Wer kennt sie nicht, die Frage: „Was wurde eigentlich aus ...?“
Gerade Schauspieler verschwinden manchmal sang und klanglos von der (buchstäblichen) Bildfläche. Manche geben den Beruf auf, manche werden zum Kassengift oder zu Drogenfällen - bei manchen merkt man erst Jahre später, dass man die einst allgegenwärtigen Gesichter seit Jahren nicht gesehen hat.
Den Großteil der Schauspieler auf dieser Liste stellen dabei allerdings weder ehemalige Kinderstars noch Schauspieler mit Drogenproblemen oder zu früh Verstorbene. Den Großteil machen Frauen aus.
Den Großteil der Schauspieler auf dieser Liste stellen dabei allerdings weder ehemalige Kinderstars noch Schauspieler mit Drogenproblemen oder zu früh Verstorbene. Den Großteil machen Frauen aus.
Was wurde eigentlich aus all den ehemaligen Diven, den
weiblichen Jungstars, den hippen, coolen Starlets, die jahrelang Trends gestaltet,
Männer erobert und die Magazincover bevölkert haben?
Die Antwort ist: Sie wurden unbrauchbar für Hollywood. Sie
wurden 40!
Marcos Blick:
In Hollywood gibt es unzählige zwielichte Ecken, Geschäfte im Schatten, geheime Dopellleben und doppelte Böden. Das ist einer der Gründe dafür, dass wir „Normalsterblichen“ die Welt der Stars und Sternchen so lieben.
In Hollywood gibt es unzählige zwielichte Ecken, Geschäfte im Schatten, geheime Dopellleben und doppelte Böden. Das ist einer der Gründe dafür, dass wir „Normalsterblichen“ die Welt der Stars und Sternchen so lieben.
Es gibt aber noch etwas anderes in Hollywood, das einfach
nur garstig und widerwärtig ist. Eine Twilight Zone, die dann und wann einen
Star zu verschlucken scheint. Mit einem Mal scheint es, als habe er niemals
existiert. Als hätte ihn Doctor Whos Zeitriss einfach verschlungen.
Durch Hollywoods Straßen wabert – die 40er Zone!
Kennt ihr noch ...?
Wer erinnert sich an Bridget Fonda? Die Tochter von Hollywoodlegende
Peter Fonda (und damit Enkeltochter von Henry Fonda und Nichte von Jane Fonda)
gab als Kind ihr Debüt in EASY RIDER, stieg trotz großen Namens nur mühsam durch die
Achtziger die Karriereleiter empor, ergatterte erste Hauptrollen und feierte ihren Durchbruch 1992 im
Psychothriller WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT ...
Zehn Jahre lang war sie fortan einer der Topstars Hollywoods:
Gutaussehend, talentiert, vielbeschäftigt. SINGLES – GEMEINSAM EINSAM, ARMEE
DER FINSTERNIS, das NIKITA-Remake CODENAME – NINA, LITTLE BUDDHA, 2 MIO. $
TRINKGELD, WILLKOMMEN IN WELLVILLE, CAMILLA (In einem von Jessica Tandys
letzten Filmen), CITY HALL, dem feministischen Meisterstück GRACE OF MY HEART, dem denkwürdigen Auftritt neben Samuel L. Jackson in Quentin Tarantinos JACKIE BROWN und in Sam Raimis EIN
EINFACHER PLAN. Wenigstens elf große Rollen in elf hochgelobten Filmen in nur sieben
Jahren! (Wenn auch mit starkem Fokus auf Independent Werke.)
1997 lehnt sie noch die Hauptrolle in ALLY MCBEAL ab, um sich auf ihre Filmkarriere zu konzentrieren. Ihre letzte große Rolle spielt sie in der Horrorkomödie LAKE PLACID neben Bill Pullman. Das ist 1999. Bridget Fonda ist 35 Jahre alt.
1997 lehnt sie noch die Hauptrolle in ALLY MCBEAL ab, um sich auf ihre Filmkarriere zu konzentrieren. Ihre letzte große Rolle spielt sie in der Horrorkomödie LAKE PLACID neben Bill Pullman. Das ist 1999. Bridget Fonda ist 35 Jahre alt.
Und plötzlich – ist es vorbei. Es folgen noch einige kleine
Rollen in kleinen Filmen, die niemand mehr kennt, ein wenig Fernsehen. 2001,
mittlerweile 37, sieht man sie weltweit auf den Werbeplakaten der Kette H&M.
Unattraktiv ist sie nicht, sie sieht nicht mal alt aus. Einfach nur gut.
2001 heiratet sie den erfolgreichen Komponisten Danny Elfman, 2002 dreht sie ihren letzten kleinen Fernsehfilm DIE SCHNEEKÖNIGIN. Seitdem hat sie keinen Film mehr gemacht.
Ähnlich ergeht es ihrem Co-Star aus WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT ..., Jennifer Jason Leigh. Jahrgang 1962. Als Jugendliche macht sie ein bisschen Fernsehen, mit zwanzig erregt sie im Kultfilm FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (Deutsch: ICH GLAUB‘ ICH STEH‘ IM WALD) erstes Aufsehen – der Film startet unter anderem die Karrieren von Amy Heckerling, Cameron Crowe, Sean Penn, Judge Reinhold und Phoebe Cates.
Der Durchbruch gelingt Jason Leigh 1986 mit HITCHER – DER HIGHWAYKILLER. Fortan ist auch sie nicht mehr aus der vordersten Reihe wegzudenken: THE MEN’S CLUB, HEART OF MIDNIGHT und 1989 in Uli Edels heißdiskutiertem LETZTE AUSFAHRT BROOKLYN als Hure Tralala. Und ihr Stern soll noch weiter steigen: mit MIAMI BLUES, BACKDRAFT, ZWISCHEN LIEBE UND HASS, WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT ..., Robert Altmans SHORT CUTS, HUDSUCKER – DER GROßE SPRUNG von den Coen Brüdern, dem grandiosen Dorothy Parker Biopic MRS. PARKER UND IHR LASTERHAFTER KREIS, der Stephen King Verfilmung DOLORES und schließlich GEORGIA, einem ihrer letzten Hits.
2001 heiratet sie den erfolgreichen Komponisten Danny Elfman, 2002 dreht sie ihren letzten kleinen Fernsehfilm DIE SCHNEEKÖNIGIN. Seitdem hat sie keinen Film mehr gemacht.
Ähnlich ergeht es ihrem Co-Star aus WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT ..., Jennifer Jason Leigh. Jahrgang 1962. Als Jugendliche macht sie ein bisschen Fernsehen, mit zwanzig erregt sie im Kultfilm FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (Deutsch: ICH GLAUB‘ ICH STEH‘ IM WALD) erstes Aufsehen – der Film startet unter anderem die Karrieren von Amy Heckerling, Cameron Crowe, Sean Penn, Judge Reinhold und Phoebe Cates.
Der Durchbruch gelingt Jason Leigh 1986 mit HITCHER – DER HIGHWAYKILLER. Fortan ist auch sie nicht mehr aus der vordersten Reihe wegzudenken: THE MEN’S CLUB, HEART OF MIDNIGHT und 1989 in Uli Edels heißdiskutiertem LETZTE AUSFAHRT BROOKLYN als Hure Tralala. Und ihr Stern soll noch weiter steigen: mit MIAMI BLUES, BACKDRAFT, ZWISCHEN LIEBE UND HASS, WEIBLICH, LEDIG, JUNG SUCHT ..., Robert Altmans SHORT CUTS, HUDSUCKER – DER GROßE SPRUNG von den Coen Brüdern, dem grandiosen Dorothy Parker Biopic MRS. PARKER UND IHR LASTERHAFTER KREIS, der Stephen King Verfilmung DOLORES und schließlich GEORGIA, einem ihrer letzten Hits.
Die gutaussehende, angenehmerweise auf eher spröde Rollen abonnierte Jason Leigh dreht noch ein paar kleinere Kulthits: Robert
Altmans KANSAS CITY, Anjelica Hustons Regiedebüt SCHUTZLOS, die Henry James
Verfilmung DIE ERBIN VOM WASHINGTON SQUARE, und das Frauendrama TAUSEND MORGEN
mit Jessica Lange und Michelle Pfeiffer. Der einstige Topstar ist mittlerweile
35 und macht fast nur noch Fernsehen.
Ihre letzte Hauptrolle spielt sie, fast als kleines Comeback, 1999 in David
Cronenbergs ExISTENZ. Von da an, sie ist 37, bricht ihr die Arbeit weg. Sie hat
immer wieder mal kleine Rollen in kleinen Filmen, macht Fernsehen, arbeitet mit
ihrer Leidensgenossin Mary-Louise Parker in der Kultserie WEEDS.
Doch große Rollen, Magazincover oder ähnliches? Fehlanzeige!
Anfang 2015 erhält sie wieder eine Hauptrolle – in einem neuen Horrorfilm über das Haus von AMYTIVILLE. Sie ist jetzt 53 Jahre alt, weiterhin attraktiv – und spielt eine Mutter.
Anfang 2015 erhält sie wieder eine Hauptrolle – in einem neuen Horrorfilm über das Haus von AMYTIVILLE. Sie ist jetzt 53 Jahre alt, weiterhin attraktiv – und spielt eine Mutter.
Vom Vamp zur Mutter
Die Liste könnte man mit nahezu unendlich vielen Beispielen weiterführen. Mit Michelle
Pfeiffer, Jessica Lange und Mary-Louise Parker wurde nur ein winziger Ausschnitt an Stars genannt,
die in den Achtzigern und Neunzigern das Kino beherrscht haben – und mit einem
Mal verschwunden sind. Selbst eine einstige Ikone wie Kim Basinger, der es gelingt, mit 44 Jahren noch einen Oscar in L.A. CONFIDENTIAL zu gewinnen und scheinbar auf dem Zenit ihres Erfolges zu stehen - ist danach 5 Jahre lang so gut wie arbeitslos. Zwei kleine Filme dreht sie in der Zeit, und muss sich 2002, mit 49, für ihre grandiose Nebenrolle als Eminems Mutter in 8 MILE das Wort "Comeback" um die Ohren schleudern lassen. Nur fünf Jahre nach ihrem oscarprämierten Auftritt als Femme Fatale und begehrenswertes Veronica Lake Double feiert sie ihr "Comeback" als Mutter. Wenn sie fortan noch etwas spielt, dann diese Rolle.
Aber woran liegt das? Sind all diese Frauen, die mit Anfang Vierzig keine Rollen mehr kriegen, mittelmäßige und
schlechte Schauspielerinnen, die nur aufgrund ihres Aussehens gecastet werden und
von der Bühne müssen, wenn sie verwelken?
Das ist Unsinn – Jessica Lange hält zwei Oscars in der Hand, bei sieben Nominierungen. In der anderen hält sie vier Golden Globes bei 14 Nominierungen und drei Emmys bei sechs Nominierungen. Ihre Auftritte in der Anthologie-Serie AMERICAN HORROR STORY werden jährlich nominiert und mit Preisen überhäuft - dabei ist sie aktuell 65 Jahre alt.
Trotzdem weist ihre Vita eine Lücke auf.
Seit ihrem Debüt in KING KONG von 1976 ist Jessica Lange ein Star. Mit WENN DER POSTMANN ZWEIMAL KLINGELT wird sie sogar zum Sexsymbol – da ist sie bereits 32! Ihre letzte große Rolle hat sie dennoch 1991 mit KAP DER ANGST. Da ist sie 42. Es folgen kleinere Rollen, einige erregen ein wenig mehr Aufsehen, etwa in ROB ROY 1995, TAUSEND MORGEN oder BIG FISH. Letzterer kann beinahe als Comeback angesehen werden und läuft 2003. Lange ist 54 – und spielt eine Mutter. In BROKEN FLOWERS eine alternde Liebe. Ihren neuen Durchbruch erreicht sie aber erst mit AMERICAN HORROR STORY, das ihr Rollenspektrum wieder deutlich erweitert.
Auch ihr Zenit endet mit 42, im 40er Loch. Dass Jessica Lange talentiert ist, beweist sie aktuell wieder und wieder. Dass sie weiterhin attraktiv ist ebenfalls.
Wieso also weist so gut wie jede Schauspielerin ein Karriereloch auf, in dem sie ganz verschwindet oder in dem sie nur noch kleine Rollen und Fernsehen macht, sobald sie vierzig wird?
Alterslose Zugmaschinen
Um das zu klarifizieren: Auch männliche Stars haben
Karrierehänger. Allerdings sind diese nicht an ein Alter gebunden, sondern an ihre Zugkraft an der Kinokasse.
Das ist für Frauen kein Maßstab, weil Frauen von den Studios
nicht als Kassenzugkraft gerechnet werden. Womit das Problem beginnt!
Wenn Hollywoodstudios sagen: „Wir brauchen einen großen
Namen, der die Zuschauer ins Kino zieht, sonst rentiert sich der Film nicht!“,
meinen sie damit vor allem männliche
große Namen! So kommt es, dass Schauspieler
wie Tom Cruise oder Brad Pitt mit mittlerweile fünfzig, und ohne je einen nennenswerten Schauspielpreis ergattert zu haben, noch ebenso an der Spitze Hollywoods
stehen wie mit Anfang Zwanzig.
Dasselbe gilt für den (ungleich talentierteren) Johnny Depp: Dieser gilt seit zwanzig Jahren als Topstar, kassiert attraktive Hauptrollen und spannende Charaktere, spielt in seinen Vierzigern Traumrollen wie Sir James Matthew Berrie, Willi Wonka, (Captain!) Jack Sparrow oder John Dillinger. Selbst gigantische Flops wie THE TOURIST oder LONE RANGER zwingen ihn nicht in die zweite Reihe. Dabei kann er in seiner ganzen bisherigen Karriere, trotz einiger Nominierungen, außer einem Golden Globe für SWEENEY TODD nie einen großen Preis gewinnen.
Oder Bruce Willis, der seit einigen Jahren jeden Kinobesucher an seiner Lustlosigkeit teilhaben lässt und weiterhin Hauptrollen in Actionfilmen bekommt. Es sind ihre Namen, die Zuschauer ins Kino ziehen. Nach Hollywoodlogik!
Dasselbe gilt für den (ungleich talentierteren) Johnny Depp: Dieser gilt seit zwanzig Jahren als Topstar, kassiert attraktive Hauptrollen und spannende Charaktere, spielt in seinen Vierzigern Traumrollen wie Sir James Matthew Berrie, Willi Wonka, (Captain!) Jack Sparrow oder John Dillinger. Selbst gigantische Flops wie THE TOURIST oder LONE RANGER zwingen ihn nicht in die zweite Reihe. Dabei kann er in seiner ganzen bisherigen Karriere, trotz einiger Nominierungen, außer einem Golden Globe für SWEENEY TODD nie einen großen Preis gewinnen.
Oder Bruce Willis, der seit einigen Jahren jeden Kinobesucher an seiner Lustlosigkeit teilhaben lässt und weiterhin Hauptrollen in Actionfilmen bekommt. Es sind ihre Namen, die Zuschauer ins Kino ziehen. Nach Hollywoodlogik!
Eye Candy mit Verfallsdatum
Natürlich ziehen auch weibliche Namen Zuschauer ins Kino –
nur unter anderen Vorzeichen: Als „Eye Candy“. Als schön anzusehendes Beiwerk.
Vielleicht, wie bei einer Winona Ryder, tatsächlich manchmal, weil sie als
cooles Mädchen die Teenager anspricht.
Doch im männlich besetzten Hollywood sind weibliche Stars
offenbar kein Grund dafür, dass Menschen ins Kino gehen, um sie bestimmte Rollen
spielen zu sehen, sondern nur, um ihren sexualisierten Körper anzusehen.
Und offenbar, so hat es den Anschein, trauen die Produzenten
einer Frau um die Vierzig nicht mehr zu, das in ihren Wunschvorstellungen zwanzigjährige
Publikum als Eye Candy noch zu begeistern – weshalb die Rollen an
weibliche Stars anfang Zwanzig vergeben werden.
Die Rollenauswahl für Schauspielerinnen um die vierzig wird damit
deutlich geringer, und damit auch die Chance, einen Kassenhit zu landen und zu
beweisen, dass sie vielleicht doch Zuschauer anziehen.
Das ist aber nur ein Teil des Problems.
Denn problematisch sind auch die Autoren. Ihnen fällt für
Frauen einfach nichts ein, außer die Freundin, die Motivation für den Helden oder die Mutter!
Frauen in Filmen sind viel zu häufig lediglich das Objekt der Begierde: Sie müssen vom
Helden geschützt oder befreit werden. Manchmal, und das kann man beinahe Glück
nennen, sind sie auch die Femme Fatale. Die mysteriöse Motivation des
männlichen Detektivs. In Familiendramen sind sie entweder die Heldin, die an
ihrer Pubertät oder ihrer Scheidung leidet, sie sind die Freundin des pubertierenden
Helden oder der Grund für eine Scheidung, oder sie sind die Mutter des
pubertierenden Helden oder des sich scheidenden Ehepartners.
Eine jüngst von Geena Davis präsentierte Studie zeigt auf, dass lediglich 22,5 Prozent weiblicher Filmfiguren überhaupt einen Job haben. Und nur 15 Prozent einen einflussreichen Job. Nicht einmal die Hälfte der weiblichen Rollen haben überhaupt Dialog - Spitzenreiter sind hier die Briten mit 39,7 Prozent weiblicher Sprechrollen.
25 Prozent der Frauenfiguren tragen aufreizende Kleidung - aber nur, bis die Schauspielerin ihren 39. Geburtstag feiert, dann wirds züchtig.
Dazu als kleine Randnotiz: Geena Davis, einst einer der Topstars und Sexsymbole Hollywoods, hat 1996 ihre letzte große Hauptrolle in der Actionkomödie TÖDLICHE WEIHNACHTEN - da ist sie vierzig und Geheimagentin (mit Kind).
Nach drei Jahren ohne Engagement taucht sie 1999 in STUART LITTLE wieder auf - als Mutter (ohne Geheimagententraining).
Frauen, die nicht die (meist sehr junge) Heldin spielen, erhalten lediglich Rollen, die den Helden zuarbeiten. Kleinere Nebenrollen. Und diese sind so rar, dass auch hier die Chance gering ist, eine zu ergattern. Und sie sind so vernachlässigt geschrieben, dass man kaum etwas aus ihnen herausholen kann.
Eine jüngst von Geena Davis präsentierte Studie zeigt auf, dass lediglich 22,5 Prozent weiblicher Filmfiguren überhaupt einen Job haben. Und nur 15 Prozent einen einflussreichen Job. Nicht einmal die Hälfte der weiblichen Rollen haben überhaupt Dialog - Spitzenreiter sind hier die Briten mit 39,7 Prozent weiblicher Sprechrollen.
25 Prozent der Frauenfiguren tragen aufreizende Kleidung - aber nur, bis die Schauspielerin ihren 39. Geburtstag feiert, dann wirds züchtig.
Dazu als kleine Randnotiz: Geena Davis, einst einer der Topstars und Sexsymbole Hollywoods, hat 1996 ihre letzte große Hauptrolle in der Actionkomödie TÖDLICHE WEIHNACHTEN - da ist sie vierzig und Geheimagentin (mit Kind).
Nach drei Jahren ohne Engagement taucht sie 1999 in STUART LITTLE wieder auf - als Mutter (ohne Geheimagententraining).
Frauen, die nicht die (meist sehr junge) Heldin spielen, erhalten lediglich Rollen, die den Helden zuarbeiten. Kleinere Nebenrollen. Und diese sind so rar, dass auch hier die Chance gering ist, eine zu ergattern. Und sie sind so vernachlässigt geschrieben, dass man kaum etwas aus ihnen herausholen kann.
Als Martina Gedeck 1997 für ROSSINI gecastet wird, ist sie
bereits 37 und nur leidlich bekannt. Dennoch gelingt es Autor Patrick Süskind,
ihrer nahezu winzigen Rolle der Serafina soviel Verve zu verleihen, und vor allem
gelingt es Martina Gedeck, diese winzige Rolle mit soviel Herz und Charisma zu
füllen, dass sie dadurch erst ihre Karriere starten kann!
Vornehmlich werden weibliche Rollen in Liebesfilmen
geschrieben. Diese sind in der Regel allerdings so schablonenhaft, dass sie
kaum auffallen – und welcher Liebesfilm schafft es schon, so ungewöhnlich zu
sein, dass er wirklich hervorsticht, wirklich zum Klassiker wird, man sich
wirklich an diese eine, ungewöhnliche
Darstellerin erinnert?
Gute Figuren, zerrissene Figuren, werden nicht nur generell
seltener im Kino, sie sind vor allem Männern vorbehalten. Hadernde Helden,
zerrissene Charaktere, heroische Menschen in außergewöhnlichen Situationen –
Männer. Egal ob Kriegsheimkehrer, Manager im Zwiespalt, Anführer in Not –
Männer. Was spräche dagegen, einen weiblichen Gordon Gekko auf die Welt
loszulassen? Einen weiblichen Oskar Schindler? Einen weiblichen Travis Bickle?
Einen weiblichen Wladyslaw Szpilman? Einen weiblichen Trevor Reznik? Einen
weiblichen Nicolas von Orten? Einen weiblichen Helden in MEMENTO? In SIEBEN? In
AMERICAN HISTORY X?
Natürlich gibt es Einschränkungen, die historisch bedingt
sind. Weibliche Soldaten im Zweiten Weltkrieg etwa bräuchten eine Erklärung.
Doch in den meisten Fällen ist die einzige Erklärung dafür, dass interessante,
spannende, zerrissene Figuren männlich sind schlichte Faulheit oder Ignoranz
der Autoren.
Immer wieder erlebt man diese Dualität, dass Frauen entweder Sexsymbole oder Mütter spielen - junge Schauspielerinnen spielen das Sexsymbol (Was dann zu der absurden Situation führt, dass zwanzigjährige Schauspielerinnen Ärztinnen, Pilotinnen, Anwältinnen oder Richterinnen spielen), und wenn sie wirklich gut sind, spielen sie das Sexsymbol noch mit Mitte Vierzig. Spätestens dann aber weiß Hollywood sie nicht mehr einzusetzen - bevor es sie mit Anfang Fünfzig und darüber hinaus wieder als Mutter besetzen kann.
Dabei gibt es sie durchaus hier und da, die guten, die spannenden, die herausfordernden Rollen, die Frauen spielen dürfen. Ellen Ripley in ALIEN. Amy Elliott-Dunne in GONE GIRL. Meg Altman in PANIC ROOM. Lisbeth Salander in VERBLENDUNG.
Immer wieder erlebt man diese Dualität, dass Frauen entweder Sexsymbole oder Mütter spielen - junge Schauspielerinnen spielen das Sexsymbol (Was dann zu der absurden Situation führt, dass zwanzigjährige Schauspielerinnen Ärztinnen, Pilotinnen, Anwältinnen oder Richterinnen spielen), und wenn sie wirklich gut sind, spielen sie das Sexsymbol noch mit Mitte Vierzig. Spätestens dann aber weiß Hollywood sie nicht mehr einzusetzen - bevor es sie mit Anfang Fünfzig und darüber hinaus wieder als Mutter besetzen kann.
We need another heroine
Dabei gibt es sie durchaus hier und da, die guten, die spannenden, die herausfordernden Rollen, die Frauen spielen dürfen. Ellen Ripley in ALIEN. Amy Elliott-Dunne in GONE GIRL. Meg Altman in PANIC ROOM. Lisbeth Salander in VERBLENDUNG.
Jede dieser Rollen beweist, dass auch Schauspielerinnen in
der Lage sind, gute Rollen zu spielen, herausfordernde Rollen zu spielen, und
sie gut zu spielen. Sie werden ihnen nur nicht geschrieben. Oder viel zu selten!
Weshalb können männliche Autoren so schwer weibliche Helden
und Hauptfiguren schreiben? Weshalb finden weibliche Autoren so selten einen Abnehmer für ihre Bücher?
Das ist, am Ende, eines der Hauptprobleme dafür, dass so viele Schauspielerinnen im 40er Loch verschwinden.
Das ist, am Ende, eines der Hauptprobleme dafür, dass so viele Schauspielerinnen im 40er Loch verschwinden.
Denn die wenigen guten Rollen, die eigenständig sind und
nicht nur einem jungen oder männlichen Star zuarbeiten, sind so rar, dass sie
tatsächlich nur an die oberste Crème de la Crème der großen Namen vergeben
werden. Nur ist diese Schicht an Topstars bei den Frauen deutlich dünner besetzt als bei den Männern.
Und wenn wenige Stars um noch weniger Rollen kämpfen müssen – fällt viel hintenüber.
Um das Problem zu beheben, müsste wenigstens zweierlei geschehen:
Lösungsansätze
Um das Problem zu beheben, müsste wenigstens zweierlei geschehen:
Erstens müssten viel mehr spannende, gute, konfliktbeladene Figuren für Frauen
geschrieben werden. Denn hier bedingt das Angebot die Nachfrage. Wo
wenige gute Rollen vorhanden sind, können sich nur wenige Schauspielerinnen darin profilieren!
Zweitens müsste der Starruhm für Schauspielerinnen mehr gefördert
werden und vor allem weg von ihrer Körperlichkeit hin zu ihrem Namen gelenkt werden. Wir brauchen Stars, keine Sabberobjekte! Mit mehr guten Rollen würden automatisch mehr weibliche Stars und große
Namen zur Verfügung stehen – nur müssten die Produzenten das auch anerkennen.
Das Hirngespinst, dass Frauen niemanden ins Kino ziehen, solange sie sich nicht ausziehen, muss endlich losgelassen werden. Eine Jodie Foster, eine Jessica Chastain, eine Julianne Moore ziehen allein mit ihrem Namen ebenso die Zuschauer ins Kino wie ein Bruce Willis, ein Tom Cruise oder ein Will Smith. Die positiven Einspielergebnisse von Filmen mit weiblichen Heldinnen belegen das immer wieder! (In jedem Fall belegen die teilweise gigantischen Flops männlicher Stars, dass ein männlicher Star alleine auch kein Erfolgsgarant ist!)
Das Hirngespinst, dass Frauen niemanden ins Kino ziehen, solange sie sich nicht ausziehen, muss endlich losgelassen werden. Eine Jodie Foster, eine Jessica Chastain, eine Julianne Moore ziehen allein mit ihrem Namen ebenso die Zuschauer ins Kino wie ein Bruce Willis, ein Tom Cruise oder ein Will Smith. Die positiven Einspielergebnisse von Filmen mit weiblichen Heldinnen belegen das immer wieder! (In jedem Fall belegen die teilweise gigantischen Flops männlicher Stars, dass ein männlicher Star alleine auch kein Erfolgsgarant ist!)
Ein weiterer Grund für das 40er Loch ist womöglich auch,
dass viele Stars aus der Not eine Tugend machen. Viele weibliche Stars arbeiten
so lange, wie sie noch Rollen bekommen – und lassen es mit Ende Dreißig /
Anfang Vierzig ruhiger angehen. Sie heiraten, bekommen Kinder, gründen eine
Familie.
Das allerdings als Grund
für das 40er Loch anzunehmen, wäre falsch. Zum einen gibt es durchaus Stars, die
bereits früher eine Familie gründen. Es gibt mit Sicherheit eine Menge Stars, die gar keine
Familie gründen wollen. Und Promis wie Angelina Jolie beweisen, dass es
durchaus möglich ist, auch neben der Familiengründung an der Karriere zu
arbeiten und erfolgreich zu sein.
Wer als Schauspielerin in Hollywood arbeitet, weiß um das 40er Loch - wer smart ist und erfolgreich, dreht deshalb soviel sie kann, solange man sie lässt. Was zur gefühlten Omnipräsenz aktueller Stars wie Scarlett Johansson oder Jennifer Lawrence führt.
Wer als Schauspielerin in Hollywood arbeitet, weiß um das 40er Loch - wer smart ist und erfolgreich, dreht deshalb soviel sie kann, solange man sie lässt. Was zur gefühlten Omnipräsenz aktueller Stars wie Scarlett Johansson oder Jennifer Lawrence führt.
Die Ratlosigkeit ab 60
Neben dem Sexsymbol von 20 bis 45 und der Mutterrolle ab 50 - weshalb bleibt den Frauen sonst nix? Vor allem im höheren Alter! Es gibt sie doch, die interessanten Figuren jenseits der 60!
Während Männer in Filmen wie HARRY BROWN, AS GOOD AS IT GETS, NEBRASKA oder ERBARMUNGSLOS noch einmal zeigen können, was alternde Helden auszeichnen kann – spielen Frauen das senile Heimchen.
Glanzstücke wie IRINA PALM, AM GOLDENEN SEE, THE QUEEN, PHILOMENA oder MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR sind so selten, und meist so frauenorientiert, dass sie kam Aufsehen erregen. Aber auch sie beweisen, dass alte Frauen spannende, aufregende und interessante Geschichten erleben können – wenn man sie ihnen nur schreibt. Und sie produziert! Altstars wie Jessica Lange, Jessica Tandy, Judi Dench oder Helen Mirren beweisen doch, dass auch Schauspielerinnen über sechzig durchaus in der Lage sind, einen Film zu tragen und Zuschauer zu begeistern, wenn man ihnen die Rollen gibt!
Ausnahmen bestätigen die Regel
Eine bis heute gültige Ausnahmeerscheinung stellt übrigens
Meryl Streep dar!
Und selbst Meryl Streep musste einen Karriereknick
verkraften, als sie Vierzig wurde. Die aktuell wohl beste Schauspielerin
Hollywoods (zumindest die, die am meisten Chancen hat sich zu profilieren) litt Anfang der Neunziger extrem unter ihrer Furcht, zu alt zu
werden. So versuchte sie 1989 mit DIE TEUFELIN einen Wechsel ins komische Fach –
durchaus erfolgreich, wenn auch nicht mit diesem Film.
Michael Ballhaus erzählt, dass der Dreh mit der 40-Jährigen
zu GRÜßE AUS HOLLYWOOD nahezu unerträglich war. Ständig habe sie oder ihr
Maskenbildner ihm vorgeschrieben, wie er sie zu fotografieren habe, damit sie
ja nicht alt aussähe.
Meryl Streep war sich des Problems ihres Alters durchaus bewusst – vermutlich auch, weil sie generell nie die klassische Schönheit, nie das Sexsymbol war.
Meryl Streep war sich des Problems ihres Alters durchaus bewusst – vermutlich auch, weil sie generell nie die klassische Schönheit, nie das Sexsymbol war.
Und doch hatte sie in vielerlei Hinsicht Glück. Vor allem
das Glück, so ungeheuer talentiert zu sein, dass es schwer war, an ihr vorbei
zu kommen. Man darf und kann vermuten, dass sie in ihren Vierzigern eine Menge
der wenigen guten Rollen für Frauen ihres Alters abgestaubt hat – und damit
anderen Schauspielerinnen noch weniger übriggelassen.
Und trotzdem musste sogar Meryl Streep sich mit einem Loch
auseinandersetzen – die erfolgsverwöhnte Schauspielerin liefert 1994 mit DIE
BRÜCKEN AM FLUSS zwar einen der besten Filme ihrer Karriere ab – mit immerhin
45 Jahren –, hat aber mit MARVINS TÖCHTER 1996 ihren vorerst letzten großen
Hit. Erst 2006, mit Ende 50, gelingt ihr mit DER TEUFEL TRÄGT PRADA wieder der
richtig große Wurf. Dazwischen ist es eher ein kleineres Rumgekreuchel.
Meryl Streep hat sich in ihrer Rollenwahl nie auf die Begrenzung zwischen Sexsymbol und Mutter eingelassen. Wie gesagt, öffnet ihr Talent ihr dafür eine wichtige Tür.
Ähnlich erging es Sigourney Weaver, die nie die klassische Schönheit war, nie das wilde Sexsymbol (Obwohl sie mit HALF MOON STREET einen echten Erotikthriller abliefert), die mit ihrer ersten großen Rolle in ALIEN (für die sie mit Meryl Streep konkurrierte) ohnehin sämtliche Rollenklischees auf den Kopf stellt, und sich nie auf Vamp- oder Mutterrollen beschränken lässt. Trotz leichter Hänger dreht auch Weaver durchgehend gute Filme mit guten Rollen.
Meryl Streep hat sich in ihrer Rollenwahl nie auf die Begrenzung zwischen Sexsymbol und Mutter eingelassen. Wie gesagt, öffnet ihr Talent ihr dafür eine wichtige Tür.
Ähnlich erging es Sigourney Weaver, die nie die klassische Schönheit war, nie das wilde Sexsymbol (Obwohl sie mit HALF MOON STREET einen echten Erotikthriller abliefert), die mit ihrer ersten großen Rolle in ALIEN (für die sie mit Meryl Streep konkurrierte) ohnehin sämtliche Rollenklischees auf den Kopf stellt, und sich nie auf Vamp- oder Mutterrollen beschränken lässt. Trotz leichter Hänger dreht auch Weaver durchgehend gute Filme mit guten Rollen.
"Es wird besonders schlimm, wenn man als Schauspielerin die
Grenze der vierzig erreicht. Ich dachte also schon vor 22
Jahren, dass alles zu Ende sei. Aber irgendwie ging es immer weiter", erzählt Meryl Streep in einem wunderbaren Interview. Sie ist vermutlich Hollywoods einzige Schauspielerin, die eine nahezu männliche Karriere erlebt und erkämpft sich durchgehend gute und anspruchsvolle Frauenrollen auf der Leinwand. Quelle: DVD "Julie & Julia" © 2009 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved. |
Zapft das gesamte Potential an!
Also, liebe Produzenten, vor allem aber liebe Autoren: Es
liegt in eurer Hand! Das Kino, aber auch das Fernsehen, ist zurzeit nur halb so
gut wie es sein könnte! Schreibt eure besten Rollen für Frauen – und ihr
werdet erstaunt sein, wie gut, wie einzigartig, wie ungewöhnlich eure Filme und
Serien werden können. Und castet Frauen! Streicht sie nicht aus dem Katalog, nur
weil sie in eurer Welt nicht mehr „heiß“ genug sind für die fünfzehnjährigen Kinogänger,
oder zu viele Lach- oder Denkfältchen aufweisen, um das Dummchen zu spielen, das dem Helden den Tag erheitert!
Clevere Rollen bringen gute Leistungen mit sich! Und ersparen euch und uns die Enttäuschungen müder Stars wie Bruce Willis und katastrophaler Experimente wie Will Smith in AFTER EARTH!
Clevere Rollen bringen gute Leistungen mit sich! Und ersparen euch und uns die Enttäuschungen müder Stars wie Bruce Willis und katastrophaler Experimente wie Will Smith in AFTER EARTH!
Trennt euch von der Vorstellung, Schauspielerinnen um die
Vierzig seien Kassengift und zu nichts nütze, sondern zapft das ungenutzte
Potential an, das dort direkt vor euren Augen schlummert! Es gibt niemanden
hier draußen, der euch dafür nicht applaudieren wird!
Biancas Blick:
Den Anfang macht das frühe Hollywood!
Ich werfe einen Blick auf das „alte“, das goldene Hollywood der 30er, 40er und 50er Jahre, denn dort (wenn nicht schon zuvor)
wird das 40er Loch „erfunden“ und leider bis heute etabliert.
Hollywood ist damals, mehr als heute, das Mekka der Reichen und Schönen.
Filmstars werden geboren und auf Sockel gestellt, in den Himmel allen
Erstrebenswerten. Sie werden angebetet, ihnen wird nachgeeifert.
Dafür müssen sie nur eines tun: schön sein. Und jung! Einfach
anbetungswürdig. Ein Vorbild, etwas, dem sich nachzueifern lohnt. Etwas, das
Frauen sie bewundern und Männer feuchte Hände bekommen lässt. Universell
einsetzbar! Faltenfrei und – unwirklich!
Die Produzenten und Studios bestimmen dabei alles: Geburtsdaten (nicht selten werden die Stars 3 bis 5 Jahre verjüngt), Kleidung, Privatleben und Aussehen! Und eben auch, wann Schluss ist mit der Jugend und Schönheit – und mit dem Filmemachen!
Nachwachsende Ressourcen und edle Reife
Die Produzenten und Studios bestimmen dabei alles: Geburtsdaten (nicht selten werden die Stars 3 bis 5 Jahre verjüngt), Kleidung, Privatleben und Aussehen! Und eben auch, wann Schluss ist mit der Jugend und Schönheit – und mit dem Filmemachen!
Letzteres gilt besonders für die weiblichen Filmstars.
Die großen männlichen Stars wie Clarke Gable, Gary Cooper
oder Cary Grant drehen bis weit ins hohe Alter, geben selbst mit Sechzig noch den schneidigen Liebhaber,
geschmückt mit jugendlichen Stars wie Audrey Hepburn oder Grace Kelly.
Doch das stört die Zuschauer nicht, die Produzenten noch
weniger. Die männlichen Stars bringen Geld in die Kasse und gewinnen durch ihre grauen
Schläfen und reifen Fältchen noch an Attraktivität.
Auffällig ist, dass all die männlichen Top-Stars der „goldenen Ära“ sich lange weigern, Väter zu
spielen. Hat Gable je eine erinnerungswürdige Vaterrolle gespielt ? Oder Cooper?
Grant? Eroll Flynn? Burt Lancaster? Yul Brynner? Charlton Heston? John Wayne?
Nein, sie bleiben die Haudegen und Sexsymbole der Leinwand – Singles, schmissig, furchtlos und ohne familiäre oder sonstige Bindungen.
Nein, sie bleiben die Haudegen und Sexsymbole der Leinwand – Singles, schmissig, furchtlos und ohne familiäre oder sonstige Bindungen.
Während weibliche Stars wie Bette Davis öffentlich (wenn
auch mit ironischem Unterton) ihrem 50. Geburtstag entgegenfiebern, weil damit die Mutterrollen und fundamentiertere Rollen kommen, ist diese Vorstellung für
die männlichen Stars wie das Weihwasser für den Teufel! Denn dann gelten sie als „alt“. Und das wollen sie nicht. Brauchen sie ja auch nicht wollen, denn sie dürfen ja alles spielen. Ihnen
wird das kredenzt, was sie zu Zugpferden des Studios macht.
Die weiblichen Stars werden einfach abserviert und durch
den stetig aufrückenden Nachwuchs ersetzt.
Es geht um Geld, um Box Office Erfolge. Und wer
verlangt das und setzt die Regeln? Die Produzenten und Studiobosse.
Sie kreieren und nutzen Stars wie Marlene Dietrich, Jean Harlow, Greta Garbo, Rita Hayworth, Betty Grable, Bette Davis, Joan Crawford – und lassen sie fallen, ebenso schnell und emotionslos, wenn sie „zu alt“ werden, um Zuschauer zum Schmachten zu bringen.
Sie kreieren und nutzen Stars wie Marlene Dietrich, Jean Harlow, Greta Garbo, Rita Hayworth, Betty Grable, Bette Davis, Joan Crawford – und lassen sie fallen, ebenso schnell und emotionslos, wenn sie „zu alt“ werden, um Zuschauer zum Schmachten zu bringen.
Starlets wie Marilyn Monroe
oder Lana Turner stehen bereit für die Ablöse.
Geschichten aus der Traumfabrik
Das führt zu stellenweise dramatischen Anekdoten:
Joan Crawford, Mitte Vierzig, erbettelt sich die Rolle der
MILDRED PIERCE, lässt sogar nach 20 Jahren an der Spitze wieder die Schmach von Probeaufnahmen über sich ergehen, kasteit
sich, unterzieht sich einem eisenharten Schönheitsprogramm und einer strengen
Diät, um die Rolle zu erhalten, die doch nur wieder eine Mutterrolle ist.
Aber damals müssen selbst Mütter schön, schlank und attraktiv sein!
Aber damals müssen selbst Mütter schön, schlank und attraktiv sein!
Crawford erhält die Rolle und den wohlverdienten Oscar
obendrauf.
Als Bette Davis mit Anfang Fünfzig keine Rollenangebote mehr erhält, inseriert sie 1962 im Hollywood Reporter: "Mutter von drei Kindern (10, 11 und 15), geschieden, Amerikanerin, 30 Jahre Erfahrung als Filmschauspielerin, hätte gerne ständige Beschäftigung in Hollywood.“ Das sitzt! Sie bekommt wieder Angebote, mit damals 54 Jahren. Ihren letzten großen Erfolg hatte sie zuvor mit ALLES ÜBER EVA - da war sie 42!
Wie auch in der Neuzeit retten sich die Damen, wenn sie zu alt werden, in diverse Rollenfachwechsel:
Als Bette Davis mit Anfang Fünfzig keine Rollenangebote mehr erhält, inseriert sie 1962 im Hollywood Reporter: "Mutter von drei Kindern (10, 11 und 15), geschieden, Amerikanerin, 30 Jahre Erfahrung als Filmschauspielerin, hätte gerne ständige Beschäftigung in Hollywood.“ Das sitzt! Sie bekommt wieder Angebote, mit damals 54 Jahren. Ihren letzten großen Erfolg hatte sie zuvor mit ALLES ÜBER EVA - da war sie 42!
Wie auch in der Neuzeit retten sich die Damen, wenn sie zu alt werden, in diverse Rollenfachwechsel:
Marlene Dietrich geht in die komische Ecke und schafft mit SEIN
GRÖßTER BLUFF ein grandioses Comeback. Später wird sie Chansons singen und
damit sensationelle Erfolge auf den größten Bühnen der Welt feiern. Legendär
sind ihre Klebestreifen am Haaransatz unter ihren Perücken und Haaren, alles in
ihrem Gesicht wird geglättet und faltenfrei gemacht. Als das nicht mehr geht
und man ihr wahres Alter erkennt, zieht sie sich aus der Öffentlichkeit zurück
in ihr Pariser Appartment, unzugänglich für jeden. (Abgesehen von einem Interview für Maximilan Schells Dokumentation MARLENE.)
Bette Davis und Joan Crawford driften ins Horrorfach,
agieren in WAS GESCHAH WIRKLICH MIT BABY JANE grandios, und rechnen nebenbei
noch mit Hollywoods Schönheitswahn ab. Es folgen weitere Horrorstreifen, aber
keiner kann an BABY JANEs Erfolg anschließen.
Lana Turner geht vom Image des Sexsymbols (sie war DAS
„Sweater-Girl“) ins dramatische Fach und spielt eine ihrer größten Rollen –
tatsächlich eine Mutter: in SOLANGE ES
MENSCHEN GIBT.
Aber sie alle flüchten sich auch in Alkohol und Tabletten, um dem Gefühl des plötzlichen „Nicht-mehr-Gebrauchtwerdens“ zu entkommen.
Oft überschminkt und als Karikaturen ihrer selbst treten
die alten Stars in Rollen jenseits der 40 oder 50 auf, verharren in dem neu gewählten
Image.
So spielt Davis zunächst nur Rollen als alternder Star, um dann in den 60er Jahren im Horrorgenre hängenzubleiben.
Schwer trifft es auch Joan Crawford. Als ihre Adoptivtochter Christina Crawford während der Laufzeit der live ausgestrahlten Fernsehserie THE SECRET STORM ausfällt, springt sie mit
64 Jahren für ihre fünfunddreißig Jahre jüngere Tochter ein und gibt sich,
betrunken, überschminkt, mit blonder Perücke und als Schatten ihres einstigen Glanzes, der
Lächerlichkeit preis.
Und Elizabeth Taylor? Die einst schönste Frau Hollywoods gibt im Alter die tobende Ehefrau, die sie bereits in
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF so atemberaubend und bestechend gut gespielt hat. Da ist sie Mitte 30 und spielt eine fast 50-Jährige! (So herum geht es
also auch - gab es keine 50-Jährige für die Rolle? Oder war diese zu alt..?)
Tradition oder fehlender Lerneffekt?
Und was lernt Hollywood daraus?
Nichts! Es ist dramatisch, wenn man sich anschaut, dass sich
dieser Zustand bis heute nicht gebessert hat.
In einer Zeit, in der im Film alles gezeigt und gelebt
werden darf, ist „Alter“ noch immer ein Tabu.
Männliche Topstars spielen heutzutage gern Väter, auch
schon mit Ende 30, Anfang 40, da dies ihr Image als schöner, junger und
verantwortungsbewusster(!) Mann noch unterstreicht.
Gleichermaßen spielen sie Retter, Draufgänger und
Schwerenöter. Noch immer brauchen sich die Männer in Hollywood keinerlei
Gedanken über ihre Zukunft zu machen, solange ihre Filme Geld einspielen. Männer können alle Rollenfreiheiten genießen, solange sie profitabel sind.
Und noch immer gilt das für die Frauen nicht.
Da tickt die „inszenatorische“ Uhr um so lauter, je näher die 40 heranrückt. Da wird gebotoxt, dass die Wände wackeln und bis die Rollen ironischerweise deshalb ausbleiben, weil die Schönheit und Jugend zwar da sind, aber jedewede Mimik fehlt.
Zwei der erschreckendsten Beispiele des modernen Schönheitswahns sind sicherlich Meg Ryan
und Nicole Kidman (die mit 45 die 26-jährige Grace Kelly verkörpern muss).
Schön, aber emotionslos, oder im Falle der Meg Ryan zur Fratze verunstaltet.
Was tun die weiblichen Stars deshalb? Spätestens mit 30 filmen
sie wie der Teufel! Amy Adams, Scarlett Johansson, Keira Knightley und Jennifer
Lawrence drehen wie besessen, um möglichst viel mitzubekommen, denn ihnen steht
das 40er Loch bevor und sie wissen es! Sie drehen 2 bis 3 Filme pro Jahr, nicht
immer gute, um möglichst viel vom Karrierekuchen abzubekommen, bevor die Leere
kommt. Schlau. Und für den Zuschauer mitunter ermüdend.
Stars wie Gwyneth Paltrow oder Julia Roberts ziehen sich mit 40 zurück, kümmern sich um ihre eigene Familie und drehen alle Jubeljahre mal
einen Film. Der ist dann ausgewählt und meistens gut. Und sie hoffen vielleicht auf
die guten Rollen, die jenseits der 50 wieder auf sie warten.
Noch immer ist Hollywood vor allem ein männlicher Spielplatz, auf dem Frauen geduldet, aber nicht gewünscht sind. Eine Karriere als Schauspielerin, der Traum, ein Star zu werden, ist für Frauen in Hollywood ein Rennen gegen die Zeit, gegen das Alter, gegen den eigenen Körper und gegen uralte Mechanismen und Vorstellungen davon, was Frauen zu sein haben: jung und schön oder mütterlich!
Solange Hollywood diesem Dogma verhaftet bleibt, solange bleiben Schauspielerinnen weiterhin nur Stars aus der zweiten Reihe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr seid unserer Meinung? Ihr seht was anders? Wir freuen uns über eure Ansichten, über Lob und Kritik! Aber bitte seid nett zu uns. Und zueinander!