spiegel des eigenen Verhaltens sowie der Gesellschaft zu verstehen und anzunehmen.
AUGEN DER ANGST zerstört die Karrieren zweier Künstler, und beide brauchen lange, um sich zu rehabilitieren.
Heute gilt der Psychothriller zu Recht als Meisterwerk und einer der bedeutendsten Vertreter des British Cinema!

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