2018 war ein Jahr, an das wir uns noch lange erinnern werden.
Seit wir 1983 mit DAS DSCHUNGELBUCH unseren ersten Kinobesuch erlebten, gab es kein Kinojahr mehr, das uns weniger Spaß gemacht hätte als dieses. Ja, 2018 war eine cineastische Katastrophe – und eine mit Folgen.
Seit wir 1983 mit DAS DSCHUNGELBUCH unseren ersten Kinobesuch erlebten, gab es kein Kinojahr mehr, das uns weniger Spaß gemacht hätte als dieses. Ja, 2018 war eine cineastische Katastrophe – und eine mit Folgen.
Denn tatsächlich hat uns das Jahr einen nicht unerheblichen Teil unserer Lust an unserem liebsten Hobby gekostet.
Es ist natürlich unfair, dem Kino jetzt die alleinige Schuld zuzuschieben. Ganz so ist es auch nicht. Privat hat sich in unseren kleinen Doppelredaktion eine Menge getan – die eine Hälfte hat ein Studium begonnen und die andere hatte ein außerordentlich geschäftiges Arbeitsjahr. Von vornherein standen die Chancen, unser Hobby „Film“ auf demselben Niveau zu halten wie die letzten Jahre, also unter einem denkbar ungünstigen Stern.Ein Symbolbild über unser Kinojahr 2018: trist war es. Ethan Hawkes Auftritt in FIRST REFORMED war allerdings ein echtes Highlight. © A24 |
Aber die Filmwelt hat auch wenig bis gar nichts getan, um uns die Umstände zu erleichtern.
Nachdem uns Anfang April 3 TAGE IN QUIBERON noch heillos begeistern, und Ende Mai der Slowburner HOSTILES zumindest überzeugen konnte, war damit das Ende der Fahnenstange erreicht. Zwischen Mai und November, als wir mit HALLOWEEN endlich mal wieder Spaß an einem Film hatten, bekamen wir – vielleicht mit Ausnahme des durchaus sehenswerten BLACKKKLANSMAN – keinen einzigen Streifen zu sehen, der uns auch nur irgendwie bemerkenswert erschien. Kein einziger. Das gesamte Blockbusterkino, zumindest der Teil, den wir uns angetan haben, war ein Komplettausfall – was zwar nichts Neues ist, immerhin wird das publikumswirksame Bombastkino seit Jahren immer schlimmer –, sodass wir nur konstatieren können, dass der mehr als mittelmäßige STAR-WARS-Ableger SOLO zu einem schwachen Highlight wurde, und VENOM immerhin versuchte, sich vom allgegenwärtigen MCU-Virus zu befreien.
Es war am Ende dieses Umfeld, dieses Gefühl der Lustlosigkeit, das uns von der Leinwand entgegenschlug, das hauptverantwortlich dafür war, dass wir nicht genügend Muße für einen Blogartikel zusammenkratzen konnten. Am Ende ist die Rechnung recht simpel: Wenn der erfolgreichste und populärste Film des Jahres, INFINITY WAR, so offenkundig mit seiner Bocklosigkeit hausieren geht, dass hier etwa 20 Autoren ganze 10 Minuten darauf verwandt haben, sich eine Handlung zu überlegen und weitere 5 Minuten für so alberne Dialoge wie:
„Was hat es gekostet?“
„Alles.“,
dann fällt es schwer, sich zu motivieren, 5 Stunden oder länger an einem Artikel zu schreiben. Liebes Kino: Wir wollen Spritzigkeit, Elan, Charaktere, die uns mitleiden, mitlachen und mitlieben lassen. Natürlich haben wir nichts dagegen, mal einen peppigen Oneliner und ein paar spritzige Effekte um die Ohren gepfeffert zu bekommen, aber wenn wir über sieben(!) Monate nichts als dämliche Effektschinken mit eindimensionalen Figuren, fehlenden Konflikten und Dialogen, die ausschließlich auf „Haha, witzig!“ zielen, konfrontiert werden, dann ist es kein Wunder, wenn wir unsere eingestaubten Flatrate-Karten fürs Kino schließlich kündigen und lieber Brettspiele spielen.
Denn bei aller Sucht nach bunten Farben und dem nächsten coolen Spruch: Wird das nicht mit dem Gefühl von echter Gefahr unterfüttert, und zwischendrin einmal ein ernsthafter Augenblick eingeführt, dann bleibt es emotional kalt, langweilig und öde. Und im ernst: Empfindet noch irgendjemand im Hollywood-Massenkino der Sequel-Prequel-Universums-Maschinerie echte Sorge um Figuren, die keinerlei Facetten besitzen und ohnehin unsterblich sind?
3 TAGE IN QUIBERON war einer der schönsten Filme des Jahres. Da war unsere Kinowelt auch noch in Ordnung. ©Prokino |
Also ja, das Jahr hat alles getan, um uns zu demotivieren, irgendeinen kreativen Jahresrückblick zu verfassen – oder vielleicht passen wir unsere Kreativität einfach der Kreativität des Kinos an – weswegen wir uns kurz fassen wollen – denn zum Glück war ja nicht alles schlecht!
Unsere Highlights
Tatsächlich begann das Jahr ziemlich gut!
WIND RIVER und 3 BILLBOARDS OUTISDE EBBING, MISSOURI gehörten ebenso wie I, TONYA zu den echten Highlights des ersten Quartals und sind im Grunde Pflicht für jeden Filmfreund, ebenso das etwas schräge aber wunderbare deutsche KLeinod DER HAUPTMANN.
An der Horrorfront gefiel uns A QUIET PLACE mit seiner ungewöhnlichen Prämisse trotz Popcorn-Knirscher hinter uns äußerst gut, und HEREDITARY verlor im Finale zwar jegliche Stimmung, konnte bis dahin aber restlos überzeugen. Und der bereits erwähnte HALLOWEEN erwies sich als eigenständige und dennoch herzerwärmende Hommage an das Original von 1978.
Das Jahresende im Dezember konnte uns dann auch wieder ein wenig versöhnen: EIN KLEINER GEFALLEN war alles andere als perfekt, aber launig, voller Spielfreude und mit einigen guten Ideen und FIRST REFORMED präsentierte uns einen Ethan Hawke in Bestform.
Mit MARY POPPINS' RÜCKKEHR und CHRISTOPHER ROBIN konnte uns sogar Disney mal davon überzeugen, dass nicht alles aus ihrer Ideen-Recycling-Zombie-Fabrik schlecht ist.
Die echten Highlights des Jahresendes bleiben aber der grandios bebilderte ROMA, der zu recht ein heißer Kandidat für das Oscarrennen ist (und jüngst zwei Golden Globes für den besten fremdsprachigen Film und die beste Regie einheimste), und die wunderbare, herzerwärmende Bio-Pic-Dramödie DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT – Caroline Link hat hier einen ihrer schönsten Filme vorgelegt, der uns von vorne bis hinten restlos überzeugt hat.
Television killed the Cinema-Star ... again
War das Fernsehen 2017 noch unsere Rettung und größter Unterhaltungsfaktor, konnte es 2018 zwar nicht ähnlich grandios brillieren, aber dennoch immer wieder extrem gut unterhalten. Die zweite Staffel von GLOW begeisterte fast noch mehr als die erste, THE TERROR bot uns eine der atmosphärischsten Ausflüge des Jahres, SPUK IN HILL HOUSE erwies sich als die vielleicht beste Serie des Jahres, die ein anrührendes Familiendrama mit stilvollen Gothik-Horror-Momenten verknüpfte. SHARP OBJECTS war alles andere als perfekt, aber durchaus unterhaltsam, PATRICK MELROSE ein grandioser Tritt in die Magengrube mit einem grandiosen Benedikt Cumberbatch. BAD BANKS blieb dieses Jahr die einzige tolle deutsche Serienbank, obwohl sich DER TATORTREINIGER mit einer ebenfalls restlos überzeugenden letzten Staffel verabschiedet hat.
Wenigstens serientechnisch war 2018 noch was los. GLOW überzeugte auch im zweiten Jahr mit einer Mischung aus Humor, Warmherzigkeit und glaubhaften Frauenfiguren. © Netflix |
Überraschenderweise konnten sogar einige schon totgeglaubte Serien-Urväter nochmal aufraffen: HOMELAND gelang es in seiner sechsten Staffel nochmal, ordentlich aufzufahren und mit einem unerwartet emotionalen Finale aufzuwarten. FEAR THE WALKING DEAD profitierte enorm von ihrem Reboot in der vierten Staffel, die sich glatt als die bisher beste erwies (auch wenn sie in der zweiten Hälfte wieder deutlich absackte), und die Mutterserie THE WALKING DEAD, die im Laufe der ersten Hälfte der neunten Staffel ebenfalls einen Reboot wagt, bringt damit die beste Staffel seit etlichen Jahren auf die Leinwand.
Bei diesen Highlights fielen die kleinen Enttäuschungen wie das äußerst mittelmäßige MANIAC gar nicht weiter auf - oder die endlose Diskussion darüber, warum AUSLÖSCHUNG oder CLOVERFIELD STATION nicht in den Kinos liefen – nur um dann bei beiden festzustellen, dass sie komplette Gurken sind.
Um fair zu sein: Wir konnten nicht alles gucken – es gab etliche Filme, die wir gerne gesehen hätten, und die mit Sicherheit noch das ein oder andere Highlight mitgebracht hätten. 25 KMH, IN DEN GÄNGEN, ASTRID, STYX, THE FLORIDA PROJECT und COLD WAR wurden von der Kritik hochgelobt, SEARCHING, THE HOUSE THAT JACK BUILT und DER DREIGROSCHENFILM kamen zumindest beim Publikum gut an, und PAPILLON, WERK OHNE AUTOR, WIDOWS und AUFBRUCH ZUM MOND hatten uns zumindest neugierig gemacht, ins Kino geschafft haben wir es jedoch nicht.
Dafür durfte der von uns zu den Top-Filmen-2017 gezählte SCHNEEFLÖCKCHEN noch einen limitierten Kinostart und seine Veröffentlichung für Heimvideos feiern, was wir ebenfalls noch zu den Jahreshighlights zählen möchten.
Die Liste kommt zum Schluss
Unter der Voraussetzung also, vielleicht den ein oder anderen Kracher verpasst zu haben, hier noch unsere Bestenlisten des Jahres 2018:
Überflüssigste Filme des Jahres:
SLENDER MAN / AUSLÖSCHUNG
INFINITY WAR
FIRST PURGE
Beste Schauspielerin:
Frances McDormand
Allison Janney
Marie Bäumer
Bester Schauspieler:
Ethan Hawke
Sam Rockwell
Rami Malek
Bester Film:
THREE BILLBOARDS
DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT
3 TAGE IN QUIBERON / WIND RIVER / DER HAUPTMANN
Beste Serie:
THE TERROR
HAUNTING ON HILL HOUSE
BAD BANKS / GLOW
Wir können nur hoffen – und ein bisschen beten –, dass 2019 sich besser präsentiert als das letzte Jahr – getreu dem Motto, dass es von ganz unten nur nach oben gehen kann. Wir würden es jedenfalls begrüßen, wenn der Abwärtstrend endlich ein Ende fände, auch wenn wir noch nicht überzeugt sind. Ein paar potentielle Highlights sind ja angekündigt – allerdings auch jede Menge Filme, bei denen wir schon jetzt wenig Hoffnung darauf haben, dass wir ihnen viel werden abgewinnen können. Mal schauen, ob uns das Angebot dieses Jahr wieder öfter ins Kino zieht. Wir würden uns freuen. Auch, weil wir hier dann vielleicht wieder etwas aktiver würden …
3 Billboard ist auch mein Favorit im zurückliegenden Kinojahr, dass (und da stimme ich leider gern zu) in Gesamtheit ein sehr maues Jahr war. Mit wenig Highlights, aber viel Mittelmaß.
AntwortenLöschenWenngleich ich gestehen muss, dass mir der Avengers-Film durchaus einiges abgewinnen konnte, weil er trotz vieler kurzer Oneliner (für mehr blieb bei der Dichte an Helden auch keine Zeit) dennoch eine gelungene Symbiose aller Charaktere schafft, so dass sich der Film beim Schauen wie aus einen Guss anfühlt. Natürlich auf Marvel-Niveau, immer im Hinterkopf behaltend. ;)
Yay, ein neuer Beitrag von euch! :)
AntwortenLöschenIch muss gestehen, dass 2018 kein so aktives Kinojahr für mich war. Ich hab leider kaum geschafft, neue Filme zu schauen. Mein Highlight war daher auch nur das Remake von "Mord im Orient-Express".
Wir können zumindest verkünden, dass das Filmjahr 2019 bisher einen fulminanten Start hatte.
AntwortenLöschenWenn das so bleibt (und viele tolle Highlights kommen ja noch), wird der nächste Filmjahres-Rückblick wieder freudiger, innovativer und dankbarer.
Wir sind und bleiben hoffnungvoll.