Am 11. November 1974 erblickt in der Kinometropole Los
Angeles ein Junge das Licht der Welt, der ein Vierteljahrhundert später anfangen
wird, das Kinogeschäft entscheidend mitzuprägen.
Bis heute umranken den Jungen eine Vielzahl von Gerüchten
und Anekdoten. Eine davon erzählt er selbst: Er habe noch im Mutterleib heftig
zugetreten, während seine Mutter gerade ein Gemälde von Da Vinci betrachtete –
und sie so zu seinem Vornamen inspiriert.
Wie viele der Geschichten, die sich über Leonardo DiCaprio
anhäufen werden, ist der Wahrheitsgehalt dieser einen nur schwer zu bestimmen.
Sicher ist nur: DiCaprio lässt lieber sein Werk für sich sprechen, als sich
zu seinem Privatleben zu äußern.
Und es ist ein wechselhaftes Werk voller Entwicklungen, das
der Mann hinlegt, der vor den Augen der Öffentlichkeit von einem hyperaktiven Kind zum schmächtigen, androgynen Jungen, und später zum gereiften Künstler und einem der einflussreichsten Männer Hollywoods
heranwächst.
Quelle: Blu Ray "Aviator" © STUDIOCANAL |
Biancas Blick:
Leonardo DiCaprio ist ein zutiefst der Familie verbundener Mensch.
Seine Wurzeln liegen in Europa, besonders in Deutschland, von wo seine Mutter bereits
in den 50er Jahren nach Amerika emigriert. Seine Großmutter bleibt in
Deutschland, wo DiCaprio sie auch dann noch regelmäßig besucht, als er bereits
ein weltberühmter Star ist. Immer wieder lässt er sie auch in die Staaten
einfliegen.
Sein Vater, ein Comiczeichner mit italienischer Abstammung,
verlässt die Familie kurz nach DiCaprios Geburt. Seine Mutter muss fortan
alleine für ihren Sohn sorgen.
So wächst Leonardo DiCaprio in Kalifornien auf, in einer
Gegend, die ihn prägen wird. Von dem Glamour der späteren Jahre ist in
DiCaprios kindlichem Kalifornien allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil: Es
ist eine arme Gegend, in der DiCaprio in mehr als bescheidenen Verhältnissen
aufwächst.
Am Anfang steht das Hibbeln
Es ist bereits früh zu beobachten, was für ein unruhiges Kind der kleine Leonardo ist. Er unterhält seine Umwelt mit Witzen und kleinen
Darbietungen, er hibbelt und zappelt und treibt seine Umwelt nicht selten damit zur
Weißglut. Er ist nur schwer ruhigzustellen.
Zu dieser Zeit entwickelt DiCaprio auch einige Zwangsstörungen:
Kontroll- und Waschzwänge, die er später überwindet, mit denen er aber etwa
beim Dreh zu AVIATOR wieder konfrontiert werden wird.
Eine weiteres Gerücht sagt, er habe nie Schauspielunterricht
gehabt und erst als Teenager Lust am Schauspiel gewonnen, obwohl es einige Hinweise darauf gibt, dass DiCaprio bereits in der
Grundschule an Schauspielworkshops teilnimmt. So soll er sich aktiv
mit dem beschäftigen, was ihm am meisten Freude bringt: Faxen machen,
Unterhaltung, Bewegung und Spiel.
In Kalifornien ist der Weg auf die Bühne nicht weit, und so
wundert es nicht, dass er im Mekka des Entertainments bereits früh einem
Agenten anvertraut wird, der ihm bald winzige Auftritte in Werbespots und Fernsehserien verschafft. (Beispielsweise als Darlenes
Tischnachbar in ROSEANNE – nur eine Folge später hatte sein Busenkumpel
Tobey Maguire dort einen Gastauftritt!)
Und doch hat DiCaprio noch einen steinigen Weg vor sich. Der hyperaktive Junge, der scheinbar weder die Konzentration noch den Respekt mitbringt, um in dem Business zu bestehen, ist kein gern gesehener Gast in den Fernsehstudios. Zu hibbelig. Zu laut. Zu viel von allem, was man dort eigentlich nicht braucht oder will.
Und doch hat DiCaprio noch einen steinigen Weg vor sich. Der hyperaktive Junge, der scheinbar weder die Konzentration noch den Respekt mitbringt, um in dem Business zu bestehen, ist kein gern gesehener Gast in den Fernsehstudios. Zu hibbelig. Zu laut. Zu viel von allem, was man dort eigentlich nicht braucht oder will.
Immer wieder bescheinigt man ihm, für den Beruf des
Schauspielers nicht geeignet zu sein.
Tatsächlich hat er zunächst Pech einige Male Pech mit seinen Rollen. So spricht er 1983 mit neun
Jahren bereits für eine Rolle in dem Drama THE OUTSIDERS vor, bekommt die
Rolle aber nicht.
Eine erste wiederkehrende Rolle findet er in der kurzlebigen
Fernsehserie EINE WAHNSINNSFAMILIE.
Ein weiteres Gerücht besagt, DiCaprio habe zu dieser Zeit im
Musicvideo zu Madonnas „Open
your Heart“ mitgespielt. Der Junge in dem Video ist allerdings das
britische Model Felix Howard. Dennoch hält sich das Gerücht bis heute hartnäckig.
Einen kleinen Durchbruch im Fernsehen feiert er 1991. Die
ehemals erfolgreiche Sitcom UNSER LAUTES HEIM ist in massive Schräglage geraten.
Die Autoren bekommen weder Quoten noch Handlungen in den Griff, treiben
die 20-jährige Tracey Gold in die Magersucht (Sie wird der erste Fernsehstar,
der sich zu seiner Anorexie bekennt) und der kurz zuvor in eine christliche
Sekte eingetretene Star Kirk Cameron terrorisiert mit seinem Glauben das ganze
Set und Studio.
DiCaprio in einer für ihn typischen frühen Rolle als Querulant und Künstler in TOTAL ECLIPSE. Quelle: DVD "Total Eclipse" © Concorde Video |
Unter solch katastrophalen Bedingungen wird selbst der
unruhige DiCaprio zur Hoffnung der Produzenten. Seine Figur des Luke Bower soll
die Serie wieder attraktiv für das Teenager-Publikum machen.
DiCaprio ist zu dieser Zeit bereits 17 Jahre alt, wirkt aber
wie 12. Ein weiteres Merkmal, das ihn die längste Zeit seiner Karriere
auszeichnet: Er wirkt immer deutlich jünger als er ist; wie ein lang
gezogenes Kind versprüht er in seinen frühen Rollen Lebendigkeit und Agilität.
Er scheint stets in einer Welt zwischen jungem Mann und Teenager zu schweben.
Aber auch DiCaprio kann UNSER LAUTES HEIM nicht retten. Nach einer Staffel für ihn wird die Sitcom abgesetzt.
Aber auch DiCaprio kann UNSER LAUTES HEIM nicht retten. Nach einer Staffel für ihn wird die Sitcom abgesetzt.
Allmählich flackert er jedoch auf dem Radar der Castingleute
auf und darf seine ersten beiden Kinorollen spielen. Ein kleiner Auftritt 1991
in CRITTERS 3 und 1992 in dem Drew Barrymore Vehikel POISON IVY.
Es soll seine letzte kleine Rolle bleiben! Ein Jahr später
erhält DiCaprio seine erste Hauptrolle – die Initialzündung für seinen
Aufstieg.
Robert de Niro hat den Durchblick
Nach diversen Sitcomauftritten, Soap Operas, einem Horrorfilm
und einem kleinen Thriller spricht DiCaprio, mittlerweile 19!, für das Drama
THIS BOY’S LIFE vor.
Es geht um einen von seinem Stiefvater
unterdrückten Jungen. Den Vater spielt kein Geringerer als Robert De Niro.
Ein weiteres Gerücht besagt, er habe bei der Vorstellung des
Filmcasts gefragt „Robert De Niro? Wer ist das denn?“
DiCaprio selbst erzählt später, er hätte sehr gut gewusst, wer De Niro ist, und versucht, den großen Star für sich einzunehmen. Dazu overacted er im finalen Casting eine dramatische Szene so sehr, dass De Niro und der Rest der Anwesenden Sets in Gelächter ausbrechen.
DiCaprio selbst erzählt später, er hätte sehr gut gewusst, wer De Niro ist, und versucht, den großen Star für sich einzunehmen. Dazu overacted er im finalen Casting eine dramatische Szene so sehr, dass De Niro und der Rest der Anwesenden Sets in Gelächter ausbrechen.
Doch De Niro ist von dem Talent des jungen Mannes überzeugt. Mit dem
Hinweis, es etwas ruhiger anzugehen, verschafft er ihm die Rolle. Einer von DiCaprios Hauptkonkurrenten ist sein Freund Tobey Maguire. Mit ihm soll DiCaprio sich noch einige
Castingwettbewerbe liefern, etwa um die Titelrolle in SPIDER-MAN. Maguire geht zwar leer aus, doch sein Kumpel
DiCaprio bringt ihn dennoch in dem Film unter, der zu Maguires erstem
Kinoauftritt wird.
De Niro ist von DiCaprio so begeistert, dass er ihn um jeden Preis fördern will. Er meldet DiCaprio in Schauspielkursen an und agiert selbst als Mentor. Doch auf derartigen Unterricht hat DiCaprio wenig Lust.
De Niro ist von DiCaprio so begeistert, dass er ihn um jeden Preis fördern will. Er meldet DiCaprio in Schauspielkursen an und agiert selbst als Mentor. Doch auf derartigen Unterricht hat DiCaprio wenig Lust.
Dennoch wird De Niro für DiCaprios spätere Karriere maßgeblich. Drei Jahre später stehen beide erneut gemeinsam für MARVINS
TÖCHTER vor der Kamera. Kurz darauf wird De Niro seinen alten Freund Martin
Scorsese darauf hinweisen, dass er zu alt für dessen Filme werde, und ihm „diesen
Jungen“ ans Herz legen, mit dem er ein paar Mal zusammengearbeitet hat.
Doch davon ist DiCaprios Karriere 1993 noch weit entfernt.
Doch davon ist DiCaprios Karriere 1993 noch weit entfernt.
Was, der ist gar nicht behindert?
Während THIS BOY’S LIFE noch ein Achtungserfolg ist, der
DiCaprio für De Niro interessant macht, wird seine zweite große Rolle im selben
Jahr zu seinem Durchbruch - und verschafft ihm seine erste Oscarnominierung. In GILBERT
GRAPE – IRGENDWO IN IOWA spielt er an der Seite von Johnny Depp den behinderten
Jungen Arnie. Er verkörpert die Rolle so realistisch, dass viele Zuschauer (darunter
wir!) glauben, der Schauspieler sei
tatsächlich behindert. Die Rolle ist so herzerwärmend geschrieben und von
DiCaprio so gefühlvoll gespielt, dass er gestandene Namen wie Juliette Lewis
und Johnny Depp in den Schatten stellt! Nahezu jeder Rezensent lobt vor allem
DiCaprios Performance. Im Oscarrennen muss er sich am Ende Tommy Lee Jones in
AUF DER FLUCHT geschlagen geben.
Doch der Grundstein für eine Weltkarriere ist gelegt: DiCaprios Leistung in GILBERT GRAPE beeindruckt Baz Luhrmann
so sehr, dass er ihm zwei Jahre später die Hauptrolle in ROMEO
UND JULIA anbietet.
Seit dem Dreh mit Johnny Depp verbindet die beiden
Schauspieler eine gute Freundschaft. DiCaprio bekundet in jener Zeit oft, dass
er von Depps Spiel stark eingenommen wurde und der Star ihn nicht unbeeinflusst
ließ.
Gebrochene Figuren
1995, mit seinem ersten Ruhm in der Tasche, steigt DiCaprio die
Erfolgsleiter einige weitere Sprossen empor. Eine Weile konzentriert er sich
auf künstlerische Rollen, in denen er sein ganzes Talent, und auch sein
unruhiges Wesen, ausspielen kann.
Er übernimmt die Rolle des französischen Dichters Arthur
Rimbaud in dem von Agnieszka Holland inszenierten Drama TOTAL ECLIPSE. DiCaprio
füllt seine Rolle mit unglaublicher Präsenz und spielt mit David Thewlis erneut
einen bereits etablierten Star an die Wand. In dem Drama spielt er den
16-jährigen Arthur Rimbaud , der mit seinem unkonventionellen Stil die Dichtung,
und mit seiner homosexuellen Affäre auch das Leben des Dichters Paul Verlaine in neue Bahnen lenkt. Eine Rolle, die dem stürmischen DiCaprio
sehr entgegen kommt.
Noch im selben Jahr übernimmt er die ähnliche Rolle des
drogenabhängigen Dichters Jim Carroll in THE BASKETBALL DIARIES (Deutsch: JIM
CARROLL – IN DEN STRAßEN VON NEW YORK) und fügt seiner Bandbreite eine neue
Facette hinzu. Die Dynamik, die er in die Rolle legt, ist beeindruckend. Ein
düsteres Drama, bei dem nur das etwas gewollt versöhnliche Ende stört. Ihm zur Seite steht Mark Wahlberg, der gerade seine Filmkarriere beginnt.
Innerhalb weniger Jahre hat der unbekannte Emporkömmling DiCaprio die Schauspielwelt aufgemischt und eine Reihe hochwertiger Dramen und einige der komplexesten Figuren seiner Zeit mit glaubhaftem Leben gefüllt. Mittlerweile sind die meisten Hollywood-Kollegen und viele Filmfans auf den hibbeligen, eifrigen und stürmischen Schauspieler aufmerksam geworden, der jede noch so schwere Figur anscheinend einfach so runterspielt.
Innerhalb weniger Jahre hat der unbekannte Emporkömmling DiCaprio die Schauspielwelt aufgemischt und eine Reihe hochwertiger Dramen und einige der komplexesten Figuren seiner Zeit mit glaubhaftem Leben gefüllt. Mittlerweile sind die meisten Hollywood-Kollegen und viele Filmfans auf den hibbeligen, eifrigen und stürmischen Schauspieler aufmerksam geworden, der jede noch so schwere Figur anscheinend einfach so runterspielt.
Allerdings spielt sich DiCaprios Ruhm noch vollständig im
Independent-Bereich ab. Außerhalb cineastischer Kreise und der Liebhaber
kleinerer Dramen ist DiCaprio noch immer eine unbekannte Größe. Doch das soll sich
bald mit einigen Kassenschlagern ändern.
Der geborene Frauenschwarm, oder?
Ebenfalls 1995 besetzt Sam Raimi auf Drängen von Sharon
Stone den jungen Star in seinem Neo-Western SCHNELLER ALS DER TOD (Der auch
Russel Crowes Aufstieg einläutet). Eine populäre Szene des Films zeigt, wie Stone
DiCaprio nach einem Duell begeistert küsst. Der Kuss steht nicht im Drehbuch
und DiCaprio ist im Film sichtlich irritiert ob der Abweichung.
Ja, er hat etwas, das reifere Frauen anzuziehen scheint,
denn neben Stone gibt es auch Gerüchte um ein Techtelmechtel mit Demi Moore. Es
ist der Beginn einer weniger angenehmen Partnerschaft zwischen DiCaprio und den
Gazetten, die seinerzeit beginnen, sich für das Privat- und Liebesleben
des aufstrebenden Stars zu interessieren.
Mitte der 90er betont er in Interviews oft, wie sehr er Mark
Wahlberg beneiden würde, denn der bekäme all die schönen Frauen, die Models, er
selbst hingegen gehe stets leer aus.
Das zumindest hat sich heute, zwanzig Jahre später, offenbar geändert. Wie
die Gazetten wissen lassen, ist Wahlberg gesetzter Familienvater und DiCaprio angelt
sich ein Topmodel nach dem nächsten, ohne sich fest zu binden. Nachgeholte
Sturm-und-Drang-Zeit? Wer weiß.
Für Luhrmanns ROMEO UND JULIA ernten die Hauptdarsteller
Claire Danes und DiCaprio den Silbernen Bären der Berlinale 1996.
DiCaprio ist immer noch unruhig. Obwohl der gesamte Cast sich über DiCaprios
wildes Gebaren am Set beklagt, bewundern die Kollegen die scheinbare
Leichtigkeit, mit der er seine Figur mit Leben füllt. In den Pausen denkt er
nicht an Vorbereitung; er schwimmt lieber im Pool und treibt Schabernack mit seinen Kollegen,
ob die das nun wollen oder nicht.
Auch das sind Gerüchte. Seine Vorarbeit zu GILBERT GRAPE
beweist, dass auch DiCaprio sich durchaus vorbereitet. Aber sie passen ins Bild,
das DiCaprio in jenen Tagen von sich zeichnet.
1995 darf er auch mit der Schauspielerin zusammen spielen,
die er für die beste ihrer Zunft hält: Meryl Streep. In MARVINS TÖCHTER finden
sich beiden in einer schwer gestörten Mutter-Sohn Beziehung.
Meryl Streep erzählt, sie habe deutlich gespürt, das
DiCaprio Diane Keaton mehr möge, aber das liege wohl nur an der positiveren
Rolle, die diese in dem Drama einnimmt. Weiterhin spielt Robert De Niro, der
„Entdecker“ DiCaprios, eine kleine Rolle. Der Film ist klein und dabei umso
berührender. Keaton erhält zu Recht eine Oscarnominierung.
Ob sich das Verhältnis zu Streep wieder normalisiert hat,
ist unklar. Als Gerücht behaupten wir einmal: Vermutlich!
Bevor James Cameron 1989 seinen Actionthriller THE ABYSS ins Kino bringt, recherchiert er monatelang über die Unterwasserwelt. Dabei stößt er auch auf die Geschichte des berühmtesten Schiffunglücks der Welt: Die Titanic.
An des Ruhmes Anfang sinkt ein Schiff
Bevor James Cameron 1989 seinen Actionthriller THE ABYSS ins Kino bringt, recherchiert er monatelang über die Unterwasserwelt. Dabei stößt er auch auf die Geschichte des berühmtesten Schiffunglücks der Welt: Die Titanic.
Er plant augenblicklich einen Film über die Katastrophe, der sich
aber immer wieder verschiebt.
1997 hat Cameron bereits einige privat finanzierte Expeditionen
zum Wrack durchgeführt und beeindruckende Funde sichergestellt. Er schießt spektakuläre Aufnahmen des damals seit über 80 Jahren am Meeresboden
liegenden Wracks. Und er hat endlich mit der Produktion von TITANIC begonnen.
DiCaprio und Kate Winslet sind dabei nicht einmal erste Wahl. Heute
ist der Film mit dem Paar Matthew McConaughey und Gwyneth Paltrow kaum noch vorstellbar,
und wir sind ganz froh, dass die beiden nicht „Jack“ und „Rose“ geworden sind.
TITANIC ist sicherlich nicht DiCaprios bester Film, aber sein bis dato größter und der, der seine Karriere am nachhaltigsten beeinflusst. Der Film
bricht alle Rekorde, löst einen der größten Kinohypes aller Zeiten aus und und
steht zehn Jahre an der Spitze der rentabelsten Filme aller Zeiten. Jetzt
kennt wirklich jeder Leonardo
DiCaprio - monatelang ist er aus keiner Zeitschrift und dem Fernsehen nicht mehr wegzudenken. 1998 ist er der populärste und bekannteste Star Hollywoods.
Mit ROMEO UND JULIA und TITANIC ist DiCaprio am Zenit seiner
Karriere angekommen.
Als nur zweieinhalb Monate später DER MANN MIT DER EISERNEN
MASKE in den amerikanischen Kinos anläuft, schafft DiCaprio etwas, das nur
selten einem Schauspieler gelingt: Er platziert zwei Filme, in denen er als
Hauptdarsteller mitwirkt, auf den ersten beiden Positionen der Kinocharts.
Ebenfalls 1998 erscheint noch Woody Allens CELEBRITY, ein
kleiner Schwarzweiß-Streifen, in denen Stars wie DiCaprio, Charlize Theron oder
Winona Ryder auftreten und mehr oder weniger sich selbst spielen: Stars und
ihre Macken.
Im Fahrwasser von TITANIC taucht auch ein anderer Film auf, den niemand sehen will: DON'S PLUM wurde 1995 und 1996 von jungen Filmstudenten als Übungsfilm gedreht. Das minderwertige Filmchen wurde von DiCaprio und Tobey Maguire unterstützt, die darin kleinere Rollen improvisieren und sollte nun plötzlich veröffentlicht werden. DiCaprio und Maguire verhindern gerichtlich, dass der Film in den USA oder Kanada kommerziell genutzt werden darf, wodurch er erst im August 2001 seine Premiere in Berlin feiert.
Im Fahrwasser von TITANIC taucht auch ein anderer Film auf, den niemand sehen will: DON'S PLUM wurde 1995 und 1996 von jungen Filmstudenten als Übungsfilm gedreht. Das minderwertige Filmchen wurde von DiCaprio und Tobey Maguire unterstützt, die darin kleinere Rollen improvisieren und sollte nun plötzlich veröffentlicht werden. DiCaprio und Maguire verhindern gerichtlich, dass der Film in den USA oder Kanada kommerziell genutzt werden darf, wodurch er erst im August 2001 seine Premiere in Berlin feiert.
Ein Traumstrand – idyllischer Trug
Der TITANIC-Ruhm wirft DiCaprio (und alle anderen Beteiligten)
vollkommen aus der Bahn. Und schlimmer noch, der Film bestimmt, welche Angebote
der sonst so auf kleine, dramatische Rollen abonnierte Schauspieler erhält: Den
Frauenschwarm.
DiCaprio zieht sich zwei Jahre völlig aus dem Showbiz zurück,
feiert, lebt und lässt es ordentlich krachen. „Leo, the Party Animal“ titeln die
englischsprachigen Gazetten.
2000 kehrt er mit dem vermutlich umstrittendsten Projekt
seiner Karriere zurück: THE BEACH nach dem Bestseller von Alex Garland, verfilmt vom als eher radikalen Filmemacher bekannten Danny Boyle. Umstritten vor allem, weil für den
Film vorgeblich enorme Eingriffe in ein Naturschutzgebiet vorgenommen werden.
Aber auch sonst ändert sich mit dem Film einiges.
Die Story des Romans wird fürs Kino um eine Liebesgeschichte
erweitert und verliert die Bissigkeit der Vorlage.
DiCaprio profitiert
noch immer von seinem TITANIC-Ruhm. Er hat nun Mitspracherechte, wirkt an der Filmgestaltung mit, erwirkt
Drehbuchänderungen und neue Handlungsstränge.
Auch körperlich steht mit THE BEACH ein neuer DiCaprio auf
der Leinwand. Der immer etwas schmächtige, feminine, dürre Junge wirkt
plötzlich muskulös und wesentlich runder im Gesicht.
Der oft für seine schwächliche Figur verspottete Star hat für die vielen Oberkörperaufnahmen in THE BEACH begonnen zu trainieren (und, so sagen die Gerüchte, dies auch medikamentös mit Anabolika unterstützt).
Der oft für seine schwächliche Figur verspottete Star hat für die vielen Oberkörperaufnahmen in THE BEACH begonnen zu trainieren (und, so sagen die Gerüchte, dies auch medikamentös mit Anabolika unterstützt).
Für THE BEACH erhält DiCaprio die erste (und bisher einzige)
Nominierung für eine Goldene Himbeere als schlechtester Darsteller. Nicht
unbedingt zu Recht, zeigt er doch auch in THE BEACH eine gewohnt intensive
Leistung. Vermutungen (und Gerüchte) legen nahe, dass DiCaprio noch immer zu überpräsent
in den Medien war, oder dass man sich zuviel von dem Folgefilm des TITANIC-Stars
erwartet hatte. Tatsächlich wird es noch einige Jahre dauern, bis er sich völlig
aus dem Einzugbereich von TITANIC gelöst hat.
Eine Muse steigt empor
Zu dieser Loslösung gehört auch der Richtungswandel in
DiCaprios Rollenwahl. DiCaprio, sonst eher in Teenagerrollen und als sensibler Künstler auf der Leinwand zu sehen, sucht sich härtere, männlichere und reifere Rollen. Die erste davon landet er in GANGS OF NEW YORK. Damit beginnt im Jahr 2000 auch eine der kreativsten und langanhaltendsten Symbiosen in der Geschichte des Films: Martin
Scorsese nimmt DeNiros Ratschlag an, und arbeitet erstmals mit DiCaprio zusammen.
Vier weitere Projekte folgen bis heute.
Dabei startet die Zusammenarbeit mit einem eher durchwachsenen Ergebnis. GANGS OF
NEW YORK fällt trotz großer Ambitionen bei vielen Kritikern und Zuschauern
durch. Zwar wird der Streifen, der im New York der 1850er seinen Anfang nimmt,
für nicht weniger als 10 Oscars nominiert, geht aber komplett leer aus.
Es folgen die Meisterwerke THE AVIATOR und THE DEPARTED,
SHUTTER ISLAND und THE WOLF OF WALL STREET.
Für THE AVIATOR und THE WOLF OF WALL STREET wird DiCaprio
zwei Mal als bester Hauptdarsteller für den Oscar nominiert. Insgesamt fünf
Nominierungen weist DiCaprio mittlerweile auf, doch es ist gut möglich, dass er
die Statue so schnell nicht erhalten wird. Denn:
Wer den Oscar einmal schmäht ...
.... hat wohl verschissen auf Lebenszeit, so munkeln zumindest
die Gerüchte!
Die erzählen davon, dass DiCaprio es sich 1998 mit der
Academy endgültig verscherzt habe. Als vom Regisseur über die Darsteller, die
Schneider, Techniker, Caterer, Parklotsen und Hundesitter gefühlt wirklich jeder Beteiligte an TITANIC für einen
Oscar vorgeschlagen wird, ist DiCaprio der einzige, der nicht einmal eine
Nominierung erhält. Darauf angesprochen heißt es, DiCaprio habe sich eher
kritisch über die Academy geäußert und den Preis mit einem „Wer braucht den
schon?“ abgewatscht.
Seither schien ein Oscarfluch auf ihm zu liegen. Denn trotz seiner weiteren Nominierungen (Für THE AVIATOR, BLOOD DIAMOND und THE WOLF OF WALL STREET auch noch als Produzent) ging er lange Zeit leer aus.
Seither schien ein Oscarfluch auf ihm zu liegen. Denn trotz seiner weiteren Nominierungen (Für THE AVIATOR, BLOOD DIAMOND und THE WOLF OF WALL STREET auch noch als Produzent) ging er lange Zeit leer aus.
Dieses Schicksal teilte er mit „seinem“ Regisseur
Scorsese, der auch erst 26 Jahre nach seiner ersten Nominierung (damals für WIE
EIN WILDER STIER) den Regie-Oscar für THE DEPARTED entgegennehmen durfte.
2016 wird der Bann gebrochen. Seine fünfte Nominierung als Schauspieler - für die Darstellung des Hugh Glass in Alejando G. Inarritus THE REVENANT - bringt ihm den lang ersehnten (und unserer Ansicht nach längst überfälligen) Preis ein!
2016 wird der Bann gebrochen. Seine fünfte Nominierung als Schauspieler - für die Darstellung des Hugh Glass in Alejando G. Inarritus THE REVENANT - bringt ihm den lang ersehnten (und unserer Ansicht nach längst überfälligen) Preis ein!
© Twentieth Century Fox |
Gereift und genial
Leonardo DiCaprios Karriere nimmt weiter Fahrt auf, und mit
zunehmendem Alter verbreitert er sich.
2004 gründet er das Produktionsstudio „Appian Way Productions“ (Benannt nach der Via Appia, der einst wichtigsten Straße im alten
Rom.)
Sein erster produzierter Film ist DAS ATTENTAT AUF RICHARD
NIXON mit Sean Penn und Naomi Watts. Kurz darauf produziert er bereits THE
AVIATOR und wird im Folgenden mit SHUTTER ISLAND und THE WOLF OF WALL STREET zu
einem von Scorseses wichtigsten Geldgebern. (Bis heute muss Scorsese um jeden
Cent kämpfen, den er für seine Filme zusammenkratzen kann.)
Auch als Produzent sucht DiCaprio die Herausforderung und
die Abwechslung. Er produziert Gruselfilme wie ORPHAN – DAS WAISENKIND,
Neo-Horror wie RED RIDING HOOD, George Clooney Politfilme wie THE IDES OF MARCH
aber auch Thriller wie RUNNER, RUNNER und das betuliche Drama AUGE UM AUGE.
Aktuell produziert er Ben Afflecks neue Regiearbeit, das Prohibitionsdrama LIVE
BY NIGHT und einen Film über die Entstehungsgeschichte der beliebten
Comicstrips „Calvin & Hobbes“.
Immer wieder bietet er auch für vielversprechende Stoffe. So ist
er stark an den Filmrechten zu WORLD WAR Z interessiert, muss sich aber Brad
Pitt geschlagen geben, der die Rechte ebenfalls will.
Und natürlich produziert DiCaprio auch Umweltdokumentationen wie 11TH HOUR – 5 VOR
12.
Auch als Produzent, etwa von SHUTTER ISLAND, beweist DiCaprio jede Menge Talent und Gespür. 2014 wird er auch hier erstmals für einen Oscar nominiert, mit THE WOLF OF WALL STREET. Quelle: Blu Ray "Shutter Island" © Concorde Video |
Am stärksten setzt er sich für Aktionen gegen den Klimawandel
ein, bewirbt alternative Energiequellen, und ist seit September 2014 UN Friedensbotschafter
für den Klimawandel. Inzwischen ist er ein ernstgenommener und gern gesehener Redner auf den internationalen Klimakonferenzen. 2016 stellt er seine Dokumentation BEFORE THE FLOOD auf vielen Onlinekanälen zur Verfügung, in der er den Auswirkungen der globalen Erderwärmung auf den Grund geht. Daneben spendet er großzügig für Hilfsprojekte und Katastrophenopfer in aller
Welt, engagiert sich für den Schutz der Tiger, hat in seiner Heimatgemeinde ein
Computerzentrum erbaut und unterstützt Organisationen zur Gleichstellung
Homosexueller.
So vielseitig und wählerisch wie als Produzent wird er
schließlich auch als Schauspieler. Er sucht sich erwachsene Rollen (obwohl er
immer noch jung wirkt, holt auch ihn das Alter langsam ein), spielt Söldner,
Polizisten, Diebe und klassische Rollen wie THE GREAT GATSBY.
2013 ist er endgültig als Top-Star zurück. Ein Jahr nach seinem Auftritt in INCEPTION spielt er als Sklavenhalter Calvin Candy in Quentin Tarantinos DJANGO UNCHAINED erstmals einen Bösewicht. Kurz darauf trifft er als Gatsby erneut auf Baz Luhrmann und sorgt schließlich vor allem als WOLF OF WALL STREET für Aufsehen – und verhilft
Martin Scorsese zu dessen finanziell erfolgreichstem Film. Ein Jahr später sorgt er im Survival-Drama THE REVENANT für Furore und heimst allein für diese Rolle 26 der einflussreichsten Filmpreise ein.
Ruhiger Einfluss
Hier und dort liest oder hört man, der Junge aus TITANIC sei
erwachsen geworden und spiele endlich „seriöse“ Rollen. Er beweise, dass er ja
tatsächlich schauspielern könne.
Das fasst DiCaprios Schauspielkarriere gut zusammen: Der
gefeierte Schauspieler, der mit Anfang zwanzig die schwersten Außenseiter spielte,
als wären sie ein Hobby, und mit TITANIC zum Star wurde, musste sich nach dem
Ruhm erst neu beweisen. Das tat er mit der Ruhe und Besonnenheit, die
ihm in jungen Jahren immer fehlte.
Heute wirkt DiCaprio nicht nur reifer, sondern vor allem
ruhiger.
Einen letzten kleinen Einblick in „alte Zeiten“ bietet ein
Film, der beinahe zu einer TITANIC-Reunion verkommt. Gut zehn Jahre nach
TITANIC heuert Kate Winslet, mit der ihn seit dem Cameron-Dreh eine enge
Freundschaft verbindet und die ihn für einen der besten Schauspieler seiner
Generation hält, für die Buchverfilmung ZEITEN DES AUFRUHRS an, die ihr Mann Sam Mendes inszeniert.
DiCaprio und Winslet spielen ein Ehepaar, das all seine Träume vergessen zu haben scheint, die Sicherheit dem Wagnis vorzieht und sich dadurch verliert. Ein von der Kritik hochgelobtes Werk, nominiert für drei Golden Globes. Mit von der Partie ist auch Kathy Bates, die beiden schon in TITANIC ihren Segen gab.
DiCaprio und Winslet spielen ein Ehepaar, das all seine Träume vergessen zu haben scheint, die Sicherheit dem Wagnis vorzieht und sich dadurch verliert. Ein von der Kritik hochgelobtes Werk, nominiert für drei Golden Globes. Mit von der Partie ist auch Kathy Bates, die beiden schon in TITANIC ihren Segen gab.
Mittlerweile führt das Forbes Magazine DiCaprio als einen
der einflussreichsten Männer im Filmgeschäft.
Der hibbelige Junge, der für den Beruf nicht geeignet
schien, hat sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren mit einzigartigem Talent und unzähmbarer Leidenschaft an
die Spitze Hollywoods gearbeitet. Die Zahl seiner Misserfolge ist gering, in
jedem seiner Filme liefert er eine nahezu unglaubliche Leistung ab, die ihm den
Respekt der Kollegen, Produzenten und Regisseure abnötigt.
Aus dem jugendlich-stürmischen Charakterdarsteller ist ein
reifer Schauspieler geworden. Der Nachwuchsstar, der einst auf die Ratschläge
und das Gewicht eines Robert De Niro angewiesen war, besitzt mittlerweile selbst
ein Gewicht und eine Leinwandpräsenz, die seinen ehemaligen Mentor beinahe
übertreffen.
Der talentierte Kalifornier ist mit aktuell gerade einmal 40
Jahren bereits eine der bedeutendsten Figuren hinter Hollywoods Kulissen, in den Menschenrechtsbewegungen dieser Welt und vor allem auf der Leinwand. Ein
Tausendsassa, wie es ihn nur selten gibt, der etwas bewegt und verändert, der
sich selbst immer wieder neuen Herausforderungen stellt und sie meistert.
Ein beeindruckendes Portrait von einem großartigen Schauspieler!
AntwortenLöschenVielen Dank! Wir halten ihn ja auch für einen ganz Großen!
AntwortenLöschen