Niemand konnte Rod Serling kennenlernen, seine Shows schauen oder seine
Bücher lesen, ohne seine tiefe Zuneigung für die Menschheit zu erkennen … und
seinen Willen, unseren Horizont zu erweitern und uns ein besseres Verständnis
für uns selbst zu verschaffen.
- Gene Roddenberry
© 1968, Twentieth Century Fox |
Jetzt auf Blu-Ray und DVD |
Marcos Blick:
1983 sorgt der Episodenfilm TWILIGHT ZONE – THE MOVIE (auf Deutsch: UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER) für Furore. Immerhin ist er der erste Film auf Basis der beliebten, 1964 abgesetzten Fernsehserie TWILIGHT ZONE und verfilmt vier der populärsten Episoden mit großem Kinobudget und unglaublichem Staraufgebot neu.
1983 sorgt der Episodenfilm TWILIGHT ZONE – THE MOVIE (auf Deutsch: UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER) für Furore. Immerhin ist er der erste Film auf Basis der beliebten, 1964 abgesetzten Fernsehserie TWILIGHT ZONE und verfilmt vier der populärsten Episoden mit großem Kinobudget und unglaublichem Staraufgebot neu.
Dabei hatte TWILIGHT ZONE längst ihre Filmfortführung
gefunden. Als Rod Serling sich daran macht, das Drehbuch für die Verfilmung von PLANET DER AFFEN zu schreiben,
formt er daraus eine abendfüllende und nahezu perfekte Geschichte aus seiner
beliebten TWILIGHT ZONE.
Come on Baby, let's do the Twist
TWILIGHT ZONE ist von 1959 bis 1964 ein echter Fanliebling, auch wenn die Quoten durchschnittlich sind. Schon die markanteTitelmelodie verursacht den Zuschauern Woche für Woche eine angenehm
prickelnde Gänsehaut.
Die Sendung erzählt in jeder Folge eine abgeschlossene
Geschichte aus der Welt des Übersinnlichen. Magie, Science-Fiction, Fantasy,
Horror oder Grusel – den Autoren stehen alle Genres offen. Mehr als die Hälfte der
156 Folgen werden allerdings vom Erfinder der Reihe geschrieben: Rod Serling.
Serling genießt in Hollywood einen etwas ambivalenten Ruf.
Als Autor gilt er als Genie. Seine Drehbücher sind kreativ, kraftvoll und oft tiefsinnig. Allerdings ist er auch ein Querulant. Er legt sich mit
Produzenten und Geldgebern an, beharrt auf seiner Vision, und ist wenig
kompromissbereit. Hinzu kommt: Serling ist ausgesprochen politisch, spricht sich
immer wieder für Menschenrecht und gegen Krieg aus. Als Veteran des Zweiten
Weltkriegs tritt er aktiv gegen den Vietnamkrieg ein, und wird ein starker
Verfechter der Gleichstellung von Schwarzen während der Bürgerrechtsbewegung. Serling verfolgt die Philosophie: „Die schlimmste
Obszönität besteht darin, es einem egal werden zu lassen; nicht nach seinen
Gefühlen zu handeln, nicht zu fühlen. Sich einfach nur zurückziehen und
einigeln; zum Narzisst zu werden.“
Und eben diese Weltanschauung findet sich bis ins Mark in
THE TWILIGHT ZONE wieder. Die Geschichten nutzen ihre fantastischen Elemente
stets dazu, parabelhaft über die Menschen und ihr Wesen zu erzählen.
Serlings Episoden erzählen von Ausgrenzung, von Krieg, von Missgunst, Neid und
Egoismus, und welche Auswirkungen sie haben. Immer geht es darum, Menschlichkeit,
Toleranz und das Miteinander zu propagieren oder wenigstens ein Statement über das menschliche Miteinander zu geben.
Wissenschaftliche Sensation, oder eine Laune der Natur? Wie intelligent sind Menschen? © 1968, Twentieth Century Fox |
Serlings Genie liegt dabei in zwei Aspekten: Die seinen
Episoden zugrunde liegende Moral ist (zumindest für damalige Zeiten) niemals
plakativ! Seine Geschichten sind immer abenteuerlich und spannend, in der Regel
dadurch, dass sie ein Rätsel in den Mittelpunkt der Handlung stellen: Wozu
dient der Knopf, den eine Familie drücken soll? Weshalb sieht keiner der
anderen Passagiere das Monster, das draußen das Flugzeug zerstört? Wer ist der
seltsame Anhalter auf dem Rücksitz?
Der Zuschauer kommt kaum dazu, den allmählichen Aufbau einer Moral zu bemerken, da er
das Rätsel lösen will.
Ein Markenzeichen vieler Episoden der TWILIGHT ZONE ist der Kniff am Ende. Oftmals mit der Lösung des Rätsels verbunden, gelingt es dem Ende der Folgen häufig, eine unerwartete Wendung herbeizurufen, die nicht nur das Rätsel löst, sondern auch die in der Folge behandelten Konflikte geschickt auf die Wirklichkeit der Zuschauer zurück zu werfen.
Ein Markenzeichen vieler Episoden der TWILIGHT ZONE ist der Kniff am Ende. Oftmals mit der Lösung des Rätsels verbunden, gelingt es dem Ende der Folgen häufig, eine unerwartete Wendung herbeizurufen, die nicht nur das Rätsel löst, sondern auch die in der Folge behandelten Konflikte geschickt auf die Wirklichkeit der Zuschauer zurück zu werfen.
Genau diese Form einer in ein schmissiges Abenteuer verpackte Moral bildet
dann auch das Rückgrat von PLANET DER AFFEN.
Testmenschen im Weltall
Das Science Fiction Meisterwerk ist die Verfilmung des
französischen Romans "La Planète de Singes" von Pierre Boulle, das 1963
erschienen ist. Ein Großteil der Grundhandlung und einige Figuren sind gleich
oder ähnlich, doch als Rod Serling das Drehbuch verfasst, baut er aus der
Romanhandlung eine radikale und nur unverschleierte Abhandlung über
Menschenrecht.
Der Astronaut Taylor stürzt nach knapp zweijährigem
Flug bei Lichtgeschwindigkeit auf einem wüstenhaften, kaum besiedelbaren Planeten ab, viele Lichtjahre von der Erde entfernt.
Nach einer kurzen Einleitung zu den Umständen der Reise und der Ansicht der
Figuren, kommt es zu der Serling-typischen Verkehrung ins Moralische. Taylor
landet in einer Spiegelgesellschaft der menschlichen Welt. Die herrschende Rasse
auf dem Planeten sind Affen, Menschen hingegen sind wilde Tiere, die als
unintelligent gelten, in Käfigen gehalten und gezüchtet oder als
Versuchstiere genutzt werden. (In der Romanvorlage landen die menschlichen Helden
auf einem Affenplaneten am Beginn der Raumfahrtzeitalters. Ihnen gelingt die
Flucht, als sie als Versuchstiere für die ersten Raumflüge ausgesucht werden!)
Als sich herausstellt, dass mit einem Mal ein Mensch gefunden wurde, der intelligent zu sein scheint, ja sogar sprechen kann, wirft das in der
Affengesellschaft hitzige Debatten darüber auf, ob Affenrechte auch für
Menschen gelten, ob der Affe tatsächlich vom Menschen abstamme, und wie das
alles mit den religiösen Werten der Gesellschaft vereinbar ist.
Serlings Drehbuch sieht dabei eine hochentwickelte
Affengesellschaft vor, auf demselben Stand wie die Menschen der Sechziger
Jahre. Spätere Rewrites setzen den Entwicklungsstand der Affen aus reinen
Kostengründen wieder herab, damit keine komplexen Bauten errichtet werden müssen. Doch es bleibt deutlich, was der Film versucht: Er
vertauscht die Rollen von Menschen und Affen, um in fiktvem Gewand Fragen von
Gleichberechtigung, Tierschutz, Evolution und Kreationismus zu besprechen.
Und das gelingt dem Film hervorragend. Erschreckend ist,
dass die Themen, Debatten und Sitzungen noch heute, fast 50 Jahre nach der
Filmpremiere, nichts an Aktualität verloren haben.
Alte Werte in Frage gestellt: gelten Affenrechte auch für Menschen? © 1968, Twentieth Century Fox |
Dass der Film trotz der moraltriefenden und wenig
verkleideteten Wertedebatten nicht langweilt, verdankt er dem Serling-typischen
Rätsel: Welches Geheimnis verbirgt sich in der „verbotenen Zone“? Wenigstens ein
Affe scheint mehr darüber zu wissen, und Taylor ist zum Äußersten entschlossen!
Was er dort schließlich findet, liefert einen der besten Schluss-Twists, die Serling sich jemals hat einfallen lassen und es gelingt ihm, mit einer einzigen Szene den gesamten Film und die gesamten Moraldiskussionen auf ein völlig neues Niveau zu heben und neben seinen flammenden Appell für Gleichberechtigung noch eine starke, pazifistische Aussage zu stellen.
Was er dort schließlich findet, liefert einen der besten Schluss-Twists, die Serling sich jemals hat einfallen lassen und es gelingt ihm, mit einer einzigen Szene den gesamten Film und die gesamten Moraldiskussionen auf ein völlig neues Niveau zu heben und neben seinen flammenden Appell für Gleichberechtigung noch eine starke, pazifistische Aussage zu stellen.
Das Ende des Films wird zum Klassiker und einer der berühmtesten
Szenen der Filmgeschichte. Als Tim Burton sich 2001 daran macht, den Roman neu
aufzulegen, erntet er viel Kritik für sein zwar ebenso überraschendes, aber
völlig anderes Filmende. Was damals kaum einer weiß: Tim Burton hält sich mit seinem Ende sehr eng an die Romanvorlage.
Was dem Film von 1968 ebenfalls hilft, nicht an Moralinübersäuerung
zu erkranken, ist ein gutes Maß an Humor. Die Dreharbeiten bieten genügend
Spielraum für spontane Anpassungen. So entwickelt sich beispielsweise erst am
Set die Idee, die rathaltenden Orang-Utans in der berühmten „Nichts sehen,
nichts hören, nichts sagen“ Pose sitzen zu lassen. Trotz seiner ernsten Themen
nimmt sich der Film nicht all zu ernst und stellt seine Spiegelgesellschaft
mit einem Augenzwinkern dar.
Doch es lässt sich auch Erstaunliches beobachten. Zwar sieht das Drehbuch vor, dass innerhalb der Affen ein simples Kastenwesen die Orang-Utans, Gorillas und ganz unten stehenden Schimpansen trennt. Allerdings beobachtet man am Set, dass die Komparsen automatisch und ohne äußeren Anlass nur mit den Kollegen zusammenbleiben, die ihre Affenmaske teilen. So sitzen auch in der Kantine Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans in säuberlich getrennten Gruppen beieinander.
Erstaunlich ist auch, dass ein Film, der sich derart für Gleichberechtigung einsetzt, ohne mit der Wimper zu zucken einer der sexistischsten Filme seiner Zeit ist. Nicht nur, dass das Drehbuch vorsieht, alle Frauen barbusig rumrennen zu lassen (Was nur den Zensoren zuliebe umgeschrieben wird!), es gibt auch keinen einzigen weiblichen Orang-Utan oder Gorilla im Film (insgesamt wird es nur im vierten Teil einmal einen weiblichen Affen geben, der kein Schimpanse ist). Zira ist praktisch der einzige weibliche Affe im Film, Nova die einzige (stumme!) menschliche Frau, nachdem die einzige weibliche Astronautin nicht mal den Vorspann überlebt.
Doch es lässt sich auch Erstaunliches beobachten. Zwar sieht das Drehbuch vor, dass innerhalb der Affen ein simples Kastenwesen die Orang-Utans, Gorillas und ganz unten stehenden Schimpansen trennt. Allerdings beobachtet man am Set, dass die Komparsen automatisch und ohne äußeren Anlass nur mit den Kollegen zusammenbleiben, die ihre Affenmaske teilen. So sitzen auch in der Kantine Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans in säuberlich getrennten Gruppen beieinander.
Erstaunlich ist auch, dass ein Film, der sich derart für Gleichberechtigung einsetzt, ohne mit der Wimper zu zucken einer der sexistischsten Filme seiner Zeit ist. Nicht nur, dass das Drehbuch vorsieht, alle Frauen barbusig rumrennen zu lassen (Was nur den Zensoren zuliebe umgeschrieben wird!), es gibt auch keinen einzigen weiblichen Orang-Utan oder Gorilla im Film (insgesamt wird es nur im vierten Teil einmal einen weiblichen Affen geben, der kein Schimpanse ist). Zira ist praktisch der einzige weibliche Affe im Film, Nova die einzige (stumme!) menschliche Frau, nachdem die einzige weibliche Astronautin nicht mal den Vorspann überlebt.
Auszeichnungen außer der Reihe
Neben seinem Ende ist der Film vor allem für seine
unübertroffenen Masken berühmt. Wie es den Maskenbildern gelingt, aus den
Schauspielern menschliche Affen zu gestalten, erstaunt noch heute, im Zeitalter
der digitalen Motion Capturing Verfahren. Der Film wird, ohne Erfolg, für zwei
Oscars nominiert: Für die Kostüme und für die Filmmusik. Eine Oscarkategorie für die Maske
gibt es 1968 schlicht noch nicht. Der zuständige Maskenbildner John Chambers erhält
deshalb einen Spezial-Oscar für seine Leistungen. (Erst 1981 wird der Masken-Oscar
als Kategorie eingeführt und findet mit Rick Bakers Leistungen in AMERICAN WEREWOLF einen
ebenso würdigen ersten Preisträger!)
Und der Oscar ist wohlverdient. Tatsächlich legt der Film Hollywood lahm! Mehr als 80 Make-Up Künstler bindet er an sich, was quasi jeden in der Stadt arbeitenden Maskenbildner meint. Andere Produktionen finden keine freien Mitarbeiter mehr, und müssen ihre Dreharbeiten verschieben.
Und der Spezialoscar wird nicht John Chambers' einzige ungewöhnliche Ehrung bleiben! Einige Jahre später erhält er von der CIA den Verdienstorden für besondere Leistungen. (Den vierthöchsten Preis des Nachrichtendienstes!)
Und der Spezialoscar wird nicht John Chambers' einzige ungewöhnliche Ehrung bleiben! Einige Jahre später erhält er von der CIA den Verdienstorden für besondere Leistungen. (Den vierthöchsten Preis des Nachrichtendienstes!)
John Chambers ist einer der führenden Köpfe bei der
trickreichen Befreiung amerikanischer Geiseln aus dem Iran 1979. Er hilft dem
zuständigen Projektleiter Tony Mendez dabei, ein fiktives Filmprojekt namens
„Argo“ ins Leben zu rufen. Die Geschichte des pseudo-Science Fiction Streifens,
der im Iran gedreht werden soll und am Ende als Vehikel zur Geiselbefreiung
genutzt wird, wird 2012 im Film ARGO nacherzählt. Hier spielt John Goodman den
Maskenbildner John Chambers.
John Chambers' einzige Leistung, die beinahe noch mehr zählt,
ist seine Entwicklung der Vulkanier-Ohren, die Leonard Nimoy in RAUMSCHIFF
ENTERPRISE in den perfekten Vulkanier verwandeln.
Die Affen der Zukunft
PLANET DER AFFEN wird ein gigantischer Erfolg! Die Mischung
aus Action, Humor und Tiefgründigkeit, gemeinsam mit dem Comeback von Charlton Heston und
den genialen Masken, kommt an. Für den Darsteller des Schimpansen Cornelius,
Roddy McDowell, der seinen Kollegen erklärte, die Masken würden lebendiger wirken, wenn sie kleine Ticks einbauen würden, wird es der Beginn einer langen, langen Zeit in der Maske! Bis auf Teil 2 spielt er in allen vier Fortsetzungen mit und sogar in der kurzlebigen
Fernsehserie, die schließlich produziert wird.
Nach dem ungeliebten Rebootversuch Tim Burtons startet 2011
mit RISE OF THE PLANET OF THE APES
ein zweiter Versuch, das beliebte Franchise neu zu beleben. Diesmal deutlich
erfolgreicher, vielleicht, weil er sich inhaltlich eng an dem vierten
Teil der Ursprungs-Reihe orientiert, statt die altbekannte Geschichte wieder aufzuwärmen. Bisher fand das neue Franchise mit DAWN OF THE PLANET OF THE APES wenigstens
eine Fortsetzung. Und damit insgesamt den achten Film der Reihe.
Der PLANET DER AFFEN wird, das scheint sicher zu sein, die
Kinogänger noch eine ganze Weile unterhalten. Zu Recht!
Hier findet Heston seine zweite Berufung, ERDBEBEN und
AIRPORT '75 sind seine Beiträge zum
Genre. Es werden Blockbuster und begründen ein Mal mehr seinen Status des überlebensgroßen Actionhelds. Vor dem Hintergrund dieses Images ist auch Spielbergs Absage in DER WEIßE HAI zu sehen.
Biancas Blick:
Als Steven Spielberg 1975 verzweifelt nach einem Star für seinen Monsterfilm DER WEIßE HAI sucht, gibt es einen, der den Chief Brody unbedingt spielen will: Charlton Heston! Für den jungen Regisseur kommt das allerdings nicht in Frage. Spielberg begründete seine Entscheidung, Charlton Heston
nicht in DER WEIßE HAI zu besetzen damit, dass das Publikum dann
keine Sorge mehr um den Helden hätte, sondern höchstens um den Hai.
Diese Anekdote zeigt nahezu perfekt, welchen Stellenwert Charlton
Heston Mitte der 70er als Actionstar hat.
Er ist das Nonplusultra. Der Actionheld. Der Unbesiegbare!
Ein Filmimage, dass sich der 1923 Geborene Hollywoodstar in langen Jahren aufgebaut hat.
Spielbergs Absage verzeiht Heston ihm allerdings nie und lehnt
vier Jahre später das Angebot ab, in 1941 – WO BITTE GEHT’S NACH HOLLYWOOD mitzuwirken.
Der Sandalentreter
Zu Beginn seiner Karriere arbeitet Heston beim Radio und als
Zeichenmodel. Bei Letzterem lernt er seine Frau Lydia kennen, die er 1944 heiratet und mit
der er bis zu seinem Tod zusammen bleibt.
Seine Liebe gilt in dieser Zeit dem Theater, in North
Carolina leitet er gar ein eigenes, in dem er auch regelmäßig auf der Bühne steht.
© 1968, Twentieth Century Fox |
Dennoch kehrt er nach New York zurück, als er die
Möglichkeit bekommt, in Antonius und Cleopatra sein Broadway-Debüt zu geben.
Bekannter wird er aber erst, als er zwischen 1949 und 1952 in einigen Folgen
der damals sehr populären Fernsehserie STUDIO ONE mitwirkt.
Sein Kinodebüt gibt er bereits 1950 in dem Film STADT IM DUNKEL
unter der Regie von William Dieterle.
1952 engagiert ihn Cecil B. DeMille für
DIE GRÖßTE SCHAU DER WELT und 1956 für das Sandalen-Epos DIE ZEHN GEBOTE.
Heston ist schon fast oben angekommen. In DIE ZEHN GEBOTE spielt er neben Yul
Brynner und Anne Baxter niemand geringeren als Moses. Die Teilung des Roten Meers geht in die
Filmgeschichte ein und erhält den Oscar für die besten Spezialeffekte.
Heston ist mit 1,91 Metern Körpergröße und seinem
ausgeprägten Brustkorb prädestiniert für Historienfilme der damaligen Zeit.
Athletisch, attraktiv und meist mit freiem Oberkörper mimt er biblische und
historische Persönlichkeiten und ist der profitabelste Schauspieler der 50er
Jahre, dem goldenen Zeitalter der Historienfilme.
1958 spielt er eine seiner bemerkenswertesten Rollen,
allerdings im Hier und Heute, nämlich in IM ZEICHEN DES BÖSEN, einem der
letzten inszenatorischen Glanzlichter Orson Welles‘. Im selben Jahr mimt er
einen äußerst unsympathischen Cowboy im großartigen Epos WEITES LAND, bevor er
mit BEN HUR die größte Rolle seiner Karriere spielt. Der Film erhält 11 Oscars, einer davon geht an Charlton Heston. Der Film stellt einen Rekord auf, mit dem erst 40 Jahre später TITANIC gleichziehen wird
The Master of Overacting
In BEN HUR schafft es der mimisch stark zum Overacting tendierende Schauspieler, angenehm ruhig zu spielen und Emotionen zu
zeigen und zu transportieren.
In EL CID übernimmt er zwei Jahre später eine ähnliche
Rolle, allerdings weit weniger erfolgreich.
1965 bibelt er noch einmal in DIE GRÖßTE GESCHICHTE ALLER
ZEITEN. Dann wird es ruhiger um ihn. Der frühere Held wird still.
Mit PLANET DER AFFEN gelingt ihm 1968 jedoch ein fulminantes Comeback! Der Film avanciert zu einem
der wichtigsten Filme der Filmgeschichte und zieht vier Fortsetzungen nach sich, von denen
Heston nur noch in RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN mitwirkt.
Die Schlussszene des ersten Teils wird allerdings bis heute aufgrund des fulminanten
Overactings belächelt.
Nein, schauspielerisches Understament ist Hestons Sache
nicht.
Raus aus den Sandalen, rein in die Katastrophe
Der neue Schwung seiner Karriere führt ihn in den 70er Jahren in Welle der populären Katastrophenfilme. Häufig
tummeln sich die Stars der 50er und 60er in diesen Streifen. Die
Geschichte ist stets dieselbe: Eine Katastrophe droht, all die Stars
dahinzuraffen, die mühsam um ihr Überleben kämpfen. Es sind die Straßenfeger
der damaligen Zeit, die keine denkbare Katastrophe auslassen.
© 1968, Twentieth Century Fox |
Langsam allerdings beginnt Hestons Stern, weniger hell zu strahlen. Die Rollen werden kleiner und seltener.DIE MÄCHTE DES
WAHNSINNS, TRUE LIES oder AN JEDEM VERDAMMTEN SONNTAG lassen seine Karriere ausklingen.
Ein letztes filmisches Denkmal für den großen Star des epischen Kinos setzt die (ohnehin stark auf der Metaebene frotzelnde) Komödie WAYNE'S WORLD 2, die Heston noch einmal das ganze Gewicht seiner epischen Geschichten ausspielen lässt.
Meist tritt er jetzt nur noch als Erzähler, als Stimme oder, in Tim Burtons PLANET DER AFFEN Remake, als Gaststar auf.
Den letzten Höhepunkt erreicht seine Karriere allerdings mit einem Skandal.
Als kranker Fundamentalist vorgeführt
Denn 2002 hat er einen in jeder Hinsicht heiß diskutierten Auftritt in Michael Moores Doku BOWLING FOR COLUMBINE.
Und eben dieser Auftritt wird zu einem der traurigsten
Abgesänge einer ehemals großen Hollywood-Ikone überhaupt. Michael Moore wird für sein Vorgehen zu Recht
heftigst kritisiert.
Die Szene zementiert Hestons Image als radikaler und fundamentalistischer Waffennarr endgültig. Dabei wird ausgeblendet, dass Hestons politische Karriere nicht nur sehr aktiv, sondern auch sehr wechselhaft verlief.
Sie beginnt in den 60er Jahren, als Heston überzeugter linker Liberaler ist. 1952 wird er in einen Lakota Stamm aufgenommen, für deren Sache er kämpft. Er arbeitet eng mit
Dr. Martin Luther King zusammen, unterstützt offen die Bürgerrechtsbewegung, setzt sich unermüdlich für schwarze Schauspieler in
Hollywood ein. Er führt Martin Luther Kings Protestmarsch 1963 an und posiert in Washington stolz neben Sidney Poitier und Harry Belafonte vor der berühmte Statue Abraham Lincolns.
Er ist einer der ersten Hollywoodstars, die ihren Ruhm aktiv für demokratische Ziele der Gleichberechtigung und des friedvollen Miteinanders nutzt. Und er nimmt nie ein Blatt vor den Mund, spricht offen jedes Unrecht an, das er auszumachen meint. Er ist ein Querulant und Menschenfreund, der sich nicht verbiegt und nicht schweigt. In dieser Hinsicht ist er ein Geistesbruder von Rod Serling, und steht, wie dieser, völlig hinter der Moral von PLANET DER AFFEN.
Hestons großes Ziel: Grenzenlose Völkerverständigung! © 1968, Twentieth Century Fox |
1977 bekommt er für sein humanitäres Engagement
einen Ehrenoscar.
Da hat sich seine politische Richtung allerdings bereits gewandelt.
Nach der Ermordung Martin Luther Kings im April 1968 beginnt er, sich für die in Amerika herrschenden Waffengesetze zu interessieren und einzusetzen - jedoch nicht nur das Recht auf eine Waffe, sondern auch für die Pflichten, die mit der Beschaffung der Waffen einhergehen und einen anständigen Umgang. Die Verfassung ist ihm heilig, allerdings tritt er auch für einen Verantwortungsvollen Umgang mit den darin geäußerten Rechten ein.
Allmählich wandelt sich seine politische Ausrichtung vom liberalen Demokraten zum konservativen Republikaner. Auf den Wechsel angesprochen erklärt er, nicht er habe sich verändert, sondern die Politik.
Allmählich wandelt sich seine politische Ausrichtung vom liberalen Demokraten zum konservativen Republikaner. Auf den Wechsel angesprochen erklärt er, nicht er habe sich verändert, sondern die Politik.
Bald unterstützt er Nixon, wird zu einem Vertrauten Reagans. Er hält den zweiten Verfassungszusatz, der das Waffenrecht regelt, für eines der fundamentalsten Rechte der Amerikaner.
1997 übernimmt er die Position des Vizepräsidenten der NRA, der
Waffenbesitzervereinigung National Rifle Association, um 1998 die
Präsidentschaft zu übernehmen. Für diese Postion wird Heston vielfach
kritisiert.
Dabei hat er von seinem humanitären Einsatz wenig verloren. Auf einer Aktionärsversammlung des Time/Warner Konzerns verliest er 1992 unter anderem den Originaltext des Hits "Cop Killer" von Ice-T, um den Konzern für seine polizeiverachtende Musik anzuprangern. Mit Erfolg - der Vorfall zieht einen Skandal und eine große Debatte um das Lied nach sich.
In gewisser Weise bedient sich Heston hier derselben theatralischen Methode, deren Opfer er zehn Jahre später selber werden soll.
2002 ist Charlton Heston bereits von seiner Alzheimer
Erkrankung gezeichnet und zieht sich aus der Öffentlichkeit und seinen Ämtern zurück. Der umstrittene Dokumentarfilmer Michael
Moore zerrt ihn, in seiner Funktion als Noch-NRA-Präsident, noch einmal in die Öffentlichkeit um ihn der
Lächerlichkeit preiszugeben.
In Moores Dokumentation BOWLING FOR COLUMBINE konfrontiert er einen überrumpelten Heston
mit der Frage nach erschossenen Kindern, nachdem Heston, mittlerweile 80 und krank, weiter seine üblichen Floskeln zum zweiten Verfassungszusatz und dem freien Recht auf Waffenbesitz abgespult hat.
Der Waffenbesitz ist in den USA schwer umstritten, und Hestons strikte Position mag einem modernen linken Liberalen nicht vertretbar erscheinen. Dennoch ist es eine Frage der Pietät und Fairness, einen
geistig verwirrten Mann nicht mit rhetorischen Tricks (Heston wusste
nicht, dass die Dokumentation die amerikanischen Waffengesetze ad absurdum
stellen würde), vor die Kamera zu ziehen und durch dessen Überrumpelung einen Punkt für seine Anti-Waffen-Dokumentation zu erzielen. Doch wie gesagt: Heston selbst bediente sich solcher Mittel, wenn es ihm in die Hände spielte.
Diese letzte Episode führt dazu, dass Charlton Heston als BEN-HUR Darsteller und konservativer Republikaner in Erinnerung bleibt.
Vergessen wird sein unermüdlicher Einsatz für die Menschenrechte als einer der ersten liberalen
Schauspieler, der sich auch in aller Öffentlichkeit gegen Rassismus einsetzt, für die Gleichberechtigung Homosexueller,
und der sich bis zum Schluss bereitwillig vor den Karren der Politik spannen lässt, an die er selbst glaubt. Der daran glaubt, dass man sagen soll was man denkt, nicht was andere hören wollen, und der das kompromisslos umsetzt. Selbst, als es um das Recht auf Waffenbesitz geht.
Charlton Heston
stirbt 2008 an einer Lungenentzündung.
Ich bin 1963 für die Bürgerrechtsbewegung neben Dr. Martin Luther King marschiert, lange bevor so etwas in Hollywood schick wurde.
Doch als ich letztes Jahr öffentlich erklärte, dass der Stolz darauf, weiß zu sein, ebenso viel Wert hat, wie der Stolz darauf, schwarz zu sein, oder rot, oder auf irgend eine andere Herkunft, nannten sie mich einen Rassisten.
Ich habe mein Leben lang mit talentierten, herausragenden Homosexuellen gearbeitet, doch als ich erklärte, dass die Homosexuellen nicht mehr Rechte erhalten sollten als ich oder irgend jemand anderes, nannte man mich schwulenfeindlich.
Ich habe im Zweiten Weltkrieg gegen die Achsenmächte gekämpft. Doch als ich in einer Rede einen Vergleich zwischen der Anprangerung unschuldiger Juden und der Anprangerung unschuldiger Waffenbesitzer zog, nannten sie mich einen Antisemiten.
Jeder, den ich kenne weiß, dass ich niemals die Faust gegen mein Land erheben würde.
Egal ob das Time Magazine, Freunde oder Kollegen, sie alle sagen im Grunde: "Chuck, wie kannst du es wagen, so offen deine Meinung zu sagen? Was du sagst, ist nicht für die Öffentlichkeit geeignet!" Doch ich habe keine Angst. Wenn Amerikaner immer der Political Correctness gefolgt wären, würden wir immer noch der Britischen Krone angehören.
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