1989 erscheint ein Film, der das Blockbusterkino grundlegend
verändert – erstmals in der Geschichte Hollywoods entwickelt sich die
Verfilmung eines Superhelden-Comics zum alles beherrschenden Thema, und zum
größten Kinoerfolg des Jahres.
Das Batzeichen leuchtet hell über Hollywood, und im Sommer
der „Batmania“ gibt es kein Entrinnen vor dem Dunklen Ritter: BATMAN wird zum
größten Hype und Merchandise-Riesen seit STAR WARS und beweist, dass
Superheldenfilme auch künstlerisch ansprechend, vielschichtig und fordernd sein
können. Auf einen Schlag werden Comicverfilmungen zum Kinostandard. Doch der
Weg dahin ist lang.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Marcos Blick:
Jetzt auf Blu Ray und DVD |
Der alles überstrahlende Erfolg von BATMAN befeuert allerdings einen Trend, der
in den Neunzigern dazu führt, das
nahezu jedes populäre Underground-Comic verfilmt wird, von SPAWN, TANK GIRL, BARB WIRE und THE CROW bis zu JUDGE DREDD findet so gut wie jeder mehr oder weniger gespaltene und umstrittene Comicheld den Weg auf die Leinwand.
nahezu jedes populäre Underground-Comic verfilmt wird, von SPAWN, TANK GIRL, BARB WIRE und THE CROW bis zu JUDGE DREDD findet so gut wie jeder mehr oder weniger gespaltene und umstrittene Comicheld den Weg auf die Leinwand.
Das Problem dabei: Kaum eine Umsetzung ist besonders gut
oder wird dem Quellenmaterial gerecht. Die Studios suchen verzweifelt nach
einem Franchise, das den düsteren Ton von Tim Burtons BATMAN trifft, doch
keiner der Filme überzeugt.
Ein unerwarteter Erfolg
Dabei ist der überragende Erfolg
von BATMAN keinesfalls gesichert. Viele Experten sehen einen gewaltigen
Reinfall auf die produzierenden Warner Bros. zukommen, was gar nicht mal abwegig ist, wenn man die Grundlagen bedenkt: Der Hauptdarsteller wirkt vollkommen unpassend. Der Regisseur ist, wenn überhaupt, nur für zwei
bunte Komödien bekannt. Und der Bösewicht Jack Nicholson fällt im Vorfelde vor allem für seine Skandale und Allüren auf.
Aber schon früher ist eine BATMAN
Verfilmung nicht einfach hinzubekommen.
Die Marke „Batman“ ist komplett
geprägt durch die überaus erfolgreiche Sechziger Fernsehserie BATMAN mit Adam
West als Fledermausmann. Die inszenierte sich allerdings als kunterbuntes
Kinderfernsehen: Verquere Kamerawinkel, grelle Farben, ein stellenweise
absurder Humor und technische Gerätschaften, die bestenfalls einem albernen Schulheft-Comic
entsprungen sein konnten.
Tatsächlich entwickelt man bereits
Anfang der Achtziger einen ähnlich gelagerten BATMAN-Film unter der Regie von
Ivan Reitman mit Bill Murray als Batman und Eddie Murphy als Robin.
Doch das Projekt zerschlägt sich,
und so entwickelt man die Idee ein wenig weiter und überträgt die Regie des
zunächst als Billigprodukt deklarierten Streifens bereits 1986 einem bis dato
vollkommen unbekannten Regisseur, der allerdings bereits mit visuellem
Einfallsreichtum geglänzt hat: Tim Burton.
Zuvor hat Burton lediglich einige
kreative Kurzfilme inszeniert und einen Kinofilm mit und über Pee Wee Herman,
eine in Amerika populäre Kunstfigur des Comedians Paul Reubens, die bereits
erfolgreich im Fernsehen lief. Mehr kann Burton nicht aufweisen.
Doch das Projekt wird ohnehin eher
unter „ferner liefen“ fortgeführt: Beinahe ein Dutzend Autoren mühen sich
vergeblich, den Comics eine packende Filmhandlung abzuringen, doch vergeblich.
Die Vorbereitungen stagnieren.
Vorbilder für die Ewigkeit
Die Lösung kommt aus unerwarteter
Richtung! Denn zwischen 1986 und 1988 erscheinen zwei Comic-Werke, die das
weltweite Verständnis für Batman und für Superhelden Comics grundlegend
verändern:
Schon 1986 legt der bekannte
Comicautor Frank Miller (Der in den Neunzigern mit den „Sin City“ Comics
Geschichte schreiben soll) eine bedeutende vierteilige Mini-Serie hin: „The
Dark Knight Returns“ erzählt eine Comicgeschichte, die nicht nur für Kinder und
Superheldenfans geeignet ist. Die Story ist erwachsen, tiefgründig und spricht
auch Leser an, die sonst weniger für die unter Schulkinder so beliebten
Heftchen zu haben waren. Damit verändert es, gemeinsam mit Alan Moores im
gleichen Jahr erschienenen Geniestreich „Watchmen“ für immer den Stellenwert
von Comics.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
1988 folgt ein weiteres
bedeutendes Werk des Batman-Universums: „The Killing Joke“ von eben genanntem Alan
Moore widmet sich besonders der Hintergrundgeschichte von Batmans Gegenspieler,
dem Joker. Das Werk ist so bahnbrechend
(immerhin das erste, das eine Entstehungsgeschichte der Grinsefratze anbietet!),
dass es noch 20 Jahre später Christopher Nolans THE DARK KNIGHT beeinflussen
wird.
Endlich nimmt eine mögliche
BATMAN-Vision Gestalt an! Beide Werke bieten Vorlagen für eine düstere,
unerbittliche Schlacht zwischen Batman und dem Joker, und dank „The Dark
Knight“ hat Burton auch eine visuelle Idee, wie er Batman inszenieren will: dunkel
und seriös!
Mr. Mom ist Batman
Allerdings traut man dem Neuling immer
noch kein 30 Millionen Dollar Budget zu. Das ändert sich 1988, als Burton
seinen ersten großen Erfolg abliefert: BEETLEJUICE wird eine freche, visuell
äußerst kreative Geisterkomödie, und ein echter Erfolg an den Kinokassen.
Der Erfolg von BEETLEJUICE beschert Burton endlich grünes Licht für BATMAN, bringt allerdings auch ein Problem mit sich: Lange ist
nicht klar, wer Batman spielen soll! Den Produzenten schwebt ein Actionstar vor.
Das Drehbuch beschreibt die Hauptfigur: „Bruce Wayne trägt Muskeln über Muskeln
und sein Gesicht ist von den nächtlichen Kämpfen zernarbt.“ (Hauptautor Sam
Hamm hatte sich dagegen entschieden, die Entstehungsgeschichte zu erzählen und
wollte diesen Aspekt in Rückblenden einbinden.)
Mehr als 25 Topstars werden für
die Rolle erwogen, darunter sogar Arnold Schwarzenegger. An erster Stelle stehen
allerdings Pierce Brosnan und Mel
Gibson. Ersterer sagt jedoch ab, da er eine Figur sich nicht ernstnehmen
könne, die ihre Unterhose über der Hose trüge (das alte Comicproblem), und Gibson
ist mit den Dreharbeiten zu LETHAL WEAPON 2 beschäftigt.
Am Ende entscheiden sich die
Macher für Burtons letzten Titeldarsteller, Michael Keaton – der hatte bereits
den durchgeknallten Geist in BEETLEJUICE gespielt und sorgt für die ersten
Schlagzeilen des Films – keiner will ihn haben!
Zwar ist Keaton bereits bekannt
und seit dreizehn Jahren im Geschäft, allerdings als Komiker! Doch wollen die
Produzenten nun einen düsteren Rächer-Comic drehen. Die Fans, die ebenfalls
wollen, dass ihr Batman ernst genommen wird, sind entsetzt: Erst wird der PEE-WEES
IRRE ABENTEUER- Regisseur auf den Stuhl gesetzt, und dann der Darsteller von
MR. MOM und NIGHTSHIFT ins schwarze Kostüm gesteckt! Über 50.000 Protestbriefe
erreichen das Studio und protestieren gegen Keaton, darunter auch Bob Kane, der
Erfinder von Batman, der später als Berater involviert wird.
Doch Burton setzt sich durch, und die
Wahl Keatons erweist sich als brillanter Schachzug.
Zum einen gibt der erfahrene
Komiker dem tatsächlich sehr düsteren Film eine humorvolle und etwas schräge
Note – so entwickelt er die grandiose Dinner-Szene in seinem Anwesen und das Über-Kopf-Schlafen
von Bruce Wayne –, zum anderen beweist er, dass er auch ernste Rollen glaubwürdig
spielen kann und dem Batman eine Dunkle Nuance geben kann. Keaton selbst
erklärt das mit seiner Klaustrophobie: „Die hat mir in dem engen Kostüm sehr
geholfen. Ich musste mich sehr in mich zurückziehen und war echt mies drauf,
was genau die Art war, wie ich den Batman spielen wollte.“
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Die Diva ist Der Joker
Weniger erfolgreich ist Burton mit
seinem Wunsch für die Besetzung des Jokers mit Brad Dourif, den er nicht
durchsetzen kann.
Das Studio besteht auf Jack Nicholson! Zwar wünschen sich die
Autoren Willem Dafoe, von dem sie sagen, er bräuchte nicht mal eine Maske für
die Rolle, doch die Warner Bros. liebäugelt schon seit 1980 mit Nicholson in
der Rolle – auch Bob Kane hält ihn für die beste Wahl.
Allerdings ist Nicholson äußerst
zögerlich! Der Bösewicht in einem Comicfilm ist nicht das, was der Star sich
vorstellt. So erlaubt sich das Studio einen bösen Trick: Es fragt Robin
Williams an, der sich bereits seit Monaten heftig um die Rolle bemüht und sehr
scharf darauf ist. Begeistert sagt Williams sofort zu! Ausgestattet mit diesem
hochkarätigen Star (er hatte gerade erst eine Oscarnominierung für GOOD MORNING
VIETNAM erhalten!) wendet das Studio sich erneut an Nicholson und verkündet den
Fischzug mit Williams – worauf Nicholson zusagt.
Der nun wieder fallengelassene
Williams ist außer sich und so erbost, dass er nicht nur die Rolle des Riddlers
in BATMAN FOREVER ausschlägt, sondern auch angibt, nie wieder an einem Warner
Bros. Film beteiligt zu sein, bis das Studio ihn um Entschuldigung bittet.
Die Verpflichtung Nicholsons wird
zur Sensation des Jahres! Ende der Achtziger ist der Star auf der Höhe seines
Erfolgs. Seit seinem Durchbruch 1970 in EASY RIDER hat er acht Oscarnominierungen
erhalten und zwei Mal den Preis gewonnen, zuletzt 1983 in ZEIT DER
ZÄRTLICHKEIT. Dass einer der erfolgreichsten und angesehendsten
Charakterdarsteller seiner Zeit in dem Comic-Filmchen mitspielt, hebt das
Projekt auf einen Schlag auf ein ganz neues Level – man nimmt den Film ernst.
Diesen Prestigegewinn lässt
Nicholson sich mit einem der bekanntesten Diven-Verträge seiner Zeit vergolden!
Er stellt harte Bedingungen, auf die das Studio komplett eingeht: So verlangt
er ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Make Up Designers und des Designs
des Jokers. Er verlangt, das sein Name in allen Werbe- und Promomaterialen vor
Keaton genannt wird. Er lässt sich besondere Konditionen in den Vertrag
schreiben, die seine (großzügigen!) drehfreien Stunden festlegen und bestimmen,
dass seine Szenen innerhalb von drei Wochen abgedreht sein müssen, was die
Drehzeit erheblich ausweitet. Außerdem darf er für alle Heimspiele der L.A. Lakers nach Hause fliegen.
Vor allem aber lässt er sich
zusätzlich zu seinen großzügigen sechs Millionen Gage prozentual am Gewinn
beteiligen – was seine Gesamtgage nach dem gigantischen Erfolg des Films auf
wenigstens 60 Millionen anwachsen lässt (manche schätzen sogar 90 Millionen).
Damit stellt Nicholson einen noch heute gültigen Rekord auf: Niemals hat ein
Schauspieler für einen Filmauftritt eine höhere Gage erhalten!
Nicholson startet damit einen
Trend, der das Batman Franchise auszeichnet: eine Rolle als Batman-Bösewicht
gilt als Ritterschlag für die Karriere, da Warner Bros. stets versucht, nur
Topstars gegen die Fledermaus in den Ring zu schicken.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Endlich – die Kameras laufen
Als unerwartet erweist sich auch
die Besetzung von Kim Basinger als Vicky Vale. Ursprünglich ist die Rolle mit
Sean Young besetzt – die allerdings fällt während der Proben, eine Woche vor
Drehbeginn, in einer Szene vom Pferd und verletzt sich. Die Szene wird
daraufhin aus dem Film genommen.
Dennoch muss ein Ersatz gefunden
werden. Die Produzenten schlagen Michelle Pfeiffer vor, was jedoch Michael
Keatons Widerspruch findet – der ist gerade mit Pfeiffer liiert und empfindet
das als unangenehm. So erhält Kim Basinger die Rolle. Als Ausgleich darf
Pfeiffer in der Fortsetzung als Catwoman auflaufen.
Nach drei Jahren der Vorbereitung starten die Dreharbeiten im Oktober 1988. (Heute unvorstellbar: Schon acht Monate
später ist Premiere! Heute dauert die Postproduction doppelt so lang!)
Allerdings sind die Dreharbeiten
von Problemen begleitet. Das hohe Medieninteresse macht einen Dreh in England notwendig.
Das Budget explodiert von 30 Millionen auf 48 Millionen Dollar, und das PR Team
erhält Angebote von bis zu 10.000 Dollar, um ein erstes Bild Nicholsons als
Joker herauszuschmuggeln. Später werden zwei Rollen Film vom Set gestohlen.
Einer der ersten offiziellen
Besucher am Set ist der Musiker Prince. Die Produzenten planen ursprünglich, mit
Prince und Michael Jackson zwei der populärsten Musiker der Welt zu engagieren.
Prince soll die Musik der „Bösen“ beisteuern, Jackson dagegen die Musik der „Guten“.
Am Ende entscheidet man sich aber für ein einheitliches Vorgehen – und für
Prince, der sich am Set Inspirationen holt. Er ist so begeistert, dass er statt
der angefragten (und verwendeten) zwei Songs gleich ein ganzes Album namens „Batman“
aufnimmt. So erhält der Film zwei Soundtracks: Den OST und Prince‘ Album.
Das Drehbuch erweist sich
weiterhin als Problemkind. Produzent Jon Peters schreibt das gesamte Finale des
Films so kurzfristig um, dass schnell noch der Kathedralenturm gebaut werden
muss, und nicht einmal Regisseur Burton genau weiß, was sie dort drehen. Als
Jack Nichsolson, schon im Drehen, fragt, weshalb sie all die Stufen zum Turm
hinaufgehen, kann Burton ihm nur ausweichend antworten: „Darüber reden wir,
wenn wir oben sind“, in der Hoffnung, dass er bis dahin Bescheid erhält.
Aussehen ist alles
Das Design des Film wird legendär.
Es bedient sich großzügig an allerlei klassischen Elementen. Von Nazi-Propagandafilmen,
über METROPOLIS und andere deutsche Klassiker des Expressionismus, aber auch an
Terry Gilliams BRAZIL. Insgesamt erhält der Film einen noch heute
faszinierenden Look, der irgendwo zwischen den 1920er Jahren, den Fünfzigern
und einer Science-Fiction Welt liegt.
Tatsächlich bemüht die Warner
Bros. sich enorm, den Film bei der Academy für einen Oscar zu bewerben, und
verteilt ihn an sämtliche Mitglieder in sämtlichen Katgeorien. Am Ende erhält
zwar nur das Art Design der Sets eine Nominierung, gewinnt den Preis aber auch.
(Actionfilme sind Ende der Neunziger kein Genre, das die Academy als besonders
preiswürdig erachtet.)
Auch das Kostüm Batmans wird die
Filmgeschichte prägen!
Obwohl das Design für den Film von
den Fans – natürlich! – kritisiert wird, erweist es sich als wegweisend. Zuvor ist
es Standard, dass Superhelden klassisch in Strumpfhosen, Spandex oder andere
Stoffkostüme die Welt retten (SUPERMAN lebt das noch voll aus!), was Pierce
Brosnan zu seiner Absage verleitet. Burton ist der Ansicht, dass Batman in
einem solchen Kostüm nicht einschüchternd genug wäre, und lässt diverse
Latexkostüme entwickeln. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, Comichelden aus der
Ecke der Kinderfilme rauszuholen. Seit BATMAN trug nie wieder ein Superheld
Spandex oder Strumpfhosen – außer in Parodien.
Batmania – The Summer of Batman
Trotzdem hat der Film noch immer
ein Image Problem. Man erwartet eine alberne Komödie. Den Glauben an eine stilvolle, düstere Verfilmung hat keiner.
Warner lässt einen kurzen Trailer
schneiden und ohne Vorwarnung in einigen Theatern laufen. Das Ergebnis ist eine
Sensation: Der Trailer erhält standing ovations und unzählige Fans stürmen die Kinos,
kaufen vollwertige Kinokarten, und verlassen den Saal nach dem Trailer wieder.
(So war das halt vor Youtube!) Ein ähnliches Phänomen löst erst wieder STAR
WARS EPISODE 1 aus!
Es wird der Startschuss für die
„Batmania!“, wie das Phänomen des Sommers 1989 genannt wird:
Batman, Batman, Batman! Es gab
kein Entrinnen vor der Fledermaus. Der Film erlebt eine der aggressivsten –
aber auch erfolgreichsten – Marketingkampagnen der Filmgeschichte. Wer dabei
war weiß, dass man im Sommer '89 nirgendwo mehr hinschauen kann, ohne dass das
Batzeichen zu sehen ist. Die Welt will Batman!
Das erweist sich in wenigstens
einem Punkt als echtes Politikum: in der Altersfreigabe des Films. Ähnlich wie
vier Jahre später in JURASSIC PARK, ist BATMAN ein Film, der thematisch
eindeutig auf ein junges Publikum ausgerichtet, dafür aber sehr düster und
brutal inszeniert ist. Die Fans wollen eine niedrige Freigabe, das Studio ebenso,
um das potentielle Publikum zu vergrößern. In England führt das zu einer Zäsur:
Die britische Filmfreigabestelle ändert ihre Einstufungen und führt die
Altersfreigabe „Ab 12“ ein, die es zuvor nicht gab.
Der Erfolg des Films soll alle
Erwartungen in den Schatten stellen. Zwar überreizt der Film sein Budget um
fast 60 Prozent, doch allein in den USA spielt der Film 250 Millionen Dollar
ein, und wird damit der mit Abstand erfolgreichste Streifen des Jahres und der
dritterfolgreichste des Jahrzehnts. (Nur E.T. und DIE RÜCKKEHR DER JEDI RITTER
spielen mehr ein). Weltweit muss er sich mit knappem Abstand INDIANA JONES UND
DER LETZTE KREUZZUG geschlagen geben, spielt aber immer noch über 400 Millionen
Dollar ein plus 150 Millionen in Videoverkäufen.
Seine wahre Macht zeigt der Film
allerdings auf dem Merchandise-Markt: Insgesamt gut 800 Millionen Dollar werden
im Sommer 1989 im Zuge des Films mit Batman-Artikeln eingenommen – die Welt ist
im Batman-Fieber! (Als Randnotiz: Ich selber habe fleißig beigesteuert und
seinerzeit diverse Comics, Filmbücher, Fotobände, Figuren, Batmobil-Spielzeugautos
und wasweißichwas besessen!)
Die Stars aus Gotham City
Der Soundtrack von Prince wird,
obwohl seine Musikstücke im Film als unpassend kritisiert werden – wofür Tim
Burton die Schuld übernimmt, dass er sie nicht in den Griff bekommen habe –,
über 11 Millionen Mal verkauft (obwohl die Angaben hier sehr schwanken, aber
unter 4,5 Millionen geht niemand). Es bezeichnet auch einen Wandel in Prince‘ Image:
Statt der Samtanzüge, Rüschenhemden und Lockenfrisur, die ihn in den Achtzigern
im Zuge seiner „Purple Rain“-Ära geprägt haben, lässt er sich nun die Haare
glätten und tritt in schwarzen, von BATMAN inspirierten Kostümen auf. Er gibt
sich ruppiger und härter und lässt den soften Soul-Barden in den Achtzigern
zurück. Seinen neuen Stil wird er fast die gesamten Neunziger hindurch
beibehalten.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Doch der Ruhm ist nicht
nachhaltig. Trotz einiger guter und starker Rollen in erfolgreichen Filmen
sinkt er Mitte der Neunziger erstmals soweit ab, dass er kaum noch bekannt ist.
2014 gelingt ihm ein fulminantes
Comeback: Er spielt die Hauptrolle in Alejandro González Iñárritus preisgekröntem
Film BIRDMAN – in dem er einen alternden Schauspieler spielt, dessen größter
Erfolg eine Superheldenfigur namens Birdman war! Der Film bringt Keaton über
ein Dutzend Schauspielpreise und Nominierungen – darunter die höchsten seiner
Zunft: Er gewinnt den Golden Globe und den Critic’s Choice Award und wird für
den SAG Award und schließlich den Oscar nominiert.
Der Batman danach
Wie bei überragenden Erfolgen
üblich, bemühen die Studios sich, den alles übertrahlenden BATMAN zu
wiederholen. Dunkle, getriebene und brutale Comichelden werden zu einer
potentiell wertvollen Investition, und beinahe jede Underground-Comicfigur wird
aufgekauft und im Kino vermarktet.
Allein die DC und Marvel Helden
finden nur schwer eine Produktion, da die meisten Figuren in komplexen
Rechtsstreitigkeiten festhängen. Hier beherrscht BATMAN das Genre quasi allein
und zieht sogar populäre Animationsserien nach sich (die Mark Hamill als neue
Referenz für den Joker einführen!).
1992 folgt die Fortsetzung BATMANS
RÜCKKEHR, erneut von Tim Burton und mit Michael Keaton als Fledermaus. Obwohl
der Film den düsteren Ton des Originals perfekt trifft (und auf interessante
Art in die Weihnachtszeit überträgt) kann der Film den Hype des Originals nicht
wiederholen und nimmt trotz enorm erhöhtem Budget deutlich weniger ein als das Original.
Warner entscheidet sich daher, das
Franchise statt von Burton von Joel Schumacher weiterführen zu lassen.
Schumacher wirft alle Entwürfe
Burtons für den dritten Teil über Bord und entwickelt einen deutlich
leichteren, bunteren BATMAN FOREVER, der sich wieder stärker an der Sechziger
Serie orientiert. Damit verliert er auch Michael Keaton. Inhaltlich wird BATMAN
FOREVER sogar noch eine knackig auf das Thema “Persönlichkeitsspaltung“ fokussierter
Actioner, der endlich auch den Sidekick Robin einführt.
Spätestens im vierten Teil BATMAN
& ROBIN überspannt Schumacher den Bogen jedoch deutlich: Das Team um Batman
& Robin wird um Batgirl verstärkt, mit drei Superschurken konfrontiert und
derart übertrieben quietschbunt, kindlich und albern inszeniert, dass von dem 1989
in BATMAN eingeführten Stil faktisch nichts mehr übrig ist. Die Fans – vor
allem jene, die einst im Vorfeld gegen Burtons BATMAN protestiert hatten – sind entsetzt und der Film wird von Presse und
Zuschauern derart zerrissen, dass Warner Bros. das Franchise beendet! (Und Joel
Schumacher sich und den Fans schwört, nie wieder High Budget Filme zu drehen –
in der Folge baut er sich einen Ruf als Entdecker von Colin Farrell und Low
Budget Filmer auf!)
Erst 2005 wird das Genre neu
belebt – von Christopher Nolan, der sich für BATMAN BEGINS stark an dem Comic
„The Dark Knight Returns“ orientiert und seiner alles überragenden Fortsetzung
THE DARK KNIGHT, für den er sich in Alan Moores „The Killing Joke“ Anleihen
nimmt.
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Auch wenn erst der selbst BATMAN
weit in den Schatten stellende Erfolg von SPIDER-MAN den Kinomarkt endgültig
für die aktuelle Flut der Superheldenfilme öffnet, bleibt BATMAN der Film, der
das Genre öffnet und aufzeigt, welche Möglichkeiten es bietet – kommerziell wie
künstlerisch.
Auch wenn der Film heute, wo
Superheldenfilme hochgradig professionalisiert sind, etwas altmodisch wirkt –
immerhin wurde hier in allen Bereichen Pionierarbeit geleistet –, bleibt der
Streifen sehenswert und ist erstaunlich gut gealtert. Ohne digitale Tricks
erzeugen vor allem Keatons duales Spiel, das zeitlose Setdesign und nicht
zuletzt Jack Nicholsons herausragende Leistung als durchgeknallter Joker einen
noch immer sehenswerten, spannenden BATMAN Film, der sich vor aktuellen Werken
um den dunklen Ritter nicht zu verstecken braucht!
Aus Arch Stantons Grab
The Good:
Etliche der unzähligen
Drehbuchvarianten zu BATMAN sehen bereits einen Auftritt von Robin vor. Das
für den Dreh verwendete Script enthält bereits Dick Grayson als Nebenfigur, dessen Eltern auf der finalen
Parade sterben, was ihn zu Batmans Sidekick werden lässt.
Für die Rolle vorgesehen ist Kiefer
Sutherland. Das wirkt nicht nur irritierend, weil Sutherland in den Achtzigern
vor allem in bösen und eindeutig schrägen Rollen bekannt ist, sondern auch,
weil er, aus heutiger Sicht, in einem Superheldenkostüm eine seltsame Figur
gemacht hätte.
Im letzten Augenblick entscheidet
Burton sich jedoch gegen den Schritt und lässt Dick Grayson aus dem Script
entfernen! Danke!
The Bad:
BATMAN von 1989 besitzt bis heute
ein ungeschlagenes Novum unter den mittlerweile sieben großen BATMAN-Filmen: Es
ist der einzige mit nur einem Superschurken aus dem Comic-Universum! Natürlich
folgt die Fortsetzung dem klassischen „größer, teurer, mehr“ Prinzip und hetzt
mit Catwoman und dem Pinguin gleich zwei Schergen auf den Batman, allerdings
ist es seither Usus, wenigstens zwei Gegenspieler zu verwenden, selbst in den
Nolan-Filmen taucht stets ein zweiter Comic-Gegner auf.
Tragisch verläuft das Batman
Franchise auch für Robin Williams. Williams gilt als absoluter „Nerd“, der auf Videospiele, Animes und Comics steht und ein riesiger Fan von
Batman ist. Deshalb ist er bereits 1989 so hinter der Rolle des Jokers her. Auch in den
kommenden Filmen versucht er immer wieder, einen Platz zu finden. Auch wenn er
einer der Favoriten für die Rolle des Riddlers ist, lehnt er die Rolle am Ende ab.
Als er erfährt, dass Christopher
Nolan erneut den Joker antreten lässt, bewirbt er sich heftig um die Rolle. Er
schlägt Christopher Nolan das exzellente Comic „Arkham Asylum“ vor, das er für
eine der besten und düstersten Joker-Storys aus dem Batman Universum hält, doch
Nolan hat bereits andere Pläne und Heath Ledger im Sinn.
2012 bettelt er Nolan förmlich um
eine kleine Rolle in THE DARK KNIGHT RISES an. Doch seine Karriere bleibt ohne
Auftritt in einem Film seines geliebten Helden.
The Ugly:
Zum größten Verlierer der BATMAN
Geschichte wird allerdings der Schauspieler Billy Dee Williams! Der unbekannte
Fernsehmime wird 1980 zum weltweiten Star, als George Lucas ihn als Lando
Calrissian für DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK ins Star Wars Boot holt. Damit wird
er einer der ersten schwarzen Superstars und ist bis heute eine Legende.
In den Achtzigern genießt er
einigen Ruhm, und findet tatsächlich etwas Anerkennug, jedoch nie den großen
Durchbruch, was sicherlich an seinem mangelnden Talent liegt.
Er hat die Hoffnung, dass sich das
mit BATMAN ändert – er erhält die Rolle des Anwalts Harvey Dent, der sich, wie
Kenner wissen, später in den Superschurken Two-Face verwandelt.
Tatsächlich ist geplant, Williams
in der Fortsetzung böse werden zu lassen, und im dritten Teil als Two-Face
auftreten zu lassen. So sieht sein Vertrag vor, dass er für jede folgende Rolle
als Dent oder Two-Face gecastet werden muss. Allerdings hat Williams schon 1989
seinen Zenit weit überschritten – und böse Zungen behaupten, dass man es als
Fehlentscheidung betrachtet, einen schwarzen Schauspieler in der Figur zu besetzen.
In der Fortsetzung BATMANS
RÜCKKEHR ziehen die Macher sich noch elegant, aber besonders perfide aus der
Affäre: Sie schreiben die Rolle des „bösen“ Harvey Dent um und kreieren aus ihr
die Figur Max Shreck (Der am Ende in der Explosion stirbt, die Harvey Dent
„nur“ hätte entstellen sollen). Das Garstige daran: Shreck wird von Christopher
Walken in äußerst albinohaftem Aussehen mit schneeweißen Haaren inszeniert!
Quelle: DVD "Batman" © Warner Bros. Home Video |
Für den dritten Teil BATMAN
FOREVER wird Billy Dee Williams schließlich für viel Geld aus seinem Vertrag rausgekauft,
und die Rolle an Tommy Lee Jones vergeben. BATMAN bleibt bis heute Williams
letzter großer Film!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr seid unserer Meinung? Ihr seht was anders? Wir freuen uns über eure Ansichten, über Lob und Kritik! Aber bitte seid nett zu uns. Und zueinander!