„Ich habe mir diesen Film nicht ausgesucht, um mein Image anzupassen oder um eine neue Seite an mir zu zeigen. Stattdessen entschied ich mich dafür, weil es der erste Zombie-Blockbuster in Korea ist, und ich denke, es ist bedeutsam, neue Dinge im Kino auszuprobieren.”
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Es ist erstaunlich, mit welchen manchmal kleinen Mitteln es dem koreanischen Zombie-Drama TRAIN TO BUSAN gelingt, dem ausgewalzten Genre neue Impulse zu verpassen. Damit beweist der Streifen vor allem auch, dass Korea aktuell einen der größten kreativen Einflüsse auf das internationale Kino besitzt. Was aber macht TRAIN TO BUSAN so – anders?
Gerüchte und Verheißungen
Bereits vor einem Jahr geistert ein Gerücht durch die sozialen Netzwerke: Es gäbe einen Zombiefilm aus Korea, der verspricht, alles anders zu machen. Er sei eine Sensation; Slogans wie: „Dieser Zombiefilm erfindet das Genre neu“ sind allerorten zu lesen.
Solche Anpreisungen machen Zombiefilmfans, als die wir uns verstehen, zwangsläufig gleichermaßen neugierig wie misstrauisch. Immerhin gilt das Genre als eines der formelhaftesten auf dem Markt, und auch wenn viele Fans gerade diese Formalartigkeit lieben, sind es doch meist die Beiträge, die „frischen Wind“ versprechen, auf die man sich immer wieder kollektiv freut.
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Mittlerweile ist TRAIN TO BUSAN endlich in Deutschland auf DVD erschienen und natürlich haben wir uns den Film schnellstmöglich zu Gemüte geführt!
Um aufzuzeigen, mit welchen Vorschusslorbeeren TRAIN TO BUSAN ins Rennen geht, wollen wir kurz vorausschicken, dass der Film im Vorfelde nur schwer zu bewerten war. In Cannes(!) frenetisch gefeiert, war er hierzulande lediglich im Rahmen des Fantasy Filmfests und im Dezember auf einer arg begrenzten „Kinotour“ am 2. und 3. Dezember 2016 zu bewundern.
Also blieb nur der Blick zu jenen, die den Film bereits hatten sehen können. Und dort zeichnete sich schon früh ab, wie populär TRAIN TO BUSAN werden würde.
Im Internet bieten vor allem die Filmdatenbank IMDb und die Rezensions-Metaseite Rotten Tomatoes immer wieder einen guten Richtwert über die Popularität eines Films.
Während durchschnittlich „gute“ Zombiefilme etwa bei der IMDb, die mit einer Zehnerskala arbeitet, 5-6 Punkte erhalten, und bei der mit Prozentzahlen arbeitenden Seite Rotten Tomatoes 40-50%, erlangte TRAIN TO BUSAN erstaunliche Werte von 7,5 Punkten und 96%!
Das Publikum war also begeistert. Und, das nehmen wir vorweg: mit Recht!
Eigentlich alles wie gehabt ...
Dabei entblößt TRAIN TO BUSAN seine Stärken erst auf den zweiten Blick. Denn auf den ersten kommt das Zombiedrama ziemlich altbacken daher.
Erzählt wird die Geschichte des Fondsmanagers Seok-woo, der mit seiner kleinen Tochter Soo-an in Seoul lebt. Nach einem Fauxpas des karriereorientierten Vaters am Geburtstag seiner Kleinen begleitet er diese auf einer Zugfahrt zu ihrer Mutter in Busan, eine Reise, die einmal quer durchs ganze Land führt.
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Kurz vor Abfahrt des Zuges bricht eine landesweite Zombie-Epidemie aus, und natürlich gelingt es einer Infizierten gerade noch, an Bord des Zuges zu gelangen, bevor dieser aus dem Bahnhof rollt.
Was folgt, ist wenig überraschend: Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich der Großteil der Fahrgäste in beißwütige Monster, während eine stetig kleiner werdende Gruppe Überlebender verzweifelt darum kämpft, auf engstem Raum zu überleben, und das hoffentlich rettende Busan zu erreichen. Mit dabei: Vater Seok-woo und Tochter Soo-an.
... wenn da nicht die Figuren wären
Die besonderen Unterschiede und Stärken von TRAIN TO BUSAN liegen in den Details, mit denen er diese Standardgeschichte erzählt.
So macht der Film in seiner unerwarteten Figurenzeichnung alles richtig und hebt den Film von der Horrorecke weit in den Bereich eines Familiendramas. Schon in der Auswahl des Personals wird das deutlich. Wo die amerikanische Standardware gerne den Waffennarr/Polizisten mit einem Kleingangster, einer Krankenschwester und einem Geschäftsmann zusammenwürfelt, finden sich hier (neben dem Geschäftsmann) ausschließlich Zivilisten. Hinzu kommt, dass die Überlebenden quasi keine Waffen haben, wodurch sich die Konflikte in TRAIN TO BUSAN auf einer ganz anderen, noch sehr unerforschten Ebene bewegen, nämlich: Wie weicht man Zombies in einem Hochgeschwindkeitszug aus?
Auch diese Alltäglichkeit und Hilflosigkeit der Figuren sorgt dafür, dass sie einem schon nach wenigen Minuten ans Herz wachsen, so dass man ordentlich mitfiebert. Das gilt insbesondere für das extrem humanistisch geprägte Mädchen Soo-an. Schnell fallen Worte wie „ach nein, das ist ja schade“, die durchaus ernst gemeint sind, wenn einer der Hauptprotagonisten stirbt. Was Serien wie FEAR THE WALKING DEAD in zwei langen und öden Staffeln nicht geschafft haben, gelingt TRAIN TO BUSAN im Handumdrehen: eine anrührende Charakterzeichnung, fein und reduziert und dadurch umso schärfer.
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Das ist einer der großen Pluspunkte des Films, die ihn über den Durchschnitt heben, und dadurch an vergleichbare, aus dem Kanon des Kopfschuss-Zombies ausbrechende Werke wie THE RETURNED und WARM BODIES erinnern.
Und dann auch noch so zügig
Unterstrichen wird die angenehm sympathische Figurenzeichnung durch die clevere Grundprämisse: Während der das Land heimsuchenden Katastrophe befinden sich die Helden des Films in einem fahrenden Zug. Sie haben also keine Möglichkeit, der auch im Zug um sich greifenden „Zombiekalypse“ räumlich zu entfliehen.
Züge sind immer wieder ein spannendes Setting, weil sie, wie die Kollegen von SchönerDenken im Rahmen ihrer Podcastreihe über Zugfilme herausgearbeitet haben, gleichzeitig weit offene Bewegung und klaustrophobisch verengten Stillstand darstellen. Züge bieten keinen Fluchtraum außer der Bewegung des Zuges selbst, was Konflikte hervorragend befeuert. Das hat bereits SNOWPIERCER fulminant bewiesen. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass manche Kritiker TRAIN TO BUSAN, obwohl er gänzlich anders funktioniert, gerne als „SNOWPIERCER mit Zombies“ beschreiben.
Anders als in anderen Zombiefilmen geht es hier jedoch nicht primär darum, die Zombies möglichst blutig und in Massen abzuschlachten, denn Werkzeug oder Waffen gibt es im Zug nicht. Vielmehr ist Raffinesse gefragt, sich an den internen Horden vorbei zu schleichen oder diese räumlich von sich und der Gruppe zu trennen. Lösungsmöglichkeiten werden, entsprechend der „Alltagstauglichkeit“ der Figuren, dabei zufällig entdeckt, mit Alltagsgegenständen umgesetzt, und machen den Film ungewohnt authentisch.
Von wegen Schlurfis
Entsprechend sind auch die Zombies gestaltet. Wenn es nicht darum geht, Zombies – oder deren Opfer – effektstark und gorelastig in ihre Einzelteile zu zerlegen, dann wäre es unpassend gewesen, den Film in diese Richtung aufzubauen. Also trumpft TRAIN TO BUSAN mit einer anderen, deutlich unblutigeren Sorte Untoter auf.
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Hauptdarsteller Yoo Gong beschreibt recht eindrücklich, welche Anforderungen diese choreographierten Zombieangriffe für die Schauspieler mit sich brachten: “Ich habe schon vorher Actionfilme gedreht, also dachte ich, das wäre machbar, aber mit diesen Zombies zu kämpfen war extrem kompliziert. Selbst wenn ich versuche, mich ihren Bewegungen anzupassen, sind ihre Körper ständig am Zittern und Beben, mit verdrehten Armen; wenn sie also angreifen, ist es schwer, das aufzufangen. Es ist außerdem schwer, abzuschätzen, wo man sie während einer Kampfszene schlagen soll, weil sie ständig in Bewegung sind.”
Ein Film ohne Klasse
Gefahr, die sich lateral durch etwas hindurchfrisst, regt schnell zu der Deutung einer gesellschaftlichen Metaphorik an.
Doch bricht sich die philosophische Ebene in TRAIN TO BUSAN eher zwischenmenschlich und weniger gesellschaftlich bahn, das heißt, hier findet die philosophische Arbeit nicht als Gesellschaftskritik statt (wie es ja gerne im Zombiegenre zu sehen ist), sondern in der Charakterzeichnung und im Umgang der Menschen miteinander.
Ein grundlegender Klassenkonflikt, wie er mehr als deutlich in SNOWPIERCER zu erkennen ist, wird TRAIN TO BUSAN zwar seitens der internationalen Filmkritik immer wieder unterstellt, doch findet sich dieser in TRAIN TO BUSAN allenfalls am Rande und wird vermutlich vor allem deshalb unterstellt, weil er irgendwie erwartet wird.
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TRAIN TO BUSAN erzählt eine Reise vom Egoismus zum Altruismus.
Im Zentrum dieser Reise stehen das Mädchen Soo-an, das bereits zu Beginn des Films den Humanismus verkörpert, und ihr Vater Seok-woo, der anfangs als egoistischer Fondsmanager das gegenteilige Ende des Spektrums darstellt.
Diese Prämisse des Füreinander steht anfangs im krassen Gegensatz zur Lebensphilosophie des Vaters, der sich selbst und seine Tochter stets über sämtliche Bedürfnissen der Allgemeinheit stellt.
Und auch örtlich bewegt sich TRAIN TO BUSAN von der hektischen Geschäftsmetropole Seoul, in der jeder nur für sich kämpft, zur (jedenfalls im Film so konzipierten) Schutzgemeinschaft von Busan.
Erst die Schrecken und Schwierigkeiten der Zugfahrt, die erzwungene Zusammenarbeit mit anderen Überlebenden, vor allem aber die direkte Konfrontation mit der zweiten absolut egoistischen Figur des Films, dem Geschäftsmann Yon-suk, ermöglicht die Wandlung des Vaters. TRAIN TO BUSAN stellt hier auf engstem Raum zwei Konzepte in direkten Wettstreit: Altruismus und Humanismus contra Egoismus und Eigennutz.
Beides sind mögliche Konzepte, um der Gefahr zu begegnen, der man nicht ausweichen kann.
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So wie seine Tochter für eine Vielzahl der Menschen im Zug steht, steht auch ihr Vater mit seinem Egoismus für eine sich formierende Gruppe im Zug. Verstehen kann man sie beide, mitfiebern tut man mit den Menschenfreunden.
Der Clou des Films liegt in seiner immer wieder auftretenden Symmetrie. Altruismus zieht Altruismus nach sich, Egoismus jedoch Egoismus. So gehört es zu einer der stärksten (und befriedigendsten) Szenen des Films, wenn die vermeintliche Sicherheit, die aus dem puren Egoismus einer Figur entstanden ist, sich durch den Egoismus einer anderen Figur zur Katastrophe wandelt.
Hinzu kommt, dass der Film weder die eine, noch die andere Sichtweise wirklich propagiert – am Ende des Films führen beide Philosophien beinahe zu exakt demselben Ergebnis, mit nur einem winzigen Unterschied: Der Altruismus mag nicht demjenigen nutzen, der ihn sich zu eigen macht, doch während der Egoist sein Schicksal allein erleidet, erleidet der Altruist seines zum Wohle eines anderen.
Diesen Kampf zweier Philosophien vermittelt TRAIN TO BUSAN ganz unterschwellig. Im Kern stehen die Figuren, und der Zuschauer verteilt seine Sympathien beinahe unbewusst: Man fiebert mit den Humanisten mit, und wünscht den Egoisten die Pest an den Hals. Beides jedoch mit großer Leidenschaft, auch und gerade weil man immer wieder dem Gedanken erliegt, wie man selbst wohl handeln würde!
Seiner sich wandelnden Natur entsprechend bietet der Vater dabei die größte emotionale Projektionsfläche. Obwohl Seok-woo zu Beginn der Geschichte wenig sympathisch gezeichnet ist und man sein egoistisches Prozedere eigentlich verurteilt, wird man auch hier als Zuschauer gedrängt sich zu fragen, ob man selbst in der entsprechenden Situation, und mit der Verantwortung für ein Kind, wirklich so viel anders handeln würde. Diese „Verbrüderung“ mit der Hauptfigur vollzieht der Film subtil und äußerst smart.
Wie sehr der Vater sich wandelt, wird einem auch erst bewusst, wenn der Film am Ende seine Figuren und die Konflikte zuspitzt. Über den großen Kontrahenten, der sich zum Finale hin formiert, kann man sich streiten. Vielen mag er als übertrieben gezeichnet gelten. Doch dramaturgisch ist er insofern wichtig, als dass der den ultimativen Gegenpol zum Vater-Tochter-Gespann darstellt. Er macht die Wandlung des Vaters deutlich, und bietet diesem die Möglichkeit, seiner Tochter zu beweisen, dass er sich im tiefsten Inneren geändert hat. Dass er verstanden hat, worum es im Leben geht, und was er zu leben und zu erleben verpasst hat. Reue und Absolution sind zwei der Geschenke, die ihm der Film am Ende für seine Wandlung darbietet.
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Kreativ-Pool Korea
Es ist ein Wunder, dass nicht schon viel eher ein Filmemacher das Potential des Genres erkannt hat, genau diese beiden Konzepte des menschlichen Miteinanders so klar und deutlich gegenüberzustellen. Den Zombiefilm nicht als gesellschaftliche Metapher zu begreifen, sondern als Konfliktherd für die Frage, wie wir dem Menschsein gegenübertreten wollen. Wie gesagt, finden sich in jedem Zombiefilme Aspekte dieser Frage: Miteinander oder Gegeneinander. Nur hat noch kein Zombiefilm diese Frage so elegant und konsequent in den Mittelpunkt gerückt wie TRAIN TO BUSAN.
Aber es ist nicht das erste Mal, dass Korea sich mit einem Film hervortut, der (vor allem im Westen) gewohnte und vertraute Erzählmuster aufbricht. Dabei ist das aktuell so wertvolle Korea-Kino noch sehr jung.
Korea hat schwere Zeiten in Bezug auf seine Filmindustrie hinter sich. Durch das Filmgesetz von 1963 belegt der damalige Präsident Park Chung-hee die Filmindustrie mit klar zensierenden Vorgaben. Von 71 Filmstudios schließen innerhalb eines Jahres 55 Stück. Klare Quoten und eine strenge Zensur werden eingeführt, von denen die Letztere vor allem Obszönitäten und auch nur geringste Hinweise auf Pro-Kommunistische Bekundungen zum Ziel hat. Staatskritische Filme finden kaum Wege zur Realisierung. Auch wenn die Zensur im Verlauf der Jahrzehnte ihren Einfluss lockert, dauert es lange, bis sich das Kino erholt.
Nach der Ermordung von Chung-hee 1979 lockern sich die Filmgesetze, und Koreas Kino wird vor allem von Hollywoodproduktionen überschwemmt, was das koreanische Kino erneut in die Krise treibt. Mit Quoten, und vor allem durch die Hilfe von Privatinvestoren (wie z.B. die Firma Samsung), gewinnen die Filmprojekte an Einfluss, und werden auf dem eigenen Markt wieder enorm erfolgreich, was wiederum weiteren Filmemachern den Weg ebnet – und internationale Erfolge nach sich zieht. Etliche Streifen, wie INTO THE MIRROR oder A TALE OF TWO SISTERS werden auch in den USA beliebt, und dort (für gute Lizenzgebühren!) zu erfolgreichen Remakes verarbeitet. Seit Anbruch des neuen Jahrtausends erfreut sich der koreanische Film an einer Welle hervorragender, sozialkritischer und filmhistorisch relevanter Werke, die international enorm erfolgreich werden, etwa THE HOST, ODE TO MY FATHER, TAKE OFF, THE BERLIN FILE, OLDBOY und viele, viele mehr.
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Beeindruckend dabei ist vor allem die Formlosigkeit des koreanischen Kinos. Die Produktionsbedingungen sichern den Filmschaffenden große Freiheiten. Das Fehlen festgefahrener Strukturen wie etwa dem Drei-Akt-Modell, das bis heute das US-Kino bestimmt, sowie die Bereitschaft, auf Klischees und Stereotype zu verzichten (nicht zwangsläufig, aber als Option) lassen das koreanische Kino gerade für die westlichen Zuschauer immer wieder anders, neu und spannend wirken. Gerade durch unkonventionelle Genremixe wie THE HOST oder SNOWPIERCER, die das westliche Publikum spalten, erarbeitet sich Korea einen Ruf als Frischzellenkur fürs Kino.
Mit A STAR IN MY HEART beginnt die Anfang der 90er entstehende „New Wave“ Südkoreas 1997 weltweit bekannt zu werden.
Südkoreanische Filme nehmen erfolgreich an Filmfestivals teil und werden preisgekrönt, z.B. der wunderbare OLDBOY, der in Cannes prämiert wird oder der Regisseur Kim Ki-duk, der auf der Berlinale geehrt wird und auf dem Hamburger Filmfest den Douglas Sirk-Preis erhält, als er sein hartes Familiendrama PIETA vorstellt (ein Teil der Duoscope-Redaktion war anwesend und von den Worten an und von dem Regisseur wie auch von dessen Werk zutiefst beeindruckt.)
Kurz: Der koreanische Filmmarkt hat sich nicht nur erholt, sondern dank Quoten und privatwirtschaftlicher Hilfe zu einem international bedeutenden Markt entwickelt, den man als Cineast und Filmfreund im Auge behalten sollte!
Am Anfang steht ein Animationsfilm
TRAIN TO BUSAN entsteht parallel zum Animationsfilm SEOUL STATION, der ebenfalls von Yeong Sang-ho realisiert wird. Beide Filme bilden eine Einheit, quasi eine Nacht und einen Tag während derselben Zombiekalypse.
SEOUL STATION, inspiriert von Zack Snyders DAWN OF THE DEAD Remake, sowie der japanischen Manga-Reihe „I am a Hero“ (mittlerweile auch schon verfilmt, aber noch nicht in Deutschland erhältlich), feiert seine Uraufführung drei Monate vor TRAIN TO BUSAN.
Anders als in TRAIN TO BUSAN, der seine Premiere übrigens bei den Filmfestspielen in Cannes 2016 erlebt und dort Begeisterungstürme auslöst, ist die Geschichte in SEOUL STATION deutlich als Abbild der Gesellschaft zu verstehen und zeichnet das Leben einiger Figuren nach, die am Rande der koreanischen Gesellschaft leben. Mit einem Obdachlosen, einer Prostituierten und deren zuhälterischem Freund stehen drei Figuren im Mittelpunkt des Zombieausbruchs, die die unterste Stufe der gesellschaftlichen Leiter erreicht haben.
Etliche Kritiker sehen in genau dieser Gesellschafts- und Milieustudie die Stärke von SEOUL STATION und bewerten ihn sogar noch höher als TRAIN TO BUSAN.
Mit wenig Budget an die Box Office-Spitze
Erwähnenswert ist auch, dass TRAIN TO BUSAN mit 10 Millionen Dollar (inklusive Marketing) verhältnismäßig kostengünstig produziert wird, was man ihm allerdings höchstens in ganz wenigen Special Effects Sequenzen ansieht, weltweit aber gut das Zehnfache einspielt.
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In Korea lockt der Film, der dort als Spiegel der 2016 herrschenden politischen Unruhen gesehen wird, rekordverdächtige 11 Millionen Zuschauer an!
In Amerika spielt er gut zwei Millionen Dollar ein, was für einen koreanischen Film außergewöhnlich viel ist, zumal die Amerikaner nicht synchronisieren. Weltweit spielt TRAIN TO BUSAN fast 90 Millionen Dollar ein. Das Unausweichliche geschieht: Die USA streiten sich um die Rechte. Inzwischen hat Gaumont den Streit gewonnen, und das Remake für 2018 angekündigt.
TRAIN TO BUSAN ist zudem der erste Film, der allein in Singapur die Schallmauer von eine Million Dollar knackt. In Korea avanciert der Film mit landesweit fast 12 Millionen Dollar zu einem der erfolgreichsten Filme überhaupt.
Wer hier übrigens mehr Infos über Zombies vermisst: Bereits 2014 haben wir uns mit dem Klassiker und Genrebegründer DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN auseinandergesetzt und die Geschichte des Zombiefilms nachgezeichnet.
Das Genre gilt mittlerweile als abgegrast, langweilig und gegenstandslos.
Filme wie THE RETURNED oder WARM BODIES schenken dem Zombiefilm sporadisch neue Impulse und zeigen, dass es doch noch Innovatives zu kreieren gibt. Den hochgelobten THE GIRL WITH ALL THE GIFTS konnten wir aufgrund der mageren Kinoauswertung leider bisher nicht sichten, erhoffen uns aber auch hier neue Ideen für das Genre.
Fazit
TRAIN TO BUSAN ist tatsächlich ein Erlebnis und für Zombiefans ein Muss und für ein kostengünstiges Debüt eines Animationsfilmers technisch und visuell überragend.
Die Glanzleistung bieten aber das Drehbuch und das Spiel der Figuren. Gerade weil TRAIN TO BUSAN sich vielen Konventionen entzieht und dem Zombigenre Facetten jenseits von Blut und Gore abgewinnt, sollten gerade die Zombiefans, die darin einen der Hauptpfeiler des Genres verstehen, TRAIN TO BUSAN einen Blick schenken.
In einer für koreanische Filme nicht untypischen Vermischung von Genres funktioniert TRAIN TO BUSAN nämlich mit derselben Berechtigung auch als Familiendrama und als Thriller. Kurz: Der Film bietet eine wahre Bandbreite an Schwerpunkten, die alle in einem Gleichgewicht agieren.
Die im Kern erkennbaren Klischees kontrastiert TRAIN TO BUSAN mit genügend frischen Ideen, um ein ganz eigenständiges Gesamtwerk zu konstruieren, das zu Recht als einer der besten Filme seines Genres bezeichnet und weltweit gefeiert wird.
TRAIN TO BUSAN ist eine Reise ins Wesen der Philantropie, und wer sich darauf einlässt, den erwartet hier, neben Zombies, Action und Spannung, ein herausragendes menschliches und familiäres Drama voll liebenswürdiger Figuren (vor allem die junge Soo-an ist hervorragend gespielt!) mit einem geradezu herzzerreißenden Ende.
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