17.01.15

Batman (USA 1989)

1989 erscheint ein Film, der das Blockbusterkino grundlegend verändert – erstmals in der Geschichte Hollywoods entwickelt sich die Verfilmung eines Superhelden-Comics zum alles beherrschenden Thema, und zum größten Kinoerfolg des Jahres.
Das Batzeichen leuchtet hell über Hollywood, und im Sommer der „Batmania“ gibt es kein Entrinnen vor dem Dunklen Ritter: BATMAN wird zum größten Hype und Merchandise-Riesen seit STAR WARS und beweist, dass Superheldenfilme auch künstlerisch ansprechend, vielschichtig und fordernd sein können. Auf einen Schlag werden Comicverfilmungen zum Kinostandard. Doch der Weg dahin ist lang.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
Marcos Blick:

Jetzt auf Blu Ray und DVD
Es gibt ein Hollywood vor 1989 und eines danach, dessen Hauptunterschied in der Masse produzierter Comicverfilmungen liegt. Vor 1989 sind Comicverfilmungen so selten, dass sie quasi nicht existieren – und mit SUPERMAN von 1978 nur einen einzigen veritablen Erfolg aufweisen.
Der alles überstrahlende Erfolg von BATMAN befeuert allerdings einen Trend, der in den Neunzigern dazu führt, das
nahezu jedes populäre Underground-Comic verfilmt wird, von SPAWN, TANK GIRL, BARB WIRE und THE CROW bis zu JUDGE DREDD findet so gut wie jeder mehr oder weniger gespaltene und umstrittene Comicheld den Weg auf die Leinwand.
Das Problem dabei: Kaum eine Umsetzung ist besonders gut oder wird dem Quellenmaterial gerecht. Die Studios suchen verzweifelt nach einem Franchise, das den düsteren Ton von Tim Burtons BATMAN trifft, doch keiner der Filme überzeugt.

Ein unerwarteter Erfolg


Dabei ist der überragende Erfolg von BATMAN keinesfalls gesichert. Viele Experten sehen einen gewaltigen Reinfall auf die produzierenden Warner Bros. zukommen, was gar nicht mal abwegig ist, wenn man die Grundlagen bedenkt: Der Hauptdarsteller wirkt vollkommen unpassend. Der Regisseur ist, wenn überhaupt, nur für zwei bunte Komödien bekannt. Und der Bösewicht Jack Nicholson fällt im Vorfelde vor allem für seine Skandale und Allüren auf.

Aber schon früher ist eine BATMAN Verfilmung nicht einfach hinzubekommen.
Die Marke „Batman“ ist komplett geprägt durch die überaus erfolgreiche Sechziger Fernsehserie BATMAN mit Adam West als Fledermausmann. Die inszenierte sich allerdings als kunterbuntes Kinderfernsehen: Verquere Kamerawinkel, grelle Farben, ein stellenweise absurder Humor und technische Gerätschaften, die bestenfalls einem albernen Schulheft-Comic entsprungen sein konnten.
Tatsächlich entwickelt man bereits Anfang der Achtziger einen ähnlich gelagerten BATMAN-Film unter der Regie von Ivan Reitman mit Bill Murray als Batman und Eddie Murphy als Robin.

Doch das Projekt zerschlägt sich, und so entwickelt man die Idee ein wenig weiter und überträgt die Regie des zunächst als Billigprodukt deklarierten Streifens bereits 1986 einem bis dato vollkommen unbekannten Regisseur, der allerdings bereits mit visuellem Einfallsreichtum geglänzt hat: Tim Burton.
Zuvor hat Burton lediglich einige kreative Kurzfilme inszeniert und einen Kinofilm mit und über Pee Wee Herman, eine in Amerika populäre Kunstfigur des Comedians Paul Reubens, die bereits erfolgreich im Fernsehen lief. Mehr kann Burton nicht aufweisen.
                                                                                                                                       
Doch das Projekt wird ohnehin eher unter „ferner liefen“ fortgeführt: Beinahe ein Dutzend Autoren mühen sich vergeblich, den Comics eine packende Filmhandlung abzuringen, doch vergeblich. Die Vorbereitungen stagnieren.

Vorbilder für die Ewigkeit


Die Lösung kommt aus unerwarteter Richtung! Denn zwischen 1986 und 1988 erscheinen zwei Comic-Werke, die das weltweite Verständnis für Batman und für Superhelden Comics grundlegend verändern:
Schon 1986 legt der bekannte Comicautor Frank Miller (Der in den Neunzigern mit den „Sin City“ Comics Geschichte schreiben soll) eine bedeutende vierteilige Mini-Serie hin: „The Dark Knight Returns“ erzählt eine Comicgeschichte, die nicht nur für Kinder und Superheldenfans geeignet ist. Die Story ist erwachsen, tiefgründig und spricht auch Leser an, die sonst weniger für die unter Schulkinder so beliebten Heftchen zu haben waren. Damit verändert es, gemeinsam mit Alan Moores im gleichen Jahr erschienenen Geniestreich „Watchmen“ für immer den Stellenwert von Comics.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
1988 folgt ein weiteres bedeutendes Werk des Batman-Universums: „The Killing Joke“ von eben genanntem Alan Moore widmet sich besonders der Hintergrundgeschichte von Batmans Gegenspieler, dem Joker.  Das Werk ist so bahnbrechend (immerhin das erste, das eine Entstehungsgeschichte der Grinsefratze anbietet!), dass es noch 20 Jahre später Christopher Nolans THE DARK KNIGHT beeinflussen wird.

Endlich nimmt eine mögliche BATMAN-Vision Gestalt an! Beide Werke bieten Vorlagen für eine düstere, unerbittliche Schlacht zwischen Batman und dem Joker, und dank „The Dark Knight“ hat Burton auch eine visuelle Idee, wie er Batman inszenieren will: dunkel und seriös!

Mr. Mom ist Batman


Allerdings traut man dem Neuling immer noch kein 30 Millionen Dollar Budget zu. Das ändert sich 1988, als Burton seinen ersten großen Erfolg abliefert: BEETLEJUICE wird eine freche, visuell äußerst kreative Geisterkomödie, und ein echter Erfolg an den Kinokassen.

Der Erfolg von BEETLEJUICE beschert Burton endlich grünes Licht für BATMAN, bringt allerdings auch ein Problem mit sich: Lange ist nicht klar, wer Batman spielen soll! Den Produzenten schwebt ein Actionstar vor. Das Drehbuch beschreibt die Hauptfigur: „Bruce Wayne trägt Muskeln über Muskeln und sein Gesicht ist von den nächtlichen Kämpfen zernarbt.“ (Hauptautor Sam Hamm hatte sich dagegen entschieden, die Entstehungsgeschichte zu erzählen und wollte diesen Aspekt in Rückblenden einbinden.)
Mehr als 25 Topstars werden für die Rolle erwogen, darunter sogar Arnold Schwarzenegger. An erster Stelle stehen allerdings Pierce Brosnan und Mel Gibson. Ersterer sagt jedoch ab, da er eine Figur sich nicht ernstnehmen könne, die ihre Unterhose über der Hose trüge (das alte Comicproblem), und Gibson ist mit den Dreharbeiten zu LETHAL WEAPON 2 beschäftigt.

Am Ende entscheiden sich die Macher für Burtons letzten Titeldarsteller, Michael Keaton – der hatte bereits den durchgeknallten Geist in BEETLEJUICE gespielt und sorgt für die ersten Schlagzeilen des Films – keiner will ihn haben!
Zwar ist Keaton bereits bekannt und seit dreizehn Jahren im Geschäft, allerdings als Komiker! Doch wollen die Produzenten nun einen düsteren Rächer-Comic drehen. Die Fans, die ebenfalls wollen, dass ihr Batman ernst genommen wird, sind entsetzt: Erst wird der PEE-WEES IRRE ABENTEUER- Regisseur auf den Stuhl gesetzt, und dann der Darsteller von MR. MOM und NIGHTSHIFT ins schwarze Kostüm gesteckt! Über 50.000 Protestbriefe erreichen das Studio und protestieren gegen Keaton, darunter auch Bob Kane, der Erfinder von Batman, der später als Berater involviert wird.

Doch Burton setzt sich durch, und die Wahl Keatons erweist sich als brillanter Schachzug.
Zum einen gibt der erfahrene Komiker dem tatsächlich sehr düsteren Film eine humorvolle und etwas schräge Note – so entwickelt er die grandiose Dinner-Szene in seinem Anwesen und das Über-Kopf-Schlafen von Bruce Wayne –, zum anderen beweist er, dass er auch ernste Rollen glaubwürdig spielen kann und dem Batman eine Dunkle Nuance geben kann. Keaton selbst erklärt das mit seiner Klaustrophobie: „Die hat mir in dem engen Kostüm sehr geholfen. Ich musste mich sehr in mich zurückziehen und war echt mies drauf, was genau die Art war, wie ich den Batman spielen wollte.“
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
Auch ein weiteres Markenzeichen des Helden erfindet Keaton: Er ist nicht überzeugt davon, dass Batman nicht als Bruce Wayne erkannt werden könne und sucht nach Wegen, die beiden besser voneinander zu trennen. So kommt er auf die Idee, als Batman seine Stimme deutlich tiefer anzusetzen – ein Markenzeichen, das bis heute zu BATMAN gehört, und vor allem durch Christian Bales Interpretation viel Aufsehen erregt.

Die Diva ist Der Joker


Weniger erfolgreich ist Burton mit seinem Wunsch für die Besetzung des Jokers mit Brad Dourif, den er nicht durchsetzen kann.
Das Studio besteht  auf Jack Nicholson! Zwar wünschen sich die Autoren Willem Dafoe, von dem sie sagen, er bräuchte nicht mal eine Maske für die Rolle, doch die Warner Bros. liebäugelt schon seit 1980 mit Nicholson in der Rolle – auch Bob Kane hält ihn für die beste Wahl.
Allerdings ist Nicholson äußerst zögerlich! Der Bösewicht in einem Comicfilm ist nicht das, was der Star sich vorstellt. So erlaubt sich das Studio einen bösen Trick: Es fragt Robin Williams an, der sich bereits seit Monaten heftig um die Rolle bemüht und sehr scharf darauf ist. Begeistert sagt Williams sofort zu! Ausgestattet mit diesem hochkarätigen Star (er hatte gerade erst eine Oscarnominierung für GOOD MORNING VIETNAM erhalten!) wendet das Studio sich erneut an Nicholson und verkündet den Fischzug mit Williams – worauf Nicholson zusagt.
Der nun wieder fallengelassene Williams ist außer sich und so erbost, dass er nicht nur die Rolle des Riddlers in BATMAN FOREVER ausschlägt, sondern auch angibt, nie wieder an einem Warner Bros. Film beteiligt zu sein, bis das Studio ihn um Entschuldigung bittet.

Die Verpflichtung Nicholsons wird zur Sensation des Jahres! Ende der Achtziger ist der Star auf der Höhe seines Erfolgs. Seit seinem Durchbruch 1970 in EASY RIDER hat er acht Oscarnominierungen erhalten und zwei Mal den Preis gewonnen, zuletzt 1983 in ZEIT DER ZÄRTLICHKEIT. Dass einer der erfolgreichsten und angesehendsten Charakterdarsteller seiner Zeit in dem Comic-Filmchen mitspielt, hebt das Projekt auf einen Schlag auf ein ganz neues Level – man nimmt den Film ernst.
Diesen Prestigegewinn lässt Nicholson sich mit einem der bekanntesten Diven-Verträge seiner Zeit vergolden! Er stellt harte Bedingungen, auf die das Studio komplett eingeht: So verlangt er ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Make Up Designers und des Designs des Jokers. Er verlangt, das sein Name in allen Werbe- und Promomaterialen vor Keaton genannt wird. Er lässt sich besondere Konditionen in den Vertrag schreiben, die seine (großzügigen!) drehfreien Stunden festlegen und bestimmen, dass seine Szenen innerhalb von drei Wochen abgedreht sein müssen, was die Drehzeit erheblich ausweitet. Außerdem darf er für alle Heimspiele der L.A. Lakers nach Hause fliegen.
Vor allem aber lässt er sich zusätzlich zu seinen großzügigen sechs Millionen Gage prozentual am Gewinn beteiligen – was seine Gesamtgage nach dem gigantischen Erfolg des Films auf wenigstens 60 Millionen anwachsen lässt (manche schätzen sogar 90 Millionen). Damit stellt Nicholson einen noch heute gültigen Rekord auf: Niemals hat ein Schauspieler für einen Filmauftritt eine höhere Gage erhalten!
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
Nicholson startet damit einen Trend, der das Batman Franchise auszeichnet: eine Rolle als Batman-Bösewicht gilt als Ritterschlag für die Karriere, da Warner Bros. stets versucht, nur Topstars gegen die Fledermaus in den Ring zu schicken.

Endlich – die Kameras laufen


Als unerwartet erweist sich auch die Besetzung von Kim Basinger als Vicky Vale. Ursprünglich ist die Rolle mit Sean Young besetzt – die allerdings fällt während der Proben, eine Woche vor Drehbeginn, in einer Szene vom Pferd und verletzt sich. Die Szene wird daraufhin aus dem Film genommen.
Dennoch muss ein Ersatz gefunden werden. Die Produzenten schlagen Michelle Pfeiffer vor, was jedoch Michael Keatons Widerspruch findet – der ist gerade mit Pfeiffer liiert und empfindet das als unangenehm. So erhält Kim Basinger die Rolle. Als Ausgleich darf Pfeiffer in der Fortsetzung als Catwoman auflaufen.

Nach drei Jahren der Vorbereitung starten die Dreharbeiten im Oktober 1988. (Heute unvorstellbar: Schon acht Monate später ist Premiere! Heute dauert die Postproduction doppelt so lang!)
Allerdings sind die Dreharbeiten von Problemen begleitet. Das hohe Medieninteresse macht einen Dreh in England notwendig. Das Budget explodiert von 30 Millionen auf 48 Millionen Dollar, und das PR Team erhält Angebote von bis zu 10.000 Dollar, um ein erstes Bild Nicholsons als Joker herauszuschmuggeln. Später werden zwei Rollen Film vom Set gestohlen.
Einer der ersten offiziellen Besucher am Set ist der Musiker Prince. Die Produzenten planen ursprünglich, mit Prince und Michael Jackson zwei der populärsten Musiker der Welt zu engagieren. Prince soll die Musik der „Bösen“ beisteuern, Jackson dagegen die Musik der „Guten“. Am Ende entscheidet man sich aber für ein einheitliches Vorgehen – und für Prince, der sich am Set Inspirationen holt. Er ist so begeistert, dass er statt der angefragten (und verwendeten) zwei Songs gleich ein ganzes Album namens „Batman“ aufnimmt. So erhält der Film zwei Soundtracks: Den OST und Prince‘ Album.

Das Drehbuch erweist sich weiterhin als Problemkind. Produzent Jon Peters schreibt das gesamte Finale des Films so kurzfristig um, dass schnell noch der Kathedralenturm gebaut werden muss, und nicht einmal Regisseur Burton genau weiß, was sie dort drehen. Als Jack Nichsolson, schon im Drehen, fragt, weshalb sie all die Stufen zum Turm hinaufgehen, kann Burton ihm nur ausweichend antworten: „Darüber reden wir, wenn wir oben sind“, in der Hoffnung, dass er bis dahin Bescheid erhält.

Aussehen ist alles


Das Design des Film wird legendär. Es bedient sich großzügig an allerlei klassischen Elementen. Von Nazi-Propagandafilmen, über METROPOLIS und andere deutsche Klassiker des Expressionismus, aber auch an Terry Gilliams BRAZIL. Insgesamt erhält der Film einen noch heute faszinierenden Look, der irgendwo zwischen den 1920er Jahren, den Fünfzigern und einer Science-Fiction Welt liegt.
Tatsächlich bemüht die Warner Bros. sich enorm, den Film bei der Academy für einen Oscar zu bewerben, und verteilt ihn an sämtliche Mitglieder in sämtlichen Katgeorien. Am Ende erhält zwar nur das Art Design der Sets eine Nominierung, gewinnt den Preis aber auch. (Actionfilme sind Ende der Neunziger kein Genre, das die Academy als besonders preiswürdig erachtet.)

Auch das Kostüm Batmans wird die Filmgeschichte prägen!
Obwohl das Design für den Film von den Fans – natürlich! – kritisiert wird, erweist es sich als wegweisend. Zuvor ist es Standard, dass Superhelden klassisch in Strumpfhosen, Spandex oder andere Stoffkostüme die Welt retten (SUPERMAN lebt das noch voll aus!), was Pierce Brosnan zu seiner Absage verleitet. Burton ist der Ansicht, dass Batman in einem solchen Kostüm nicht einschüchternd genug wäre, und lässt diverse Latexkostüme entwickeln. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, Comichelden aus der Ecke der Kinderfilme rauszuholen. Seit BATMAN trug nie wieder ein Superheld Spandex oder Strumpfhosen – außer in Parodien.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video

Batmania – The Summer of Batman


Trotzdem hat der Film noch immer ein Image Problem. Man erwartet eine alberne Komödie. Den Glauben an eine stilvolle, düstere Verfilmung hat keiner.
Warner lässt einen kurzen Trailer schneiden und ohne Vorwarnung in einigen Theatern laufen. Das Ergebnis ist eine Sensation: Der Trailer erhält standing ovations und unzählige Fans stürmen die Kinos, kaufen vollwertige Kinokarten, und verlassen den Saal nach dem Trailer wieder. (So war das halt vor Youtube!) Ein ähnliches Phänomen löst erst wieder STAR WARS EPISODE 1 aus!

Es wird der Startschuss für die „Batmania!“, wie das Phänomen des Sommers 1989 genannt wird:
Batman, Batman, Batman! Es gab kein Entrinnen vor der Fledermaus. Der Film erlebt eine der aggressivsten – aber auch erfolgreichsten – Marketingkampagnen der Filmgeschichte. Wer dabei war weiß, dass man im Sommer '89 nirgendwo mehr hinschauen kann, ohne dass das Batzeichen zu sehen ist. Die Welt will Batman!
Das erweist sich in wenigstens einem Punkt als echtes Politikum: in der Altersfreigabe des Films. Ähnlich wie vier Jahre später in JURASSIC PARK, ist BATMAN ein Film, der thematisch eindeutig auf ein junges Publikum ausgerichtet, dafür aber sehr düster und brutal inszeniert ist. Die Fans wollen eine niedrige Freigabe, das Studio ebenso, um das potentielle Publikum zu vergrößern. In England führt das zu einer Zäsur: Die britische Filmfreigabestelle ändert ihre Einstufungen und führt die Altersfreigabe „Ab 12“ ein, die es zuvor nicht gab.

Der Erfolg des Films soll alle Erwartungen in den Schatten stellen. Zwar überreizt der Film sein Budget um fast 60 Prozent, doch allein in den USA spielt der Film 250 Millionen Dollar ein, und wird damit der mit Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres und der dritterfolgreichste des Jahrzehnts. (Nur E.T. und DIE RÜCKKEHR DER JEDI RITTER spielen mehr ein). Weltweit muss er sich mit knappem Abstand INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG geschlagen geben, spielt aber immer noch über 400 Millionen Dollar ein plus 150 Millionen in Videoverkäufen.
Seine wahre Macht zeigt der Film allerdings auf dem Merchandise-Markt: Insgesamt gut 800 Millionen Dollar werden im Sommer 1989 im Zuge des Films mit Batman-Artikeln eingenommen – die Welt ist im Batman-Fieber! (Als Randnotiz: Ich selber habe fleißig beigesteuert und seinerzeit diverse Comics, Filmbücher, Fotobände, Figuren, Batmobil-Spielzeugautos und wasweißichwas besessen!)

Die Stars aus Gotham City


Der Soundtrack von Prince wird, obwohl seine Musikstücke im Film als unpassend kritisiert werden – wofür Tim Burton die Schuld übernimmt, dass er sie nicht in den Griff bekommen habe –, über 11 Millionen Mal verkauft (obwohl die Angaben hier sehr schwanken, aber unter 4,5 Millionen geht niemand). Es bezeichnet auch einen Wandel in Prince‘ Image: Statt der Samtanzüge, Rüschenhemden und Lockenfrisur, die ihn in den Achtzigern im Zuge seiner „Purple Rain“-Ära geprägt haben, lässt er sich nun die Haare glätten und tritt in schwarzen, von BATMAN inspirierten Kostümen auf. Er gibt sich ruppiger und härter und lässt den soften Soul-Barden in den Achtzigern zurück. Seinen neuen Stil wird er fast die gesamten Neunziger hindurch beibehalten.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
Tim Burton wird mit BATMAN zum Superstar und einer der bedeutendsten Regisseure der Neunziger. Michael Keaton gelingt mit der Rolle der Imagewechsel – den er konsequent fortführt: Bereits 1990 spielt er die für ihn noch ungewöhnlichere Rolle des Bösewichts in FREMDE SCHATTEN, einem der Psychothriller, die Anfang der Neunziger überaus populär sind.
Doch der Ruhm ist nicht nachhaltig. Trotz einiger guter und starker Rollen in erfolgreichen Filmen sinkt er Mitte der Neunziger erstmals soweit ab, dass er kaum noch bekannt ist.
2014 gelingt ihm ein fulminantes Comeback: Er spielt die Hauptrolle in Alejandro González Iñárritus preisgekröntem Film BIRDMAN – in dem er einen alternden Schauspieler spielt, dessen größter Erfolg eine Superheldenfigur namens Birdman war! Der Film bringt Keaton über ein Dutzend Schauspielpreise und Nominierungen – darunter die höchsten seiner Zunft: Er gewinnt den Golden Globe und den Critic’s Choice Award und wird für den SAG Award und schließlich den Oscar nominiert.

Der Batman danach


Wie bei überragenden Erfolgen üblich, bemühen die Studios sich, den alles übertrahlenden BATMAN zu wiederholen. Dunkle, getriebene und brutale Comichelden werden zu einer potentiell wertvollen Investition, und beinahe jede Underground-Comicfigur wird aufgekauft und im Kino vermarktet.
Allein die DC und Marvel Helden finden nur schwer eine Produktion, da die meisten Figuren in komplexen Rechtsstreitigkeiten festhängen. Hier beherrscht BATMAN das Genre quasi allein und zieht sogar populäre Animationsserien nach sich (die Mark Hamill als neue Referenz für den Joker einführen!).

1992 folgt die Fortsetzung BATMANS RÜCKKEHR, erneut von Tim Burton und mit Michael Keaton als Fledermaus. Obwohl der Film den düsteren Ton des Originals perfekt trifft (und auf interessante Art in die Weihnachtszeit überträgt) kann der Film den Hype des Originals nicht wiederholen und nimmt trotz enorm erhöhtem Budget deutlich weniger ein als das Original.
Warner entscheidet sich daher, das Franchise statt von Burton von Joel Schumacher weiterführen zu lassen.
Schumacher wirft alle Entwürfe Burtons für den dritten Teil über Bord und entwickelt einen deutlich leichteren, bunteren BATMAN FOREVER, der sich wieder stärker an der Sechziger Serie orientiert. Damit verliert er auch Michael Keaton. Inhaltlich wird BATMAN FOREVER sogar noch eine knackig auf das Thema “Persönlichkeitsspaltung“ fokussierter Actioner, der endlich auch den Sidekick Robin einführt.
Spätestens im vierten Teil BATMAN & ROBIN überspannt Schumacher den Bogen jedoch deutlich: Das Team um Batman & Robin wird um Batgirl verstärkt, mit drei Superschurken konfrontiert und derart übertrieben quietschbunt, kindlich und albern inszeniert, dass von dem 1989 in BATMAN eingeführten Stil faktisch nichts mehr übrig ist. Die Fans – vor allem jene, die einst im Vorfeld gegen Burtons BATMAN protestiert hatten –  sind entsetzt und der Film wird von Presse und Zuschauern derart zerrissen, dass Warner Bros. das Franchise beendet! (Und Joel Schumacher sich und den Fans schwört, nie wieder High Budget Filme zu drehen – in der Folge baut er sich einen Ruf als Entdecker von Colin Farrell und Low Budget Filmer auf!)

Erst 2005 wird das Genre neu belebt – von Christopher Nolan, der sich für BATMAN BEGINS stark an dem Comic „The Dark Knight Returns“ orientiert und seiner alles überragenden Fortsetzung THE DARK KNIGHT, für den er sich in Alan Moores „The Killing Joke“ Anleihen nimmt.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
BATMAN bleibt der erfolgreichste Batman-Film und DC-Helden Film, bis THE DARK KNIGHT auf der Bildfläche erscheint – und mit Heath Ledger einen dritten (Neben Nicholson und Hamill) populären Joker einführt.
Auch wenn erst der selbst BATMAN weit in den Schatten stellende Erfolg von SPIDER-MAN den Kinomarkt endgültig für die aktuelle Flut der Superheldenfilme öffnet, bleibt BATMAN der Film, der das Genre öffnet und aufzeigt, welche Möglichkeiten es bietet – kommerziell wie künstlerisch.
Auch wenn der Film heute, wo Superheldenfilme hochgradig professionalisiert sind, etwas altmodisch wirkt – immerhin wurde hier in allen Bereichen Pionierarbeit geleistet –, bleibt der Streifen sehenswert und ist erstaunlich gut gealtert. Ohne digitale Tricks erzeugen vor allem Keatons duales Spiel, das zeitlose Setdesign und nicht zuletzt Jack Nicholsons herausragende Leistung als durchgeknallter Joker einen noch immer sehenswerten, spannenden BATMAN Film, der sich vor aktuellen Werken um den dunklen Ritter nicht zu verstecken braucht!

Aus Arch Stantons Grab


The Good:

Etliche der unzähligen Drehbuchvarianten zu BATMAN sehen bereits einen Auftritt von Robin vor. Das für den Dreh verwendete Script enthält bereits Dick Grayson als Nebenfigur, dessen Eltern auf der finalen Parade sterben, was ihn zu Batmans Sidekick werden lässt.
Für die Rolle vorgesehen ist Kiefer Sutherland. Das wirkt nicht nur irritierend, weil Sutherland in den Achtzigern vor allem in bösen und eindeutig schrägen Rollen bekannt ist, sondern auch, weil er, aus heutiger Sicht, in einem Superheldenkostüm eine seltsame Figur gemacht hätte.
Im letzten Augenblick entscheidet Burton sich jedoch gegen den Schritt und lässt Dick Grayson aus dem Script entfernen! Danke!

The Bad:

BATMAN von 1989 besitzt bis heute ein ungeschlagenes Novum unter den mittlerweile sieben großen BATMAN-Filmen: Es ist der einzige mit nur einem Superschurken aus dem Comic-Universum! Natürlich folgt die Fortsetzung dem klassischen „größer, teurer, mehr“ Prinzip und hetzt mit Catwoman und dem Pinguin gleich zwei Schergen auf den Batman, allerdings ist es seither Usus, wenigstens zwei Gegenspieler zu verwenden, selbst in den Nolan-Filmen taucht stets ein zweiter Comic-Gegner auf.

Tragisch verläuft das Batman Franchise auch für Robin Williams. Williams gilt als absoluter „Nerd“, der auf Videospiele, Animes und Comics steht und ein riesiger Fan von Batman ist. Deshalb ist er bereits 1989 so hinter der Rolle des Jokers her. Auch in den kommenden Filmen versucht er immer wieder, einen Platz zu finden. Auch wenn er einer der Favoriten für die Rolle des Riddlers ist, lehnt er die Rolle am Ende ab.
Als er erfährt, dass Christopher Nolan erneut den Joker antreten lässt, bewirbt er sich heftig um die Rolle. Er schlägt Christopher Nolan das exzellente Comic „Arkham Asylum“ vor, das er für eine der besten und düstersten Joker-Storys aus dem Batman Universum hält, doch Nolan hat bereits andere Pläne und Heath Ledger im Sinn.
2012 bettelt er Nolan förmlich um eine kleine Rolle in THE DARK KNIGHT RISES an. Doch seine Karriere bleibt ohne Auftritt in einem Film seines geliebten Helden.

The Ugly:

Zum größten Verlierer der BATMAN Geschichte wird allerdings der Schauspieler Billy Dee Williams! Der unbekannte Fernsehmime wird 1980 zum weltweiten Star, als George Lucas ihn als Lando Calrissian für DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK ins Star Wars Boot holt. Damit wird er einer der ersten schwarzen Superstars und ist bis heute eine Legende.
In den Achtzigern genießt er einigen Ruhm, und findet tatsächlich etwas Anerkennug, jedoch nie den großen Durchbruch, was sicherlich an seinem mangelnden Talent liegt.
Er hat die Hoffnung, dass sich das mit BATMAN ändert – er erhält die Rolle des Anwalts Harvey Dent, der sich, wie Kenner wissen, später in den Superschurken Two-Face verwandelt.
Tatsächlich ist geplant, Williams in der Fortsetzung böse werden zu lassen, und im dritten Teil als Two-Face auftreten zu lassen. So sieht sein Vertrag vor, dass er für jede folgende Rolle als Dent oder Two-Face gecastet werden muss. Allerdings hat Williams schon 1989 seinen Zenit weit überschritten – und böse Zungen behaupten, dass man es als Fehlentscheidung betrachtet, einen schwarzen Schauspieler in der Figur zu besetzen.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video
In der Fortsetzung BATMANS RÜCKKEHR ziehen die Macher sich noch elegant, aber besonders perfide aus der Affäre: Sie schreiben die Rolle des „bösen“ Harvey Dent um und kreieren aus ihr die Figur Max Shreck (Der am Ende in der Explosion stirbt, die Harvey Dent „nur“ hätte entstellen sollen). Das Garstige daran: Shreck wird von Christopher Walken in äußerst albinohaftem Aussehen mit schneeweißen Haaren inszeniert!
Für den dritten Teil BATMAN FOREVER wird Billy Dee Williams schließlich für viel Geld aus seinem Vertrag rausgekauft, und die Rolle an Tommy Lee Jones vergeben. BATMAN bleibt bis heute Williams letzter großer Film!

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