Wer mag heute berühmter sein: Spartacus? Oder Kirk Douglas?
Sicher ist, dass beide kaum noch voneinder zu trennen sind. Selbst der Sohn Michael Douglas
sagt: „Mein Vater war Spartacus!“ Kaum ein Schauspieler ist in
solch prägnanter Weise mit einer Rolle verwoben wie Kirk Douglas mit
der des Sklavenführers Spartacus. Und kaum ein Held der Geschichte gilt als so sichere Verkörperung von Freiheitsdrang, wie der Gladiator Spartacus, der 73 v. Chr. gegen die Römer aufbegehrte.
Doch wie kam es dazu, dass der stets Helden spielende Douglas sich den größten aller Helden als Rolle sicherte? Und was wissen wir wirklich über Spartacus, den Helden, der bereit war, sein Leben für Freiheit und Gerechtigkeit zu geben?
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Biancas Blick:
Alles beginnt mit BEN-HUR.
Kirk Douglas, seinerzeit abonniert auf
die Rollen der strahlenden Helden, wünscht sich nichts sehnlicher,
als dieses Image mit der Figur des Judah Ben-Hur in William Wylers
gewaltigem Epos unsterblich zu machen. Immer wieder bewirbt er sich
mit Nachdruck für die Rolle – doch das Studio will Charlton
Heston, und gegen diesen Wunsch kommt Douglas nicht an.
Da wirkt es beinahe wie ein Nachtreten,
als man ihm stattdessen die Rolle des Widersachers Messala anbietet.
Kirk Douglas, der Böse? Keine Chance.
In seinem Stolz verletzt, so heißt es
später, habe Douglas sich in den Kopf gesetzt, es Wyler und dem
Studio heimzuzahlen, und sie mit seinem ganz eigenen historischen
Epos zu übertrumpfen.
Die Ambitionen sind also nicht klein,
als man Douglas den Roman „Spartacus“ von Howard Fast als
Filmstoff anbietet. Er ist er sofort Feuer und Flamme und macht sich
als ausführender Produzent an die Realisierung des Stoffes.
Und wirklich steht die Story dem
Racheepos BEN-HUR in nichts nach.
Der thrakische Sklave Spartacus wird
zum Tod durch Verhungern verurteilt, als er einem anderen Sklaven
helfen möchte. Als der Betreiber einer Gladiatorenschule in Capua
ihn bei der Arbeit im Steinbruch sieht, ist er von dessen
körperlichen Verfassung und seinem edlen Charakter beeindruckt und
kauft ihn für sich frei. In der Gladiatorenschule allerdings werden
die Sklaven erniedrigt, gequält regelrecht abgerichtet für die
blutigen Kämpfe in den großen Arenen. Nachden Spartacus in der
Arena einen Freund verloren hat und seine Frau Varinia als Sklavin
weiterverkauft wird, rebelliert er und schafft es innerhalb weniger
Jahre, ein gigantisches Sklavenheer aufzubauen, mit dem er
schließlich gegen Rom zieht. Obwohl sein Heer weitaus weniger Mann
hat als das Roms, kann Spartacus wichtige Schlachten gewinnen. Doch
als Tigranes, ein wichtiger Verbündeter, ihn im Stich lässt und 500
zugesagte Kriegsschiffe nicht entsendet, und sich alle Legionen Roms
unter Crassus, Lucullus und Antonius zusammenschließen, ist
Spartacus' Schicksal besiegelt. 5000 gefangengenommene Sklaven werden
entlang der Via Appia gekreuzigt, unter ihnen auch Spartacus. Seine
Frau Varinia kann fliehen und wird mit dem gemeinsamen Kind nun in
Freiheit leben.
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Der Weg ist geebnet
SPARTACUS
ist eines der größten Leinwandepen, die Ende der 50er Jahre
konzipiert werden, der Blütezeit der großen Dramen mit gewaltiger
Überlänge.
Seit 1955 produziert Douglas seine
Filme selbst, um möglichst großen künstlerischen Einfluss auf
deren Entwicklung zu haben. Seine bekanntesten Werke als Produzent
sind bis dahin WEGE ZUM RUHM, DIE WIKINGER und FREMDE, WENN WIR UNS
BEGEGNEN. Selbstverständlich spielt er in all seinen bis dato
produzierten Filmen immer auch die Hauptrolle.
Douglas selbst ist
zu diesem Zeitpunkt einer der größten Kassenmagneten Hollywoods,
mit drei Oscarnominierungen als Bester Hauptdarsteller, einer immer
weiter andauernden Erfolgssträhne und daher sehr einflussreich. Er
sagt, was wie zu laufen hat, besetzt, kündigt und konzipiert neu.
Ein Workaholic und Antreiber.
Als Budget für den dreistündigen
SPARTACUS kann Douglas die damals unglaubliche Summe von 12 Millionen
Dollar zusammenbringen!
Das Ende der schwarzen Liste
Wie
ehrgeizig Douglas ist, und wie sehr es ihm egal sein kann, was der
Rest Hollywoods über ihn denkt, erkennt man daran, dass er für das
Drehbuch einen der besten Schreiber Hollywoods will – den er jedoch
gar nicht beschäftigen dürfte. Niemand geringeres als Dalton Trumbo
soll das Script verfassen. Doch Trumbo steht seit Dezember 1947 auf Hollywoods
Schwarzer Liste steht und hat damit eigentlich Berufsverbot.
Das
Komitee für Unamerikanische Umtriebe wird 1934 ursprünglich zur
Bekämpfung nationalsozialistischer Unterwanderung gegründet. Doch
bald wird es auf Kommunisten, Japaner und Trotzkisten angesetzt.
Selbst wenn es nur vermeintliche sind. Dank der Aussagen nichtkommunistischer Filmschaffender wie etwa Walt Disney wird eine
insgesamt 100 Namen umfassende Liste von Künstlern erstellt, denen
die Arbeit untersagt wird, damit sie keine kommunistische Propaganda
in ihre Filme einbauen können.
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Dalton Trumbo ist mit neun anderen (die
„Hollywood Ten“) einer der ersten, die vor das Komitee geladen
werden, weil sie sich weigern, Kollegen zu verraten. Dafür nimmt er
sogar eine mehrmonatige Haftstrafe auf sich. Nachdem er auf der Schwarzen Liste
landet, eine Art freiwiligge Selbstkontrolle Hollywoods, die vermeintliche Kommunisten von der Arbeit ausschließt, arbeitet Trumbo unter verschiedenen Pseudonymen als
Drehbuchautor weiter, um sich und seiner Familie den Lebensstandard
erhalten zu können und heimst sogar Oscars für EIN HERZ UND EINE
KRONE und ROTER STAUB ein. Doch in den sogenannten „Credits“
taucht er namentlich nicht auf.
(Ein kleiner Redaktionstipp sei hier
erwähnt: Der Film TRUMBO mit Bryan Cranston in der Hauptrolle
zeichnet Dalton Trumbos Jahre des Berufsverbots sehr fein und
pointiert nach und sei jedem Interessierten wärmstens ans Herz
gelegt.)
Douglas weiß um Trumbos Talent, und schert sich wenig um
eine mehrere Jahre alte Liste der politischen Hexenjagd. Und Trumbo
wird ihn nicht enttäuschen: Er liefert pünktlich ein umfangreiches
Script ab, doch kommt es mit Douglas immer wieder zu heißen
Diskussionen um Inhalte und Gespräche der Protagonisten, die Trumbo
nahezu verzweifeln lassen. Selbst am Heiligabend, so erzählt es Trumbo, steht Douglas mit Änderungswünschen bei ihm vor der Tür und fordert eine Scriptbesprechung unter vier Augen ein.
Der Lohn aber
ist gewaltig für den gechassten Autor. Denn am Ende zwingt Douglas
dem Studio seinen Willen auf: Kein Pseudonym, sondern Dalton Trumbo
selbst soll als verantwortlicher Autor im Film genannt werden. Und
auch Regisseur Stanley Kubrick setzt sich vehement dafür ein. Am
Ende prangt tatsächlich Trumbos Name auf der Leinwand – eine
Entscheidung mit Signalwirkung. Erstmals hat eine große Produktion
sich offen über die Schwarze Liste hinweggesetzt und einen
verbotenen Künstler beschäftigt. Innerhalb kürzester Zeit folgen
ihnen weitere Produktionen nach, und immer mehr Künstler dürfen
wieder offen arbeiten – die Schwarze Liste verliert ihre Macht und
wird schließlich abgeschafft.
Hedda Hopper und John Wayne, zwei
Galionsfiguren der politischen Rechten in Hollywood, bezeichnen den
Film unter anderem aufgrund dieser Tatsache als „Marxistische
Propaganda“ und rufen zum Boykott auf.
Trumbo darf im Nachhinein
seine beiden unter einem Pseudonym gewonnenen Oscars offiziell
entgegennehmen und wieder als Drehbuchautor unter eigenem Namen
fungieren.
Ein (fast) unbeschriebenes Blatt auf dem Regiestuhl
Stanley Kubrick, heute aus den Annalen der
Filmgeschichte nicht mehr wegzudenken, ist 1959 noch ein relativ
unbeschriebenes Blatt. Seine ersten drei Filme, FEAR AND DESIRE, DER
TIGER VON NEW YORK und DIE RECHNUNG GING NICHT AUF, sind
beachtenswerte Werke, die aber keine große Aufmerksamkeit erhalten.
Erst als Kubrick 1957 die Regie zu WEGE ZUM RUHM übernimmt, wird die
Filmwelt auf ihn aufmerksam. Es ist Produzent und Hauptdarsteller
Kirk Douglas, der ihm die Regie anvertraut. Douglas ist überzeugt,
dass Kubrick mit seiner düsteren, film-noir-behafteten Hand die
Parabel auf sinnlose Herrschaftsstrukturen und das Bekenntnis gegen
die Todesstrafe perfekt umsetzen kann. Und er soll Recht behalten.
WEGE ZUM RUHM lässt Kubrick auf dem Radar der internationalen
Filmwelt erscheinen und etabliert Douglas als Schauspieler
in dramatischen, realitätsbezogenen Rollen und als smarten
Produzenten.
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Zwei Jahre später wendet sich Douglas erneut an
Kubrick und bittet ihn, für den gerade gefeuerten Anthony Mann
einzuspringen, mit dem er sich bei der Arbeit an SPARTACUS überworfen
hat. Zwar fragt Douglas zuvor noch Laurence Olivier, der bereits als
Crassus gecastet ist, doch der lehnt ab, da ihm die Doppelbelastung
als Schauspieler und Regisseur nicht erstrebenswert erscheint.
Kubrick nimmt das Angebot an – doch
beide, er und Douglas, werden das Arrangement am Ende bitter
bereuen. Zwar wird der Film ein immenser Erfolg, doch Douglas erweist
sich, was SPARTACUS betrifft, als Kontrollfreak und überlässt
Kubrick keine künstlerische Freiheit, wie er es ihm bei WEGE ZUM
RUHM noch zugestanden hat. Ebenso wie Trumbo empfindet Kubrick
Douglas' stetige Einmischungen als störend und hemmend.
Zumal
Kubrick ein Sturkopf ist, der sich nicht scheut, seinem Produzenten
offen ins Gesicht zu sagen, wenn ihm etwas nicht passt. Als Douglas
seinen Regisseur nach einer Testvorführung am Set fragt, was er von
der „Ich bin Spartacus!“-Szene hält, erklärt ihm Kubrick vor
dem gesamten Filmteam, dass die Szene dumm sei. Wutentbrannt schreit
Douglas auf Kubrick ein und jagt ihn vom Set.
Dennoch bringt Kubrick die für ihn
historisch notwendige blutige Realität in den Film ein, besonders in
den Schlacht-, Kreuzigungs- und Kriegsszenen. Eine Brutalität, wie
sie das Kinopublikum bis dahin noch nicht gesehen hat. Das wird auch
für Douglas zur Nervenprüfung. So soll er in einer Szene einem
Feind den Arm abschlagen. Es ist ein künstliches Glied, das ein
Komparse mit amputiertem Arm trägt, doch das Schwert, das Douglas
schwingt, ist überaus echt. Er hat eine exakt festgelegte Stelle, an der er
den künstlichen Arm treffen muss, um den komparsen nicht zu
verletzen. Beim ersten Take trifft er und weigert sich anschließend
vehement, einen zweiten Take einzuspielen.
Am Ende wird der Film nur ab 16
freigegeben und erst in einer späteren Neubewertung auf 12 Jahre
herabgestuft. Er vermittelt den Zuschauern gekonnt einen Eindruck der
berühmten Revolution im alten Rom und wird dafür gleichermaßen
gefeiert und gerügt.
Was ebenfalls in die Altersfreigabe hineingespielt haben mag, ist die Tatsache, dass Jean Simmons nackt in einem Teich badet, und ihre bloßen Brüste zu sehen sind. Dass die Szene überhaupt durch die Zensur kommt, mag damit gerechtfertigt sein, dass es ihr Ehemann ist, der sie so sieht, und die anschließende Sexszene nur angedeutet wird.
Kubrick ist nun ein Regiestar und wird
gleich mit seinem nächsten Film einen Skandal auslösen. Er hat aus
dem Debakel mit Douglas gelernt, und wird nie wieder einen Film
drehen, bei dem er nicht die vollkommene künstlerische Freiheit
erhält. 1962 kehrt er mit LOLITA also zu seinen Wurzeln zurück und
liefert einen der meistdiskutierten Filme seiner Zeit ab, setzt er
sich doch, wie Nabokovs Roman, zügellos mit der sexueller Obsession
und Parthenophilie auseinander.
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Und obwohl SPARTACUS immer Kubricks
erfolgreichster Film bleiben wird, streicht er selbst ihn konsequent
aus seiner Vita und seinem Kanon – zu wenig fühlt der Film für ihn selbst sich nach einem Kubrick an. Und tatsächlich – wer
Kubricks Filme kennt, wird SPARTACUS, bei allem Lob, immer als einen
Fremdkörper in dieser Vita empfinden.
Eine Zusammenarbeit
zwischen Kubrick und Douglas wird es nie wieder geben.
Tricks für einen beeindruckenden Cast
Douglas weiß, dass er mit
SPARTACUS einen erfolgreichen Film abliefern muss. Die Kosten sind
immens, und daher beschließt er, ihn mit dem „Who is Who“ der
Leinwandstars seiner Zeit zu schmücken. Laurence Olivier, Tony
Curtis, Peter Ustinov und Charles Laughton schweben ihm vor, um nur
einige zu nennen.
Damals ist es, schlimmer noch als heute, jedoch
undenkbar, dass große Stars kleine Rollen zu spielen bereit sind. Da aber
alle Rollen, die nicht den Namen Spartacus tragen, Nebenrollen sind,
greift Douglas zu einem Trick: Er lässt den potenziell in Frage
kommenden Kollegen jeweils abgeänderte Drehbuchseiten zukommen, die
den Eindruck vermitteln, die zu spielende Rolle sei weitaus größer
und bedeutender, als sie in Wahrheit ist. Der Bluff klappt in den
meisten Fällen, und sind die Verträge erst einmal unterschrieben,
ist es teuer und umständlich, sich aus ihnen herauszukaufen. So
versammelt sich neben Douglas eine illustre Starriege, die den Film
gekonnt zum Erfolg führt.
Manche der Stars sorgen mit ihrer
Perfektion jedoch auch für Unruhe. So etwa Laurence Olivier, der immer
um eine authentische Rollenwiedergabe bemüht ist. Er recherchiert, so
will es die Legende, über das Leben der Römer und findet heraus,
dass diese ohne Sattel ritten. Um dies glaubhaft darzustellen,
trainiert er, ohne Sattel zu reiten, und weigert sich auch am Set,
einen Sattel zu benutzen. Doch die Bilder sind unbrauchbar: Olivier
rutscht und wackelt unkontrolliert auf seinem Pferd herum, selbst bei
langsamen Bewegungen. Als genau das den Drehplan zurückwirft,
macht Kubrick Nägel mit Köpfen, und zwingt Olivier, die
Großaufnahmen zu Pferd auf einer Leiter sitzend zu
absolvieren.
Andere Rollen bereiten Douglas größere Probleme, so etwa die von Spartacus' Frau, Varinia. Ingrid Bergman, Jeanne Moreau und Elsa Martinelli werden angefragt, am Ende aber erhält die Deutsche Sabine Bethmann die Rolle. Wenn niemandem der Name etwas sagt, dann liegt das daran, dass es zu solch schwerwiegende Differenzen zwischen Bethmann und Douglas kommt, dass Douglas kurzerhand beschließt, Bethmann durch Jean Simmons zu ersetzen.
Andere Rollen bereiten Douglas größere Probleme, so etwa die von Spartacus' Frau, Varinia. Ingrid Bergman, Jeanne Moreau und Elsa Martinelli werden angefragt, am Ende aber erhält die Deutsche Sabine Bethmann die Rolle. Wenn niemandem der Name etwas sagt, dann liegt das daran, dass es zu solch schwerwiegende Differenzen zwischen Bethmann und Douglas kommt, dass Douglas kurzerhand beschließt, Bethmann durch Jean Simmons zu ersetzen.
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Wie es nun auch war –
umbesetzen, konzipieren, bestimmen, kontrollieren, lenken und leiten
– das sind Kirk Douglas‘ Tätigkeiten hinter den
Kulissen.
Homosexualität war tabu
Kennt man
sich in der römischen Geschichte etwas aus, weiß man, dass
homosexuelle Beziehungen unter den Römern keine Seltenheit waren.
Und so bemüht sich auch SPARTACUS zumindest um die Andeutung
selbiger.
In einer Szene kommt es zu einem eindeutigen Angebot
Crassus' dem jungen Sklaven Antonius gegenüber. Tony Curtis, der
Antonius spielt, sagt dazu, dass sie die Szene damals ohne Ton
gedreht haben, da allen Beteiligten klar war, dass sie es
nicht durch die Zensur schaffen würde. Es kam wie befürchtet: Die
Zensur beklagte die gleichgeschlechtliche Tändelei und ließ sie
kurzerhand rausschneiden. Dabei hatten beide, Curtis und Olivier, sich ordentlich im Gym abgestrampelt, um ihre gestählten Oberkörper ansprechend präsentieren zu können. (Wobei es diese Oberkörper auch im Rest des Films ausreichend zu bewundern gibt.)
In der restaurierten Fassung von 1989 ist die Tändelei jedoch als Bonus eingefügt. Darin spricht Sir Anthony Hopkins
Oliviers Rolle, da dieser bereits verstorben war und Tony Curtis
spricht Antonius. Noch heute ärgert sich Douglas über den Schnitt
in der Urfassung: “In der ursprünglichen Version von prüden
Zensoren geblockt, erstrahlt diese filmgeschichtliche Szene in der
restaurierten Fassung nun im neuen Glanz als unerwarteter Bonus.
Diese Szene zwischen Tony und Larry war so schön – einfach schön.
Was wir ursprünglich drehten, wurde zensiert. Doch Gott sei Dank ist
es nun restauriert im Film enthalten.”
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Ich bin Spartacus!
SPARTACUS kommt am 6. Oktober 1960 in die
amerikanischen Kinos und wird auf Anhieb ein großer Erfolg, der bis
heute weit über 100 Millionen Dollar einspielt. Der Film wird für
sechs Oscars nominiert und erhält vier Preise für die Beste
Männliche Nebenrolle (Peter Ustinov), die Beste Farb-Kamera, das
Beste Set-Design und das Beste Kostüm.
Kirk Douglas beschreibt SPARTACUS als Liebesfilm: „Die Liebe durchzieht den gesamten Film: zwischen Varinia und Spartacus, die Liebe der Männer zueinander, die gesamte Revolution beruhte auf der Liebe zur Freiheit und der Liebe nach Menschlichkeit.“
Kirk Douglas beschreibt SPARTACUS als Liebesfilm: „Die Liebe durchzieht den gesamten Film: zwischen Varinia und Spartacus, die Liebe der Männer zueinander, die gesamte Revolution beruhte auf der Liebe zur Freiheit und der Liebe nach Menschlichkeit.“
All das bündelt sich in der wohl emotionalsten Szene des Films, als Spartacus' Heer sich schützend vor ihn stellt. Eine Szene, die bis huete nachhallt und immer wieder rezitiert wird.
Kubrick etwa ist von dem Erfolg seines Films wenig beeindruckt und gedenkt ihm auf seine Weise: In seinem nächsten Film, LOLITA, baut er eine Szene ein, in der Humbert erstmals auf Quilty trifft, und fragt: „Bist du
Quilty?“, woraufhin dieser antwortet: „Nein, ich bin Spartacus.
Bist du hier, um die Sklaven zu befreien?“ Eine mehr als deutliche
Anspielung auf die unerfreulichen Drehbedingungen und die so
ikonische Szene.
Den
wohl berühmtesten Verweis auf den emotionalen Höhepunkt von
SPARTACUS liefern Monty Python in ihrer Parodie auf Sandalenfilme,
DAS LEBEN DES BRIAN. Nachdem erlassen wird, dass Brian vom Kreuz
genommen werden soll, fragt der überforderte Legionär herum,
welcher der Verurteilten Brian wäre. Der jedoch ist gerade am schimpfen, und so nutzt sein Kreuznachbar die Gelegenheit für einen kleinen Jux. Was folgt, ist eine der legendärsten Szenen der Komikertruppe.
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Auch Pepsi macht sich die Szene 2005 in einem Werbespot
zu eigen.
FAMILY GUY findet schließlich in der 10. Folge der 10. Staffel eine Möglichkeit, wie Peter Griffin sich in die Szene einbringen kann und unterstreicht mit der Szene ihre inzwischen popkulturelle Bedeutung.
FAMILY GUY findet schließlich in der 10. Folge der 10. Staffel eine Möglichkeit, wie Peter Griffin sich in die Szene einbringen kann und unterstreicht mit der Szene ihre inzwischen popkulturelle Bedeutung.
2004 erscheint eine Neuverfilmung
von Robert Dornhelm und erhält eher zurückhaltende Kritiken.
Sechs
Jahre später wird mit SPARTACUS: BLOOD AND SAND die erste vond rei Staffeln einer Fernsehserie realisiert, der, als der Hauptdarsteller erkrankt, mit SPARTACUS: GODS OF THE
ARENA eine Prequel-Staffel hinzugefügt wird.
Was bleibt?
Man mag streiten, ob Douglas sein
Ziel erreichen konnte, BEN-HUR zu übertrumpfen. Und doch ist
SPARTACUS noch heute, 56 Jahre nach seinem Erscheinen, nicht nur
einer der bekanntesten Filmklassiker der Welt, der feste Wurzeln in
der Popkultur geschlagen hat, sondern es ist der Film, der die gesamte Karriere des Kirk Douglas auf ein Werk einzudampfen
scheint. Unter all den Helden der Kinoleinwand ist es Douglas
gelungen, sich mit seinem Spartacus einen Ehrenplatz zu sichern.
Und
kein Film zeigt besser als SPARTACUS, was Douglas zu tun bereit war,
um diesen Platz zu erringen. Die Art, wie Douglas sein Epos einer
Sklavenrevolte auf die Leinwand brachte, macht viel von dem sichtbar,
was Douglas als Künstler, aber auch als Mensch ausgezeichnet hat.
Denn derart perfektionistisch, kontrollierend, professionell und
idealistisch geht Douglas nicht nur an diesen Film heran. Und doch
erkennt hier besonders gut, weshalb er einer der führenden
Künstler seiner Zeit ist und weshalb Hollywood, bis heute, vor ihm
erzittert.
Marcos
Blick:
Man muss es ihnen lassen: Heute ist das
Publikum deutlich kritischer geworden, was Filme angeht, die auf
„wahren Begebenheiten“ beruhen, als das 1960 noch der Fall war.
Experten wussten natürlich damals schon, dass die historischen Schinken auf den Leinwänden es mit der Wahrheit nicht
immer ganz genau nahmen, sie wussten aber auch, dass das Kino
Zugeständnisse machen musste, wenn es unterhalten und schöne Bilder
haben wollte. Die Anekdote mit Laurence Oliviers Sattelfetisch macht das
deutlich: Wer zu sehr auf historischen Tatsachen beharrt, reitet am
Ende eben auf einer Leiter.
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Nichtsdestotrotz sammeln sich bis
heute die Listen von Filmfehlern, die SPARTACUS begeht. Julius Caesar
kommandierte die Prätoriengarde? Tat er nie, auch, weil sie zu
Spartacus' Zeiten noch gar nicht existierte. Varinia (eine völlig
erfundene Figur) stammt, wie man am Akzent vernimmt, aus England?
Unmöglich, die britischen Inseln waren noch nie von einem Römer
betreten worden. Crassus wurde auch nie Diktator. Und Spartacus nicht in die Sklaverei geboren, sondern als ungehorsamer Soldat dazu verurteilt. Und, und, und.
Ebenfalls, und jetzt wird es langsam interessant,
gibt es keinen Hinweis darauf, dass Spartacus tatsächlich am Kreuz
starb. Alle Quellen sprechen davon, dass er in der Schlacht starb.
Mal mehr, mal weniger heroisch, aber immer umringt von Feinden, von
denen er etliche noch mit in den Tod nahm.
Die Wahrheit und wie sie in die Welt kam
Woher aber wissen wir das eigentlich?
Spartacus gilt bis heute als eine der
populärsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Römischen
Geschichte, nicht zuletzt durch die zahlreichen, oft beliebten
Verfilmungen. Dabei leitete er bereits den dritten großen
Sklavenaufstand (die anderen beiden waren weniger attraktiv, scheint es), und mit Sicherheit wird er nicht, wie im Film,
aufklärerische Parolen von Menschenwürde und Freiheitsdrang von
sich gegeben haben, sondern eher eine Art bewaffneten Generalstreik
angeführt haben, um die Lebensbedingungen der Sklaven zu verbessern,
und vielleicht ein wenig Machstreben ausleben zu können.
Doch es ist die Grundgeschichte, die in unserer heutigen, liberalen Zeit
ihren Reiz ausstrahlt: Sklaven, die sich gegen ihre Herrscher
erheben, sie vorführen, und im ewigen Drang nach Frieden und
Freiheit schließlich von den Unterdrückern besiegt und grausam
bestraft werden. Ein heroisches Epos vom Kampf des Guten gegen das
Böse in dem, so will es die Geschichte, das Böse ausnahmsweise einmal obsiegt.
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Überhaupt scheinen die Rollen von Gut
und Böse schnell und sauber aufgeteilt, und die Tatsache, dass die
Geschichte immer wieder gleich erzählt wird, verleiht ihr eine
unglaubliche Historizität (so nennen Historiker das, wenn etwas
wirklich so geschehen ist).
Doch gerade am Beispiel des Spartacus
lässt sich hervorragend aufzeigen, dass Historiker oftmals enorme
Schwierigkeiten haben, zu benennen, was überhaupt historische Fakten
sind.
Denn was wir über Spartacus wissen, und was etliche
Verfilmungen in unserem kulturellen Gedächtnis verfestigt haben,
wissen wir aus lediglich drei Quellen.
Und diese drei Quellen bergen zwei
Hauptprobleme in sich. Zum einen, dass keine davon zeitgenössisch
ist. Sie alle schildern den Spartacus-Aufstand aus teilweise weit über einem Jahrhundert Abstand. Auch ist keine davon
länger als eine Seite. Man stelle sich nur einmal vor, dass eine heute
geschriebene, einseitige Zusammenfassung die einzige Quelle zukünftiger
Historiker über den Ersten Weltkrieg wäre …
Zum anderen stellt man fest, dass die
Quellen sich in etlichen Details zum Teil erheblich widersprechen.
Hinzu kommt, dass die beiden Hauptquellen, die Berichte von Appian
und Plutarch, offensichtlich stark fiktionalisiert sind und ganz
unterschiedliche Schwerpunkte setzen, während die dritte Quelle, von
Florus, extrem gestrafft und detailarm ist.
Die Erzähler
Es ist also
schwierig, zu sagen, was im Falle von Spartacus nun konkrete Fakten sind
und was nicht. Um das Problem zu verdeutlichen, lohnt es sich, einen
kurzen Blick auf die vorhandenen Quellen zu werfen. Keine Bange, es
sind nur drei, und wir werden nicht wissenschaftlich. Wir müssen
allerdings, in Kürze, auf die drei Autoren zu sprechen kommen, deren
Berichte über Spartacus uns überliefert sind.
Da wäre zum einen Plutarch mit seinem
Werk „Crassus“, in welchem er das Leben und Wirken des römischen
Politikers Marcus Licinius Crassus wiedergibt, der Spartacus' Truppen
schlussendlich besiegt haben soll (eine fiktionalisierte Version der
Figur wird im Film von Laurence Olivier gespielt).
Die zweite Hauptquelle stammt von
Appian, der in seinem Werk „Bürgerkriege“ eine historische
Wiedergabe des Aufstandes zusammenfasst.
Die dritte große Quelle erhalten wir
von Florus, der in seinem Werk „Römische Geschichte“ über
Spartacus erzählt.
Plutarch erweist sich als der
früheste der drei Historiker. Der Grieche wurde etwa um 45 n.Chr. in
Chaironeia geboren (also satte 115 Jahre nach dem Ende des
Spartacus-Aufstands). Er entstammte einer reichen
Oberschichtsfamilie, reiste viel und studierte in Athen Philosophie,
bevor er in seine Heimat zurückkehrte, dort etliche politische Ämter
bekleidete und eine private Philosophieschule betrieb.
Das Römische Reich befand sich zu
dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Ausdehnungsbereichs, und hatte
sich auch Griechenland als teilautonome, von römischen Statthaltern
kontrollierte Provinz einverleibt.
Plutarchs Wirken als Philosoph und
Historiker war vor allem von Fragen nach Ethik und Moral und der
Vermittlung moralischer Vorbilder getrieben, was sich auch in seiner
Schilderung des Spartacus-Aufstands widerspiegelt.
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Appian war
von griechischer Herkunft und wurde etwa um 95 n. Chr. im ägyptischen
Alexandria geboren. Seine außerordentliche Bildung nutzte er für
etliche politische Ämter in Alexandria, bevor er das römische
Bürgerrecht erwarb und in Rom als Jurist arbeitete.
Erst in gesteigertem Alter, mit über
fünfzig, begann er sein Werk „Römische Geschichte“
niederzuschreiben, das er noch vor 165 n. Chr. in 24 Bänden
herausbrachte – also 200 Jahre nach Spartacus. Wie Plutarch schrieb
er es auf griechisch nieder. Anders als Plutarch lag ihm vor allem
daran, eine möglichst faktenreiche Geschichte zusammenzutragen, die
sich weniger auf moralische Werte, und mehr auf messbare Fakten
stützte, und natürlich darauf, das Römische Reich zu
glorifizieren. So ist Appians Geschichtsschreibung weit weniger von
Metaphern beeinflusst als die anderer Historiker. Wie auch bei
Plutarch befand sich das Römische Reich noch immer auf dem
Höhepunkt, was eine kritische Geschichtsschreibung deutlich
erschwerte, zumal fast alle Geschichtsschreiber auch hohe
Würdenträger waren, denen eine kritische Beleuchtung Roms geschadet
hätte.
Florus gibt bis heute die größten Rätsel
auf. Ein konkretes Geburtstdatum kennt man nicht, Hinweise und
Ähnlichkeiten in Stil und Sprache legen aber den Verdacht nahe, dass
der Historiker Julius Florus mit dem Dichter Annius Florus identisch
sein könnte, was sein Geburtsjahr etwa um 74 n. Chr. verorten würde.
Der Historiker Florus verfasste eine
recht kurze (je nach Zählung 2 bis 4 Bände) Geschichte Roms von
der Gründung am Tiber bis zu Varusschlacht (ebenfalls mit dem Titel „Römische
Geschichte“). Er teilte die Geschichte Roms in drei Stadien auf:
Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter. Seine Schilderungen, die er
aus den Werken vorangegangener Historiker zusammentrug, weisen
haufenweise geographische und chronologische Fehler auf, wurden aber
im Mittelalter zu einer Hauptquelle für römische Geschichte.
Vielleicht auch aufgrund ihrer überschaubaren Größe.
Allen drei Chronisten ist gemein, dass
sie selbst den Spartacus-Aufstand nur aus historischen Schriften
kannten. Besonders Florus ist bekannt dafür, sich stark an seinen
Vorgängern bedient zu haben.
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Da die Niederschriften Plutarchs und
Appians sich im generellen Ablauf (wenn auch nicht in den Details) so
ähneln, vermutet man, dass sie beide sich an derselben Quelle
bedient haben.
Denn, so viel weiß man heute,
mindestens zwei Historiker haben sich bereits vorher mit Spartacus
beschäftigt: Titus Livius, der etwa 59 v. Chr. geboren wurde, also
nur knapp 15 Jahre nach Ende des Spartacus-Aufstands, sowie Gaius
Sallust, dessen Geburtstag als der 1. Oktober 86 v. Chr. überliefert
wird. Damit wäre er der einzige Zeitzeuge des Konflikts, wenn er
auch noch ein Teenager gewesen ist.
Beide gelten als wahrscheinliche
Quellen für ihre Nachfolger. Bedauerlicherweise sind die
Aufzeichnungen im Falle von Livius heute gänzlich verlorengegangen.
Von Sallust haben immerhin Fragmente die Zeiten überdauert, und ja,
diese erwähnen auch Spartacus.
Die Erzählungen
Für die Geschichtswissenschaft sind
diese Umstände deshalb so wichtig, weil sie aufzeigen, wie anfällig
unser Wissen darüber ist, was während des Spartacus-Aufstands
wirklich geschah. Auch über konkrete Informationen, wie etwa die
Größe von Spartacus' Heer, werfen sie eher Fragen auf, als
Antworten zu liefern. Man erinnere sich: Keine der Quellen ist länger
als eine Buchseite.
So fliehen bei Plutarch 78 Männer aus
der Gladiatorenschule, bei Appian 70 und bei Florus 30.
Auch vom
Heldenmythos des Spartacus muss man sich schnell verabschieden.
Appian etwa lässt Spartacus in wenig gutem Licht erscheinen, wenn er
ihn Landstriche verwüsten und plündern lässt, Gefangene hinrichten
und 300 gefangene Römer in „Crixus' Schatten“ opfern lässt.
(Crixus ist einer seiner Anführer, im Film gespielt von John
Ireland.) Auch Florus bezeichnet Spartacus und seine Männer
geradeheraus als „beutegierige Monster“. Bei beiden wird Spartacus
zur Gefahr, zu einem wilden Räuber und Banditen, der über Italien
herfällt und nur mit Mühe gebändigt werden kann. Da ist nix mit
Edelmut und Freiheitsdrang.
Einzig Plutarch lässt Spartacus
ehrenhaft dastehen, etwa wenn er ihn als stolzen, kräftigen,
intelligenten und herzensguten Mann beschreibt. Einen Helden eben.
Ebenso gibt Plutarch die Anekdote zum Besten, wie eine Schlange auf
Spartacus' Gesicht geschlafen habe, worauf seine Frau, eine
Prophetin, ihm vorhersah, dass ihm eine große und furchtbare Macht
zuteil würde, die jedoch zu einem unglücklichen Ende führe.
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Überhaupt ist Plutarchs Darstellung
die erzählerisch detailreichste, was sich an einer Einzelanekdote
besonders gut erkennen lässt, die auch hervorragend aufzeigt, wie
widersprüchlich die drei Quellen sind. Denn alle drei erzählen in
unterschiedlicher Form und Detailiertheit von Spartacus' Versuch, mit
Schiffen nach Sizilien zu fliehen.
Plutarch zufolge ereignete
sich diese Geschichte, als Spartacus auf der Höhe seines Erfolges in
Richtung Alpen drängte, sein Heer also nach Norden zog.
Crassus aber verwickelt das Sklavenheer immer wieder in Gefechte, und
drängt Spartacus zurück, worauf dieser an der Meerenge von Lukanien
(heute die Basilicata) entlang ausweichen will. Dort trifft er einige
Seeräuber, mit deren Schiffen er 2000 Mann nach Sizilien überführen,
und den dort erst kurz zuvor niedergeschlagenen Sklavenaufstand neu
entfachen will. Die Piraten lassen sich bezahlen, betrügen Spartacus
aber, und fahren ohne ihn davon. Da sein Heer festsitzt, fällt es
Crassus leicht, es mit einem Wall an der Küste einzuklemmen. Doch
mit einer List (und wenig Mühe) überwindet Spartacus den Wall und
kann mit seinem Heer ins Landesinnere fliehen.
Bei Appian wird Spartacus' Heer von
Crassus immer wieder vernichtend geschlagen und moralisch
niedergeworfen. Zerstreut flieht es zum Meer hin, um nach Sizilien
überzusetzen, Crassus' Heer aber überholt sie, kesselt sie ein, und
umschließt sie mit einem Abwehrwall, den Spartacus nur mit Mühe und
unter großen Verlusten durchbrechen kann, bevor er wieder ins
Landesinnere vorstößt.
In beiden Fällen entkommt Spartacus
und zieht noch ein gutes Stück ins Landesinnere weiter, bevor er
schließlich von Crassus eingeholt und, mal mehr, mal weniger
heroisch, den Tod im Kampf findet.
Florus hingegen verlegt die
Geschichte nach Bruttium, das heutige Kalabrien im südlichsten
Zipfel Italiens, und fasst sich kurz: „Hier, abgeschnitten im
äußersten Winkel Bruttiums, bereit, nach Sizilien zu fliehen, aber
nicht in der Lage, Schiffe aufzutreiben, versuchten sie Flöße aus
Holzstämmen und Fässern, zusammengeschnürt mit Weidenruten, in die
tückischen Wasser der Straße von Messina zu lassen. Als der Versuch
scheiterte, machten sie schließlich einen Ausfall und fanden einen
Tod würdig eines Mannes, bis zum Tode kämpfend.“
Die Lehre
Man erkennt, vor welchen
Schwierigkeiten Historiker stehen, die anhand dieser Quellen
darstellen wollen, wie genau sich Spartacus und sein Aufstand
zugetragen haben, was genau Fakten sind, und was nicht. Und die
Widersprüche der Quellen ziehen sich immer wieder durch sämtliche
Details.
Interessant ist dabei, dass Plutarch
Raum findet, um immer wieder beinahe Homersche Heldentaten einfließen
zu lassen, etwa wenn Spartacus' Männer sich mit Weinranken von einem
Berg abseilen, auf dem ein römischer Feldheer sie festgesetzt hat (Florus zufolge ist es der Vesuv),
und dem Feind in den Rücken fallen. (Auch Florus erwähnt diesen
Teil, aber weniger blumig.)
Dafür finden sich bei Plutarch kaum
Hinweise zur Größe des Heeres.
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Ganz anders bei Appian, der mit Zahlen
nur so um sich wirft. Zur Größe von Spartacus' Heer fallen immer
wieder Zahlen zwischen 60.000 und 70.000 Mann.
Bei Florus wandelt sich die Größe von
10.000 Mann zu einem „Stehenden Heer“ – was nur eine vage
Deutung zulässt. Zur Zeit, als Florus diese Worte niederschrieb,
umfasst das römische Heer knapp 380.000 Mann, wobei der größte
Teil davon Hilfstruppen waren, die vermutlich nicht gemeint sein
würden. Was immer noch gut 155.000 Mann in den Legionen der
Römischen Armee übrigließe.
Kurz: Die Zahlen schwanken stark.
Es ist also nicht einfach, einem Film
wie SPARTACUS historische Fehler nachzuweisen, wenn die Quellen
selbst sich nicht einig sind, und wenn sie selbst nur
fiktionalisierte und politisch gefärbte Wiedergaben eines zwar
besonderen, aber eben nicht einzigartigen Aufstandes sind.
Vielleicht
sollte man also von solchen Gedanken abweichen, dass ein Film wie
SPARTACUS historisch korrekt sein müsse. Oder könne.
Schon vor 2000 Jahren entfacht
Spartacus die Fantasie der Historiker und Chronisten, und mit
Sicherheit auch die Erzähler im Alltag. Wieso sollten wir es da
anders handhaben? Spartacus ist, wenn auch eine historische
Persönlichkeit, vor allem eine Idee, die jeder Zeit das gibt, was
sie darin sehen will. Für uns ist Spartacus der Inbegriff sozialer
Gerechtigkeit, von Freiheitsdrang und Menschenwürde. Und all das
steckt in seiner Geschichte auch drin: Liebe, Freiheit,
Brüderlichkeit und der ewige Kampf gegen Unterdrückung.
Lasst
sie uns so erzählen, dass sie fesselt, dass sie berührt, und dass
sie uns eine Lehre ist. Dass wir alle Spartacus werden. Die Geschichte bietet so wenig Helden an, mit
denen das möglich ist, dass man die wenigen, die es gibt, ruhig so
wiedergeben kann, dass sie uns inspirieren – ob nach hundert
Jahren, nach tausend, oder nach zweitausend.
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