26.01.15

Baymax aka Big Hero 6 (USA 2014) - Walt Disneys Weg ins Superheldenzeitalter

Superhelden, Kampfroboter, Techno-Freaks - das klingt eher nach dem typischen Pixar-Film als einem traditionellen "Meisterwerk" aus dem Hause Walt Disney, dessen Zeichentrickfilme zu 90 Prozent in einem historischen Setting angesiedelt sind.
Doch der seltene Ausflug in die technisierte Gegenwart funktioniert exzellent, unterhält durchgängig und zeigt: Auch im Superhelden-Genre erzählt Disney spaßige, spannende Geschichten voller Herz.
© 2014 Disney. All Rights Reserved.
Marcos Blick :

BAYMAX aka BIG HERO 6 erzählt eine unterhaltsame Mär, was nichts Ungewöhnliches ist. Dennoch stellt er ein absolutes Novum im Disney-Animations-Universum dar: Wer dachte, mit GUARDIANS OF THE GALAXY sei im letzten Jahr eine unbekannte Geschichte aus dem Hause Marvel Comics verfilmt worden, wird überrascht sein, zu erfahren, dass auch BIG HERO 6 als Vorlage einen Marvel Comic nutzt.
Das erklärt auch den krassen Gegensatz, den der Film zum Vorjahres-Superhit DIE EISKÖNIGIN darstellt. DIE EISKÖNIGIN avancierte mit Girlpower und Chakka-Musik zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten! BIG HERO 6, oder BAYMAX in Deutschland, kommt komplett ohne Gesangseinlage aus und nutzt seine Comic-Power für eine eher auf Jungs ausgerichtete Story – und die bietet Disney-typisch natürlich keine großen Überraschungen.

Das Disney-Rezept


Walt Disney! Wie kaum ein anderer Hollywoodstar ist dieser Name mittlerweile vor allem eine Marke geworden. Das Zielpublikum der traditionellen Disneyfilme weiß mittlerweile kaum noch, dass zu dem Namen tatsächlich mal eine Person gehörte. (Die wir weiter unten vorstellen!)
Und so wie der Name Walt Disney eine Marke geworden ist, sind auch die seit 1985 so gut wie jährlich zur Winterzeit unter dem Label "Walt Disneys Meisterwerke" erscheinenden Animationsfilme eine Marke geworden, die einer mehr oder weniger engen Formelhaftigkeit folgt, die Jahr für Jahr zu einem appetitlichen Gericht vermengt wird.

In Substanz und Geschmack bleibt das Ergebnis damit jedes Jahr so identisch wie schmackhaft: "Disneys Meisterwerke" handeln von Freundschaft und Loyalität – und davon, dass damit jede Krise überwunden werden kann.
Erste Zutat: Am Beginn der Filme steht die zerbrochene Familie. Dabei lebt der Held wahlweise schon zu Filmbeginn in dysfunktionalen Verhältnissen (und ist meist Waise), oder er verliert zu Filmbeginn Eltern oder Elternfiguren.

Zweite Zutat: Grund dafür, dass der Held nicht in Frieden leben kann, ist für gewöhnlich eine Person, der er eigentlich vertrauen sollte: Ein Mentor, ein Onkel, eine Ziehmutter oder etwas ähnliches.

Dritte Zutat: Bald erscheint der Konflikt! Der Held des Films und die „verräterische Vertrauensfigur“ wollen dasselbe Ziel oder denselben Gegenstand erreichen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: einer für einen guten Zweck, einer für einen bösen Zweck.
An dieser Stelle erreichen Disney-Filme ihren dramatischen Höhepunkt. Der Held scheint geschlagen und unterlegen, wird verbannt oder eingesperrt, hat jede Hoffnung verloren. Das darf natürlich nicht bleiben!
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Vierte Zutat: Der "kompetente Freund" tritt auf. Während der Held versucht, das Ziel zu erreichen, ist er dem Antagonisten unterlegen – bis er seinen kompetenten Freund findet. Manchmal sind es auch mehrere Freunde. An diesem Punkt erhebt sich der Disneyfilm aus seiner tragischen Phase und steigt in den zweiten Akt ein. Der ist für gewöhnlich heiter, leicht und der witzigste Teil des Films. Nachdem Held und Freund sich aufeinander eingegroovt haben, beginnen sie, gemeinsam das Ziel zu erreichen und können es nun mit dem Antagonisten aufnehmen.

Fünfte Zutat: "Die Enthüllung" beendet den heiteren Teil des Films und wirft noch einmal alle verfügbare Dramatik in den Raum: Der Held erfährt einen Betrug. Einer seiner Freunde wendet sich gegen ihn, oder er erfährt, wer zu Filmbeginn wirklich hinter seinem familiären Verlust steckt. Der Held droht den Kampf zu verlieren.

Sechste Zutat: Der Film endet mit dem "Zusammenhalt". In der dunkelsten Stunde, kurz vor der endgültigen Niederlage, besinnen sich der Held und sein(e) Freund(e) auf den Zusammenhalt, den sie gefunden haben. Gemeinsam sind sie stark und können ihre ganzen Fähigkeiten ausspielen. Sie besiegen den Antagonisten, erreichen das Ziel und können gemeinsam in ein glückliches neues Leben starten.

Das zerbastelte Freizeitprojekt


Um in diese Formel zu passen, mussten die Filmemacher von Disney die BAYMAX zugrundeliegende Comic-Vorlage deutlich umändern.
Das in Japan angesiedelte Superheldenteam „Big Hero 6“ entsteht 1998 als Nebenprojekt der Marvelautoren Steven T. Seagle und Duncan Rouleau, erscheint zunächst als dreiteilige Serie und erhält 2008 erneut eine sechsteilige Miniserie.

Die Vorlage sieht das Team Big Hero 6 als von der Regierung ausgesuchtes Team von Mutanten und Technikfreaks, die in den Kampf gegen den bösen „Superschurken“  Everwraith geschickt werden – eine Astralverkörperung der Geister all jener, die 1945 in Nagasaki und Hiroshima verstorben sind.
Ein direkter Vergleich der Fähigkeiten aus Comic und Film ist kaum möglich, außer in zwei Fällen: Wie im Film verfügt die Comicvorlage der Honey Lemon über eine nützliche Handtasche, allerdings beherbergt die Comic-Handtasche etliche Wurmlöcher, die Honey Lemon Zugriff auf alle möglichen wundersamen Gegenstände bietet.
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Und natürlich kommt auch Hiro im Comic vor. Auch dort ist er ein 13jähriges Superhirn und Ingenieursgenie. Comic-Hiro bastelt bereits als Kind einen synthetischen Roboter und Gestaltwandler namens Baymax! Dieser kann sich in einen Drachen oder Kampfroboter verwandeln, ist mit diversen Kampftechniken programmiert und dient Hiro als Bodyguard, Diener und Chauffeur. Erst als Hiros Vater stirbt, und Hiro seiner Kreatur die Persönlichkeit seines Vaters einsetzt, wird er für den Jungen zum Freund und zur Vaterfigur.

Auch wenn die Comicreihe nie sonderlich erfolgreich wird, darf die Truppe Big Hero 6 sogar Spider-Man helfen, in der 2012 erscheinenden Storyline „Ends of the Earth“ Doctor Octopus zu bekämpfen. Außerdem gehört sie ausreichend zum Marvel-Universum, dass für die Verfilmung eine Sonderklausel aller Marvel-Filme gilt, derzufolge Marvel-Schöpfer Stan Lee im Film auftauchen muss. In BAYMAX findet sich Lee auf einem Gemälde im Herrenhaus und in der (für Marvel Filme typischen!) Post-Credit-Szene als Vater der Figur Fred wieder.

Der japanischen Herkunft des originalen Superheldenteams huldigen die BAYMAX-Macher, indem sie eine alternative Zeitlinie erfinden, in der San Francisco nach dem Erdbeben von 1906 Hilfe aus Japan erhält, die Stadt erdbebensicher aufzubauen. Als Ergebnis entsteht eine neues San Francisco mit starken japanischen Einflüssen, das später den Namen San Fransokyo erhält.

Die neue Geisteskraft


Die Arbeit an BAYMAX erweist sich für das Team von Disney als großer Spaß. Anders als in den vorherigen Animationsfilmen VOLL VERFÖHNT, RALPH REICHT’S und DIE EISKÖNIGIN können sich die Macher diesmal buchstäblich selbst verwirklichen.
Denn mit BAYMAX folgen sie einem Trend, der immer deutlicher und unaufhaltsamer wird: Nicht Polizisten und Geheimagenten sind die wahren Helden, sondern Wissenschaftler, Nerds und kluge Köpfe!

Schon ab 1985 feiert MACGYVER weltweite Erfolge und genießt bis heute Kultstatus. Der tiefgläubige Pazifist setzt seine Gegner lieber mit cleveren Basteleien und Überlistungen außer Gefecht. Die Serie folgt dabei einem Trend, der bereits 1984 in dem Film DIE RACHE DER EIERKÖPFE (englisch: REVENGE OF THE NERDS) losgetreten wird, nämlich dem, dass nicht mehr die sportlichen, starken, aktiven Jungs Helden sind, sondern die schüchternen, klugen, gebildeten Typen, die in der Schule nicht viel zu lachen haben. Damit erobert man sich ein ganz neues Publikum: Statt den wissensbegeisterten Jugendlichen zu erzählen, sie müssten Polizisten oder Agenten werden, damit sie erfolgreich würden, erhalten sie endlich ihre eigenen Helden!
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Zum ersten großen finanziellen Erfolg kommen die „Eierköpfe“ im Jahr 2000, als die Krimiserie CSI ihren bis heute andauernden Erflogslauf antritt. Das Konzept der Serie ist eine Revolution! Nach über sechzig Jahren, in denen Fernsehhelden stets körperlich betonte Figuren waren – Polizisten, Superhelden, Agenten, Privatdetektive, allgemein Kerle, die weniger redeten als drauflosschlugen und rumballerten –, wurden nun auf einmal Laborarbeiter(!) zum Zentrum einer Krimiserie! Nicht mit Gewalt und Sportlichkeit wurden hier die Gangster gefasst, sondern mit wisenschaftlicher Akribie, mit Bildung, mit naturwissenschaftlichem Interesse und mit Cleverness.

Endgültig zum Welterfolg geraten die Nerds schließlich 2007: THE BIG BANG THEORY wird zu einer der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten. Die Serie, die sich um eine Gruppe von vier Naturwissenschaftlern, Comicfreunden, Videospielfreaks, sowie Liebhabern von Popkultur und fantastischen Filmen und Serien zentriert, spricht erstaunlicherweise alle Zuschauerschichten an! Wie ein Kritiker einnmal passend sagt: „Die Nerds lachen mit den Figuren, die anderen lachen über sie. Am Ende haben alle ihren Spaß.“

The Geek shall inherit the Earth


Die Macher von BAYMAX fallen eindeutig selbst in die Gruppe der “Nerds”, die mit dem Film also erstmals selbst in den Fokus einer Geschichte rücken können. Eine Verantwortung, die ihnen ein gerüttet Maß an Zufriedenheit gibt, können sie doch hoffen, dass ihre eigenen Begeisterungen in die Filmhelden einfließen und somit eventuell sogar auf das Publikum abfärben.

Die Sprecherin von Honey Lemon, Genesis Rodriguez, sagt etwa: „Wer weiß, womöglich können wir mit dem Film einige kleine Jungs und Mädchen davon überzeugen, dass sie die Welt verändern können, wenn sie etwas erschaffen. Heute wollen Kinder ja nicht mal mehr „Feuerwehrmann“ werden, sondern nur noch „berühmt“. Mit dem Film zeigen wir ihnen vielleicht, dass jeder ein Superheld werden kann, wenn er sich vorbereitet und eine gute Bildung genießt.“

Der Film macht noch einen Unterschied deutlich: Die jungen Stars in BAYMAX besitzen zwar allerlei Spielzeuge und Gerätschaften, aber es sind keine Konsumkids! Sie kaufen nicht, sondern sie basteln, sie bauen, sie erschaffen! Es sind gebildete, von Naturwissenschaften besessene Jungs und Mädchen, die mit ihrem Wissen nicht nur jede Menge Spaß haben, sondern auch den Bösewicht besiegen. Ein Vorbild, das in der Tat nur positiv auf unseren Nachwuchs einwirken kann.
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Biancas Blick:

Von „Laugh-O-Gram“ zu den „Alice Comedies“


Es ist bis heute faszinierend, wie es der Sohn eines Bauunternehmers irischer Herkunft schaffte, ein Filmimperium aufzubauen, das noch immer zu einem der erfolgreichsten und einflussreichsten der Welt gehört. Walt Disney gilt weiterhin als einer der, wenn nicht der innovativste Filmemacher der Kinogeschichte. Stets wagt er den Schritt auf neues Terrain und ebnet ganzen Genres den Weg in den Erfolg. Klassische Musik, Technicolor, Dokumentationen, Spielfilme, Serien und ein ganzer Vergnügungspark – nichts lässt Disney aus, alles bringt er erfolgreich auf die Leinwand oder in die Herzen der Besucher!

Ersten Zeichenunterricht nimmt Walt Disney im Alter von Vierzehn. In den 20er Jahren, selbst gerade Zwanzig, beginnt Disney in Kooperation mit Fred Harman, Disneys erstem Angestellten, die sogenannten „Laugh-O-Gram“ Cartoons zu produzieren, die Dank Frank Newman, einem bekannten Moderator in Kansas, zu größerer Berühmtheit gelangen und im Kino gezeigt werden. Es sind modernisierte Märchen.
Wenig später weitet er seinen Erfolg mit den „Alice Comedies“ aus, die wiederum Dank Margaret Winkler veröffentlicht werden. Die mit seinem Bruder Roy gegründeten "Disney Brothers Studios" verdienen erstmals 1.500 Dollar! Eine ungeheure Gage für 1923!
Das Fundament für ein Weltimperium ist gelegt, und der Ruhm der „Disney Brother Studios“ wächst schnell!

Von „Oswald the Lucky Rabbit“ zu Micky Maus


Als erster großflächig erfolgreicher Cartoon aus dem Hause Disney gilt OSWALD, THE LUCKY RABBIT, den Charles Mintz für die Universal in Auftrag gibt. Die Geschichte endet im Streit: Mintz kauft alle Rechte an der Figur Oswald, und darüber hinaus noch Disneys Mitarbeiter Harmann, Ising und Maxwell!
Disney ist desillusioniert und nimmt sich vor, eine neue eigene Animationsfigur zu kreieren, die alle bisherigen in den Schatten stellt. Bald betritt einer der größten Stars des zwanzigsten Jahrhunderts die Bühne: Micky Maus! Die Maus mit den großen runden Ohren wird schließlich zu Walt Disneys populärster Figur und seinem Markenzeichen!
1932, als die Maus bereits ein Superstar ist, erhält Disney für die Kreation seinen ersten Oscar. Die wachsende Begeisterung für die Figur lässt das Universum schnell anwachsen: Mittlerweile erhält Micky tatkräftige Unterstützung von Minnie Maus, Donald Duck und Pluto!
Der endgültige Durchbruch für Walt Disney findet aber 1937 statt, als er das Kino revolutioniert!

Disney’s Golden Age


Bereits seit 1934 arbeitet Disney an seinem ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm, der 1937 endlich in die Lichttheater kommt: SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE wird ein sensationeller Erfolg! Es ist zudem auch der erste Film in Technicolor, der in Amerikas Lichtspielhäusern läuft. Disney erhält nicht nur einen Oscar, sondern 8! Einen für Schneewittchen und sieben kleinere für die Zwerge! Disney erklimmt den Zenit Hollywoods!
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Die Arbeiten an ALICE IM WUNDERLAND, PINOCCHIO, PETER PAN und FANTASIA beginnen noch im gleichen Jahr, doch nur FANTASIA wird fertiggestellt, bevor die USA im Dezember 1941 in den zweiten Weltkrieg eintreten. FANTASIA ist das erste Kinowerk, das klassische Musik als Träger eines Films einsetzt. Wieder ein Novum! Und Disney heimst 1942 zwei Ehrenoscars dafür ein!
Während des Zweiten Weltkrieges konzentriert sich Amerikas Wirtschaft fast vollständig auf die Produktion kriegswichtiger Güter - das beinhaltet auch das Filmgeschäft, das vor allem Propaganda herstellen soll, darf und muss. Der größte Produzent von Propaganda-Material wird Walt Disney, dessen Studio bereits einen guten Ruf als Moralträger in der Bevölkerung genießt. In der Folge produziert Disney unzählige kurze Propagandastreifen, etwa den bis heute berühmt-berüchtigten Donald Duck Film DER FÜHRER'S FACE, dessen Titelsong in den USA zum Gassenhauer wird, aber auch ebenso unzählige Lehr- und Fortbildungsfilme für die Mitglieder der kämpfenden Truppe.

Disneys einzige Ausnahme in dieser Zeit, für die er alle verfügbaren Mitarbeiter abstellt, ist BAMBI, den Disney als seinen Lieblingsfilm bezeichnet. Es ist Disneys einziges Kinowerk, das während der Kriegsjahre erscheint, alle anderen vor dem Krieg begonnenen Produktionen müssen pausieren und können erst ab 1945 weiterproduziert werden.

Ab 1950 erscheinen wieder Disney-Filme im Kino, der erste davon wird CINDERELLA, der nach SCHNEEWITTCHEN Disney zweiterfolgreichster abendfüllender Film wird!
Ende der 40er Jahre erhält Disney Konkurrenz durch andere Studios, allen voran die Warner Bros., bei denen mit einem Mal ein frecher Hase über die Leinwand hoppelt: Bugs Bunny und seine Looney Tunes sind da! Innerhalb kürzester Zeit erobern die Warner Brothers vor allem das Fernsehen und werden zum erfolgreichsten Animationsstudio! Ab 1957 gesellen sich auch die Zeichner William Hanna und Joseph Barbera zu Disneys Konkurrenten, die mit ihren Hanna-Barbera Trickstunden (etwa FAMILIE FEUERSTEIN) die Kinder begeistern.

Wieder muss Disney neue Wege beschreiten, um sich an die Spitze zurückzuarbeiten!
1955 eröffnet der kreative Unternehmer in Kalifornien "Disneyland", einen Vergnügungspark, der Tausende Besucher anzieht und bis heute ein Muss bei einem Besuch Kaliforniens ist, oder in Florida und Paris, wo der Park mittlerweile Ableger gefunden hat!

Die Wüste lebt – und zwar äußerst erfolgreich!


Ebenfalls in den 50er Jahren erobert Disney filmisches Neuland und entwickelt einen Dokumentarfilm, der zu einem der beliebtesten und berühmtesten aller Zeiten wird: DIE WÜSTE LEBT. Disney erhält wieder einen Oscar und lässt mit weiteren Doku-Werken wie WUNDER DER PRÄRIE und UNTERNEHMEN ARKTIS ein bis dahin totgesagtes Genre neu auferstehen. Er heimst weitere zwei Oscars ein!

Nur noch ein Bereich fehlt Disney, dann hat er alle Möglichkeiten im FIlmgeschäft ausgelotet: der Spielfilm! Und auch der soll folgen. 1954 erscheint 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER und kann nicht nur mit beachtlichen Stars wie Kirk Douglas aufwarten, sondern wird überaus erfolgreich. Seitdem ist Disney auch im Spielfilmbereich vertreten.
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Mit DAVY CROCKETT realisiert Disney, ebenfalls in den 50er Jahren, eine erfolgreiche Serie und erklimmt endlich auch das Fernsehen.
1964 folgt mit MARY POPPINS der vorletzte und erfolgreichste Film, den Walt Disney selbst produziert. Der Streifen heimst 5 Oscars ein!
Disneys letzter großer Film wird DAS DSCHUNGELBUCH, der jedoch erst posthum erscheint: Walt Disney stirbt am 15. Dezember 1966, zehn Tage nach seinem 65. Geburtstag, und hinterlässt ein gewaltiges Imperium, das von seinen Erben in die Neuzeit getragen wird.

Disneys Erben und die Neuzeit


Walt Disney ist bereits zu Lebzeiten eine Legende. Er selbst inszeniert seine Biografie ähnlich wie seine Filme, so dass der "echte" Walt Disney kaum bekannt ist. Sein künstlerisches Schaffen dafür umso mehr: Im Laufe seiner Karriere und posthum erhält Walt Disney 26(!) Oscars, mehr als doppelt soviele wie alle anderen "Rekordhalter". Er erhält Auszeichnungen für seine Animations-Kurzfilme, abendfüllenden Animationsfilme, Dokumentationen und Spielfilme. Als Rekord-Oscarpreisträger wird er wohl auf ewig uneinholbar bleiben.

Nach seinem Tod lebt allein sein Konzern weiter - und übernimmt Schritt für Schritt das Image seines Gründers. Heute ist die Bedeutung des Begriffs "Disney" beinahe Deckungsgleich, wenn sie den Konzern als auch die Person meint, so sehr hat der Konzern Disney die Ansprüche und Vorstellungen seines Schöpfers aufgenommen und führt diese fort.
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So entwickelt sich Disney auch nach dem Tod seines Gründers immer weiter und expandiert,  was das Zeug hält. Er experimentiert im Sci-Fi Bereich mit Filmen wie DAS SCHWARZE LOCH oder TRON. Zudem kauft er fleißig andere Filmfirmen und Studios auf und verlagert seine experimentellen Projekte in angeschlossene Firmen - der Name "Walt Disney" soll weiterhin für Animation und märchenhafte Filme stehen. Man erwirbt in den 80er Jahren Touchstone Pictures, mit der Absicht, unter diesem Label Kinofilme zu veröffentlichen (den Anfang macht SPLASH - JUNGFRAU AM HAKEN), und später erfolgreiche Remakes oder Fortsetzungen eigener Filme zu drehen (HERBIE, FLUBBER oder FREAKY FRIDAY). Das Vorhaben misslingt, Touchstone wird zu bunt und verliert sein Profil. Bald wird das Label geschlossen.

In den 80er Jahren erlebt Disney tatsächlich seinen Tiefpunkt: Die Kinofilme sind leidlich erfolgreich und das Aufkommen von Heimvideosystemen macht dem Konzern zu schaffen. Das liegt vor allem daran, dass man zwar alles auf Video veröffentlichen darf, was Kurzfilme betrifft und Disneys Werke nach dem Tod des Gründers - doch 15 der 17 animierten Kinofilme, die Disney zu Lebzeiten produziert hat, gelten als "die Unberührbaren"! Walt Disney hasste das Fernsehen und sah die Magie seiner Filme vor allem im Kino wirken. So verbot er für seine Filme, dass diese außerhalb des Kinos gezeigt werden durften. (Ausnahmen waren ALICE IM WUNDERLAND und DUMBO, die bereits seit Erscheinen immer wieder im Fernsehen liefen - ein Experiment Disneys, mit dem er wenig zufrieden war.) Als Ergebnis kam es etwa alle sieben Jahre zu Wiederaufführungen der "Disney Klassiker", die immer wieder gute Besucherzahlen aufwiesen.
Erst ab 1984 beginnt der Konzern, aus der Verzweiflung heraus, sich dem Diktat zu widersetzen - und veröffentlicht den ohnehin mäßig beliebten ROBIN HOOB auf Video - zu einem Preis von 80 Dollar pro Kassette bleibt er allerdings ein Ladenhüter.

1989 bringt ein Film Disney wieder in den Aufwind: ARIELLE DIE MEERJUNGFRAU leitet eine unglaubliche Renaissance des Konzerns ein! Die 90er Jahre bringen neuen, bis heute anhaltenden Erfolg.
Vor allem ARIELLEs Triumph auf Video ermutigt Disney, fortan jährlich einen der Klassiker zur Weihnachtszeit zu veröffentlichen. Und auch im Kino beginnt mit DIE SCHÖNE UND DAS BIEST (welcher der erste und bis 2010 einzige Animationsfilm ist, der eine Oscarnominierung als "Bester Film" erhält), ALADDIN oder KÖNIG DER LÖWEN ein neues goldenes Zeitalter für Disney.
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Auch im Spielfilmbereich kann man sich nun besser platzieren und erobert etwa mit ARMAGEDDON sogar den Sommerblockbuster.
In den 2000er Jahren erlebt Disney einige seiner größten Kinoerfolge, etwa mit der FLUCH DER KARIBIK-Reihe, die ganz oben an der Spitze der Einspielergebnisse steht. Erstmals nutzt man hier eine populäre Attraktion aus Disneyland als Vorlage.


2006 gelingt Disney ein gigantischer Coup: Man kauft das Pixar-Studio auf, mit dem man seit 1991 kooperiert und aus deren Zusammmenarbeit Werke wie TOY STORY , FINDET NEMO und MONSTER AG hervorgehen.

Die beiden größten Coups gelingen Disney aber 2009 und 2012: Für 4,6 Milliarden US-Dollar kauft man 2009 die Marvel Comics Group auf - was unter anderem zur Kreation des aktuell so erfolgreichen "Marvel Cinematic Universe" führt, und Disney mit THE AVENGERS den erfolgreichsten Superheldenfilm überhaupt beschert. 2012 erwirbt man für knapp 4,1 Milliarden US-Dollar George Lucas' Lebenswerk Lucasfilm Ltd., und verleibt sich damit das STAR WARS Franchise ein. Der Erfolg der im Dezember 2015 anlaufenden neuen STAR WARS Filmreihe bleibt im Augenblick noch abzuwarten, dürfte aber enorm werden!

Man bleibt sich treu


Die Disney Corporation hat sich von einem ehemals Zwei-Mann-Unternehmen zu einem der umsatzstärksten, finanzschwersten Konzernen weltweit entwickelt, einem globalen "Big Player" und dem vermutlich größten Unterhaltungskonzern aller Zeiten.
Dieser Erfolg ist eine faszinierende Kombination aus künstlerischer Vision des Gründers, und unternehmerischen Risikodenkens - Disney war, ob als Person oder Konzern, immer bereit, Neues zu wagen, Neues zu versuchen, nicht stillzustehen. Wie alle lange erfolgreichen Stars erfand man sich immer wieder neu und ging mit der Zeit.
Nicht alles davon war ein Erfolg, besonders die 80er Jahre waren vor allem von missglückten Experimenten bestimmt und brachten Disney an den Rand des Kollaps'. Doch am Ende bleibt die Vision des Schöpfers bis heute bestehen: moralische Werte, Familie, Kinomagie, und ein Augenmerk auf Unterhaltung und glänzende Kinderaugen sind noch immer das, was "Walt Disney" ausmacht, genau wie die Eroberung neuer Geschäftsfelder.

Man mag die Firma mögen oder als konsumheischend abstrafen, aber gerade Disneys aktueller Animationsfilm BAYMAX zeigt zwei Dinge: Disney ist seinem Fundament treu geblieben: der Kreation märchenhafter Animationsfilme. Und Disney ist immer bereit, mit dem Zeitgeist zu gehen und die in seinem Portfolio befindlichen Lizenzen unterhaltsam umzusetzen!
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