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01.10.14

The Texas Chain Saw Massacre (USA 1974)

Ein einsames Haus im texanischen Nirgendwo. Die Hitze steht glühend über dem Asphalt und den ausgedörrten Feldern. Eine Gruppe von fünf Freunden ist froh, dass sie den seltsamen Anhalter losgeworden ist, den sie unterwegs aufgegabelt hat. Als ihnen der Sprit ausgeht, erkunden sie die abgelegene Gegend, klopfen freundlich an das kleine, etwas heruntergekommene Haus.
Mit einem Mal stürmt ein Hüne von einem Mann auf sie zu, das Gesicht hinter einer Maske aus Menschenhaut verborgen, in den Händen eine gnadenlos rotierende Kettensäge.
Was folgt, ist einer der gnadenlosesten Filme seiner Zeit – und ein Klassiker wie es ihn nur selten im Kino gibt. Mit Leatherface betritt ein völlig neues Monster die Leinwand und lässt uns bis heute nicht mehr los.
Natürlich verläuft die Handlung des Films ein wenig anders. Und doch kreiert der am 1. Oktober 1974 erschienene Film die Schablone für ein bis heute populäres Genre: den Redneck-Teenie-Slasher.
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Marcos Blick: 
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Tobe Hoopers zweiter Spielfilm THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE (So die richtige Schreibweise) wirbelt 1974 soviel Staub auf, dass er sich bis heute nicht gänzlich gelegt hat. Innerhalb kürzester Zeit erringt der Film einen Ruf und eine Fangemeinde, die ihn zu einem der größten Erfolge des Horrorfilms macht. Nahezu unzählige Sequels, Remakes und Reboots erscheinen bis heute in steter Regelmäßigkeit. Und dem Film gelingt es, ein Genre ebenso zu gründen wie einige der krudesten Ideen der Horrorgeschichte – nicht zuletzt den Psycho-Mörder in Maske, der seinen Opfern mit einem ikonischen Schlachtwerkzeug zu Leibe rückt.

Das Erstaunliche an Ruf und Erfolg des Streifens ist: Anders als die meisten seiner Nachfolger und die meisten Vertreter des Redneck-Slasher-Movies ist THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE ein überaus blutarmer Film. Auch wenn das Kinoplakat seinerzeit großspurig mit dem Slogan wirbt: „Wer wird überleben und was wird von ihnen übrig sein?“ und die Begriffspaarung „Kettensäge“ und „Massaker“ etwas anderes suggerieren: Selbst in der ungeschnittenen Fassung fließen weder Unmengen Kunstblut, noch fliegen Körperteile durch die Gegend.
Dennoch gelingt es dem Film vorbildlich, den Zuschauer mit einem Gefühl des Unwohlseins und der Übelkeit zu entlassen. Aber wie?

Die Übelkeits-Formel


THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE, der auf Deutsch offiziell unter dem Titel BLUTGERICHT IN TEXAS erscheint und inoffiziell schlicht DAS KETTENSÄGEN MASSAKER genannt wird, ist einer der wenigen und vermutlich der erste „sensorische Horrorfilm“.

Der Film wirkt beinahe wie eine Symphonie, deren Harmonie durchgehend einen Halbton zu hoch oder zu tief komponiert wurde.
Das beginnt bereits mit den Eröffungsbildern, in denen die Leichen einer Grabschändung offenbart werden, durch kurze blitzlichtartige Abrisse und das in der Hitze schimmernde Gesamtbild. Dem folgt eine psychedelisch verzerrte Titelsequenz und der in der Hitze sengende Kadaver eines Gürteltiers. Dann erst lernt man die Figuren kennen, die in diesem Sommer auf engem Raum in einem Transporter durch Texas fahren.

Fortan wirkt alles mehr oder weniger entrückt: Die Dialoge scheinen fremdartig, die Figuren abwesend oder herausgelöst. Der mysteriöse Anhalter ist ebenso unberechenbar wie absurd, die Kameraeinstellungen arbeiten meist von unten oder in Schrägen und scheuen auch vor dem ein oder anderen Achsensprung nicht zurück. Das Bildmaterial ist billig, grobkörnig, und verleiht dem Film einen kantigen, körnigen, dokumentarischen Look.
Je tiefer die Jugendlichen schließlich in das Land vordringen, desto absonderlicher und fremdartiger wirkt alles, bis hin zur ersten Begegnung mit Leatherface in einem Haus voller Knochenmöbel, Eisentüren und ausgestopfter – Dinge!
Ausstatter Robert Burns sammelte im ganzen Landkreis Tierknochen und andere Überreste zusammen, um das Haus zu dekorieren.
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Wenig an dem Film ist rational, logisch oder gewohnt, alles entzieht sich dem alltäglichen und ist ins Absurde, Irrationale, Fremdartige übersteigert. Das gilt vor allem für den Soundtrack, der mit Disharmonien, Schlachthaus- und Tiergeräuschen arbeitet. (Der Film will die Geräusche vermitteln, die Tiere unmittelbar vor der Schlachtung wahrnehmen)  Überhaupt zentriert sich der Film spätestens mit dem Auftreten des Anhalters stark auf die Schlachthausthematik.
Kurz gesagt: Jedes Bild, jede Szene, jeder Dialog, die Einrichtung der Häuser, die Geräusche, der Soundtrack und nicht zuletzt die Figuren, alles ist darauf ausgerichtet, die Zuschauer aus ihrer gewohnten Welt herauszureißen und sie dem Unwohlsein auszulösen und dem Gefühl einer verzerrten und verfremdeten Realität.
Damit gelingt dem Film durchaus eine körperliche Reaktion: Denn erkennt das Gehirn ein Missverhältnis zwischen erwarteter und erlebter Realität, wertet er dies als Hinweis auf eine Vergiftung – und reagiert mit Übelkeit und Brechreiz, um die vermutete Substanz schnellstmöglich loszuwerden.

Mit einfachsten Mitteln gelingt es THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE daher, selbst ohne viel Blut und offen gezeigter Grausamkeiten, einen bleibenden, Übelkeit erregenden Eindruck zu hinterlassen, einfach indem er inszenatorisch die Sinne verwirrt und mit sämtlichen Seherwartungen bricht.
Und eben dieser Aspekt des „Sensorischen Horrors“ fehlt den Fortsetzungen und Reboots in der Regel. (Einer der besseren Vertreter dieses Subgenres ist Rob Zombies DAS HAUS DER 1000 LEICHEN).

Zehn kleine Redneckopfer


Völlig neuartig ist die Grundgeschichte des Films auch 1974 noch nicht. Schon zwei Jahre vorher hat John Boorman in BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE packend dargelegt, welche Ausmaße es annehmen kann, wenn selbstbewusste Stadtmenschen an noch selbstbewusstere „Hinterwäldler“ geraten. (Mittlerweile ist dieser Kulturclash filmisch so weit verbreitet, dass er kaum noch jemandem fremd ist. Auffallend ist dabei, dass Großstädter auf dem Land in der Regel als Gruselfilme inszeniert werden (Mit seltenen Ausnahmen wie CITY SLICKERS oder DOC HOLLYWOOD), während „Landeier“ in der Großstadt fast ausschließlich als Komödie inszeniert werden, wie etwa NIE WIEDER NEW YORK oder THE BEVERLY HILLBILLIES.)
Tobe Hooper allerdings macht aus der Abenteuerthematik einen ultraharten Horrorfilm der neuen, realistischen Horrorschule, die Mitte der Siebziger vor allem als Reaktion auf den Vietnamkrieg entsteht.
Das Genre wird vor allem von Wes Cravens DAS LETZTE HAUS LINKS im Jahr 1972 gestartet und mit THE TEXAS CHAIN SAW MASSCACRE und 1977 mit HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN gefestigt.
Hier sind erstmals nicht irgendwelche fantastischen Monster die Schlitzer, Mörder und Wahnsinnigen, sondern mehr oder weniger normale Menschen. Denn dass Menschen selbst zu Monstern werden können, war eine der wichtigsten filmischen Erfahrungen des Vietnamkrieges.

Der Krieg zu Hause


Tobe Hooper und sein Co-Autor Kim Henkel wollen eine Geschichte über Isolation, Wälder und Dunkelheit drehen und lassen sich dabei sowohl von den Erkenntnissen des Serienmörders Ed Gein inspirieren (Der schon für das Buch und den Film PSYCHO Pate stand) und den etwas weniger bekannten Elmer Wayne Henley. Hooper wollte damit bewusst auf einige politische Skandale reagieren und sieht seinen (frei erfundenen) Hinweis darauf, dass die Ereignisse des Films real seien, als Kritik an den Regierungslügen zur Watergate Affäre und den Massakern und Greueltaten von Vietnam.
Bis zum Ende bleibt der Film dem Schlachthausthema treu: Der Truck, der Sally rettet, ist ein Viehtransporter! Ed Guinn, der den Truckfahrer spielt, ist vor seinem Auftritt so nervös, dass er den Truck viel zu spät bremst und statt des Dummies beinahe die beiden Schauspieler überfährt.
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Hauptinspiration Hoopers sind brutale und Unmut erregende Nachrichtenbilder, denen er ein filmisches Denkmal setzen will: „Statt den Monstern in Menschenmaske habe ich ihnen einen Menschen in einer Monstermaske präsentiert.“

Wir bekamen, was wir verdienten, Pt. 1


Umso faszinierender sind die halbseidenen Geschäftspraktiken, die den Film schließlich umgeben.

Hooper gründet eine kleine Produktionsfirma namens Vortex, Inc. und findet in Bill Parsley einen Investor, der ihm 60.000 Dollar für den Film zur Verfügung stellt. Dafür sollen ihm 50 Prozent der Profite gehören.
Aufgrund des geringen Budgets erhalten die Schauspieler, durchgehend unbekannte Gesichter und texanische Kleindarsteller, eine minimale Gage aber das Versprechen auf höhere Auszahlungen, wenn der Film einen Vertrieb gefunden habe. Um das Angebot schmackhafter zu machen, verspricht man ihnen außerdem eine Gewinnbeteiligung am Film. Was Hooper ihnen nicht erzählt, ist, dass seine Vortex, Inc. nur noch über 50 Prozent der Einnahmen verfügen kann, und damit ohnehin nur die Hälfte der versprochenen Einnahmen auszahlen könnte.
John Larroquette, der den Eröffnungsmonolog verliest, erklärt später, seine Bezahlung hätte aus einem Joint bestanden.
Was auch Hooper zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Als der Film schließlich einen Vertrieb findet, soll alles nur noch schlimmer kommen. Doch vorerst hat er sein kleines, knapp zwanzigköpfiges Team zusammen.

It’s getting hot in here


Die Produktion selbst ist mehr als anstrengend. Der Film wird chronologisch gedreht. Das geringe Budget erfordert tägliche Drehzeiten von 16 Stunden, sieben Tage die Woche. Trotzdem kommt statt der geplanten zwei Wochen schließlich ein ganzer Monat zusammen.
Dazu dreht man in einer der schwersten Hitzewellen der texanischen Geschichte. Der Juli ist heiß und schwül, stets über 35°C und mit einer Rekordtemperatur von 43°C. Das alte Farmhaus, in dem gedreht wird, kann nicht gekühlt werden. Das billige Filmmaterial braucht vier Mal so starke Beleuchtung wie gewöhnliches Material. Für die Abschlusssequenz des finalen Dinners wird beinahe 26 Stunden durchgedreht. Leatherfaces Kostüm kann nicht gereinigt werden aus Furcht, es könne verloren gehen oder die Färbung sich verwaschen. Nach vier Wochen in der brütenden Hitze im selben Kostüm erträgt es niemand mehr, in den Drehpausen neben Leatherface-Darsteller Gunnar Hansen zu stehen oder zu sitzen, so sehr stinkt er.

Das Blut und die tierischen Leichenteile sind größtenteils echt und aus diversen Schlachthäusern zusammengesucht. Ebenso echt ist der Schnitt in den Finger am Ende des Films, da die Blutpumpe am Messer ihren Dienst versagt. Und stellenweise riskieren die Schauspieler ihr Leben. Als Leatherface den jungen Kirk mit der Kettensäge enthauptet, muss Leatherface-Darsteller Gunnar Hansen seinen Partner William Veil darauf einschwören, vollkommen still zu liegen, da er nur wenige Zentimeter über seinem Hals mit einer tatsächlich laufenden Kettensäge hantiert. Gunnar Hansen selbst verletzt sich später, als die Eisenplatte, die sein Bein vor der Kettensäge schützen soll, sich so stark erhitzt, dass er sich Verbrennungen zuzieht. Außerdem sollen am Set massiv Drogen genommen worden sein.

Wir bekamen, was wir verdienten, Pt. 2


Für den Schnitt benötigt Hooper schließlich weiteres Geld – und veräußert weitere Anteile seiner Firma und der Filmprofite. Am Ende bleiben ihm noch knapp 35% und ein Budget, das irgendwo zwischen 80.000 und 300.000 Dollar liegt.
Dafür hat er einen fertigen Film und über einige Beziehungen (und weitere Anteile) einen Vertrieb gefunden: Die Bryanston Pictures. Der Produzent des Films sagte dazu später: „Wir haben einen Deal mit dem Teufel gemacht und vermutlich bekommen, was wir verdient haben.“

Die exakten Umstände sind nicht eindeutig, allerdings Steht der Vertrieb unter der Leitung von Louis Peraino – dem Sohn von Anthony „Big Tony“ Peraino.  Louis hatte als Produzent des Porno-Hits DEEP THROAT bereits Millionen gescheffelt. Allerdings stehen die Perainos aufgrund ihrer Nähe zur Mafia im Fadenkreuz des FBIs – womöglich wurden die Pornokinos um DEEP THROAT zur Geldwäsche der Mafia genutzt.
Paul A. Bartain, der den an den Rollstuhl gefesselten Franklin spielt, gilt am Set als Nervensäge. Besonders "Bösewicht" Gunnar Hansen ist von ihm genervt. Erst Jahre später erfährt er, dass Bartain auch in den Drehpausen in seiner Rolle geblieben ist.
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Paraino verfügt also mit hoher Wahrscheinlichkeit über ein gutes Maß krimineller Energie. Es nimmt daher wohl nicht wunder, dass die Bryanston Pictures die wirklichen Einspielergebnisse des durchaus erfolgreichen Slasher-Streifens verschweigen und Hoppers kleiner Firma weit weniger Geld auszahlen, als der Film an den Kassen einbringt.
Nachdem die Geldgeber, Anwälte und andere Kosten bezahlt sind, bleiben knapp 8.000 Dollar übrig, die unter 20 Mitgliedern von Cast und Crew aufgeteilt werden.
Einige der Betroffenen sind stinksauer. Edwin Neal, der den Anhalter spielt, erklärt später, die Arbeit am Film sei schlimmer gewesen als sein Dienst in Vietnam, und er schwört Tobe Hooper ihn umzubringen, falls er ihm noch einmal über den Weg laufe.

Das Blut und die Schere im Kopf


Einer der Gründe für den Erfolg des Films ist auch die Behauptung, dass er auf realen Ereignissen beruhe. Vermutlich ist das aber auch ein Grund für die massiven Probleme, die der Streifen erfährt. Obwohl im Film selbst so gut wie kein Blut fließt (und entgegen des Titels auch nur ein einziger Mensch durch eine Kettensäge stirbt), bekommt er in nahezu allen Ländern Probleme mit Zensurbehörden, Altersfreigaben und Beschränkungen.

Das ist umso erstaunlicher, weil Tobe Hooper beim Dreh ein PG-Rating anstrebt, was bedeutet, dass auch Kinder und Jugendliche den Film sehen dürfen, solange ihre Eltern es erlauben. Deshalb hält er den Blutanteil gering und die Sprache frei von problematischen Wörtern.
Doch trotz weiterer Schnitte und mehrerer Versuche, kann er nur ein R-Rating erreichen, was bedeutet, dass Jugendliche unter 17 ausschließlich in Begleitung ihrer Eltern in den Film dürfen. Als Beweggrund gibt die amerikanische Behörde an, dass der Film trotz aller Blutarmut und sprachlichen Reinheit nicht nur sehr effektive Szenen zeige, sondern vor allem sehr effektive Gewalt impliziere und suggeriere.

Wenig überraschend ist, dass kein Land den Film so schwer in den Griff bekommt wie Deutschland.
Erst darf THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE hierzulande gar nicht erscheinen. Vier Jahre später kommt er stark geschnitten ins Kino. 1982 landet er auf dem Index für jugendgefährdende Schriften und wird 1985 vom Bayerischen Amtsgericht endgültig verboten – womit alle existierenden Kopien eingezogen werden. Lange Jahre halten sich lediglich illegale Kopien oder Schwarzimporte unter Fans.
2008 beantragt die Turbine Medien GmbH, mittlerweile im Besitz der Rechte, eine Aufhebung des Verbots vor dem Frankfurter Amtssgericht. Tatsächlich wird das Verbot im September 2011 aufgehoben – damit ist THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE der erste Film überhaupt, dessen Verbot hierzulande wieder aufgehoben wurde. Im Dezember 2011 wird der Film darüber hinaus von der Liste jugendgefährdender Schriften genommen, und darf seither mit der Altersfreigabe von 18 Jahren offen verkauft werden.

Dabei ragt Deutschland noch aus einem anderen Grund aus der Masse heraus: Als ein deutscher Journalist das Set besucht, stiehlt er ein privates Foto, das die Schlachterfamilie in einer Drehpause am Set zeigt. Das humorvolle Familienbild landet schließlich beim deutschen Vertrieb und endet als offizielles Werbefoto für den Film. („Spoiler“ waren zu damaliger Zeit in Deutschland einfach noch kein Begriff.)
Das geklaute Set-Bild schafft es bis zum offiziellen deutschen Filmplakat.
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Wir bekamen, was wir verdienten, Pt. 3


Erst später kommt im Zuge der Prozesse um DEEP THROAT heraus, dass der Vertrieb die Filmemacher übers Ohr gehauen hat. Hooper und seine Produzenten verklagen die Bryanston Pictures. Sie gewinnen den Prozess zwar und jeder Beteiligte bekommt 25.000 Dollar zugesprochen, allerdings ist die Bryanston Pictures zu diesem Zeitpunkt offiziell Bankrott, so dass der juristische Sieg ihnen nichts mehr bringt.
1983 findet sich für Amerika mit New Line Cinema ein neuer Vertrieb für eine Wiederaufnahme. Diesmal wird auch die Crew deutlich großzügiger entlohnt.

THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Slasher-Filme überhaupt. Bei seinem geschätzten Budget zwischen 80.000 und 300.000 Dollar spielt er trotz aller Probleme über 30 Millionen Dollar ein.
Selbst wer den Film nicht gesehen hat, kennt den Titel, der spätestens mit dem Aufkommen der Heimvideos in den Achtzigern in aller Munde ist.
Darüber hinaus hat der Klassiker mittlerweile sechs Fortsetzungen, Remakes, Reboots und Prequels nach sich gezogen. Das Franchise ist bis heute quicklebendig.
Zum Star wird durch den Film allerdings kaum jemand. Tobe Hooper, der damit seine Filmkarriere ankurbeln will, erreicht seinen Zenit 1982 mit POLTERGEIST (der dennoch unverkennbar zum Spielberg-Vehikel gerät) und dreht ansonsten nahezu durchgehend kleine Genrefilme. Er stirbt am 26. August 2017.
Marylin Burns wird als erste Scream-Queen der Siebziger-Horrorwelle leidlich berühmt, hat mit THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE aber ebenfalls ihren Höhepunkt erreicht. Sie stirbt am 5. August 2014.

Das Genre hinter der Maske


Der Film selbst hingegen inspiriert Unmengen von Filmemachern – nicht zuletzt Dan O’Bannon, der ihn 1979 als eine der Hauptinspirationsquellen für seinen eigenen Monsterfilm ALIEN nutzt.
Am stärksten aber beeinflusst Leatherface das Genre. Der große, gesichtslose Mörder in der Maske wird zum Standard, von HALLOWEEN über FREITAG DER 13. bis zu modernen Genrefilmen wie SCREAM oder AMONG THE LIVING: Psychotische Mörder sind groß und tragen Masken.
Marilyn Burns schneidet sich bei der Verfolgungsjagd im Gestrüpp so stark, dass viele ihrer Wunden echt sind. Dennoch ist ihr Kostüm am Ende so sehr in Kunstblut getränkt, dass es nach dem letzten Drehtag nicht mehr zusammenfaltet werden kann.
Mit ihrer Figur Sally beginnt auch das bis heute gültige Horrorfilm-Topos, dass eine Frau als 'Final Girl' am Ende dem Monster entkommt.

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Dabei werden diese Mörder mit der Zeit allerdings deutlich langsamer. Während, spätestens seit HALLOWEEN, der Maskenmörder stets ruhig und betulich auf seine Opfer zuschlurft, bleibt Leatherface nahezu der einzige, der nicht schlurft, oder langsam geht, sondern schlicht und ergreifend rennt. Schnell und unbarmherzig! (Selbst in seinen Absätzen, die ihn noch größer machen sollen, rennt Gunnar Hansen schneller als Marylin Burns und muss sich immer wieder mit dem Beschneiden von Ästen bremsen.)
Leatherface ist kein Mörder, bei dem man sich ein Stolpern oder ein Verstecken im Schrank erlauben kann. Auch das ist einer der Gründe, weshalb er bis heute einer der populärsten Film-Psychos aller Zeiten bleibt.

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